Albert Fausel betreibt eine Eisenwarenhandlung. Stolz präsentiert er einige Goldstückchen, die er in einem Bach gefunden hat.
reportage

Klimawandel in den USA Neuer Goldrausch in Kalifornien

Stand: 30.08.2023 15:38 Uhr

175 Jahre nach dem Fund des ersten Nuggets suchen im Norden Kaliforniens wieder Tausende nach dem großen Glück. Zu verdanken haben sie die Goldgräberstimmung den Folgen des Klimawandels.

Immer wieder lässt Mark Dayton seinen Metalldetektor über die zerklüfteten Felsen eines Flussufers am Fuß der Sierra Nevada kreisen. Das gleichmäßige Piepen des hochsensiblen Ortungsgeräts durchschneidet die Stille in den Bergen nahe El Dorado, nur 15 Minuten mit dem Auto von dem Ort entfernt, wo einst der Goldrausch begann. "Hier versteckt sich hundertprozentig Gold im Boden", sagt der 53-Jährige. "Wir müssen es nur finden."

Auf öffentlichem Grund und Boden kann auch heute noch jeder in den USA seinen Claim abstecken und bei der zuständigen Behörde die Schürfrechte dafür erwerben - ein Recht aus dem 19. Jahrhundert, von dem in diesem Jahr so viele Einheimische und Touristen Gebrauch machen wie noch nie. Nordkalifornien erlebe in diesen Tagen so etwas wie einen Goldrausch 2.0, sagt Mark: "So etwas habe ich in meinem Leben bislang noch nicht erlebt!"

Auswirkungen des Klimawandels

Was nach einem Abenteuerspaß klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Die verheerenden Waldbrände der vergangenen Jahre haben die Ufer der Gebirgsbäche mürbe gemacht. Winterstürme mit Rekordniederschlägen haben die Bäche in Flüsse verwandelt und riesige Massen an Geröll in die Täler gedrückt - gefüllt mit frischem Gold. "Als hätte Mutter Natur die Hügel mit einem Hochdruckreiniger bearbeitet", sagt Albert Fausel von den Gold Country Treasure Seekers, einer der aktivsten Goldsuchergruppen in Kalifornien.

Fausel betreibt in dem ehemaligen Goldgräbernest Placerville den nach eigener Aussage ältesten Eisenwarenladen westlich des Mississippi. Täglich kommen neue Kunden in sein Geschäft, um Schürfpfannen, Waschrinnen oder Metalldetektoren zu kaufen. Die gut laufenden Geschäfte machen ihm Mut für die Zukunft des Familienbetriebes: "Man sagt ja immer, dass die dritte Generation den Laden verliert - ich denke, mir wird das nicht passieren."

Goldkurs fast auf Rekordhoch

Er selbst sucht am liebsten unter Wasser - gekleidet in einen Neoprenanzug und ausgestattet mit Taucherbrille, Schnorchel und Spitzhacke. Schon nach wenigen Minuten findet er einen "picker". So nennen die Goldsucher ein Stück Gold, das groß genug ist, um es zwischen zwei Fingerspitzen zu halten. "Sieht erstmal klein aus, ist aber sehr schwer und dementsprechend viel wert", sagt Fausel. Angesichts der diesjährigen Rekordkurse für Gold lässt sich schon mit relativ kleinen Mengen ein wenig Geld verdienen: Knapp 2.000 Dollar kostet eine Unze zurzeit auf dem Weltmarkt - umgerechnet etwa 60 Euro pro Gramm. "Ein paar Hundert Dollar sind da schnell zusammen", sagt Albert.

Jeden dritten Montag im Monat treffen sich die Mitglieder der Gold Country Treasure Seekers, um über ihre Funde zu philosophieren. "Beim letzten Mal lag da Gold im Wert von 50.000 Dollar auf dem Tisch", sagt Mark Dayton, der Chef des Clubs. "So viel wie noch nie!"

Mehr als 8.000 Dollar für den Rekordfund

In seinem früheren Leben war Dayton mal Polizist und Feuerwehrmann. Mittlerweile kann er von der Goldsuche leben - kein Wunder, bei Funden im Wert von rund 750 Dollar pro Tag. Sein größter Fund liegt sieben Jahre zurück. Ausgerechnet an seinem Geburtstag war er mit einem Partner bereits auf dem Rückweg einer erfolglosen Suche, als plötzlich doch noch sein Detektor anschlug. Dayton buddelte an der entsprechenden Stelle ein Loch, griff hinein und konnte kaum glauben, was er in Händen hielt: "Ein Nugget, so groß und schwer, dass ich es vor Schreck sofort wieder fallen ließ!"

Mehr als 8.000 Dollar hat ihm der Verkauf seines Rekordfunds eingebracht. In seinem vollgestopften Arbeitszimmer bewahrt er seitdem nur noch ein Duplikat aus Kunststoff auf. "Ein solcher Fund kann ganz schnell Goldfieber auslösen", sagt Dayton nachdenklich. "Und dann wird man süchtig nach diesem Gefühl."

Zwei Hände mit Pyrit, auch "Katzengold" genannt, und echtem Gold.

Zwei Hände mit Pyrit, auch "Katzengold" genannt, und echtem Gold: Wer nicht unterscheiden kann, ist nach den ersten Funden schnell frustriert.

"Nach dem dritten rostigen Nagel ist Schluss"

Reich wurden schon von 1848 bis 1854 nur die allerwenigsten Goldgräber - daran hat sich bis heute nicht viel geändert. "Für die meisten ist es ein Freizeitspaß", sagt Eisenwarenhändler Albert Fausel. Viele würden auch schnell wieder aufgeben, ergänzt Mark Dayton. Rückschläge gehörten bei der Goldsuche nämlich dazu. Nicht selten schlage ein Metalldetektor an der falschen Stelle an - was für ordentlich Frust sorge: "Nach dem dritten rostigen Nagel ist dann oft Schluss."

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