Der Wasserfall Mulafossur stürzt in der Ortschaft Gasadalur in den Nordatlantik. Im Hintergrund ist die Insel Mykines zu sehen.

Universität Maine Forscher messen im Nordatlantik Rekordtemperatur

Stand: 31.07.2023 16:36 Uhr

Die Wassertemperatur an der Nordatlantik-Oberfläche ist so hoch wie noch nie seit Beginn der Messungen. Das zeigen Daten der Universität Maine. Dies könnte Auswirkungen auf die Lufttemperatur haben.

An der Oberfläche des Nordatlantiks ist die bislang höchste Temperatur gemessen worden. Nach vorläufigen Daten von US-Forschern ist er so heiß wie noch nie seit Beginn ihrer Datenreihe im Jahr 1981. Seine Durchschnittstemperatur lag laut der Plattform Climate Reanalyzer der Universität Maine am vergangenen Samstag bei 25 Grad.

Der Rekordwert dieser Messungen hatte bislang 24,9 Grad betragen und war in den Tagen vom 1. bis zum 7. September 2022 erreicht worden.

Wetterdaten und Analysen fließen in Auswertung ein

Bei den Auswertungen von Climate Reanalyzer handele es sich um sogenannte Reanalysen, erklärte Mojib Latif vom Kieler GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung kürzlich. "Es fließen nicht nur real gemessene Wetterdaten ein, sondern auch Modellrechnungen." Die endgültigen Temperaturanalysen folgen dann später.

Zum Nordatlantik zählen die Experten der Universität Maine die Fläche vom Äquator bis zum 60. Breitengrad Nord, der nördlich von Schottland liegt sowie vom nullten Längengrad, der beispielsweise durch London geht, bis zum 80. Längengrad West, an dem unter anderem Florida liegt.

Forscher nennen Treibhausgase als Hauptgrund für Erwärmung

Als Hauptgrund für den Anstieg gelten demnach die menschengemachten Treibhausgase. Über 90 Prozent der durch sie entstehenden Wärme werde von den Ozeanen aufgenommen, sagte Klimaforscher Latif. Dadurch seien sie in bis zu 2000 Meter Tiefe, in wenigen Gebieten auch noch tiefer, deutlich wärmer geworden - mit Folgen nicht nur für die Ökosysteme.

Seit März weise die Oberfläche der Meere global Rekordtemperaturen für den jeweiligen Monat auf. Nun komme allmählich das Klimaphänomen El Niño hinzu. Das natürliche Wetterphänomen könne die im Zuge der Klimakrise ohnehin steigenden Temperaturen zusätzlich in die Höhe treiben, so die Forscher.

Auch US-Wetterbehörde misst Rekord-Höchsttemperatur

Auch die jüngsten vorläufigen Messungen der US-Ozeanografie- und Wetterbehörde NOAA bestätigen die Daten des Climate Reanalyzer der Universität Maine: "Basierend auf unserer Analyse liegt die rekordhohe durchschnittliche Meeresoberflächentemperatur im Nordatlantik bei 24,9 Grad Celsius", sagte NOAA-Wissenschaftler Xungang Yin der Nachrichtenagentur AFP. Der Wert wurde demnach am Mittwoch vergangener Woche verzeichnet. Er sei mehrere Wochen vor der üblichen Jahreshöchsttemperatur gemessen worden, teilte die Behörde am vergangenen Freitag unter Berufung auf vorläufige Daten mit.

Normalerweise erreicht der Nordatlantik nach Angaben der Behörde seine Höchsttemperatur Anfang September. Es wird erwartet, dass die Meeresoberflächentemperatur "im August weiter ansteigt", sagte NOAA-Wissenschaftle Yin. Es sei "höchstwahrscheinlich", dass der Rekord dann erneut gebrochen werde.

Auch Temperaturen im Mittelmeer sehr hoch

Das Mittelmeer erreichte vergangene Woche nach Angaben von Forschern des spanischen Instituts für Meereswissenschaften ebenfalls die höchste Temperatur seit Beginn seiner Aufzeichnungen. Demnach wurde jüngst an der Wasseroberfläche eine Rekordtemperatur von 28,7 Grad Celsius gemessen. "Diese Situation ist extrem: Wir haben schon früher maritime Hitzewellen gesehen, aber die (jetzigen) sind sehr hartnäckig und breiten sich über eine große Fläche aus", sagte Karina von Schuckmann vom Forschungszentrum Mercator Ocean International.

Rekordtemperaturen seit März

Generell wird der diesjährige Juli von Extremen und Rekorden begleitet. Wissenschaftler hatten kürzlich mitgeteilt, dass der Juli 2023 höchstwahrscheinlich der heißeste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen sein werde. In den ersten drei Wochen dieses Monats hatten die weltweiten Durchschnittstemperaturen wegen Hitzewellen in vielen Regionen bereits deutlich über den Werten der vergangenen Jahre gelegen.

Wetterextreme wie Hitzewellen nehmen Wissenschaftlern zufolge als Folge des globalen Klimawandels an Intensität und Häufigkeit zu. Die Erde hat sich seit Beginn des industriellen Zeitalters bereits um etwa 1,2 Grad erwärmt. Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, die Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad zu begrenzen. Nach jetzigem Stand steuert die Erde aber auf eine gefährliche Erwärmung von etwa vier Grad zu.

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