VW-Fahrzeuge stehen im Hafen in Emden zur Verschiffung bereit.

Deutsche Autobosse in USA Balanceakt im Weißen Haus

Stand: 04.12.2018 03:19 Uhr

Seit Monaten zittert die deutsche Autobranche vor hohen Sonderzöllen, mit denen US-Präsident Trump droht. Nun kommen die Top-Manager ins Weiße Haus. Die EU beobachtet das Treffen mit Argwohn.

Die Gespräche im Weißen Haus sind ein Balanceakt für die deutschen Autobosse, denn zuständig für Handelsfragen sind nicht sie, auch nicht die Bundesregierung, sondern allein EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. In Brüssel kommen Alleingänge der deutschen Autoindustrie gar nicht gut an.

Doch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat vorab das Treffen im Weißen Haus gegen Kritik verteidigt. Schließlich seien die deutschen Autohersteller große Arbeitgeber in den USA. Deshalb müssten sie selbstverständlich mit der US-Regierung etwa über Investitionen sprechen - zumal US-Präsident Donald Trump regelmäßig über die vielen deutschen Autos in den USA schimpft: "Die schicken uns ihre Mercedes und ihre BMW und einfach alles."

Deutsche Autobauer produzieren in den USA

Dass immer mehr dieser deutschen Autos in den USA gebaut werden - vor allem das wollen die Spitzenvertreter von Volkswagen, Daimler und BMW im Weißen Haus deutlich machen. Daimler-Chef Dieter Zetsche, VW-Chef Herbert Diess und BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter treffen dabei auf zwei Hardliner in Trumps Kabinett: den US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer und Wirtschaftsminister Wilbur Ross.

Außerdem dabei ist Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow. Er gilt eher als Kritiker von Zöllen. Trump selbst nimmt nicht teil, hieß es. Dennoch ist gut möglich, dass er kurzfristig hinzustößt. Bei seinen Anhängern rühmt sich Trump gerne damit, dass sich Industriebosse bei ihm die Klinke in die Hand geben: "Ich habe denen gesagt: Wir verhängen Zölle gegen eure Autos! Und dann betteln sie: Wann können wir kommen? Vielleicht schon morgen?"

Trump

US-Präsident Trump sieht das Treffen mit Genugtuung.

Dass Trump seinen Wählern vor allem gute Deals verkaufen will, sehen die deutschen Autohersteller durchaus als Chance. Während der größte US-Autohersteller General Motors gerade bekanntgab, fünf Autowerke zu schließen, wollen die deutschen Autobauer ihre Präsenz in den USA weiter ausbauen.

Investitionen in den USA geplant

BMW erwägt, ein zweites Werk in den USA zu bauen, in dem Motoren und Getriebe hergestellt werden. Daimler will eine Milliarde Dollar in sein Werk in Tuscaloosa im Bundesstaat Alabama investieren, um dort elektrische Autos zu produzieren und eine Batteriefabrik aufzubauen. Auch Volkswagen will Anfang des Jahres den Bau eines neuen Autowerks für Elektrofahrzeuge in den USA bekanntgeben.

All dies schafft Tausende gut bezahlter neuer Jobs in den USA - also genau das, was US-Präsident Trump immer fordert. Strafzölle in Höhe von 25 Prozent würden solche Pläne gefährden.

Ergebnis offen

Ob dies Donald Trump überzeugen wird? Einer der besten Kenner der Auto-Wirtschaft in den USA, Larry Vellequette von der Fachzeitschrift "Automotive News", ist skeptisch: Bei der Trump-Regierung sei es "sehr schwierig vorherzusagen, was passieren wird", meint Vellequette.

Er selbst hält Trumps Zölle für den völlig falschen Ansatz: "Von neuen Zöllen profitiert niemand. Und für die Verbraucher wird alles teurer. Trumps Zölle sind nichts anderes als Steuern, bezahlt von den US-Verbrauchern."

Auch US-Firmen von Zöllen betroffen

Selbst die amerikanischen Autohersteller Ford, General Motors und Fiat Chrysler sind gegen Trumps Zölle auf importierte Autos: "Das ist ja so das Verrückte: Auch die amerikanischen Autohersteller produzieren im Ausland", sagt Vellequette. "Eines der ur-amerikanischsten Autos, der Jeep Renegade, wird in Italien produziert."

All dies macht den deutschen Autoherstellern Hoffnung, dass sich am Ende die Vernunft durchsetzt - zumal es auch im amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt danach aussieht, dass die gegenseitigen Zölle wieder gesenkt werden.

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