Eine Frau sprüht Unkrautvernichtungsmittel der Marke Roundup auf eine Pflanze.

Schadensersatz-Urteil in den USA Bayers nächste Glyphosat-Schlappe

Stand: 28.03.2019 09:02 Uhr

Weil ein glyphosathaltiges Mittel für einen Krebsfall mitverantwortlich ist, muss Bayer 80 Millionen Dollar Schadensersatz zahlen. Das entschied ein Gericht in den USA. Weitere Prozesse drohen.

Auf dem Grundstück von Edwin Hardeman in Nordkalifornien wuchs Giftefeu und Unkraut. Dazu überwucherten seine Pflanzen regelmäßig seinen Garten. Deshalb griff Hardeman seit den 1980er-Jahren regelmäßig zum Unkrautvernichtungsmittel Roundup des Herstellers Monsanto.

Doch Roundup enthält das Mittel Glyphosat. Und das steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Monsanto brachte das Produkt in den 1970er-Jahren auf den Markt, heute wird es in mehr als 160 Ländern verkauft. Bei Millionen Farmern und Grundstücksbesitzern in den USA steht Roundup in der Garage.

Edwin Hardemann hatte Monsanto verklagt

Edwin Hardemann hatte Monsanto verklagt. Er leidet seit vier Jahren an Krebs.

80 Millionen Dollar Schadensersatz

Hardeman ist inzwischen 70 Jahre alt. 2015 erkrankte er an Lymphdrüsenkrebs und ging gegen die Bayer-Tochter Monsanto vor Gericht. Nun entschied eine sechsköpfige Jury in San Francisco: Der Hersteller kann für die Krebsrisiken seines Unkrautvernichters mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat haftbar gemacht werden. Monsanto muss Hardeman rund 80 Millionen Dollar Schadensersatz zahlen.

Als Hardemans Anwältin Jennifer Moore gefragt wird, wie es ihrem Klienten gehe, sagt sie: "Er freut sich. Er hat das Gefühl, die Jury hat gut zugehört und alle Fakten berücksichtigt. Niemand sollte das durchmachen, was er durchgemacht hat. Und dieses Urteil verschafft ihm etwas Frieden. Die Jury hat erkannt, was hier passiert ist, und hat Monsanto zur Rechenschaft gezogen."

Teures Nachspiel der Monsanto-Übernahme

In einer ersten Phase des Prozesses war die Jury einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, dass Glyphosat wesentlich zu dem Krebs des Mannes beigetragen habe. Im zweiten Teil des Prozesses ging es nun um die Frage der Verantwortlichkeit des Konzerns und Schadensersatzansprüche.

Der Bayer-Konzern hatte Monsanto im Sommer 2018 übernommen und musste schon im August vergangenen Jahres einen ersten Schlag hinnehmen. Eine andere Jury sprach einem an Krebs erkrankten Hausmeister 289 Millionen Dollar zu. Ein Richter reduzierte die Summe anschließend auf 78 Millionen. Bayer ging gegen das Urteil in Berufung.

Bayer enttäuscht - Kläger empört

Nach dieser zweiten Niederlage erklärte Bayer nun, es sei von dem Urteil der Jury enttäuscht. "Wir haben großes Mitgefühl mit Herrn Hardeman und seiner Familie. Bayer steht hinter diesen Produkten und wird sie entschieden verteidigen.", so der Konzern.

Aimee Wagstaff, eine weitere Anwältin von Hardeman, sagte dazu: "Es ist die zweite einstimmige Jury-Entscheidung, nach der Roundup Krebs verursacht. Sie haben eine Woche bis zur Urteilsfindung gebraucht. Sie haben wissenschaftliche Unterlagen aus 40 Jahren durchgesehen. Wir sagen: 40 Jahre Täuschung und 40 Jahre wissenschaftliche Unehrlichkeit. Und die Jury hat das ernst genommen, gesehen, dass dies kein sicheres Mittel ist. Bayer muss aufhören, das zu behaupten."

Richtungweisendes Urteil

Dieses neue Urteil könnte die Richtung für mehr als 760 weitere Verfahren vorgeben, die bei dem Gericht in San Francisco anhängig sind. Insgesamt gibt es Tausende Klagen im Zusammenhang mit Glyphosat. Zwar ist der Ausgang des aktuellen Verfahrens rechtlich nicht bindend für weitere Prozesse in den USA. Allerdings gibt der Prozess Hinweise auf die Erfolgsaussichten.

Fahnen mit dem Logo der Firma Bayer

Die Bayer-Aktie geriet nach dem ersten Urteil aus San Francisco unter Druck.

Uneinigkeit bei Experten

Bayer verweist unterdessen weiter darauf, dass Zulassungsbehörden weltweit den Unkrautvernichter bei sachgemäßer Anwendung als sicher bewerteten.

Experten sind uneinig, ob Glyphosat tatsächlich Krebs verursachen kann. Die US-Umweltbehörde EPA und auch die Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland gelangten zu dem Schluss, dass keine Krebsgefahr von dem Herbizid ausgeht. Die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung sieht das anders: sie schrieb vor vier Jahren, dass Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend bei Menschen" sei.

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