CSU-Chef Markus Söder und Generalsekretär Markus Blume (hinten links)
Hintergrund

Die Vertrauten des CSU-Chefs Söders Leute

Stand: 29.08.2021 06:18 Uhr

Frühaufsteher, Radfahrer und zu 100 Prozent loyal: Söders Machtzirkel besteht aus einem sorgsam ausgewählten Kreis an langjährigen Vertrauten. Wer gehört dazu?

SMS schon am frühen Morgen, jede Menge neue Chef-Ideen und auch mal die ein oder andere Laune: Wer für und mit Markus Söder arbeitet, sollte eine gewisse Robustheit mitbringen. Seit gut drei Jahren ist Söder inzwischen in der Doppelfunktion als bayerischer Ministerpräsident und Parteichef die unangefochtene Nummer eins der CSU - inklusive einem sorgsam von ihm gebauten Kreis engster Vertrauter.

Söder arbeitet inzwischen auch intensiv mit Leuten zusammen, die schon bei seinem langjährigen internen Widersacher Horst Seehofer zentrale Positionen innehatten - etwa Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, der bayerische Fraktionschef Thomas Kreuzer oder Generalsekretär Markus Blume. Alle drei besetzen im Tagesgeschäft für Söder wichtige Schnittstellen, zur Bundesebene, zur Landtagsfraktion, in die eigene Partei. Und besonders Blume versichert seinem Parteichef wortreich bei fast jeder Gelegenheit seine Unterstützung, nicht zuletzt bei Söders Ringen um die Kanzlerkandidatur mit CDU-Chef Armin Laschet im April.

Sein wirklich enger Kreis begleitet Söder aber schon viel länger. Denn auch wenn er entsprechende Ambitionen öffentlich einst verneinte: Seinen Aufstieg an die Spitze von Freistaat und CSU hat der 54-jährige Söder akribisch vorbereitet.

Ministerpräsident Söder auf dem Weg zur Kabinettssitzung. Hinter ihm gehen Florian Herrmann (rechts), Leiter der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Medien, und Ministerialdirektor Gregor Biebl (links).

Ministerpräsident Söder auf dem Weg zur Kabinettssitzung. Hinter ihm gehen Florian Herrmann (rechts), Leiter der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Medien, und Ministerialdirektor Gregor Biebl (links).

Gregor Biebl

Der promovierte Jurist Gregor Biebl begleitet Söder seit 2007. Damals wurde Söder in Bayern Minister für Europaangelegenheiten, er selbst bezeichnete sich selbst lieber als "bayerischer Außenminister". Biebl war damals schon Beamter in der Staatskanzlei, in der Söder als Europaminister angedockt war - und dem Vernehmen nach als karrierebewusster Emporkömmling von vielen kritisch empfangen wurde. In den Jahren darauf folgte Biebl Söder ins Umwelt- und später ins Finanzministerium. Seit Söders Rückkehr in die Staatskanzlei als Ministerpräsident 2018 fungiert Biebl dort als Ministerialdirektor - er organisiert, setzt um, delegiert.

Über Biebl selbst ist öffentlich wenig bekannt. Der 53-jährige Münchner stammt aus einer Beamtenfamilie und arbeitet im Hintergrund. Wikipedia-Eintrag, Social-Media-Aktivitäten? Fehlanzeige. Er sei immer an Söders Seite und versuche Schaden von ihm abzuhalten, sagt ein Mitglied des bayerischen Kabinetts über Biebl. Und weiter: Biebl würde Söder immer schützen, auch wenn er selbst mit ihm untergehe.

Tanja Sterian

Immer erreichbar und sprechfähig: Tanja Sterian.

Tanja Sterian

Tanja Sterian mag formal nur stellvertretende Regierungssprecherin sein, sie ist aber näher an Söder als alle anderen Sprecher der Staatskanzlei oder der CSU. Die 39-Jährige arbeitet seit 2008 für Söder, leitete die CSU-Bezirksgeschäftsstelle in Nürnberg und wechselte dann als Sprecherin ins bayerische Finanzministerium. Sterian steht in ständigem Austausch mit ihrem Chef und mit vielen Journalistinnen und Journalisten. Wer wissen will, was Söder plant und denkt, spricht mit ihr: Sterian ist immer erreichbar und sprechfähig. Und 100 Prozent loyal zu Söder.

Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU).

Er trifft seinen Chef auch zum Radfahren: Finanzminister Albert Füracker.

Albert Füracker

Ab 6.30 Uhr morgens erreichbar sein, sei eine Grundbedingung, um zu Söders engsten Zirkel zu gehören - das ist aus seinem Umfeld zu hören. Auch Albert Füracker erfüllt diese Bedingung, seit gut drei Jahren ist der CSU-Politiker bayerischer Finanzminister und damit in diesem Amt direkter Nachfolger von Söder selbst.

Die beiden kennen sich schon deutlich länger. Als Söder von 1995 bis 2003 Vorsitzender der Jungen Union (JU) in Bayern war, war Füracker vier Jahre davon sein Stellvertreter. Seit 2008 ist Füracker auch Landtagsabgeordneter. Später wurde der gelernte Landwirt und langjährige Kommunalpolitiker Söders Staatssekretär im Finanzministerium. Im Söder-Seehofer-Machtkampf war er einer der ersten, der Seehofer öffentlich aufforderte, zugunsten von Söder zurückzutreten.

Ob er wirklich ein Vertrauter ist oder nicht vielmehr "Handlanger", wie manche Parteikollegen meinen? Füracker kokettiert zumindest in internen Runden damit, dass er oft auch erst aus der Zeitung erfahre, was Söder plant. Sicher ist aber, dass sich Söder auf seinen einstigen JU-Stellvertreter verlassen kann: Füracker bezeichnete sich selbst als "ausbefördert", als er zum Finanzminister aufstieg. Übrigens: Füracker und Söder treffen sich auch privat, etwa zum Radfahren, wie Posts in sozialen Netzwerken belegen.

Ministerpräsident Söder und der Leiter der Staatskanzlei, Florian Herrmann.

Der Mann im Vordergrund hält Söder im Arbeitsalltag den Rücken frei: Florian Herrmann leitet die Staatskanzlei.

Florian Herrmann

Auch Florian Herrmann unternimmt Radtouren mit Söder. Als Chef der Bayerischen Staatskanzlei hält Herrmann seinem Chef im Arbeitsalltag den Rücken frei, verteidigt in der CSU-Fraktion die Politik der Staatsregierung und bestreitet nach Sitzungen des bayerischen Kabinetts die Pressekonferenzen, in denen es wenig Neues zu verkünden gibt (andernfalls würde Söder sprechen).

In Söders engem Umfeld ist der 49-jährige Herrmann erst seit 2018 verortet: Er war einer der ersten oberbayerischen Landtagsabgeordneten, die sich im Machtkampf für den Franken Söder und gegen den Oberbayern Seehofer aussprachen. Söder machte den promovierten Juristen daraufhin zum Leiter der Staatskanzlei.

Karolina Gernbauer

Sie setzt im Hintergrund bayerische Interessen durch: Karolina Gernbauer

Karolina Gernbauer

Als "mächtigste" und "oberste" Beamtin Bayerns wird die 59-Jährige Karolina Gernbauer bezeichnet. Die Juristin war in den 1990er-Jahren persönliche Referentin des damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Nach einem Skandal um Gammelfleisch wechselte sie 2007 in Umweltministerium, um dort aufzuräumen. Ab 2008 war Söder dort ihr Chef, bis Seehofer die öffentlichkeitsscheue Spitzenbeamtin 2010 an die Spitze der Staatskanzlei beförderte.

Dort, an zentraler Machtstelle in München und mit Blick auf den herrlichen Hofgarten, wurde die gebürtige Niederbayerin zum Kontinuum inmitten männlicher Fliehkräfte: Die Ministerpräsidenten wechselten, Gernbauer blieb. Als "Bevollmächtigte des Freistaats Bayern beim Bund" verbringt sie inzwischen zudem viel Zeit damit, bayerische Interessen auf Bundesebene durchzusetzen - auch das im Hintergrund auf höchster Arbeitsebene zwischen Staatskanzlei, Bundesministerien und Kanzleramt.

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