Ein Mann in Beirut gießt sich kaltes Wasser über den Kopf (Archivbild vom 16.07.2023)

Copernicus-Daten Juli war heißester je gemessener Monat

Stand: 08.08.2023 11:17 Uhr

Deutschland erlebt im Moment einen eher durchschnittlichen Sommer, doch weltweit war es noch nie seit Messbeginn so heiß wie im Juli. An Land und in den Ozeanen registrierte das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus Rekordwerte.

Der vergangene Juli war weltweit der wärmste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Wie das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus mitteilte, lag die Oberflächentemperatur der Erde 0,72 Grad über dem Juli-Durchschnitt von 1991 bis 2020 und 0,33 Grad höher als im bislang wärmsten registrierten Monat, dem Juli 2019. Damals hatte die globale Durchschnittstemperatur 16,63 Grad betragen.

Der weltweit bisher heißeste Tag war den Daten zufolge der 6. Juli 2023 mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 17,08 Grad.

Auch die Temperatur der Meeresoberfläche sei im Juli außergewöhnlich hoch gewesen, hieß es. Weltweit lag sie demnach 0,51 Grad Celsius über dem Durchschnitt zwischen 1991 und 2020. Im Nordatlantik habe sie sogar 1,05 Grad Celsius über den durchschnittlichen Juli-Werten gelegen.

Viel Regen im Norden, Hitze und Trockenheit im Süden

Speziell für Deutschland war der Juli dabei definitiv kein Rekordmonat, wie ein Experte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sagte. Der Monat war hierzulande zwar im vieljährigen Vergleich zu warm, aber weder für einen Juli noch insgesamt rekordverdächtig.

Auch in weiten Teilen Nordeuropas sowie zwischen dem Schwarzen Meer und der Ukraine bis Nordwestrussland gab es den Angaben zufolge mehr Regen als üblich. Gleichzeitig erlebten Italien und Südosteuropa eine ungewöhnliche Trockenheit. Am Südpol, wo derzeit Winter herrscht, zeigte die Meereis-Fläche im Juli laut Copernicus eine so geringe Ausdehnung wie nie zuvor seit Beginn der Satellitenbeobachtungen.

Dem wissenschaftlichen Dienst zufolge lag die globale Durchschnittstemperatur 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850 bis 1900) und damit über der Schwelle, die nach dem Pariser Klimaabkommen nicht langfristig überschritten werden soll.

Auch Gesamtjahr auf Rekordkurs

Der Temperaturrekord war erwartet worden: Bereits im Juli hatten Copernicus und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) erklärt, die Welt sei auf dem Weg zu einem neuen globalen Höchstwert. Mit Blick auf das gesamte Jahr liegt die globale Durchschnittstemperatur der Copernicus-Auswertung zufolge derzeit um 0,43 Grad über dem Durchschnitt - und erreicht somit bisher die dritthöchsten je gemessenen Werte. 

Allerdings werde damit gerechnet, dass sich die Werte in den kommenden Monaten an das bisherige Rekordjahr 2016 annähern, erklärte Copernicus. Damals sei die zweite Jahreshälfte "relativ kühl" gewesen, während die kommenden Monate bis Jahresende aufgrund des Wetterphänomens El Niño "relativ warm" sein dürften.

"Schwerwiegende Folgen für Menschen und Planet"

Die Copernicus-Daten gehen zwar nur zurück bis 1940. Aber die Klimaforschung, die das historische Klima aus Baumringen oder Luftblasen in Gletschern rekonstruiert, lege nahe, dass die Juli-Temperaturen beispiellos seit Tausenden von Jahren seien, sagte der Copernicus-Direktor beim Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF), Carlos Buontempo.

"Diese Rekorde haben schwerwiegende Folgen für die Menschen und den Planeten, der immer häufigeren und intensiveren Extremereignissen ausgesetzt ist", warnte Copernicus-Vizedirektorin Samantha Burgess.

Burgess sagte, auch wenn der aktuelle Anstieg nur vorübergehend sei, mache er deutlich, wie dringend die dafür hauptursächlichen Treibhausgasemissionen zu verringern seien.

Anstieg in Europa besonders schnell

Weltweit wird Experten zufolge bei weitem nicht genug getan, um den Temperaturanstieg deutlich zu begrenzen. Die bisherigen Anstrengungen würden nach UN-Angaben zu einer Erwärmung von rund 2,8 Grad führen. In Europa steigen die Temperaturen dabei fast doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt: In den vergangenen fünf Jahren war es nach Angaben von Copernicus in Europa durchschnittlich 2,2 Grad wärmer als in der vorindustriellen Zeit, weltweit waren es 1,2 Grad.

Das EU-Programm veröffentlicht regelmäßig Berichte zum Stand der Erderwärmung, etwa zur Temperaturentwicklung oder zur Eisschildschmelze. Die Copernicus-Daten beruhen auf computergenerierten Analysen, die Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt einbeziehen. Die US-Klimabehörde NOAA veröffentlicht ihre Daten für Juli Mitte August.

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