Benjamin Netanyahu schüttelt  Benny Gantz die Hand. (Archivbild vom 24.07.23)
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Krieg im Nahen Osten ++ Netanyahu ruft Gantz zum Verbleib im Kriegskabinett auf ++

Stand: 08.06.2024 23:16 Uhr

Israels Premier Netanyahu hat seinen Rivalen Gantz aufgefordert, nicht als Mitglied des Kriegskabinetts zurückzutreten. Im Libanon sollen zwei Menschen bei einem israelischen Angriff getötet worden sein. Der Liveblog zum Nachlesen.

08.06.2024 • 23:16 Uhr

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EU-Chefdiplomat Josep Borrell hat die Befreiung der israelischen Geiseln bei einem Militäreinsatz im Gazastreifen begrüßt, sich aber gleichzeitig angesichts der Berichte über ein "Massaker an Zivilisten" dabei entsetzt gezeigt. "Das Blutbad muss sofort beendet werden", forderte Borrell auf der Plattform X. "Die Berichte aus Gaza über ein weiteres Massaker an Zivilisten sind entsetzlich." Zur Befreiung der Entführten erklärte er: "Wir teilen die Erleichterung ihrer Familien und fordern die Freilassung aller verbleibenden Geiseln."

Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu hat seinen politischen Rivalen Benny Gantz am Abend aufgefordert, nicht als Mitglied des Kriegskabinetts zurückzutreten. "Ich fordere Benny Gantz auf: Verlassen Sie nicht die Notstandsregierung", schrieb Netanyahu im Onlinedienst X. Es sei die Stunde "der Einheit und nicht der Spaltung".

Gantz hatte zuvor eine für den Abend angekündigte Pressekonferenz abgesagt. Der Termin sei verschoben worden, berichteten israelische Medien. Zuvor war darüber spekuliert worden, dass Gantz bei der Pressekonferenz seinen Rücktritt aus Netanyahus Regierung verkünden wolle.

Bei der Befreiungsaktion von im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln sind nach Angaben der Hamas einige Geiseln getötet worden. Das sagte ein Sprecher des bewaffneten Hamas-Flügels, der Al-Kassam-Brigaden. Israelische Einsatzkräfte hatten zuvor nach Angaben des Militärs bei einem Großeinsatz vier im Gazastreifen festgehaltene Geiseln befreit. Sie wurden aus zwei verschiedenen Anwesen in der Gegend von Al-Nuseirat im Zentrum des Küstengebiets gerettet.

Die Hamas hat die aus dem Gazastreifen geretteten Geiseln Armeeangaben zufolge in mehrstöckigen zivilen Wohngebäuden im Zentrum des Küstengebiets festgehalten. Die drei befreiten Männer seien in einer Wohnung, eine junge Frau rund 200 Meter entfernt in einer weiteren gewesen, teilte Militärsprecher Daniel Hagari mit. Sie seien in verschlossenen Räumen festgehalten und von etlichen Menschen bewacht worden.

Die Befreiungsaktionen in beiden Gebäuden seien am Vormittag zeitgleich erfolgt, um eine Vorwarnung vor einem Armeeeinsatz und damit die Tötung der Geiseln im jeweils anderen Gebäude zu verhindern.

Einem Bericht der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA zufolge sind bei einem israelischen Luftangriff in der Gegend von Aitarun im Südlibanon zwei Menschen getötet worden. Das israelische Militär erklärt, man habe bei Aitarun einen Hisbollah-Kämpfer identifiziert und ihn von einem Flugzeug aus beschossen.

Die von der Hamas kontrollierte Verwaltung des Gazastreifens spricht von 210 Toten bei israelischen Angriffen auf die Gegend um Al-Nuseirat. Weitere 400 seien verletzt worden, erklärt die Pressestelle der Verwaltung.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

US-Präsident Joe Biden hat die Befreiung von vier Hamas-Geiseln durch die israelische Armee begrüßt. Bei einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron sagte er, man werde weitermachen, bis alle Geiseln heimgekehrt und eine Waffenruhe erreicht sei.

Auch Macron sprach sich für diese Ziele aus. Er kritisierte allerdings auch, dass die Lage in der südlichen Stadt Rafah sowie die Zahl der Getöteten und Verletzten nach nunmehr neun Monaten Krieg inakzeptabel seien. Auch könne man nicht tolerieren, dass Israel nicht alle Grenzübergänge für humanitäre Hilfe öffne, wie die internationale Gemeinschaft es seit Monaten fordere.

Biden erklärte außerdem, es sei dringend notwendig, die Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah zu verringern. Frankreich und die USA würden ihre Bemühungen verstärken, um eine Eskalation im Nahen Osten - insbesondere im Libanon - zu verhindern.

Der Auslandschef der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, hat Israels jüngste Einsätze in Gaza als "Massaker" an den Palästinensern bezeichnet. "Der Feind setzt sein Massaker gegen unser Volk, unsere Kinder und Frauen, in Nuseirat und Deir al-Balah fort", teilte Hanija mit. In beiden Orten hatten israelische Sicherheitskräfte vier Geiseln aus Gewalt der Hamas befreit. Zahlreiche Menschen wurden medizinischen Kreisen zufolge getötet.

Hanija erklärte, Israel habe "militärisch, politisch und moralisch versagt". Mit Blick auf die immer noch erfolglosen Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe erklärte Hanija, die Hamas werde einer Vereinbarung nur dann zustimmen, wenn die Sicherheit seines Volk gewährleistet sei.

Wie israelische Medien übereinstimmend berichten, ist ein Soldat bei der Befreiung der vier Geiseln schwer verletzt worden und später im Krankenhaus gestorben. Die Tageszeitung Jerusalem Post meldet, der 36-jährige Arnon Zamora sei als Mitglied einer Spezialeinheit an der Befreiungsaktion im Gazastreifen beteiligt gewesen.

Die Militäraktion zur Befreiung der Geisel sei wochenlang geplant worden, sagt ARD-Korrespondentin Hanna Resch zu tagesschau24.

Die Zahl der bei den israelischen Angriffen auf die Gegend um Al-Nuseirat im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde gestiegen. Mittlerweile seien 93 Tote gezählt worden, teilt ein Sprecher der Verwaltung mit.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Minister im israelischen Kriegskabinett und politische Rivale von Regierungschef Benjamin Netanyahu, Benny Gantz, hat seine für Samstagabend angekündigte Pressekonferenz abgesagt. Der Termin sei verschoben worden, berichteten israelische Medien. Ein neuer Zeitpunkt ist nicht bekannt. Zuvor war darüber spekuliert worden, dass Gantz bei der Pressekonferenz seinen Rücktritt aus Netanjahus Regierung verkünden wolle.

Die Berichte über die Absage der Pressekonferenz fielen mit der Mitteilung der israelischen Armee zusammen, dass sie vier israelische Geisel aus der Gewalt der Hamas befreit habe. Gantz hatte Mitte Mai mit seinem Rücktritt gedroht, sollten Netanyahu und seine rechtsreligiöse Regierung bis zum 8. Juni keinen Nachkriegsplan für den Gazastreifen vorlegen.

Die Befreiung von vier Geiseln aus der Gefangenschaft der Hamas im Gazastreifen hat am Strand von Tel Aviv Jubel ausgelöst. Die israelische Botschaft in Deutschland teilte ein Video auf der Plattform X, dass zeigen soll, wie ein Rettungsschwimmer per Lautsprecher über die Befreiung durch das Militär bekannt gibt. Auf dem gut gefüllten Strand beginnen die Menschen daraufhin zu applaudieren.

Bei israelischen Angriffen auf Al-Nuseirat und andere Gebiete im Gazastreifen seien mindestens 55 Palästinenser getötet und weitere verletzt worden, erklärt ein Vertreter der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden bei der Militäraktion in Al-Nuseirat vier Geiseln aus zwei verschiedenen Häusern befreit worden. Es war zunächst unklar, ob die Menschen bei den Einsätzen der Armee zur Rettung der Geiseln ums Leben kamen. 

Die israelische Armee hat am Samstag ihre Angriffe im Gazastreifen fortgesetzt. In der nördlichen Stadt Gaza seien fünf Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden, als ein israelischer Kampfjet ein Wohnhaus bombardiert habe, teilte der örtliche Rettungsdienst mit. Nach Angaben von Ärzten im Al-Aksa-Krankenhaus wurden zudem bei einem Raketenangriff auf das Flüchtlingslager Bureidsch im Zentrum des Palästinensergebiets sechs Menschen getötet und mehrere weitere verletzt. Die israelische Armee erklärte, sie habe bei ihren Angriffen in Bureidsch und in der Stadt Deir al-Balah "dutzende Terrorzellen" und Infrastruktur der Hamas ins Visier genommen.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

In eigener Sache
Wir haben unsere grafische Darstellung der Lage im Gazastreifen überarbeitet. Sie erscheint nun in kontrastreicheren Farben und zeigt, basierend auf aktualisierten Daten des US-amerikanischen Institute for the Study of War, neben besiedelten Gebieten diejenigen Gegenden, in denen die israelische Armee militärische Aktivitäten durchführt.

Israels Ex-Verteidigungsminister Benny Gantz hat für Samstagabend eine Rede angekündigt, in der er nach Ansicht von Beobachtern seinen Rückzug aus dem Kriegskabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklären könnte. Gantz hatte Netanyahu im Mai aufgefordert, bis zum 8. Juni einen Plan für Israels Vorgehen nach einem Ende des Gazakriegs vorzulegen. Anderenfalls werde sich seine zentristische Partei aus der Notstandsregierung zurückziehen. Die Sprecher von Gantz haben sich nicht zum Inhalt seiner geplanten Rede geäußert.

Umfragen zufolge hätte Gantz gute Chancen, Netanyahu im Amt abzulösen, sollte die Regierung auseinanderbrechen und es zu vorgezogenen Neuwahlen kommen. Zumindest Teile der rechts-nationalen Koalition von Netanyahu würden einen Rückzug Gantz begrüßen, berichtet ARD-Korrespondent Julio Segador aus Tel Aviv.

Bei Zusammenstößen während eines israelischen Armeeeinsatzes ist palästinensischen Angaben zufolge ein Mann getötet worden. Dem 22-Jährigen sei in den Rücken geschossen worden, teilte ein Krankenhaus in der Stadt Tulkarem mit. Israles Armee soll bei dem Einsatz in dem nahegelegenen Ort Anabta palästinensischen Medienberichten zufolge auch zwei Personen festgenommen haben. Das Militär teilte auf Anfrage mit, die Berichte zu prüfen.

Die Lage im besetzten Westjordanland hat sich seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen am 7. Oktober noch einmal deutlich verschärft. Seitdem wurden nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mehr als 500 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen getötet.

Bei einem Protest vor der deutschen Botschaft in Tel Aviv gegen Waffenlieferungen an Israel sind einem israelischen Medienbericht zufolge fünf deutsche und israelische Aktivisten festgenommen worden. Die Demonstranten seien viele Stunden verhört, inzwischen aber wieder freigelassen worden, meldete die Tageszeitung Haaretz unter Berufung auf ihren Anwalt.  Es war zunächst unklar, ob und wie viele von ihnen tatsächlich deutsche Staatsbürger sind.

Eine Gruppe deutscher und israelischer Kriegsgegner hatte sich demnach vor dem Eingang der deutschen Botschaft in Tel Aviv aneinander gekettet. Mit der Aktion wollten sie eigenen Angaben zufolge die deutsche Regierung dazu aufrufen, Waffenlieferungen an Israel einzustellen und sich für einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg einzusetzen.

US-Außenminister Antony Blinken möchte sich bei einer weiteren Nahostreise in der kommenden Woche für ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg starkmachen. Blinken werde zwischen Montag und Mittwoch Ägypten, Israel, Jordanien und Katar besuchen, teilte sein Ministerium mit.

Bei den Gesprächen wird es demnach um den von US-Präsident Joe Biden vorgestellten Plan für eine Beendigung der Kämpfe im Gazastreifen gehen. Weder Israel noch die Hamas haben dem mehrstufigen Plan bisher zugestimmt. Er sieht neben einem Ende der Kampfhandlungen und der Freilassung aller Geiseln aus der Gewalt der Islamisten auch den Wiederaufbau des von der Terrororganisation beherrschten und von israelischen Angriffen schwer getroffenen Küstenstreifens vor.

In den USA wollen heute Aktivistengruppen wie CODEPINK und der Council on American Islamic Relations im Rahmen eines Protests gegen den Krieg im Gazastreifen das Weiße Haus umzingeln. "In Vorbereitung auf die Veranstaltungen an diesem Wochenende in Washington, D.C., bei denen es zu großen Menschenansammlungen kommen kann, wurden in der Nähe des Weißen Hauses zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen", sagt ein Sprecher des US-Geheimdienstes.

US-Präsident Joe Biden und das Weiße Haus haben bereits erklärt, dass sie friedliche Proteste unterstützen, nicht aber Chaos und Gewalt.

Nach dem Angriff auf eine vom UN-Palästinenserhilfswerk betriebene Schule im Gazastreifen hat die israelische Armee weitere Einzelheiten zu dem Angriff bekannt gegeben. Bei dem Angriff auf die UNRWA-Schule nahe der Siedlung Nuseirat seien "17 Terroristen" getötet worden, erklärte die Armee. Unter den "acht weiteren" inzwischen identifizierten "Terroristen" seien sechs Mitglieder des militärischen Arms der Hamas gewesen. Einer von ihnen sei an dem Großangriff auf Israel vom 7. Oktober beteiligt gewesen.

In der Nacht zum Donnerstag hatte Israel nach eigenen Angaben einen "gezielten Luftangriff" mit "Präzisionswaffen" auf die Schule ausgeführt, in der sich laut Armee ein Hamas-Stützpunkt befand. Nach Angaben eines örtlichen Krankenhauses wurden dabei mindestens 37 Menschen getötet. UNRWA-Chef Philippe Lazzarini sprach von mindestens 35 Todesopfern.

Israelischen Angaben zufolge nutzten rund 30 Mitglieder der Hamas und der islamistischen Miliz Islamischer Dschihad drei Klassenzimmer in der Schule, um von dort aus "ihre Terrorkampagne zu steuern". Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen vor acht Monaten beschuldigt Israel die Hamas, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen für ihre Infrastruktur zu nutzen. Die Hamas streitet dies ab.

08.06.2024 • 03:54 Uhr

Der Liveblog vom Freitag

Israels Armee hat nach eigenen Angaben erneut ein Gelände einer Schule der UN angegriffen, um gegen die Hamas vorzugehen. Die provisorische Anlegestelle für Gaza-Hilfslieferungen ist wieder in Betrieb. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

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