Journalisten sehen sich in einem Presseraum das Rededuell Gavin Newsoms mit Ron DeSantis an.

US-Wahlkampf Zaghafter Probelauf für 2028

Stand: 01.12.2023 15:54 Uhr

Wer sich beim TV-Duell des Demokraten Newsom mit Republikaner DeSantis auf einen Schlagabtausch der Kronprinzen gefreut hatte, wurde enttäuscht: Beide spielten ihre Ambitionen herunter - und argumentierten artig auf Linie.

Das hätte eine Sternstunde werden können: Zwei vergleichsweise junge Politstars, deren Stunde geschlagen hat, stellen zur besten Sendezeit klar, warum in beiden Partei die Zeit reif ist für einen Generationswechsel. Doch von Frische und Aufbruch zwischen Gavin Newsom von den Demokraten und Ron DeSantis von den Republikanern konnte bei dem anderthalbstündigen Schlagabtausch keine Rede sein.

Das lag zunächst an der Disziplinlosigkeit der Kontrahenten, die sich über weite Strecken derart verbal ineinander verhakten, dass man ihnen beim besten Willen nicht mehr folgen konnte. Fox News-Moderator Sean Hannity hatte seine liebe Mühe, die beiden Heißsporne zur Ordnung zu rufen.

Doch leider wurde es sofort etwas langatmig, wenn Newsom aus Kalifornien und DeSantis aus Florida ungestört drauflos referieren durften: Auf allen erwartbaren Themenfeldern - Steuern, Migration, Kriminalität, Waffengesetze, Abtreibung - argumentierten beide artig auf Parteilinie. Und so war das Spannendste an der Debatte, was nicht gesagt oder nicht eingeräumt wurde.

Unterstellungen und zahme Antworten

Einen Generationswechsel empfahlen beide nur dem jeweils anderen politischen Lager. Obwohl DeSantis anders als Newsom Präsidentschaftskandidat werden will und den republikanischen Favoriten Donald Trump herausgefordert hat, mochte er den Ex-Präsidenten nicht thematisieren.

Überhaupt war es erstaunlich, dass Trump kaum erwähnt wurde. Einzig Newsom unterstellte an zwei Stellen, dass DeSantis ohnehin bald aus dem Rennen aussteigen und dann Trump unterstützen werde.

Die Unterstellung, mit der DeSantis konterte, wurde dann zwischenzeitlich sogar zum geflügelten Wort: Immer wieder sprach irgendwer von einer "Schattenkampagne", die Newsom führe. Sprich: Der Kalifornier traue sich nicht, Biden offen den Fehdehandschuh hinzuwerfen.

Newsom setze vielmehr darauf, dass Biden aus Alters- und Gesundheitsgründen doch noch das Handtuch werfe und dadurch den Weg zum Einspringen für Newsom frei mache. Wie kaum anders zu erwarten, stritt der demokratische Hoffnungsträger das ab und betonte stanzenhaft, dass Biden in wenigen Wochen offiziell und unumstritten demokratischer Kandidat sein werde.

Kein Mumm, am Chefstuhl zu sägen

Dass Newsom ein Vierteljahrhundert jünger ist als Biden und DeSantis sogar 32 Jahre weniger auf der Welt verbracht hat als Trump - das war vor der Debatte ebenso bekannt wie die Ambitionen der beiden potentiellen Thronfolger.

Doch den Mumm, jetzt schon am Stuhl der Älteren zu sägen, mochte keiner von ihnen aufbringen. Das Duell wirkte er wie ein zaghafter Probelauf für 2028, für die übernächste Präsidentschaftswahl.

Gavin Newsom hatte, wenig überraschend, den schwereren Stand bei FoxNews. Moderator Hannity ("Es ist ja weidlich bekannt, dass ich ein Konservativer bin") ging den Demokraten spürbar härter an, konfrontierte ihn mit endlosen Statistiken, die Kalifornien schlechter aussehen ließen als Florida. Und er hackte immer wieder auf Bidens Aussetzern und verbalen Patzern herum. Aber dass Newsom sich gegen zwei Andersdenkende zur Wehr setzen musste, konnte man ihm auch als Tapferkeit anrechnen.

Dass er aber seine Ambitionen herunterspielte und anders als DeSantis so tat, als gebe er sich bescheiden mit seinem Gouverneursjob zufrieden, wirkte nicht ganz aufrichtig. In seltsamem Gegensatz dazu stand Newsom zudem spürbar unter Strom, kam selten aus der Verteidigungshaltung heraus.

Junge Wilde sehen anders aus

DeSantis dagegen ließ es, wie so oft, an Angriffslust im eigenen Lager missen. Trump derart zu schonen und außen vor zu lassen, kam nicht souverän, sondern eher opportunistisch herüber.

Offenbar will der Republikaner es sich nicht vollends verscherzen mit dem Ex-Präsidenten, der seine Partei vorerst noch voll im Griff hat.

Immerhin: Die gewaltigen Unterschieden zwischen den politischen Lagern haben die beiden braven Parteisoldaten unmissverständlich herausgestellt. Doch Junge Wilde sehen anders aus.

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