Eine Flüssigkeit tropft aus der Kanüle einer Spritze.

Corona-Forschung Impfstoff: Frettchen als Versuchstiere?

Stand: 04.04.2020 05:02 Uhr

Die ganze Welt wartet auf einen Impfstoff gegen das Coronavirus. Das Friedrich-Loeffler-Institut prüft, ob vielversprechende Stoffe an Frettchen getestet werden könnten.

Während sich das Coronavirus weltweit ausbreitet, suchen Forscher mit Hochdruck nach einem Impfstoff. Nun hat das Friedrich-Loeffler-Institut - das Bundesinstitut für Tiergesundheit - herausgefunden, dass als Versuchstiere auch Frettchen geeignet sein könnten. 

In den vergangenen Wochen hatten Forscher den Tieren eine virushaltige Flüssigkeit in die Nase verabreicht. Auf diese Weise sollte der Infektionsweg beim Menschen im Nasen-Rachen-Raum nachgeahmt werden. Erste Ergebnisse der Bundesforschungseinrichtung auf der Insel Riems in Mecklenburg-Vorpommern zeigen nun, dass Frettchen sich mit dem neuartigen Coronavirus infizieren lassen.

Ein Tier, das sich durch das neue Virus infizieren lasse, den Erreger ausscheide und übertrage, sei eine wichtige Voraussetzung, um Impfstoffe zu testen, bevor sie beim Menschen angewendet würden, erklärt der Virologe und Leiter des Bundesinstituts, Thomas Mettenleiter, ein solches Tiermodell würde derzeit weltweit gesucht.

Thomas C. Mettenleiter, Friedrich-Löffler-Institut

Der Leiter des Friedrich-Loeffler-Instituts, Thomas Mettenleiter, sieht als Frettchen als mögliche Versuchstiere für einen Corona-Impfstoff.

Die Tiere sind nach Informationen des Friedrich-Loeffler-Instituts bereits für andere Atemwegserkrankungen insbesondere durch Grippeviren ein gutes Modell für Menschen. Da sich das neuartige Coronavirus vor allem in den oberen Bereichen der Atemwege des Frettchens vermehre, könnten die Tiere auch als Modell für die Infektion mit dem neuen Virus dienen, heißt es vom Friedrich-Loeffler-Institut.

Paul-Ehrlich-Institut: Frettchen nicht Modell erster Wahl

Etwas zurückhaltender kommentiert das Paul-Ehrlich-Institut - die Bundeseinrichtung für Impfstoffe - die Zwischenergebnisse. Sie belegten zwar, dass Frettchen infizierbar seien. Allerdings zeigten die Tiere, wenn überhaupt, nur einen milden Krankheitsverlauf, heißt es hier. Das bedeute, dass sie nicht den Krankheitsverlauf beim Menschen widerspiegelten. Doch genau so ein Tiermodell, dass Zeitdauer und Verlauf ähnlich wie beim Menschen nachbilden würde, wäre besonders hilfreich für weitere Studien.  

Außerdem sehe man Frettchen wegen der recht aufwändigen Haltung derzeit nicht als Modell erster Wahl für die Impfstoffentwicklung an, heißt es aus dem Paul-Ehrlich-Institut. Um mögliche Impfstoffe vor den klinischen Studien am Menschen zu testen, würde in der Regel auf Mäuse zurückgegriffen. 

Dennoch könnten Frettchen für die Untersuchung spezifischer Fragestellungen relevant sein, erklärt die Bundesforschungseinrichtung für Impfstoffe. Details der Studie könne man zudem erst nach Veröffentlichung der endgültigen Ergebnisse bewerten.

Grundsätzlich unterstütze man aber die Zucht dieser Tiere und habe in der Vergangenheit auch bereits gemeinsam mit dem Friedrich-Loeffler-Institut an Frettchenstudien zu Influenzaviren gearbeitet, schreibt das Paul-Ehrlich-Institut.

Gesundheit von Tieren und Menschen eng verbunden

Darüber hinaus zeigt die aktuelle Pandemie erneut, wie eng die Gesundheit von Menschen und Tieren miteinander verbunden ist. So gehen Forscher etwa davon aus, dass das neuartige Coronavirus ursprünglich von einem Tier auf den Menschen übertragen wurde, bevor es sich weltweit ausgebreitet hat.

Entwarnung: Schweine und Hühner übertragen das Virus nicht

Deshalb testet das Friedrich-Loeffler-Institut sicherheitshalber auch, ob sich Nutztiere mit dem neuen Virus infizieren und somit möglicherweise auch ein Risiko für Tierbestände oder sogar Menschen sein könnten. Hier konnte das Institut nach aktuellem Stand Entwarnung geben. Unter Versuchsbedingungen zeigten sich weder Schweine noch Hühner empfänglich für eine Infektion mit dem neuen Coronavirus. 

Infektionskrankheiten, die sowohl beim Tier als auch beim Menschen vorkommen können, heißen auch Zoonosen. Die sogenannte Zoonosenforschung ist nach dem Tiergesundheitsgesetz Teil des Auftrags des Friedrich-Loeffler-Instituts. Andere bekannte Erreger, die zwischen Tier und Mensch übertragen werden können, sind etwa BSE, das Vogelgrippevirus H5N1 oder die sogenannte Schweinegrippe.

dieses Thema Ndr 04 Class="sendungsbezug Um April Berichtete Uhr Am 2020 06:20 über Thema Im Info