Fahrgäste laden ihr Gepäck am Bahnhof der Stadt Cherson aus
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Krieg gegen die Ukraine ++ Zug aus Kiew in Cherson eingetroffen ++

Stand: 19.11.2022 23:47 Uhr

Zum ersten Mal nach gut acht Monaten hat wieder ein Zug aus Kiew die kürzlich befreite Stadt Cherson erreicht. Der Generalstab in Kiew meldet, dass Russland seine Truppenpräsenz im Gebiet Luhansk erhöht. Der Liveblog zum Nachlesen.

19.11.2022 • 23:47 Uhr

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Die ukrainischen Behörden stoßen in befreiten Gebieten rund um Cherson, Charkiw und Donezk nach offizieller Darstellung auf immer mehr Beweise für Gräueltaten der einstigen russischen Besatzer. In den vergangenen zwei Monaten seien in diesen Gebieten bereits über 700 Leichen entdeckt worden, sagte Generalstaatsanwalt Andrij Kostin im Staatsfernsehen. In rund 90 Prozent der Fälle habe es sich um Zivilpersonen gehandelt.

Zudem seien etwa 20 Orte entdeckt worden, an denen Zivilisten verhört und in Gefangenschaft gehalten worden seien, sagte er weiter. "Wir haben praktisch in fast jedem Dorf in der Region Charkiw Stellen gefunden, an denen sie friedliche Zivilisten getötet haben", sagte Kostin. Eine ähnliche Situation fänden die Ermittler jetzt in der vor kurzem befreiten Region Cherson in der Südukraine vor. "Und jeden Tag erhalten wir neue Informationen."

Der britische Premierminister Rishi Sunak hat der Ukraine die "dauerhafte Unterstützung" seines Landes zugesichert. London werde Kiew unterstützen, "bis die Ukraine gewonnen hat", sagte der Premier bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew.

Sunak kündigte weitere Militärhilfen in Höhe von umgerechnet gut 57 Millionen Euro zu. Selenskyj wies die Idee einer "kurzen Waffenruhe" mit Russland unterdessen zurück. Die britische Militärhilfe umfasst unter anderem 125 Flugabwehrkanonen sowie Technologie zur Abwehr iranischer Kampfdrohnen, erklärte Downing Street.

Die Ukraine hatte ihre westlichen Verbündeten um mehr Luftabwehrsysteme gebeten, um sich besser gegen die russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur des Landes schützen zu können. Mit Blick auf die Diskussion über mögliche Friedensgespräche erklärte die Regierung in Kiew, sie sei von Moskau bisher nicht kontaktiert worden.

Es gebe "keinerlei offizielles Gesuch von der russischen Seite", sagte der ukrainische Präsidentenberater Andrij Jermak am Samstag während einer Videoschalte beim Internationalen Sicherheitsforum im kanadischen Halifax. Bevor es überhaupt zu Verhandlungen kommen könne, müsste Moskau "alle russischen Truppen von ukrainischem Gebiet abziehen", fügte er hinzu.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin zieht Parallelen zwischen Russland und China. Die Regierung in Peking strebe ebenso wie die in Moskau eine Welt an, in der "Macht Recht schafft", sagt Austin in Kanada einer Rede vor einem Sicherheitsforum.

Chinesische Flugzeuge würden fast täglich in rekordhoher Anzahl in der Nähe Taiwans fliegen und die Zahl "gefährlicher Abfangmanöver" Chinas gegen US-amerikanische oder verbündete Streitkräfte auf See oder in der Luft nehme zu. Die USA würden aus der Ukraine-Entwicklung ihre Lehren ziehen, um die Fähigkeiten ihrer indopazifischen Partner zur Selbstverteidigung zu stärken.

Austin sagt zudem, würde die Hilfe scheitern, der Ukraine eine eigene Zukunft zu sichern, könne das in eine "Welt der Tyrannei und des Aufruhrs" führen.

Trotz fortdauernder russischer Raketen- und Luftangriffe auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine hat die Wiederherstellung der Stromversorgung im Land nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj höchste Priorität. "Wir arbeiten im ganzen Land daran, die Lage zu stabilisieren", sagte er in seiner täglichen Videoansprache.

"Die meisten Probleme mit Elektrizität gibt es in Kiew und Umgebung, Odessa und Umgebung, Charkiw und Umgebung." Allerdings seien auch Orte wie Winnyzja, Ternopil, Tscherkassy, Tschernihiw und andere Regionen betroffen. Es werde alles getan, "um den Menschen ein normales Leben zu ermöglichen".

Russland hatte Anfang dieser Woche mit massiven Angriffen auf die Energie-Infrastruktur landesweite Stromausfälle verursacht. Zeitweise waren rund zehn Millionen Menschen ohne Strom. Nach Selenskyjs Angaben sind rund 50 Prozent der energetischen Infrastruktur zerstört oder beschädigt. Mit diesen Angriffen vor dem hereinbrechenden Winter will Moskau den Nachbarn weiter unter Druck setzen.

Zum ersten Mal nach gut acht Monaten ist ein Zug aus Kiew in der erst vor kurzem von russischen Besatzern befreiten südukrainischen Stadt Cherson eingefahren. Insgesamt 200 Passagiere hatten Fahrkarten unter dem Motto "Zum Sieg" ergattert, berichteten ukrainische Medien. Die sieben Waggons waren von Künstlern im Rahmen des Projekts "Zug zum Sieg" bunt bemalt worden.

Am Bahnhof begrüßten die Ankunft des Sonderzugs Hunderte Schaulustige mit ukrainischen Landesfahnen und lautem Jubel. Die Bahnverbindung zwischen der Hauptstadt Kiew und Cherson war unmittelbar nach Kriegsbeginn am 24. Februar infolge des Einmarsches russischer Soldaten unterbrochen worden.

Die Region am Dnipro war erst vor kurzem befreit worden, nachdem die ukrainischen Militärs die russischen Besatzer zum Rückzug über den Fluss gezwungen hatten. Die Züge in der Ukraine fahren langsam, aber trotz des Krieges weitgehend pünktlich und zuverlässig. Die funktionierende Bahn ist eine der Kräfte, die das angegriffene Land zusammenhalten.

Die russischen Streitkräfte erhöhen nach Erkenntnissen des ukrainischen Generalstabs ihre Truppenpräsenz im Gebiet Luhansk. Um die vielen Soldaten unterzubringen, werde ein Teil der Zivilbevölkerung zwangsumgesiedelt, erklärte der Generalstab in Kiew. Die Menschen würden in anderen Orten untergebracht, hieß es. Die ostukrainische Region Luhansk grenzt an Russland.

19.11.2022 • 18:32 Uhr

Weiter Kämpfe im Donbass

Russische Invasionstruppen haben ihre Angriffe in der ukrainischen Donbass-Region fortgesetzt. Die ukrainischen Streitkräfte meldeten, um die Städte Bachmut und Awdijiwka sowie das Dorf Nowopawliwka seien heftige Kämpfe entbrannt. Die russischen Truppen erklärten, sie hätten eine ukrainische Offensive zur Einnahme der Orte Perschotrawnewe, Kysliwka und Krochmalne in der Provinz Charkiw zurückgeschlagen. Von Seiten der Ukraine hieß es weiter, die Armee habe bei einem Angriff auf das Dorf Mychailiwka in der Region Cherson zahlreiche russische Soldaten getötet.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Russland hat empört auf die Entscheidung von Gastgeber Polen reagiert, dem russischen Außenminister Sergej Lawrow die Teilnahme am bevorstehenden OSZE-Gipfel zu verweigern. Der Schritt sei "beispiellos und provokativ", erklärte das Außenministerium in Moskau. Polen habe damit der Glaubwürdigkeit der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) "irreparablen Schaden zugefügt".

Das Jahrestreffen der 57 Außenminister der OSZE, bei dem Polen die Präsidentschaft innehat, soll am 1. und 2. Dezember in Lodz stattfinden. Der polnische OSZE-Vorsitz hatte am Freitag mitgeteilt, dass Lawrow die Einreise verweigert werde, da er wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf der EU-Sanktionsliste steht. 

Die Explosion an einer Gaspipeline hat im Norden von St. Petersburg ein Großfeuer ausgelöst. "Feuerwehr und Rettungskräfte löschen den Brand, der durch eine Explosion an einer Gasleitung zwischen (den Ortschaften) Berngardowka und Kowaljowo entstanden ist", schrieb der Gouverneur des Leningrader Gebiets, Alexander Drosdenko auf seinem Telegram-Kanal. Über mögliche Opfer sowie die Ursache der Explosion gibt es noch keine Angaben. Laut Drosdenko besteht keine Gefahr für ein Übergreifen der Flammen auf Wohngebiete. Die Feuersäule ist allerdings über Kilometer sichtbar, wie Videos auf sozialen Netzwerken demonstrieren.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Idee einer "kurzen Waffenruhe" mit Russland zurückgewiesen. Das würde die Lage nur verschlimmern. "Russland möchte nun eine kurze Waffenruhe, eine Atempause, um wieder zu Kräften zu kommen", hieß es in einer Rede Selenskyjs, die beim Internationalen Sicherheitsforum im kanadischen Halifax übertragen wurde. "Ein (...) echter, dauerhafter und ehrlicher Frieden kann nur durch die vollständige Zerstörung der russischen Aggression entstehen", hob Selenskyj hervor. 

Die USA hatten zuvor erneut betont, dass allein der ukrainische Staatschef über eine Aufnahme von Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland entscheiden könne und damit die Vermutung zurückgewiesen, die USA würden in dieser Hinsicht Druck auf Kiew ausüben.

US-Generalstabschef Mark Milley hatte zuvor zweimal gesagt, dass die derzeitigen ukrainischen Rückeroberungen möglicherweise eine Gelegenheit für die Aufnahme von Verhandlungen über eine politische Lösung des Konflikts sein könnten.

Die letzten Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland über eine Waffenruhe fanden in den ersten Wochen nach Kriegsbeginn in Istanbul statt.

Großbritanniens Premier Rishi Sunak ist in Kiew vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj empfangen worden. Man habe bei dem Treffen, so Selenskyj auf seinem Telegram-Kanal, "die wichtigsten Themen für unsere Länder und die globale Sicherheit diskutiert".

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters will Großbritannien der Ukraine 125 Flugabwehrwaffen und die Technologie zur Abwehr von iranischen Drohnen liefern. Das Paket zur Luftverteidigung habe einen Wert von 50 Millionen Pfund (etwa 57 Millionen Euro). "Wir liefern heute eine neue Luftverteidigung inklusive Flugabwehrgeschütze, Radar und Anti-Drohnen-Ausrüstung", so Sunak. "Und wir intensivieren die humanitäre Hilfe für den kommenden kalten, harten Winter." Auf seinem Twitter-Account schrieb Sunak: "Großbritannien weiß, was es heißt, für die Freiheit zu kämpfen."

Deutschland hat der Ukraine angesichts der russischen Zerstörung von Infrastruktur bereits mindestens 2430 Stromgeneratoren geliefert. Ukrainische Kommunen nutzen die Geräte nach Angaben des Entwicklungsministeriums etwa für öffentliche Aufwärmstätten sowie den stabilen Betrieb von Krankenhäusern, sozialen Einrichtungen und Wasserversorgungsunternehmen.

Das Bundeswirtschaftsministerium stellt nach eigenen Angaben unter anderem 40 Millionen Euro für die Ertüchtigung des ukrainischen Stromnetzes bereit. Die Bundesregierung rede mit der ukrainischen Regierung auch angesichts den nahenden Winters über den akuten und langfristigen Unterstützungsbedarf, sagte die Sprecherin des Entwicklungsministeriums. Bereits sicher sei, dass 2023 zwölf Millionen Euro in die Energieversorgung der Stadt Lwiw und weiterer ukrainische Kommunen fließen sollen. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) werde für die ukrainischen Kommunen 1000 weitere Generatoren beschaffen.

Im polnischen Grenzdorf Przewodow ist heute einer der beiden Männer beerdigt worden, die am 15. November durch eine Rakete getötet wurden. Das Staatsbegräbnis des 62-jährigen Lagerverwalters fand mit einer militärischen Zeremonie satt. Polen und andere westliche Staaten gehen davon aus, dass es sich bei dem Geschoss um eine fehlgeleitete ukrainische Luftabwehrrakete handelte, die eine russische Rakete abfangen wollte.

Beerdigung von einem der zwei Männer, die im polnischen Grenzdorf Przewodow durch eine Rakete getötet wurden. 19. November 2022.

Die gestiegene Zahl russischer Luftschläge auf die Ukraine soll nach Aussagen des amerikanischen Verteidigungsministeriums den Nachschub zur ukrainischen Luftverteidigung zum Erliegen bringen. Moskau hoffe, so ein Sprecher des Pentagons, die Lufthoheit über die Ukraine zu erobern.  Der Pentagon-Spitzenbeamte Colin Kahl sagte nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zu Journalisten: "Wie wissen, was die russische Theorie des Sieges ist. Wir werden alles dafür tun, dass das nicht funktioniert und die Ukrainer alles bekommen, was sie brauchen, um ihre Flugabwehr lebensfähig zu erhalten."

Die Ukraine bezeichnet eine Rückgewinnung ihres Staatsgebiets einschließlich der Krim als Voraussetzung für einen Frieden. "Es wird Frieden geben, wenn wir die russische Armee in der Ukraine zerstören und die Grenzen von 1991 erreichen", erklärt Präsidialamtschef Andrij Jermak auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Russland, die Ukraine und Belarus hatten 1991 die Auflösung der Sowjetunion erklärt und beschlossen, voneinander unabhängige Wege zu gehen.

Russland hat 2014 die Halbinsel Krim annektiert, im Februar dieses Jahres einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen und im September weitere ukrainische Gebiete annektiert. Diese Schritte werden von den meisten Staaten weltweit als völkerrechtswidrig angesehen.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat Russlands Präsident Wladimir Putin zum Abzug dessen Truppen aufgerufen. "Beende diesen Krieg, ziehe deine Truppen zurück und mache den Weg frei für Gespräche über einen Frieden, der kein Diktatfrieden Russlands gegenüber der Ukraine sein kann", sagt Scholz beim Landesparteitag der SPD in Baden-Württemberg in Friedrichshafen. Kein Land sei der Hinterhof eines Nachbarn. "Niemand darf sich das Territorium eines anderen aneignen." Der SPD-Politiker verwies außerdem darauf, dass Russland auf dem G20-Gipfel isoliert gewesen sei.

In Cherson ist nach dem Abzug russischer Truppen am 11. November heute der erste Passagierzug aus Kiew eingetroffen. Der Zug erreichte die südukrainische Stadt nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP um 10.00 Uhr Ortszeit mit einer Stunde Verspätung. Menschen begrüßten den Zug von Brücken aus mit ukrainischen Fahnen, Angehörige von Reisenden warteten mit Blumen am Bahnsteig.

Ukrainische Zivilisten begrüßen den ersten Zug, der in den Bahnhof von Cherson nach dem Abzug russischer Truppen eingefahren ist.

Ukrainische Zivilisten begrüßen den ersten Zug, der in den Bahnhof von Cherson nach dem Abzug russischer Truppen eingefahren ist.

Nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft sind bislang mindestens 437 ukrainische Kinder in Folge des russischen Angriffskrieges ums Leben gekommen, mehr als 837 wurden verletzt. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, seien die Zahlen nicht final, da noch immer Informationen aus Zonen ausgewertet würden, in denen entweder noch gekämpft werde, die gerade zurückerobert worden seien beziehungsweise noch unter russischer Besatzung stünden. Die meisten getöteten oder verwundeten Kinder habe es in der östlichen Region Donezk gegeben, so das Büro des Generalstaatsanwalts. Nach Zählung der Vereinten Nationen (UN) sind bisher mindestens 16.295 Zivilisten seit Beginn des Krieges am 24. Februar getötet worden.

Russland hat sich nach Einschätzung britischer Militärexperten am Mittwoch seine bislang größte Anleiheemission an einem Tag durchgeführt und 820 Milliarden Rubel (rund 13 Mrd. Euro) aufgenommen. Mit dem Anzapfen des Anleihemarktes bereite sich das Land auf ein unsichereres finanzpolitisches Umfeld vor, vermuten die Experten.

"Das ist für Russland wichtig, da die Emission von Schuldtiteln ein wichtiger Mechanismus zur Aufrechterhaltung der Verteidigungsausgaben ist, die seit der Invasion in der Ukraine erheblich gestiegen sind." Russlands Verteidigungsausgaben für 2023 belaufen sich nach Angaben der britischen Militärexperten auf rund fünf Billionen Rubel (rund 79,4 Mrd. Euro) und liegen damit um mehr als 40 Prozent über dem 2021 angekündigten Haushalt für 2023.

Mit der Kreditaufnahme über Staatsanleihen werden Haushaltslöcher gestopft. Die russische Regierung hatte Anfang September den Verkauf von Rubel-Anleihen angekündigt und erklärt, ihre Pläne für weitere Auktionen bekanntgeben zu wollen. Wegen der umfangreichen Sanktionen ist Russland weitgehend vom westlich dominierten internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten. "In Zeiten der Ungewissheit ist die Emission von Schuldtiteln teuer", heißt es in dem britischen Tweet. Der Umfang der russischen Auktion deute darauf hin, dass das Finanzministerium die derzeitigen Bedingungen als relativ günstig ansehe, aber für 2023 mit einem zunehmend unsicheren finanzpolitischen Umfeld rechne.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat die Kirchen gebeten, bei der Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine und anderen Ländern zu helfen. „Aufgrund der aktuell recht angespannten Situation insbesondere in den Kommunen möchte ich hier um Ihre Unterstützung für die Schaffung weiterer Wohn- und Schlafräume für geflüchtete Menschen bitten“, sagte der Staatssekretär im Ministerium für Flucht und Integration, Lorenz Bahr, heute in einem Grußwort vor der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Sowohl das Land als auch die Kommunen suchen händeringend nach weiteren Aufnahmekapazitäten.“

In den vergangenen Monaten seien überdurchschnittlich viele Geflüchtete nach Deutschland und nach Nordrhein-Westfalen gekommen, sagte der Staatssekretär vor dem per Videokonferenz tagenden Kirchenparlament. Allein im Oktober kamen nach seinen Angaben mehr als 2600 ukrainische Schutzsuchende sowie mehr als 5000 Asylsuchende aus anderen Ländern in die Landeserstaufnahmeeinrichtung in Bochum. In nächster Zeit sei nicht mit einer Entspannung der Situation zu rechnen, „deshalb hilft jede kleine Unterstützung vor Ort“, sagte der Grünen-Politiker.

Die Staats- und Regierungschefs der APEC-Staaten verabschieden auf ihrem Gipfeltreffen in Bangkok eine Erklärung zum Krieg in der Ukraine. Darin heißt es, die meisten Mitglieder der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft hätten den Krieg scharf verurteilt und betont, "dass er immenses menschliches Leid verursacht und die bestehenden Schwächen der Weltwirtschaft verschärft". Es habe aber auch "andere Ansichten und unterschiedliche Einschätzungen der Situation und der Sanktionen" gegeben. Die APEC sei kein Forum zur Lösung von Sicherheitsproblemen. Sie erkenne aber an, dass diese erhebliche Konsequenzen für die Weltwirtschaft haben könnten. Man habe gesehen, dass sich der Krieg in der Ukraine nachteilig auf die globale Wirtschaft auswirke.

Während der russischen Besatzung der südukrainischen Stadt Cherson sind hunderte Ukrainer festgenommen worden und viele von ihnen verschwunden. Dies geht aus einer am Freitag veröffentlichten Studie der US-Universität Yale hervor. Die Forschungsgruppe Conflict Observatory, deren Arbeit vom US-Außenministerium unterstützt wird, zählte 226 rechtswidrige Festnahmen und Fälle gewaltsamen Verschwindenlassens. Etwa ein Viertel der Menschen wurde mutmaßlich gefoltert, vier von ihnen starben in Gefangenschaft.

Hinter den meisten Fällen steckten dem Bericht zufolge das russische Militär und der russische Geheimdienst FSB. Bei den Betroffenen handelte es sich demnach um Männer im wehrfähigen Alter, darunter Beamte, Lehrer, Strafverfolgungsbeamte und Journalisten. 

Zudem werden Quellen zitiert, wonach die russischen Besatzer nach der Einnahme von Cherson im März mit Listen von Namen und Autokennzeichen Menschen ins Visier nahmen, von denen sie glaubten, dass sie sich ihnen widersetzen könnten. Einige der Festgenommenen seien zwar freigelassen worden, viele weitere würden jedoch weiterhin festgehalten oder vermisst, seit sich die russischen Streitkräfte am 11. November aus Cherson zurückgezogen haben. Der Bericht mache deutlich, "dass die russischen Streitkräfte für die Verbrechen, die sie mutmaßlich in Cherson begangen haben, zur Rechenschaft gezogen werden müssen", heißt es in dem Bericht.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, weist mit Blick auf den Winter in der Ukraine auf die zuletzt "genozidale" Kriegsführung von Russland hin. "Sie zielen auf zivile Objekte, zivile Infrastruktur und viele Millionen Einwohner der Ukraine bleiben heute ohne Strom, ohne Heizung, ohne Wasser", sagt Makeiev im Gespräch mit RTL/ntv laut einem Vorabbericht. Die Ukraine brauche auch weitere Unterstützung, damit diese Infrastruktur schnell renoviert werden könne. "Davon hängt es ab, ob die Ukrainer dann nicht frieren und ein halb-normales Leben zurückkommt."

Die schweren Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen im ostukrainischen Gebiet Donezk dauern nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj an. Es gebe "weder eine Entspannung noch eine Atempause", sagte Selenskyj am Abend in seiner täglichen Videoansprache. Etwa 100 russische Angriffe seien am Vortag in der Region Donezk abgewehrt worden. Die ukrainischen Truppen würden durch Grenzschutzeinheiten aus Charkiw und Sumy unterstützt. Eine Brigade der Nationalgarde kämpfe in Bachmut. "Wir werden dem Feind in keinem der Frontgebiete nachgeben", sagte Selenskyj. "Wir reagieren überall, wir halten unsere Positionen."

Trotz der heftigen Gefechte im Kohle- und Stahlrevier Donbass im Osten der Ukraine verändert sich der Frontverlauf derzeit kaum, wie aus den militärischen Lageberichten beider Seiten für Freitag hervorging. In den fast neun Monaten seit dem russischen Einmarsch am 24. Februar haben die russischen Kräfte nur geringe Geländegewinne erzielt.

Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: von Russland annektierte Gebiete.

Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.

Russland hat die angebliche Exekution russischer Soldaten durch ukrainische Streitkräfte verurteilt, die auf Videos zu sehen seien soll, die in sozialen Netzwerken kursieren. Die Führung in Moskau erklärte, die Aufnahmen seien in der ukrainischen Region Luhansk entstanden. Luhansk zählt zu den Regionen, die Russland völkerrechtswidrig für annektiert erklärt hatte. Sie ist zum Großteil unter russischer Kontrolle.

"Wir fordern internationale Organisationen auf, dieses ungeheuerliche Verbrechen zu verurteilen und eine gründliche Untersuchung durchzuführen", sagte Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums. Der russische Menschenrechtsrat erklärte, er habe die Videos an den Hohen Kommissar für Menschenrechte der Vereinten Nationen, Amnesty International und andere internationale Organisationen geschickt. Die Leiterin der UN-Menschenrechtsdelegation in der Ukraine, Matilda Bogner, hatte am Dienstag erklärt, ihre Mission habe zu Folter von Gefangenen auf beiden Seiten des Konflikts ermittelt.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko hat erneut die Bedeutung eines EU-Beitritts für sein Land betont. "Wir sehen unsere Zukunft als Teil der europäischen Familie", sagte Klitschko in einer Video-Grußbotschaft an den "Deutschlandtag" der Jungen Union. Zugleich erklärte er: "Das ist kein Krieg, das ist ein Genozid." Russland versuche, die ukrainische Bevölkerung von der Wasser- und Stromversorgung abzuschneiden.

Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, ist zum Vize-Außenminister der Ukraine ernannt worden. Polen untersagt der russischen Delegation den Zutritt zum OSZE-Gipfel in Lodz Anfang Dezember. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.