Nobelpreis-Medaille

Chemie-Nobelpreis Auszeichnung für drei Molekülforscher

Stand: 05.10.2022 13:36 Uhr

Die Wissenschaftler Carolyn R. Bertozzi, Morten Meldal und Barry Sharpless erhalten in diesem Jahr den Chemie-Nobelpreis. Sie werden für die Entwicklung von Methoden zum zielgerichteten Aufbau von Biomolekülen ausgezeichnet.

Der Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an drei Forschende aus den USA und Dänemark. Ausgezeichnet werden Carolyn R. Bertozzi und Barry Sharpless aus den USA und Morten Meldal aus Dänemark für ihre Forschungen auf dem Gebiet der bioorthogonalen Chemie und der Click-Chemie, wie die Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm bekannt gab.

Bertozzi ist die erste Frau, der in diesem Jahr ein Nobelpreis zugesprochen wurde. Der 81-jährige Sharpless erhält als fünfter Forscher überhaupt zum zweiten Mal einen Nobelpreis. Er war bereits 2001 mit dem Chemie-Nobelpreis geehrt worden.

Grundlagen für Click-Chemie

Sharpless und Meldal haben dem Nobelkomitee zufolge die Grundlagen für die sogenannte Click-Chemie gelegt. Sie teilen sich den Preis mit Bertozzi. Diese habe die Click-Chemie in eine neue Dimension gebracht und begonnen, sie für die Kartierung von Zellen zu nutzen. Zudem habe Bertozzi sogenannte bioorthogonale Reaktionen erforscht.

Das Konzept der Click-Chemie ermöglicht es, schnell und zielgerichtet Moleküle aus kleineren Einheiten zu synthetisieren. Die Verfahren werden etwa in der Pharmazeutik eingesetzt, wie Thomas Brück von der TU München im Gespräch mit tagesschau24 erklärt.

Ein konkreter Anwendungsbereich ist die Suche nach neuen Antibiotika. "Wir können potenzielle neue Stoffe mit einem leuchtenden Molekül markieren und können dann verfolgen, wo sie in der Zelle agieren", so Brück. "Man kann dann beispielsweise sagen, dieses Molekül bindet an dieses Protein oder diesen Inhaltsstoff innerhalb der Zelle." Man könne dann gezielt dieses Molekül weiterentwickeln, hin zu einem neuen Wirkstoff, der helfe, bakterielle Krankheiten zu besiegen.

Krankheitsverläufe in Echtzeit verfolgen

Andersherum sei es aber auch möglich zu beobachten, wo Bakterien die menschlichen Zellen angreifen. "Krankheitserreger binden oft an spezielle Zuckermoleküle an der Zelloberfläche", erklärt Brück:

Durch einen Marker dort können wir in Echtzeit Krankheitsverläufe verfolgen und identifizieren, wo genau die Erreger binden und wie sie das tun. Und das gibt uns Aufschlüsse, wie wir neue pharmazeutische Wirkstoffe designen können.

Mithilfe solcher bioorthogonalen Reaktionen haben Forscher etwa die Zielgenauigkeit von Krebsmedikamenten verbessert.

Die renommierteste Auszeichnung für Chemiker ist in diesem Jahr mit insgesamt zehn Millionen Kronen (rund 920 000 Euro) dotiert. Die feierliche Übergabe der Preise findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.

Auszeichnung mit rund 920.000 Euro dotiert

Die renommierteste Auszeichnung für Chemiker ist mit insgesamt zehn Millionen Kronen (rund 920 000 Euro) dotiert. Die feierliche Übergabe der Preise findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Seit 1901 wurde der Chemie-Nobelpreis an 187 verschiedene Forscher vergeben.

Im vorherigen Jahr ging die Auszeichnung an den Deutschen Benjamin List und den in Schottland geborenen US-Forscher David W.C. MacMillan. Beide hatten Methoden zur Beschleunigung chemischer Reaktionen entwickelt.

Nobelpreise für Medizin und Physik bekanntgegeben

Mit den wissenschaftlichen Nobelpreisen werden häufig zwei oder drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gleichzeitig gewürdigt, die zum Beispiel gemeinsam zu einem Themenfeld geforscht haben. So der Fall beim diesjährigen Physik-Nobelpreis - mit ihm wurden drei Quantenforscher ausgezeichnet: Der Franzose Alain Aspect, der US-Amerikaner John F. Clauser und der Österreicher Anton Zeilinger. Alle drei würden für ihre Arbeiten zur Kraft der Quantenmechanik geehrt.

Gelegentlich gibt es jedoch nur einen Preisträger, wie in diesem Jahr der Evolutionsforscher Svante Pääbo. Der seit 1997 in Leipzig forschende Schwede bekam den Medizin-Nobelpreis zugesprochen. Er wird ihn für seine Forschung zur Evolution des Homo sapiens und zu dessen ausgestorbenen Verwandten erhalten.

Am Donnerstag und Freitag folgen die Bekanntgaben der diesjährigen Nobelpreisträger für Literatur und für Frieden. Die Reihe endet am kommenden Montag mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten sogenannten Wirtschafts-Nobelpreis.