Die Hülle einer Nobelpreis-Medaille
FAQ

Auszeichnung für Forschende Wie wird der Nobelpreis vergeben?

Stand: 02.10.2022 09:01 Uhr

Er ist der berühmteste Wissenschaftspreis der Welt - doch wie werden die Nobelpreisträger ausgewählt? Wer darf die Kandidaten nominieren? Und warum wird einer der Preise an einem anderen Ort vergeben als die übrigen?

Von Alexander Steininger, tagesschau.de

Warum stiftete Alfred Nobel einen Wissenschaftspreis?

Gestiftet wurde der Preis von dem schwedischen Tüftler Alfred Nobel. Reich wurde er unter anderem durch die Erfindung des Dynamits. Eigentlich wollte er damit Tote verhindern: Denn im Berg- und Straßenbau wurde bis dato Nitroglyzerin eingesetzt, ein hochgefährlicher Sprengstoff, der schon bei kleineren Erschütterungen explodierte. Auch Nobels jüngerer Bruder kam bei einem Unfall mit Nitroglyzerin ums Leben.

Doch schnell entdeckten Armeen und Attentäter das Dynamit - und Nobels Erfindung führte in Kriegen und Revolutionen fortan zu Tausenden Toten. Möglicherweise hatte er deswegen ein schlechtes Gewissen. In seinem Testament verfügte er 1895, sein Vermögen solle in eine Stiftung überführt und für einen Preis eingesetzt werden, der Menschen zugutekomme, die "im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben". Zum Friedensnobelpreis heißt es sogar, er solle demjenigen verliehen werden, der "am meisten für die Völkerverständigung, die Abschaffung oder Reduzierung stehender Heere und die Förderung des Friedens getan hat".

Wer kann Kandidaten nominieren?

Nur ausgewählte Personen können andere als Kandidaten oder Kandidatin vorschlagen - man kann sich nicht selbst nominieren. Vorschlagsberechtigt sind die Mitglieder der Nobelkomitees und die Mitglieder mehrerer wissenschaftlicher Institutionen in Schweden, wie die Schwedische Akademie der Wissenschaften, das Karolinska Institut oder die Schwedische Akademie.

Aber auch bisherige Nobelpreisträger dürfen Kandidaten nominieren, genauso wie Professoren der entsprechenden Fachrichtungen aus allen skandinavischen Ländern und berühmte Forscher aus anderen Ländern, die den schwedischen Akademien geeignet dafür erscheinen. Stichtag für die Nominierungen ist der 1. Februar.

In Summe geht es also um Hunderte, wenn nicht gar Tausende Vorschlagsberechtigte. Und entsprechend viele, die von ihnen als Preisträger vorgeschlagen werden: Allein für den Friedensnobelpreis wurden in diesem Jahr 251 Personen und 92 Organisationen vorgeschlagen.

Das Karolinska Institut in Stockholm

Das Karolinska-Institut ist die medizinische Hochschule in Stockholm.

Wer legt fest, wer den Preis bekommt?

Die Nobelkomitees - für jede Preiskategorie gibt es ein eigenes. Vier der fünf Komitees sitzen in Stockholm. So entscheidet das Karolinska Institut über den Medizin-Nobelpreis, die Schwedische Akademie der Wissenschaften in Chemie und Physik und die Schwedische Akademie über den Literaturpreis. Die Komitees bestehen in der Regel aus fünf bis sechs Personen, die für drei Jahre unter den Mitgliedern der Institutionen gewählt werden. Die Komitees arbeiten aber nicht komplett alleine, sie lassen sich von externen Fachleuten beraten, etwa in Form von Gutachten.

Der Friedensnobelpreis dagegen wird in Oslo verliehen. Hier benennt das Storting, das norwegische Parlament, fünf Personen, die den Preisträger küren. Auch sie beraten sich mit externen Experten.

Ein Preis kann auf maximal drei Personen verteilt werden. Die Bekanntgabe der Gewinner ist traditionell im Oktober. Verliehen werden die Preise aber offiziell erst am 10. Dezember - dem Todestag Alfred Nobels.

Mal ehrlich, ahnen die Gewinner vorher wirklich gar nichts?

"Das ist alles komplett geheim und man weiß wirklich überhaupt nichts", sagt Benjamin List im tagesschau24-Interview - und er muss es wissen, schließlich gewann er 2021 den Nobelpreis in Chemie. Meistens ahnen selbst die Preisträger bis zum Schluss nicht, dass sie gewählt wurden - bis sie den berühmten Anruf bekommen.

Das führte in der Vergangenheit schon zu kuriosen Szenen: So erfuhr der Physiker Peter Higgs 2013 von seinen Nachbarn, dass er den Nobelpreis gewonnen hatte. Er hatte nämlich kein Mobiltelefon und war in einem Restaurant, als das Nobelkomitee ihn kontaktieren wollte. Der Direktor der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) konnte zunächst nicht persönlich informiert werden, weil alle Leitungen dort besetzt waren. Und der Ökonom Paul Milgrom musste von seinem Nachbarn und Co-Preisträger Robert Wilson mitten in der Nacht unsanft geweckt werden.

Zugegeben: Dass jemand nominiert ist, wird entgegen der Vorschrift nicht immer ganz geheim gehalten. Der Chemiker List hatte auch bereits erfahren, dass er als Kandidat im Rennen war. Doch als der Anruf aus Stockholm kam, saß auch er mit seiner Frau zum Frühstück in einem Café in Amsterdam.

Warum wird der Friedensnobelpreis in Oslo vergeben?

Viermal Stockholm, einmal Oslo - warum sich Nobel für diese Aufteilung entschied, ist nicht ganz klar. Möglicherweise wollte er den Friedenspreis damit besonders herausheben. Denn gegen Ende seines Lebens kam er über Bertha von Suttner mit pazifistischem Gedankengut in Berührung. Fest steht nur, dass Norwegen und Schweden bis 1905 eine Einheit bildeten unter dem schwedischen Königshaus. Möglicherweise wollte Nobel beide Landesteile berücksichtigen bei der Preisvergabe.

Was ist mit dem Preis für Wirtschaftswissenschaften?

Der ist streng genommen kein Nobelpreis. Er heißt deshalb auch offiziell "Der Schwedische Reichsbank-Preis in Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel". Wie der Name sagt, wurde er von der Schwedischen Zentralbank anlässlich ihres 300-jährigen Bestehens gestiftet und 1969 erstmals verliehen. Sonst ist aber vieles gleich: Über die Preisträger entscheidet die Schwedische Akademie der Wissenschaften - die Kriterien der Vergabe sind entsprechend dieselben wie bei den "echten" Nobelpreisen. Und auch das Preisgeld von rund 920.000 Euro ist gleich.