Junge Frauen in Nairobi greifen nach kostenlos ausgegebenen Kondomen

Welt-AIDS-Tag Kondome, ein knappes Gut in Kenia

Stand: 01.12.2021 03:56 Uhr

Wegen neu verhängter Importzölle werden in Kenia Kondome knapp, die sonst kostenlos oder günstig verfügbar wären. Das Land mit 1,5 Millionen HIV-Infizierten droht im Kampf gegen die Ansteckung zurückgeworfen zu werden.

"Das Land steht vor einer akuten Kondom-Knappheit", heißt es in den Abendnachrichten im kenianischen Fernsehen. "Die meisten Gesundheitseinrichtungen, Hotels und Restaurants haben schon seit einem Jahr keine kostenlosen Kondome mehr in ihren Boxen", berichtet ein Nachrichtensprecher. Von einer Krise ist die Rede, denn: In dem ostafrikanischen Land leben etwa anderthalb Millionen Menschen mit dem HI-Virus.

Die Umsonst-Kondome sind wichtig, um Ansteckungen zu verhindern, meinen die Kenianerinnen und Kenianer. "Die meisten Leute leben von weniger als zwei Dollar am Tag. Sie können es sich nicht leisten, Kondome zu kaufen", sagt Bernadette Wirimu. Und Bont Gitrich spitzt sogar noch zu: "Es ist, als ob du ohne Waffen in den Krieg ziehst. Dann kannst du nur verlieren."

Die Kondome werden von den Vereinten Nationen und anderen Institutionen gespendet. Doch die kenianischen Behörden verlangen jetzt Importzölle. Die Lieferungen hängen im Zoll fest.

Medikamenten-Engpässe

Es gebe Probleme mit einigen Spendern, sagt Catherine Ngugi, die Leiterin des nationalen Programms für Aids und sexuell übertragbare Infektionen. "Wir bemühen uns, die Lücken zu schließen." Der Kondommangel bedeutet einen weiteren Rückschlag im Kampf gegen die Ausbreitung des HI-Virus. Anfang des Jahres gab es schon Engpässe bei antiretroviralen Medikamenten, die Infizierte benötigen.

In Zelten können sich Menschen in Nairobi auf eine HIV-Infektion testen lassen.

Kenias Kampf gegen die HIV-Infektionen durch Tests, Medikamententherapie und kostenlose Kondome droht nun zurückgeworfen zu werden. (Archivbild von 2014).

Betroffene demonstrierten vor dem Gesundheitsministerium. Denn neben Lieferschwierigkeiten durch die Corona-Pandemie war auch damals schon ein Streit über Importzölle die Ursache. "Wir können nicht länger stillhalten", sagte damals ein Aktivist vor Journalisten. "Die Leute sind wütend. Ihnen wird ein Medikament vorenthalten, weil die Regierung Spenden verzollen will."

Verärgerung in der Bevölkerung wächst

Letztlich gab es eine Einigung mit dem Hauptspender USAID, und die Lieferungen konnten verteilt werden. In der Kondom-Krise ist aber noch kein Ende in Sicht. Die Verärgerung in der Bevölkerung wächst. "Gerade uns junge Leute braucht die Regierung doch", sagt ein junger Mann namens Kevin Lumbete. "Ich fordere den Präsidenten auf, für kostenfreie Kondome zu sorgen. Das hier ist eine nationale Katastrophe."

Die Auswirkungen könnten sich bald zeigen, wenn sich wieder mehr Menschen mit dem HI-Virus anstecken. Zuletzt war in Kenia die Zahl der Neuinfizierten pro Jahr kontinuierlich zurückgegangen.

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