Naim Kassem
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Krieg in Nahost ++ Hisbollah sieht Konflikt mit Israel in neuer Phase ++

Stand: 22.09.2024 23:21 Uhr

Es handele sich nun um eine "offene Schlacht der Abrechnung", sagte der stellvertretende Hisbollah-Chef Kassem. Israels Premier Netanyahu droht derweil mit weiteren Angriffen. Die Entwicklungen von Sonntag zum Nachlesen im Liveblog.

22.09.2024 • 23:21 Uhr

Ende des heutigen Liveblogs

Hiermit schließen wir den Liveblog für heute und wünschen eine gute Nacht.

Nach den Worten von US-Präsident Joe Biden tue seine Regierung ""alles, was wir können, um den Ausbruch eines noch größeren Krieges zu verhindern". Die Sorge vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten sei groß.

22.09.2024 • 20:07 Uhr

Generalstabschef droht Hisbollah

Israel plant nach den Worten von Generalstabschef Herzi Halevi in den kommenden Tagen weitere Schritte gegen die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah. Die Tötung des Hisbollah-Kommandeurs Ibrahim Akil und weiterer ranghoher Kommandeure bei einem israelischen Luftangriff am Freitag nahe Beirut habe die Organisation "erschüttert", sagte Halevi bei einer Ansprache. Israels Botschaft an die Hisbollah sowie andere in der Region laute: "Wir können all jene erreichen, die Israels Bürger bedrohen."

22.09.2024 • 19:43 Uhr

Zwölf Personen im Iran verhaftet

Die iranischen Revolutionsgarden haben mitgeteilt, es seien zwölf Personen verhaftet worden, weil sie mit Israel kollaboriert und Anschläge gegen die Sicherheit des Irans geplant hätten. Israel und seine westlichen Unterstützer versuchten, die Krise in Nahost auf den Iran auszuweiten, da sie ihre Ziele im Gazastreifen und Libanon nicht erreichten, hieß es in einer Erklärung.

Etwa die Hälfte der rund 100 Geiseln, die seit vergangenem Jahr im Gazastreifen festgehalten werden, sind nach Informationen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu noch am Leben. Netanyahu sagte dies Medienberichten zufolge bei einem Treffen des parlamentarischen Ausschusses für Außen- und Sicherheitspolitik in Jerusalem. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht, es handelte sich den Angaben zufolge um eine nichtöffentliche Sitzung.

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten am 7. Oktober 2023 mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Dies war der Auslöser für den Gaza-Krieg.

Israel wollte nach Darstellung der Hisbollah-Miliz durch die massenhafte Explosion von Kommunikationsgeräten im Libanon Tausende Menschen töten. Das Land habe durch die koordinierten Attacken "5.000 Menschen töten" wollen, sagte der stellvertretende Hisbollah-Chef Naim Kassim. Zudem habe es Zivilisten angegriffen, auch Kinder.

Bei den offenbar koordinierten Attacken am Dienstag und Mittwoch wurden mindestens 39 Menschen getötet und mehr als 3.000 verletzt. Aus Sicherheitskreisen hieß es, der israelische Geheimdienst habe wohl 5.000 der sogenannten Pager mit Sprengstoff versehen und am Dienstag gleichzeitig zur Explosion gebracht. 

Der Konflikt mit Israel ist nach Ansicht der Hisbollah im Libanon in eine neue Phase getreten. Es handele sich nun um eine "offene Schlacht der Abrechnung", sagte der stellvertretende Hisbollah-Chef, Naim Kassem, bei der Beisetzung eines hochrangigen Kommandeurs, der am Freitag bei dem israelischen Angriff auf Beirut getötet worden war.

Die israelische Streitkräfte haben die Schließung des Studios des arabischen Fernsehsenders Al Jazeera im Westjordanland mit Terrorvorwürfen gerechtfertigt. Eine Prüfung der Justiz und Einschätzung der Geheimdienste hätten ergeben, dass "die Büros genutzt wurden, um zu Terror aufzustacheln, um terroristische Aktivitäten zu unterstützen", teilten die Streitkräfte mit. Mit seinem Programm gefährde der Sender "die Sicherheit und öffentliche Ordnung sowohl in dem Gebiet als auch im Staat Israel insgesamt".

Al Jazeera hatte zuvor berichtet, dass israelische Soldaten mit einem Gerichtsurteil über eine 45-tägige Schließung seines Büros in Ramallah in die dortigen Räumlichkeiten eingedrungen seien. Dabei hätten die Soldaten keine Gründe für das Sendeverbot genannt.

22.09.2024 • 13:20 Uhr

Netanyahu droht Hisbollah-Miliz

Nach den jüngsten intensiven Angriffen auf den Libanon hat der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu erklärt, Israel habe der Hisbollah "Schläge versetzt, die sie sich nicht vorstellen konnte". In einer von seinem Büro veröffentlichten Videoerklärung sagte Netanyahu, wenn die militant-islamistische Gruppe "die Botschaft nicht verstanden hat, dann verspreche ich Ihnen, dass sie sie verstehen wird".

Netanjahu bekräftigte die Entschlossenheit Israels, seine vertriebenen Bürger in den Norden zurückzuholen, und fügte hinzu: "Kein Land kann es dulden, dass auf seine Einwohner und seine Städte geschossen wird." Israel werde das auch nicht tolerieren. "Wir werden alles Notwendige tun, um die Sicherheit wiederherzustellen."

Israel ist nach den Worten von Präsident Izchak Herzog nicht an einem Krieg gegen den Libanon interessiert. Es müsse aber seine Staatsbürger schützen: "Wir wollen nicht in einen Krieg mit dem Libanon geraten, aber der Libanon ist von einer Terrororganisation entführt worden, die im Libanon eine politische Partei namens Hisbollah ist." Das sagte Herzog dem britischen TV-Sender Sky News. "Sie wurde bis an die Zähne vom iranischen Reich des Bösen bewaffnet."

Herzog verteidigte israelische Angriffe auf Ziele im Libanon. Die Hisbollah-Führer, die am Freitag getötet wurden, hätten vorgehabt, "den gleichen schrecklichen, grausamen Angriff zu starten, den die Hamas am 7. Oktober verübte, als sie Israelis verbrannte, abschlachtete, ihre Frauen vergewaltigte, alte Menschen und kleine Babys entführte und als Geiseln nahm", sagte Herzog. "Wir kämpfen also einen Krieg für die ganze freie Welt. Wir wollen nicht in den Krieg ziehen. Wir wollen unsere Bürger zurück in ihre Häuser an der Grenze zum Libanon bringen."

Bei einem israelischen Angriff auf ein ehemaliges Schulgebäude im Norden des umkämpften Gazastreifens sind palästinensischen Angaben zufolge mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern sei auch der Generaldirektor des von der islamistischen Hamas kontrollierten Wohnungsbauministeriums, hieß es aus medizinischen Kreisen. Es gebe auch Verletzte.

Die israelische Armee teilte mit, Terroristen der Hamas hätten das Gelände der ehemaligen Schule für Einsätze genutzt. Die Armee sprach von einem präzisen Angriff auf die Terroristen. Die israelischen Einsatzkräfte hätten vor dem Luftschlag zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern, hieß es. Die Angaben der beiden Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die Sonderkoordinatorin der Vereinten Nationen (UN) für den Libanon, Jeanine Hennis-Plasschaert, sieht den Nahen Osten vor einer katastrophalen Entwicklung. Die Region stehe "an der Schwelle zu einer unmittelbar bevorstehenden Katastrophe", teilte Hennis-Plasschaert mit.

"Es kann nicht häufig genug betont werden: Es gibt keine militärische Lösung, die irgendeine der beiden Seiten sicherer machen wird." Die UN-Koordinatorin bezog sich auf den Beschuss zwischen Israels Armee und der Hisbollah-Miliz im Libanon, der sich in der Nacht mit voller Wucht fortsetzte.

Nach dem israelischen Angriff in einem Vorort von Beirut im Libanon ist die Zahl der Todesopfer auf 45 gestiegen. Das teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Forensiker sollten in Krankenhäusern DNA-Proben der Leichen nehmen, um die Identität derjenigen festzustellen, deren Namen bisher unbekannt seien. Unter den Toten des Angriffs vom Freitag seien demnach mindestens drei Kinder im Alter von vier, sechs und zehn Jahren.

Die Krankenhäuser im Norden Israels sind angewiesen worden, ihre Einrichtungen in vor Raketenbeschuss geschützte Teile zu verlegen, wie das israelische Gesundheitsministerium mitteilte. Das Rambam-Krankenhaus in der Stadt Haifa werde Patienten in unterirdische, sichere Räume verlegen.

Proiranische Milizen im Irak haben parallel zum Beschuss aus dem Libanon neue Angriffe auf Israel begonnen. Die Gruppe "Islamischer Widerstand im Irak" - ein Zusammenschluss aus pro-iranischen Milizen in dem Land - erklärte, ihre Mitglieder hätten ein "wichtiges Ziel" in Israel mit Drohnen angegriffen. Details wurden nicht genannt. Sie würden ihre Attacken fortsetzen, hieß es weiter.

Zuvor hatte Israels Armee mitgeteilt, sie habe einen von Osten kommenden Flugkörper abgefangen, bevor dieser israelisches Gebiet erreicht habe.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
22.09.2024 • 09:01 Uhr

Israel greift Ziele im Libanon an

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben als Antwort auf den heftigen Beschuss aus dem Libanon Hisbollah-Ziele im Land angegriffen. Dortige Sicherheitskreise sprachen von einer der schwersten israelischen Angriffswellen seit Beginn des gegenseitigen Beschusses im Oktober. Binnen 20 Minuten seien rund 70 Ziele angegriffen worden.

Die libanesische Hisbollah hat eigenen Angaben zufolge Dutzende Raketen auf den israelischen Luftwaffenstützpunkt Ramat David im Norden des Landes abgefeuert. Man reagiere damit auf "wiederholte israelische Angriffe auf den Libanon", schrieb die Miliz auf Telegram. Das israelische Militär teilte mit, es habe die Raketen abgefangen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die libanesische Hisbollah hat eigenen Angaben zufolge Raketen auf eine Militärindustrienanlage in der nordisraelischen Stadt Haifa abgefeuert. Das sei Vergeltung für die explodierten Pager und Walkie-Talkies, schrieb die Hisbollah auf ihrem Telegram-Kanal.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen Flugkörper abgefangen, der sich Israel von Osten aus genähert habe. Zuvor habe es Raketenalarm in der Arava-Region nördlich von Eilat gegeben, hieß es in einer Mitteilung des Militärs. Der Flugkörper sei nicht auf israelisches Gebiet vorgedrungen.

In der Nacht seien nach Militärangaben bereits mehrere Drohnen abgefangen worden, die sich vom Irak aus näherten. Zuvor hatten auf den von Israel 1967 eroberten und später annektierten Golanhöhen Warnsirenen geheult. Bei beiden Vorfällen habe es keine Verletzten gegeben.

Bei heftigem Raketenbeschuss aus dem Libanon hat es nach israelischen Medienberichten Einschläge im Norden Israels gegeben. In Kiriat Bialik nahe der Hafenstadt Haifa seien zwei Häuser getroffen worden, berichtete die Nachrichtenseite ynet. Auch in Haifa selbst gab es Raketenalarm. Der Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, drei Menschen seien bei den Angriffen verletzt worden. Mehrere weitere hätten einen Schock erlitten.

Israels Armee und die Hisbollah-Miliz im Libanon haben sich in der Nacht erneut schwere Gefechte geliefert. Die proiranische Miliz feuerte Dutzende Raketen auf den Norden Israels ab, die so weit reichten wie noch nie. Auch südwestlich von Nazareth heulten am Morgen die Warnsirenen. Die meisten Geschosse seien abgefangen worden, teilte das Militär mit.

Der palästinensische Journalistenverband hat die vorübergehende Schließung des Büros des katarischen Fernsehsenders Al Jazeera in Ramallah im Westjordanland scharf verurteilt. Die militärische Anordnung Israels sei willkürlich und eine neuerliche Beeinträchtigung der journalistischen Arbeit, die Verbrechen gegen das palästinensische Volk aufdecke, hieß es in einer Erklärung.

Israelische Streitkräfte haben Angaben von Al Jazeera zufolge das Büro des Fernsehsenders in Ramallah im Westjordanland gestürmt und eine vorübergehende Schließung des Senders angeordnet. "Es gibt ein Gerichtsurteil für die 45-tägige Schließung von Al Jazeera", sagte ein israelischer Soldat laut einem Live-Bericht des Senders am Sonntag. "Ich fordere Sie dazu auf, alle Kameras mitzunehmen und das Büro sofort zu verlassen", sagte er demnach.

Auf Bildern war zu sehen, wie schwer bewaffnete und vermummte Kräfte das Büro stürmten. Laut Al Jazeera nannten die Soldaten keine Gründe für das Sendeverbot. Gegen Al Jazeera besteht bereits ein Sendeverbot in Israel. In der vergangenen Woche kündigte die israelische Regierung an, Al-Jazeera-Journalisten die Presseausweise zu entziehen.

Die USA rufen angesichts der Eskalation im Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz ihre Staatsbürger zum Verlassen des Libanon auf. Aufgrund der unvorhersehbaren Entwicklung "und der jüngsten Explosionen im gesamten Libanon" einschließlich der Hauptstadt Beirut rate die US-Botschaft ihren Landsleuten "dringend, den Libanon zu verlassen, solange noch kommerzielle Optionen verfügbar sind", teilte das US-Außenministerium am späten Abend mit. Noch gebe es Flüge, aber mit reduzierter Kapazität.

22.09.2024 • 01:57 Uhr

Erneut Beschuss aus dem Libanon

Aus dem Libanon sind nach israelischen Militärangaben erneut Raketen Richtung Nordisrael abgefeuert worden. Es seien etwa zehn Geschosse identifiziert, die aus dem Libanon auf israelisches Gebiet geschossen worden seien, teilte die israelische Armee in der Nacht mit. Die meisten seien abgefangen worden.

Israels Armee hat angesichts andauernden Beschusses aus dem Libanon ihre massiven Angriffe auf Stellungen der Hisbollah-Miliz am Samstagabend vorgesetzt. Seit dem Nachmittag seien rund 400 Ziele attackiert worden, darunter einsatzbereite Raketenabschussrampen sowie "terroristische Infrastruktur" in mehreren Gebieten im Südlibanon, teilte die Armee mit.

Aus dem Libanon waren im Tagesverlauf nach israelischen Militärangaben Dutzende Geschosse Richtung Nordisrael abgefeuert worden. Berichte über Verletzte gab es auf beiden Seiten der Landesgrenze zunächst nicht. 

In Israel haben erneut Tausende Menschen für einen Geisel-Deal und eine Waffenruhe in Gaza demonstriert. Der libanesische Ministerpräsident Mikati hat seine Teilnahme an der UN-Generaldebatte abgesagt.