Eine Person nimmt zum Welt-Aids-Tag an einer Nachtwache bei Kerzenlicht teil.

Großbritannien Die Hoffnung auf einen Sieg über das HI-Virus

Stand: 01.12.2023 07:10 Uhr

In Großbritannien infizieren sich immer weniger Menschen mit dem HI-Virus. Das lässt dort die Hoffnung wachsen, dass es bald besiegt werden kann. Eine Testreihe führte zu zwei überraschenden Erkenntnissen.

Wenn Elton John singt, spricht, auftritt, hören viele zu, auch die Abgeordneten im britischen Parlament. Der Popgigant setzt sich seit Jahren mit seiner Stiftung dafür ein, die Ausbreitung von HIV zu stoppen, die Stigmatisierung aufzulösen und Betroffene zu unterstützen.

In dieser Woche traf er im Unterhaus Politiker, um über Gesundheitspolitik zu sprechen und hatte eine Botschaft: "Die Zahl der Neuinfektionen ist im Vereinigten Königreich um 46 Prozent seit 2015 gefallen." Großbritannien könne das erste Land sein, das diesen schrecklichen Virus schlage. "Lasst es uns anpacken."

Für diesen Optimismus gibt es einen guten Grund. Früh erkannt kann HIV gut behandelt werden. Außerdem gibt es Medikamente, die - vor einem Sexualkontakt eingenommen - eine Ansteckung verhindern.

Versuch und Erkenntnis

Besonders wichtig ist es jedoch, aufzuklären und Tests durchzuführen. Der britische Gesundheitsdienst NHS hat gerade erst einen Versuch abgeschlossen, um mehr Tests durchzuführen. Wer in England einen Bluttest durchführen lassen musste - egal aus welchem Grund - wurde automatisch auf HIV getestet, es sei denn, er oder sie hatte widersprochen.

Im Rahmen dieses 18-monatigen Projekts wurden in 33 Krankenhäusern in Regionen, in denen die Infektionsraten höher liegen, insgesamt 1,4 Millionen HIV-Tests durchgeführt. Dabei wurden bei 934 Personen Infektionen festgestellt.

"So stellen wir eine Infektion vor allem bei denen fest, die sich wahrscheinlich nicht auf HIV hätten testen lassen", sagt Nicola Jones von der Hilfsorganisation Terrence Higgins Trust. Positiv getestet wurden in diesem Versuch demnach vor allem mehr Heterosexuelle, Frauen und Schwarze.

Überraschte Erkrankte

Die meisten der positiv getesteten Personen wären gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie sich mit HIV infiziert haben. Die frühe Diagnose ermöglicht eine deutlich bessere Behandlung. Die Patienten leben länger und verspüren deutlich weniger Einschränkungen. Und wer von seiner Erkrankung weiß, kann auch dazu beitragen, weitere Infektionen zu vermeiden.

Mehr Tests sind ein wichtiger Schritt, um das Ziel der Regierung zu erreichen, die Zahl der Neuinfektionen bis 2030 auf Null zu senken.

Ein neuer Trend

Seit zwei Jahren schon verzeichnen Gesundheitsexperten einen neuen Trend: Die Zahl der positiv getesteten heterosexuellen Personen in England übersteigt die der homosexuellen. Für das Jahr 2022 registrierten die Behörden 1101 beziehungsweise 1731 Fälle. Eine Entwicklung, die zeigt, warum es wichtig ist, die Tests auszuweiten.

Nicola Jones weist darauf hin, dass sich zwar nach wie vor proportional gesehen mehr homosexuelle Menschen mit HIV infizieren als heterosexuelle. Doch um die Krankheit auszulöschen, sind Bemühungen in allen gesellschaftlichen Kreisen nötig.

Die Regierung hat nun angekündigt, das Projekt fortzusetzen und auszuweiten. Vielleicht auch, weil Elton John sich so vehement dafür eingesetzt hat.