Im Süden des Libanon steigen Rauchwolken auf, nachdem Israel weitere Luftangriffe auf das Gebiet geflogen hat.

Krieg im Nahen Osten Israel nennt Details zu Angriffen auf den Libanon

Stand: 21.09.2024 20:44 Uhr

Nach einer Angriffsserie auf Ziele im Libanon hat die israelische Armee Details bekannt gegeben. Im Gazastreifen wirft die palästinensische Seite Israel abermals Angriffe auf Zivilisten vor. Eine Deeskalation ist nicht in Sicht.

Nach dem Bombardement von Zielen im Libanon hat die israelische Armee erklärt, es seien zahlreiche Raketenabschussrampen der Hisbollah zerstört worden. "Im Laufe der vergangenen Stunden hat die israelische Luftwaffe Tausende Abschussrampen getroffen, die bereitstanden für den sofortigen Abschuss in Richtung des israelischen Territoriums", erklärte die Armee. Sie gab an, rund "180 Ziele" getroffen zu haben, nannte aber keine Details. Zudem habe es Artilleriebeschuss gegeben. Libanesische Sicherheitskreise meldeten mehr als 100 Angriffe im Süden des Landes. 

Lage im Norden Israels weiter unsicher

Die israelischen Streitkräfte teilten zudem mit, dass die Hisbollah-Miliz bis zum späten Nachmittag etwa 90 Raketen aus dem Libanon auf Israel abgeschossen habe. Im Norden Israels heulten Warnsirenen. Berichte über Verletzte gab es auf beiden Seiten zunächst nicht. 

Für den Norden Israels erließ das Militär verstärkte Einschränkungen für die Bewohner. In mehreren Gebieten, darunter in der Küstenstadt Haifa, seien Versammlungen im Freien auf maximal 30 Personen, in Innenräumen auf 300 Teilnehmer beschränkt, teilte die Armee mit. Anwohner der betroffenen Gebiete dürfen den Angaben nach zudem nur noch zu ihren Arbeitsplätzen, zu Schulen und Universitäten, wenn dort Schutzräume verfügbar sind. Die geänderten Richtlinien gelten seit dem Abend.

Details zu Angriffen auf Hisbollah-Führung

Neuigkeiten gab die israelische Armee auch zu den Angriffen auf hochrangige Hisbollah-Funktionäre in Beirut bekannt: Bei zwölf der 16 Todesopfer handle es sich um Mitglieder der Führungsspitze der Schiitenmiliz, teilte ein Sprecher mit. Die Angaben ließen sich zunächst nur teilweise überprüfen. Die Getöteten seien für israelische und libanesische Zivilisten eine Bedrohung gewesen, erklärte der Armeesprecher. Unter ihnen sei auch ein Mann namens Abu Hassan Samir, der Leiter der Trainingsgruppe einer Hisbollah-Eliteeinheit gewesen sein soll. Bei dem Angriff auf das Hisbollah-Treffen seien auch weitere Kommandeure dieser Einheit ums Leben gekommen. 

Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden bei dem Angriff insgesamt mindestens 37 Menschen getötet, darunter auch drei Kinder. Unter den Todesopfern war auch der hochrangige Hisbollah-Militärkommandeur Ibrahim Akil, dem der Schlag gegolten hatte. Akil war der Anführer der Radwan-Truppe. Die Hisbollah sprach nach dem Angriff vom Freitag von insgesamt 15 getöteten Mitgliedern, darunter auch Akil. 

Keine Aussicht auf Deeskalation?

International wächst die Sorge, dass der Krieg in Nahost einen Flächenbrand entzünden könnte. Nach Einschätzung des ARD-Korrespondenten vor Ort, Ramin Sina, könnten zwei Akteure vermittelnd eingreifen: die USA, Bündnispartner Israels, und der Iran, Verbündeter der Hisbollah. "Es bräuchte massiven Druck der US-Amerikaner auf Israel und der Iraner auf die Hisbollah zu deeskalieren", so Sina in der tagesschau. Diesen massiven Druck sehe er derzeit aber nicht. "Es gibt mahnende Worte aus Washington, ja - aber mehr nicht."

Eine weitere Möglichkeit wäre laut Sina ein Waffenstillstand in Gaza. "Alles hängt mit allem zusammen. Die Hisbollah hat mehrfach betont, dass sie aufhören würde, in Richtung Nordisrael zu schießen, wenn es einen Waffenstillstand in Gaza gäbe." Doch auch davon scheine man weit entfernt zu sein, und so blieben die Fronten verhärtet, mehr noch: Nach Sinas Informationen fliegt die israelische Armee am Abend weitere Angriffe auf Ziele im Süden des Libanon. "Es bleibt weiterhin gefährlich, von Deeskalation keine Spur."

Angriffe auch auf Ziele in Gaza

Bei einem israelischen Angriff auf ein ehemaliges Schulgebäude in der Stadt Gaza sollen palästinensischen Angaben zufolge heute ebenfalls viele Menschen ums Leben gekommen sein. Mindestens 21 Menschen seien getötet und mindestens 30 weitere verletzt worden, teilte die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit. Darunter seien viele Minderjährige und Frauen. In dem Gebäude sollen sich den Angaben nach Vertriebene aufgehalten haben.

Israels Armee teilte mit, in dem Gebäude ein Kommandozentrum der Hamas attackiert zu haben. Die israelischen Einsatzkräfte hätten vor dem Luftschlag zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern. Die angegriffenen Hamas-Mitglieder hätten Anschläge auf Israel geplant, hieß es weiter. Israel wirft der Hamas vor, zivile Gebäude für ihre Zwecke zu missbrauchen.

Weitere Todesopfer befürchtet

Helfer holen derzeit Opfer unter den Trümmern des Gebäudes hervor, wie der von der Hamas kontrollierte palästinensische Zivilschutz mitteilte. Danach könnte die Zahl der Toten weiter steigen. Palästinensische Medien hatten zunächst von Angriffen auf zwei ehemalige Schulen im selben Viertel berichtet. In unmittelbarer Nähe befinden sich dort mehrere Gebäude, die vor dem Krieg als Schulen genutzt wurden.

Anwohner berichteten der Nachrichtenagentur dpa, sie hätten mehrere Angriffe in der Gegend gehört. Ein zweiter Angriff auf ein weiteres ehemaliges Schulgebäude in der Gegend sei dem Militär nicht bekannt, sagte die Armee auf Anfrage. Die Angaben ließen sich allesamt zunächst nicht unabhängig überprüfen.

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