Hundshai

Niederlande Den Haien in der Nordsee auf der Spur

Stand: 20.07.2024 03:59 Uhr

Seit einigen Jahren werden vor der niederländischen Küste Haie gesichtet. Dabei handelt es sich um ungefährliche Arten, denen die Nordsee womöglich als Kreißsaal dient. Mit Markierungen verfolgen Fischer die Routen der Tiere.

Von Ludger Kazmierczak, Den Haag

Es gibt sie wirklich - in der Nordsee vor der Küste der Urlaubsprovinz Zeeland: leibhaftige Haie. Und wie im Film strecken sie auch schon mal ihre Rückenflosse aus dem Wasser.

Anders als in Steven Spielbergs Kinoklassiker aus den 1970er-Jahren müssten die Badegäste in Domburg, Zouteland oder Renesse jedoch keine Angst vor den Tieren haben, sagt Niels Brevé vom niederländischen Sportfischerverband.

Das sind ganz feine und liebe Haie. Sie haben keine scharfen Zähne, sondern platte. Sie schnappen sich eine Krabbe oder Garnele und schlucken sie runter, ohne zu kauen.
Niels Brevé, niederländischer Sportfischerverband

Haie bekommen eine Marke in den Rücken

Brevé und seine Kollegen vom niederländischen Sportfischerverband angeln in diesen Tagen in der Osterschelde nach kleinen Haien, um sie zu fangen, zu markieren und dann wieder auszusetzen. "Sie kriegen eine kleine Marke in den Rücken, die sieht aus wie eine Spaghettinudel", so Brevé.

Anschließend schreiben sie die Nummer auf und setzten das Tier wieder aus. Per Satellit können sie die Daten auswerten. "Das machen wir bei Haien unter 45 Zentimetern. Wir suchen also nur bestimmte Tiere aus, von denen wir Informationen haben wollen."

Nordsee als eine Art Kreißsaal für Haie?

Das machen die Sportfischer nunmehr seit zehn Jahren jeden Sommer. Sie wollen damit beweisen, dass die niederländische Nordsee eine Art Kreißsaal für einige Hai-Sorten ist.

"Wir wollen eine Bestätigung dafür, dass die Haie hier geboren werden. Dass die Nordsee ein Welpen-Boden vor allem für Hundshaie ist, deshalb nennen wir die kleinen Haie wie bei Hunden auch Welpen", sagt Brevé.

Durch die Markierungen im Rücken der Jungtiere können die Fischer die Sommer- und Winterrouten der Haie exakt nachverfolgen - mit zum Teil interessanten Erkenntnissen.

Aufgrund ihrer zehnjährigen Untersuchungen ist bekannt, dass die erwachsenen Männchen im Winter nach Schottland und Norwegen schwimmen, während die Weibchen nach Bordeaux oder in den Golf von Biskaya abwandern.

Im Sommer kommen beide wieder zurück und treffen sich hier. Manchmal exakt an der gleichen Stelle wie im Vorjahr. Was das betrifft, seien sie wie Schwalben, so Brevé.

Elf verschiedene Arten vor der niederländischen Küste

Seit etwa 15 Jahren werden vor der niederländischen Küste wieder Haie gesichtet. Mittlerweile sind es elf verschiedene Arten - überwiegend Hundshaie oder weißgefleckte Glatthaie. Warum sie den Weg nach Zeeland gefunden haben, kann Brevé nur vermuten. "Ich denke, aber genau weiß ich das nicht, dass es mit dem Klimawandel zu tun hat."

Das Wasser sei wärmer geworden und der Kabeljau ziehe weiter nach Norden und aus dem Süden rückten Haie, Rochen und Seebarsch nach. "Der Fischbestand ändert sich, weil das Wasser wärmer wird."

Die Touristen an der niederländischen Küste hätten aber nichts zu befürchten. Die Haie tun nichts, versichern Brevé und seine Angelfreunde. Selbst der bis zu 12 Meter lange Riesenhai sei für den Menschen ungefährlich. Ja, der Koloss sieht angsteinflößend aus, ernährt sich aber von Plankton.

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