Zerstörte Gebäude in der ukrainischen Stadt Orichiw (Archivbild vom 10. August 2023).
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Krieg gegen die Ukraine ++ Tote und Verletzte nach russischem Beschuss ++

Stand: 12.08.2023 23:57 Uhr

Die Ukraine meldet zwei Tote und zwölf Verletzte nach russischem Beschuss im Süden und Osten. US-Experten bescheinigen der ukrainischen Armee Erfolge bei der Gegenoffensive im Gebiet Saporischschja. Die Entwicklungen von Samstag zum Nachlesen.

12.08.2023 • 23:57 Uhr

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12.08.2023 • 22:14 Uhr

Selenskyj: "Danke, Olaf!"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Deutschland für die beiden weiteren Abschussrampen des Flugabwehrsystems Patriot gedankt, die sein von Russland angegriffenes Land erhalten hat. "Das ist sehr wichtig", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache. "Danke! Danke, Deutschland. Danke an die Menschen", sagte Selenskyj - und fügte an Bundeskanzler Olaf Scholz gerichtet hinzu: "Danke dir, Olaf!"

Die Lieferung der neuen Patriot-Systeme durch Deutschland war vor wenigen Tagen bekannt geworden. Bereits unmittelbar danach hatte sich Selenskyj auch bei Scholz bedankt. Für die Ukraine sind die in den USA gebauten Patriot-Systeme besonders wertvoll, weil sie nach Kiewer Angaben schon mehrmals russische Hyperschallraketen abgefangen haben. Jede Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung bedeute die Rettung Tausender Menschenleben, betonte Selenskyj. Zu den neuen deutschen Lieferungen zählen auch zehn weitere Mehrzweck-Kettenfahrzeuge Bandvagn 206, sechs Schwerlastsattelzüge sowie etwa 6000 Schuss Nebelmunition für Artilleriegeschütze mit Kaliber 155 Millimeter.

Seit der russischen Invasion gibt es in der Ukraine immer mehr Kriegsversehrte. Allein die Zahl der Amputierten wird auf mehrere Zehntausend geschätzt. In einer Reha-Klinik in Lwiw schöpfen sie wieder Mut.

Russland kündigt nach einem erneuten Angriff der Ukraine auf die Krim-Brücke eine Reaktion an. "Es gibt keine Rechtfertigung für solche barbarischen Handlungen und sie werden nicht unbeantwortet bleiben", schreibt die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf Telegram.

Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium mitgeteilt, ein ukrainischer Raketenangriff auf die 19 Kilometer lange Brücke sei abgewehrt worden. Sie verbindet die von Russland annektierte Krim über die Straße von Kertsch mit Russland.

Karte Ukraine mit Kertsch und der Krim-Brücke

In der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad ist offiziellen Angaben zufolge ein russisches Kampfflugzeug bei einem Trainingsflug abgestürzt. "Die Besatzung des Flugzeugs kam ums Leben", teilte das russische Verteidigungsministerium laut Agentur Interfax mit. Um wie viele Insassen es sich handelte, war zunächst unklar. Auch die genaue Absturzstelle wurde nicht genannt. Die Maschine vom Typ Suchoi Su-30 sei über unbewohntem Gebiet geflogen, als technische Probleme aufgetreten seien, hieß es.

Russland führt seit mehr als 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Bereits mehrfach stürzten in der Vergangenheit aber auch russische Kampfjets auf eigenem Staatsgebiet wegen technischer Probleme ab.

Die Ukraine hat mit der Registrierung von Schiffen begonnen, die einen von dem Land eingerichteten Korridor im Schwarzen Meer nutzen wollen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Interfax Ukraine. Den Korridor sollen in der Ukraine festsitzende Schiffe nutzen können, die von der russischen Invasion überrascht wurden und wegen des Krieges die Häfen nicht verlassen haben. Nach Informationen, die Reuters vorliegen, hat bislang kein Reeder ein Schiff für die Fahrt durch die Passage angemeldet.

Das Schwarze Meer wird von der russischen Flotte beherrscht. Russland hat bislang offen gelassen, ob es Schiffe, die dem Korridor nutzen, angreifen wird. Im vergangenen Monat war Russland zudem aus dem Getreideabkommen ausgestiegen, das der Ukraine trotz des Krieges den Transport von Getreide über das Schwarze Meer ermöglicht hatte. Seitdem haben Angriffe beider Seiten in der Region zugenommen.

US-Experten zufolge hat die ukrainische Armee Erfolge bei der Gegenoffensive im Gebiet Saporischschja zu verzeichnen. Ukrainische Truppen hätten "taktisch bedeutende Fortschritte" im Westen Saporischschjas erzielt, schrieb das US-Institut für Kriegsstudien ISW. Aufnahmen zeigten, dass die Ukrainer die nördlichen Außenbezirke der Siedlung Robotyne erreicht hätten, die rund zehn Kilometer südlich von der Stadt Orichiw liegt. Zugleich war in dem Bericht von verstärkten russischen Angriffen bei Kupjansk im Charkiwer Gebiet die Rede.

Das britische Verteidigungsministerium wiederum berichtete, dass Russland angesichts des ukrainischen Drucks weitere Truppen nach Saporischschja schicke. Die Russen hätten wahrscheinlich Luftlandetruppen aus der Region Cherson in die Gegend um Orichiw verlegt, teilte das Ministerium in seinem jüngsten Geheimdienst-Update mit.

An der Brücke von Kertsch zwischen dem russischen Festland und der völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat es erneut Explosionen gegeben. Die russische Luftabwehr habe am Mittag zwei feindliche Raketen abgeschossen, teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter der Halbinsel, Sergej Aksjonow, auf Telegram mit. "Die Krim-Brücke ist nicht beschädigt", schrieb er. Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht. Der Autoverkehr über die Brücke wurde demnach vorübergehend eingestellt.

Bereits in der Vergangenheit hatte das ukrainische Militär die Krim-Brücke durch Angriffe beschädigt und verwies darauf, dass das Bauwerk von Russland illegal auf besetztem Gebiet errichtet wurde. Zu dem jüngsten Angriff gab es zunächst keine offizielle Reaktion aus Kiew.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

In Polen hat die Polizei Aufkleber sichergestellt, die für einen Dienst in der russischen Söldnertruppe Wagner werben. Die Aufkleber im A5-Format seien von Bürgern in Krakau in mehreren Stadtteilen bemerkt worden. Das sagte eine Sprecherin der örtlichen Polizei der Nachrichtenagentur dpa. Auf den Zetteln sei das Logo der Wagner-Leute abgebildet, darunter stehe auf Englisch: "Wir sind hier. Schließ dich an." Ein darunter gedruckter QR-Code führt nach Polizeiangaben auf eine Rekrutierungs-Webseite der Söldnertruppe. Die Staatsanwaltschaft sei informiert, die Polizei versuche, die Täter zu ermitteln. Nach dem polnischen Strafrecht ist sowohl die Rekrutierung für fremde Armeen und Söldnertruppen als auch der Dienst in solchen Organisationen verboten. Bei Verstößen drohen bis zu fünf Jahre Haft.

In Polen ist die Nervosität gewachsen, seitdem Truppen der Privatarmee von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin nach einem gescheiterten Aufstand gegen Moskau im benachbarten Belarus ihr Lager aufschlugen. Nach Angaben der Führung in Minsk sollen die Wagner-Kämpfer die belarusische Armee schulen.

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter hat erneut die rasche Lieferung deutscher "Taurus"-Marschflugkörper an die Ukraine gefordert. Im Sender ntv warf Kiesewetter Bundeskanzler Olaf Scholz generell zu viel Zögerlichkeit bei der Militärhilfe für das von Russland überfallene Land vor. Scholz leiste damit einer langen Dauer des Krieges in der Ukraine Vorschub.

Die Bundesregierung prüft derzeit eine Lieferung der "Taurus"-Marschflugkörper, hat aber offiziell bislang keine Entscheidung darüber getroffen. Laut Medienberichten dringt das Kanzleramt auf eine Reduzierung der Reichweite der Flugkörper, um das Risiko ukrainischer Angriffe auf Ziele in Russland zu verringern. Kiesewetter betonte in diesem Zusammenhang, es sei "wichtig, der Ukraine zu vertrauen".

Eine ältere Frau und ein Polizist sind laut ukrainischen Angaben am frühen Samstag durch russischen Beschuss gestorben. Bei einem Angriff auf die Stadt Orichiw in der Region Saporischschja sei ein Polizist getötet und zwölf Menschen, darunter vier Polizisten, verletzt worden, teilte Innenminister Ihor Klymenko bei Telegram mit. Demnach hätten die russischen Truppen eine gelenkte Fliegerbombe eingesetzt.

Zuvor hatte der Gouverneur von Charkiw, Oleh Synehubov, den Tod einer Frau gemeldet. Die 73-Jährige sei bei russischem Beschuss auf das Dorf Kupjansk-Wuslowyj im Bezirk Kupjansk ums Leben gekommen.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Von Russland besetzte Gebiete sind in der Karte schraffiert dargestellt.

Bei einem russischen Angriff auf die Region Charkiw ist nach ukrainischen Angaben eine Frau getötet worden. Am frühen Morgen sei das Dorf Kupjansk-Wuslowyj im Bezirk Kupjansk beschossen worden, teilte der Gouverneur der im Nordosten der Ukraine gelegenen Oblast Charkiw, Oleh Synehubow, bei Telegram mit. "Ein Wohngebäude wurde beschädigt. Eine 73-jährige Frau starb."

Östliche Teile von Charkiw grenzen direkt an die Frontlinie. Die ukrainischen Streitkräfte haben dort in den vergangenen Wochen eine Zunahme russischer Angriffe gemeldet. Die Regionalbehörden haben bereits angekündigt, die Zivilbevölkerung aus den Ortschaften in Sicherheit zu bringen, die der Frontlinie im Bezirk Kupjansk am nächsten liegen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Litauen hat die Bundesregierung mit Blick auf die zugesagte Stationierung von 4000 Bundeswehr-Soldaten an der NATO-Ostflanke zur Eile aufgefordert. "Wir sollten uns jetzt darauf konzentrieren, einen ehrgeizigen und schnellen Zeitplan für die vollständige Stationierung zu vereinbaren", sagte der litauische Vize-Außenminister Jonas Survila der "Welt am Sonntag". Vilnius sei bereit, "erhebliche Investitionen in die für die Aufnahme der deutschen Truppen erforderliche Infrastruktur zu tätigen", fügte er hinzu.

Der Politiker zog mit Blick auf den Krieg in der Ukraine einen historischen Vergleich. "Heute fühlen wir uns wie West-Berlin während des Kalten Krieges: umgeben von aggressiven Nachbarn sowohl aus dem Westen, Kaliningrad, Russland, als auch aus dem Osten, Belarus", sagte Survila. "Damals wurde die Sicherheit West-Berlins unter anderem dadurch gewährleistet, dass in der Stadt eine Garnison in der Größe einer US-Armeebrigade stationiert war, die Berlin-Brigade. Heute bitten wir die Deutschen sowohl symbolisch als auch praktisch, zur Sicherheit beizutragen, indem sie dauerhaft eine kampfbereite deutsche Brigade in Litauen stationieren", sagte Survila.

Frankreich verurteilt den russischen Raketenangriff, bei dem ein achtjähriger Junge ums Leben gekommen ist. Die jüngsten russischen Raketenangriffe, bei denen ein Kind in der Westukraine getötet wurde, stellen "Kriegsverbrechen dar und dürfen nicht ungestraft bleiben", erklärt das französische Außenministerium in einer Erklärung.

Diese Angriffe zielten erneut auf zivile Infrastrukturen, darunter auch auf Wohngebiete, was eine eklatante Verletzung der internationalen humanitären Rechte darstellt.

Frankreich werde in enger Zusammenarbeit mit seinen Partnern seine militärische Unterstützung für die Ukraine verstärken, insbesondere bei der Stärkung der Luftabwehrkapazitäten, hieß es weiter. Moskau bestreitet, absichtlich Zivilisten anzugreifen.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau haben russische Streitkräfte in der Nacht zum Samstag eine Drohnenattacke Kiews über der annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim abgewehrt. Die Ukraine habe die Krim mit 20 unbemannten Luftfahrzeugen angegriffen. "Der vereitelte Terroranschlag hat weder Opfer gefordert noch Schaden verursacht", teilte das Ministerium laut einem Bericht der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren. Zuvor war in der Nacht über Teilen der Krim die Flugabwehr aktiviert worden. Das teilte Oleg Krjutschkow, ein Berater der Krim-Führung, am frühen Samstagmorgen bei Telegram mit.

Russland hat nach Angaben der regionalen Militärverwaltung erneut das ukrainische Gebiet Sumy nahe der russischen Grenze angegriffen. Im Verlauf des Freitags sei das Gebiet im Nordosten der Ukraine neunmal unter Beschuss geraten, teilte die Militärverwaltung von Sumy bei Telegram mit. Insgesamt seien 51 Explosionen registriert worden. Dabei seien unter anderem in der Gemeinde Seredyna-Buda zwei Wohnhäuser beschädigt worden, hieß es weiter. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht.

Das russische Ministerium für digitale Entwicklung hat einem Medienbericht zufolge seinen Mitarbeitern die Nutzung von Apple iPhones und iPads zu Arbeitszwecken verboten. "Es wird ein Verbot von (Apple-)Mobilgeräten - Smartphones und Tablets - für den Zugriff auf Arbeitsanwendungen und den Austausch von Arbeits-E-Mails verhängt", sagte der Leiter des Ministeriums Maxut Schadajew auf einer digitalen Konferenz, wie die Nachrichtenagentur Interfax berichtete.

Es sei erlaubt, iPhones für persönliche Zwecke zu nutzen. Das Ministerium erließ das Verbot zwei Monate nach der Behauptung des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, dass mehrere Tausend Apple-Geräte zu Spionagezwecken der USA manipuliert worden seien. Apple wies die Anschuldigungen zurück.

11.08.2023 • 03:21 Uhr

Der Liveblog vom Freitag

Eigentlich will die EU bis zum nächsten Frühjahr eine Million Artilleriegeschosse an die Ukraine liefern - bisher sind es erst rund 224.000. Die USA sind offen für eine Ausbildung ukrainischer Piloten auf F-16-Kampfjets. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

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