Ein Mitarbeiter arbeitet in einem Labor an Organismen im Hochsicherheitsbereich des Instituts für Virologie der Philipps-Universität Marburg.
FAQ

Coronavirus Warum gibt es noch keinen Impfstoff?

Stand: 11.02.2020 17:15 Uhr

In Genf beraten Experten über Therapien und Vorsorgemaßnahmen gegen das Coronavirus. Eines der zentralen Themen ist die Suche nach einem Impfstoff. Warum gibt es diesen noch nicht?

Warum gibt es bisher keinen Impfstoff?

Auch wenn sich die Entwicklung neuer Impfstoffe in den letzten Jahren sehr beschleunigt hat, benötigt der Prozess eine gewisse Zeit. Das Virus ist Ende vergangenen Jahres erstmals aufgetreten.

Weltweit forschen zahlreiche Institute und Unternehmen an einem Impfstoff, zum Beispiel das Institut für Virologie der Universität Marburg. Eine Tübinger Biotechfirma soll eine führende Rolle bei der Suche nach einem Impfstoff übernehmen und hat dafür mehrere Millionen Euro von einer internationalen Impfstoff-Initiative erhalten. In anderen Ländern wie den USA oder China wird ebenfalls geforscht.

Wann ist mit einem Impfstoff zu rechnen?

Es dauere mindestens ein Jahr, bis klar sei, ob ein Mittel wirkt und sicher ist, schätzt Stephan Becker, Direktor des Instituts für Virologie an der Philipps Universität Marburg und Koordinator des Forschungsbereichs neu auftretende Infektionskrankheiten am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Prof. Dr. Klaus Cichutek, erwartet erste klinische Tests mit Impfstoffen gegen das neue Corona-Virus im Laufe des Jahres.

Abzusehen ist aber, dass ein eventueller Impfstoff zu spät für die aktuelle Erkrankungswelle kommen wird.

Welche Faktoren bestimmen, wann der Wirkstoff verfügbar ist?

"Die Entwicklung eines Impfstoffes an sich kann recht schnell gehen", sagt Luka Cicin-Sain vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Allerdings dauere die Prüfung, ob ein Impfstoff wirksam und sicher sei in Deutschland relativ lange. "Es kann sein, dass es in anderen Ländern schneller geht als in Deutschland, weil die administrativen Hürden nicht so hoch sind", so Cicin-Sain. An Tierversuchen komme man bei Impfstoffen nicht vorbei, da dies der einzige Weg sei, die Stoffe auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen zu testen.

Kürzlich hat die WHO den internationalen Notstand ausgerufen. Für die Impfstoffentwicklung ist das ein Vorteil. "Der Notstand gibt uns die Möglichkeit, noch einfacher international zu kooperieren. Beispielsweise können wir Absprachen über Tests deutscher Impfstoffentwicklungen in den USA oder Australien jetzt rascher mit den jeweiligen Staaten besprechen. Außerdem ist das Ausrufen des Notstands auch ein Signal an die Firmen und die universitären Impfstoffentwickler, ihre bisherigen Impfstoffkonzepte auf das neue Coronavirus umzustellen", sagte Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, des Bundesinstituts für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, in einem Interview mit dem "Tagesspiegel".

Wie wird ein Impfstoff überhaupt entwickelt?

Es gibt unterschiedliche Verfahren, einen Impfstoff zu entwickeln. Dementsprechend wird auch im Falle des neuartigen Coronavirus in unterschiedliche Richtungen geforscht. "Wissenschaftler können dabei auf Erfahrungen mit anderen Coronaviren zurückgreifen", sagt Luka Cicin-Sain .

Die Nutzung eines so genannten Impfvektors wurde beispielsweise beim 2012 auf der Arabischen Halbinsel aufgetretenen MERS-Virus eingesetzt. Dabei werden bei einem erprobten Impfstoff, dem Vektor, ausgewählte genetische Sequenzen von den Erregern eingesetzt, gegen den man vorgehen will. Gelingt dies, so kann der so gewonnene Impfstoff gegen den neuen Virus eingesetzt werden.

"So geht man bei der Impfstoffforschung zum neuartigen Coronavirus auch vor", so Cicin-Sain. In einen Impfvektor werden Teile des neuartigen Coronavirus eingepflanzt. Ein anderer Weg sei es zum Beispiel, bestimmte Gene aus den Viren herauszulösen und zu vermehren. Aus deren Genprodukten werden Impfstoffe hergestellt.

Wie viel kostet das?

Das ist schwer zu beziffern. Die Entwicklung von Impfstoffen koste zwei- bis dreistellige Millionenbeträge, erklärt Cicin-Sain: "Die Entwicklung von Impfstoffen ist wie bei Medikamenten relativ teuer, da sehr hohe Standards gelten und die Erprobung sehr aufwändig ist."

Auch ohne Impfung: Wie kann man sich denn am besten vor einer Ansteckung schützen?

Laut Robert Koch Institut sind die besten Maßnahmen zum Schutz vor einer Ansteckung die, die auch bei Grippe oder anderen Atemwegserkrankungen angewendet werden. Das heißt häufiges Händewaschen, Abstand zu Erkrankten einhalten - ein bis zwei Meter - und "richtiges Husten und Niesen". Dabei soll möglichst kein Speichel oder Nasensekret in die Umgebung gelangen. Am besten geht das, wenn man in ein Einwegtaschentuch niest oder hustet und es dann sofort entsorgt. Alternativ sollte man die Armbeuge vor Mund und Nase halten. Egal wie: Wichtig ist, dass man sich beim Husten oder Niesen von anderen Personen abwendet und nach dem Naseputzen, Niesen oder Husten gründlich die Hände wäscht.

Händewaschen

Häufiges, gründliches Händewaschen kann vor Ansteckung schützen.

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