Rettungskräfte in der ukrainischen Region Dnipro tragen eine bei einem russischen Angriff verletzte Person.

Beschuss mit Drohnen und Raketen Ukraine meldet landesweit schwere Luftangriffe

Stand: 26.08.2024 13:57 Uhr

24 Regionen gibt es in der Ukraine, 15 davon wurden laut Behörden am Morgen durch die russische Armee angegriffen. Fünf Menschen wurden demnach getötet, in mehreren Landesteilen gab es Stromausfälle - auch in Kiew.

Zahlreiche Regionen der Ukraine sind am Morgen Behördenangaben zufolge Ziel russischer Angriffe geworden. Die Attacken begannen gegen Mitternacht und zielten demnach unter anderem auf die Energieinfrastruktur.

Insgesamt seien 15 Regionen angegriffen worden, teilte Ministerpräsident Denis Schmyhal mit. "Der Feind hat verschiedene Waffentypen eingesetzt: Drohnen, Raketen, Kinschals (Überschallraketen). Es gibt Tote und Verletzte", schrieb er auf Telegram.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte die Attacken und sprach von einem "Massenangriff mit hochpräzisen Langstreckenwaffen" auf "wichtige Energieinfrastruktur-Einrichtungen".

Notabschaltungen sollen Stromnetz entlasten

Auch die Hauptstadt Kiew war betroffen. Beobachter sprechen von einem der schwersten Luftangriffe seit Beginn der russischen Invasion vor zweieinhalb Jahren. Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb auf Telegram, in Teilen der Stadt gebe es Stromausfälle. Dies hänge mit "Problemen im gesamtukrainischen Energienetz" zusammen. Auch bei der Wasserversorgung gebe es Unterbrechungen. In anderen Landesteilen kam es ebenfalls zu Stromausfällen.

"Der Feind lässt nicht von seinen Plänen ab, den Ukrainern das Licht auszuschalten", schrieb Energieminister Herman Haluschtschenko auf Facebook. Die Lage sei schwierig. Der Stromversorger Ukrenerho und andere Energiefirmen versuchten, das Netz durch Notabschaltungen zu entlasten. Wo kein Strom ist, fällt meist auch die Versorgung mit Wasser aus. 

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Polnische Abfangjäger gestartet

In Kiew war der Luftalarm erst nach fast acht Stunden gegen 13.45 Uhr Ortszeit (12.45 Uhr MESZ) vorbei, weil bis dahin immer noch Schwärme russischer Kampfdrohnen im Luftraum registriert wurden. Weil die Angriffe auch in anderen Landesteilen den ganzen Vormittag andauerten, sammelten sich die Angaben zu Opfern und Schäden nur langsam. In ersten Behördenberichten war von fünf Toten und 17 Verletzten in verschiedenen Regionen die Rede.

So wurde in der westukrainischen Stadt Luzk nach Angaben von Bürgermeister Ihor Polischuk ein Mensch getötet und eine Infrastruktureinrichtung beschädigt. Auch in Dnipro, im Osten des Landes, und in Saporischschja im Süden habe es je einen Toten gegeben, so die Behörden.

Die Gouverneure der Regionen Odessa, Saporischschja und Charkiw teilten auf Telegram mit, es habe Explosionen in ihren Regionen gegeben und forderten die Menschen auf, Schutz zu suchen. Der Gouverneur der zentral gelegenen Region Poltawa, Filip Pronin, hatte zuvor mitgeteilt, bei einem Angriff auf eine Industrieanlage seien fünf Menschen verletzt worden.

Wegen der Nähe der russischen Angriffe zur polnischen Grenze ließ das polnische Militär Abfangjäger aufsteigen, wie die polnische Nachrichtenagentur PAP meldete. An dem Einsatz waren den Angaben nach auch Flugzeuge Verbündeter beteiligt.

Selenskyj: Beschränkungen für Einsatz westlicher Waffen aufheben

Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in einer Videobotschaft auf Telegram von mehr als 100 Raketen und beinahe ebenso vielen Drohnen, die Russland gegen sein Land eingesetzt habe.

Er forderte die westlichen Verbündeten dazu auf, der Ukraine beim Abschuss russischer Drohnen und anderer Flugkörper zu helfen. "In den verschiedenen Regionen der Ukraine könnten wir viel mehr tun, um Leben zu schützen, wenn die Luftwaffe unserer europäischen Nachbarn mit unseren F-16 und unserer Luftabwehr zusammenarbeiten würde", argumentierte der ukrainische Präsident.

Auch bat Selenskyj die westlichen Verbündeten, Beschränkungen für den Einsatz gelieferter westlicher Waffen gegen Russland aufzuheben. "Amerika, Großbritannien, Frankreich und andere Partner haben die Macht, uns zu helfen, den Terror zu stoppen", mahnte er. Ähnlich appellierten Selenskyjs Stabschef Andrij Jermak und Außenminister Dmytro Kuleba an die Verbündeten.

Bislang darf die ukrainische Armee viele Waffen mit höherer Reichweite gemäß der westlichen Auflagen nicht gegen Ziele in Russland einsetzen.

Dieses Foto soll Feuerwehrleute in der Region Odessa bei Löscharbeiten nach russischen Luftangriffen zeigen.

Auch in der Region Odessa schlugen Geschosse ein. Ukrainische Rettungsdienste veröffentlichten dieses Foto von Löscharbeiten an einem nicht genannten Ort in der Region Odessa.

Drohnen auch über Russland

Russland meldete seinerseits ukrainische Drohnen über seinem Gebiet. 20 seien abgefangen worden, erklärte das Verteidigungsministerium. Neun davon seien über der Region Saratow, drei über Kursk und jeweils zwei über Belgorod, Brjansk und Tula abgefangen worden. Über den Regionen Orjol und Rjasa sei jeweils eine Drohne entdeckt worden.

In der Region Saratow, etwa 500 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, seien mehrere Gebäude durch Trümmer der abgeschossenen Drohnen beschädigt worden, teilte Gouverneur Roman Busargin über Telegram mit. Es gebe zudem Verletzte.

Betroffen seien die Städte Saratow und Engels. Der Flughafen von Saratow hatte nach eigenen Angaben zeitweise den Flugbetrieb eingestellt. In Engels befindet sich ein militärischer Flugplatz, wo strategische Bomber stationiert sind.

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