Rauchwolken steigen nach Bombardierung durch Israel über Chan Yunis im Süden des Gazastreifens auf.
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Krieg in Nahost ++ Israel meldet 100 zerstörte Ziele in Chan Yunis ++

Stand: 07.01.2024 23:32 Uhr

Israels Armee hat nach eigener Darstellung mehr als 100 Ziele palästinensischer Terroristen in der Stadt Chan Yunis im Süden Gazas zerstört. Außenministerin Baerbock ist zu ihrem vierten Besuch in Israel gelandet. Alle Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.

07.01.2024 • 23:31 Uhr

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Bundesaußenministerin Annalena Baerbock fordert, die Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen deutlich zu erhöhen. Die bereitgestellte Hilfe müsse auch in dem Gebiet ankommen, sagt Baerbock bei einem Besuch in Jerusalem.

Die Grenzgebiete zu dem Küstenstreifen aber seien wie ein Flaschenhals. "Das kann so nicht bleiben." Die Menschen benötigten dringend Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente. Die Bundesregierung habe deshalb ihre humanitäre Hilfe für die Palästinenser seit Beginn des Krieges auf über 200 Millionen Euro verdreifacht.

US-Außenminister Antony Blinken hat Israel aufgefordert, mehr für den Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu tun. Zudem müssten die durch den anhaltenden Krieg vertriebenen Palästinenser "nach Hause zurückkehren können, sobald es die Umstände erlauben", sagte Blinken in Doha an der Seite des katarischen Regierungschefs Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani. "Sie können und dürfen nicht gezwungen werden, den Gazastreifen zu verlassen".

Blinken warnte zudem davor, dass der Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen "metastasieren" und die Sicherheit im gesamten Nahen Osten gefährden könnte. "Es handelt sich um einen Konflikt, der sich leicht ausweiten und noch mehr Unsicherheit und noch mehr Leid verursachen könnte", sagte Blinken in Katar.

Der US-Außenminister bereist die Region derzeit, um eine weitere Eskalation der Krise zu verhindern und Wege für eine Beilegung zu sondieren.

Die Bundesregierung ist nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock bereit, der Lieferung weiterer Eurofighter an Saudi-Arabien nicht länger im Weg zu stehen. Die Regierung in Riad zeige ihre Bemühungen um eine bessere Zukunft in der Region, sagte Baerbock bei einem Besuch in Jerusalem. Sie verwies darauf, dass die saudische Luftwaffe gegen Israel gerichtete Raketen der Huthi-Rebellen im Jemen abschieße.

Damit trage Saudi-Arabien maßgeblich auch in diesen Tagen zur Sicherheit Israels bei und dämme die Gefahr eines regionalen Flächenbrandes ein. "Gerade deshalb sehen wir nicht, dass wir uns als deutsche Bundesregierung den britischen Überlegungen zu weiteren Eurofightern für Saudi-Arabien entgegenstellen", sagte die Ministerin.

Außenministerin Annalena Baerbock ist in Jerusalem mit ihrem neuen israelischen Amtskollegen Israel Katz zusammengetroffen. Katz habe ihr für die deutsche Unterstützung Israels und den Einsatz für die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen gedankt, teilte sein Büro mit. Dies gelte auch für regionale Bemühungen um eine Entfernung der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah von der Grenze mit Israel, hieß es in der Stellungnahme.

An dem Treffen nahmen auch Angehörige von Geiseln teil, die noch im Gazastreifen festgehalten werden.

Bei einem Angriff auf einen Kontrollposten im Westjordanland ist ein palästinensisches Mädchen im Alter von drei oder vier Jahren offenbar versehentlich erschossen worden. Die israelische Polizei teilte mit, ein Mann und eine Frau in einem Lieferwagen seien mit ihrem Wagen nahe der Ortschaft Biddu in eine Gruppe Polizisten gerast, die daraufhin das Feuer eröffneten. Beide seien von Schüssen getroffen worden, aber auch das Mädchen, das im Wagen vor ihnen gesessen habe.

Der Rettungsdienst Magen David Adom erklärte das Mädchen für tot. Eine Beamtin der Grenzpolizei wurde leicht verletzt. Wie schwer die beiden mutmaßlichen Angreifer verletzt waren oder ob sie ums Leben kamen, war zunächst unklar.

07.01.2024 • 18:38 Uhr

Netanyahu warnt Hisbollah

Der israelische Regierungschef Netanyahu hat die Hisbollah vor weiterer Gewalt gewarnt, nachdem es erneut Beschuss an der Grenze zum Libanon gekommen ist. Die israelische Armee meldete Erfolge im dem Süden des Gazastreifens.

Im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon hat es wieder gegenseitige Angriffe zwischen der israelischen Armee und der Schiitenmiliz Hisbollah gegeben. Die Angriffe richteten sich gegen Terroristen und mehrere Ziele der vom Iran unterstützten Miliz im Nachbarland, teilte das israelische Militär mit. Zudem sei in der Nacht auf Sonntag ein "feindliches Fluggerät" aus dem Libanon über Nordisrael abgefangen worden.

Die Hisbollah teilte mit, sie habe israelische Soldaten nahe der Grenze mit Raketen angegriffen. Insgesamt reklamierte die Hisbollah am Sonntag zehn Angriffe auf das israelische Grenzgebiet für sich.

Die israelische Armee meldete die Zerschlagung der Hamas-Strukturen im Norden des Gazastreifens. ARD-Korrespondent Julio Segador ordnet ein, was dies für den Einsatz des israelischen Militärs bedeutet.

Bei mutmaßlichen israelischen Luftangriffen auf Chan Yunis im Süden des Gazastreifens sind nach Angaben von Krankenhausmitarbeitern Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP beobachtete, wie mindestens sieben Leichen in das Europäische Krankenhaus gebracht wurden.

Sie alle kamen offenbar bei einem Luftangriff auf ein Haus zwischen Chan Yunis und Rafah ums Leben. Auch ein Mann mit einem Baby in den Armen kam in das Krankenhaus und trug es wenig später in ein Tuch gewickelt zur Leichenhalle. Ein AP-Reporter konnte sehen, wie Männer mit Spitzhacken und bloßen Händen in den Trümmern des Hauses nach Überlebenden und Leichen gruben.

Nach einem weiteren Luftangriff auf Chan Yunis am Samstagabend wurden heute 18 Leichen in das dortige Nasser-Krankenhaus gebracht, wie Mitarbeiter der AP sagten. Zwölf der Toten waren demnach Kinder. Mehr als 50 weitere seien verletzt worden, als ein Haus in einem seit Jahrzehnten bestehenden Flüchtlingsviertel getroffen worden sei, hieß es. Unabhängig ließen sich diese Angaben zunächst nicht überprüfen.

Karte: Gazastreifen, schraffiert: von der israelischen Armee kontrollierte Gebiete

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee

Wegen der näher rückenden Kämpfe steht der Betrieb des Al-Aksa-Märtyrer-Krankenhauses in der Stadt Deir al-Balah im Gazastreifen in Frage. "Heute stehen wir am Rande einer echten Katastrophe", sagte der Krankenhausleiter Ijad Abu Saher einer Delegation der Vereinten Nationen. Ohne Gesundheitsversorgung würden die Bewohner auf den Straßen den Tod finden.

Die Vereinten Nationen riefen zum Schutz aller Mitarbeiter im Gesundheitsbereich des Gazastreifens auf. Die international tätige Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen teilte mit, sie ziehe ihr Personal aus dem Al-Aksa-Märtyrer-Krankenhaus in Deir al-Balah ab. Carolina Lopez, Notfallkoordinatorin der Gruppe in der Klinik, sagte, dass es wenige Hundert Meter entfernt vom Krankenhaus zu Drohnenangriffen gekommen sei. Zudem hätten Scharfschützen gefeuert.

Außenministerin Annalena Baerbock ist zum Auftakt ihres Besuches in Israel von Präsident Izchak Herzog empfangen worden. Drei Monate nach Beginn des Gaza-Kriegs dürfte es bei dem Treffen in Jerusalem auch um die humanitäre Lage der Palästinenser sowie um Wege hin zu einer Zweistaatenlösung gehen. Die Bemühungen zur Freilassung der von der islamistischen Hamas und anderen Gruppen in den Gazastreifen verschleppten Geiseln dürften ebenfalls Thema sein.

Im Anschluss an die Unterredung mit Herzog war ein Gespräch Baerbocks mit ihrem neuen israelischen Kollegen Israel Katz geplant. Am Montag will sich die Ministerin im Westjordanland über die Lage der Menschen dort informieren. Unter anderem ist der Besuch eines palästinensischen Dorfes sowie ein Treffen mit Außenminister Riad al-Maliki geplant.

Israels Armee hat nach eigener Darstellung mehr als 100 Ziele palästinensischer Terroristen in der heftig umkämpften Stadt Chan Yunis im Süden des Gazastreifens zerstört. Dutzende Terroristen seien dort zudem getötet worden, teilte das Militär mit. Soldaten zerstörten demnach etwa Tunnel, Beobachtungsposten sowie ein Hauptquartier der Hamas. Dieses habe die Islamistenorganisation auch für die Planung ihres Massakers am 7. Oktober in israelischen Grenzorten genutzt.

Soldaten hätten zudem Granaten und andere Waffen sichergestellt, hieß es weiter. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Extremistische Palästinenser feuerten am Sonntag erneut Raketen Richtung Israel. In Grenzorten nahe des Gazastreifens wurde Armeeangaben zufolge Raketenalarm ausgelöst.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
07.01.2024 • 16:53 Uhr

Baerbock ist in Israel eingetroffen

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ist zu ihrem vierten Besuch in Israel seit dem Angriff der radikalislamischen Hamas vor drei Monaten eingetroffen. Zum Auftakt ihrer Reise rief die Ministerin Israel zu mehr Rücksicht auf die Zivilisten im Gazastreifen auf.

Die Menschen im Gazastreifen und im Westjordanland benötigten "die Chance auf ein Leben in Sicherheit, Würde und Selbstbestimmung", mahnte sie. "Dafür muss Israel, das das Recht und die Pflicht hat, sich gegen den Terror zu verteidigen, bei seinem militärischen Vorgehen Zivilisten viel besser schützen", fügte Baerbock hinzu.

In Jerusalem, der ersten Station ihrer Nahost-Reise, wollte Baerbock mit Außenminister Israel Katz und Präsident Isaac Herzog zusammentreffen. In den kommenden Tagen sind weitere Stationen im palästinensischen Westjordanland, in Ägypten und im Libanon geplant. 

Die Versorgung mit Essen für Hunderttausende Menschen im Gazastreifen hat sich nach Worten von US-Außenminister Antony Blinken verschlechtert. Die Ernährungslage sei für Männer, Frauen und Kinder "sehr schwierig", sagte Blinken in Amman nach Besuch eines Lagerhauses des Welternährungsprogramms (WFP).

Ein Großteil des gelieferten Essens sei fertig zum Verzehr, weil die Menschen dieses unter aktuellen Bedingungen kaum oder gar nicht zubereiten könnten. "Dies ist der einzige Weg, um den Menschen das zu geben, was sie jetzt brauchen", sagte Blinken.

Einer UN-Studie zufolge fallen rund 577.000 Menschen in Gaza und damit 26 Prozent der Bewohner in die schwerwiegendste Kategorie des Hungers.

Bei einem israelischen Luftangriff sind nach Angaben von palästinensischen Behörden im Süden des Gazastreifens zwei palästinensische Journalisten ums Leben gekommen. Ein weiterer Reporter sei verletzt worden, teilen die örtliche Gesundheitsbehörde und die Journalistengewerkschaft mit.

Die USA sollen Israel einem Medienbericht zufolge vor einer "deutlichen Eskalation" im Nachbarland Libanon gewarnt haben. Die Washington Post berichtet vor dem Hintergrund der Gefechte zwischen der Hisbollah-Miliz und der israelischen Armee im Grenzgebiet von entsprechenden persönlichen Gesprächen von US-Regierungsvertretern mit Israel und berief sich dabei auf mehrere mit dem Thema vertraute Quellen.

Nach Einschätzung des militärischen Nachrichtendienstes DIA erschwere eine weitere Front neben dem Krieg in Gaza gegen die islamistische Hamas die Erfolgsaussichten Israels, sagten zwei namentlich nicht genannte Personen dem Blatt.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu pocht auf die Fortsetzung des Militäreinsatzes im Gazastreifen. "Der Krieg darf nicht beendet werden, bevor wir unsere Ziele erreicht haben", sagt Netanyahu zu Beginn der wöchentlichen Sitzung seines Kabinetts.

Als Ziele nennt er die Beseitigung der Hamas, die Rückkehr aller Geiseln und die Sicherstellung, dass der Gazastreifen keine Gefahr mehr für Israel darstellt. "Ich sage das sowohl unseren Feinden als auch unseren Freunden", fügt er hinzu.

Nach dem israelischen Luftangriff im Westjordanland ist die Opferzahl gestiegen. Sieben Menschen wurden getötet, wie die palästinensische Gesundheitsbehörde in Ramallah mitteilte. Der Luftangriff in der Stadt Dschenin traf nach palästinensischer Darstellung eine Bürgerversammlung. Zuvor war von sechs Toten die Rede gewesen, ein Schwerverletzter starb nun jedoch. Die getöteten Palästinenser seien zwischen 18 und 29 Jahre alt.

Außenministerin Annalena Baerbock hat vor ihrer Reise in den Nahen Osten ein Ende des Krieges im Gazastreifen und Schritte hin zu einer Lösung des langjährigen Konflikts angemahnt. "Wir alle spüren, das Drehbuch des Terrors darf nicht noch weiter aufgehen: Der Terror muss ein Ende haben", erklärte Baerbock vor ihrem Abflug in Berlin. Die humanitäre Not der Menschen müsse ein Ende haben. "Die Region muss aus dem ewigen Zyklus der Gewalt herauskommen."

Baerbock fliegt zunächst nach Israel, weitere Stationen ihres dreitägigen Aufenthalts sind Ägypten und der Libanon. Die Menschen in der Region sehnten sich nach Frieden. "Dafür darf keine Gefahr mehr für die Existenz Israels von Gaza ausgehen, muss Hamas die Waffen niederlegen, müssen Hisbollah und die Huthis mit ihrem gefährlichen Zündeln aufhören", erklärte die Ministerin. "Dafür brauchen die Menschen in Gaza und im Westjordanland die Chance auf ein Leben in Sicherheit, Würde und Selbstbestimmung." Israelis und Palästinenser könnten nur in Frieden leben, "wenn die Sicherheit des Einen die Sicherheit des Anderen bedeutet".

Das Deutsche Rote Kreuz hat rund 33 Tonnen Hilfsgüter für die Menschen im Gazastreifen auf den Weg gebracht. Die Hubwagen, Zelte, Planen für Notunterkünfte und Rettungsrucksäcke wurden am Flughafen Leipzig verladen und sollen zunächst nach Ägypten gebracht werden. Den weiteren Transport in den Gazastreifen übernimmt der Ägyptische Rote Halbmond. Anschließend wird der Palästinensische Rote Halbmond die Verteilung übernehmen. Morgen soll ein weiteres Flugzeug mit 26 Tonnen Hilfsgütern an Bord von Leipzig aus starten.

Die Lage im Gazastreifen beschrieb der Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuzes, Christian Reuter, als katastrophal. Es fehle an allem: an Medikamenten, Trinkwasser, Lebensmitteln, an warmen Decken, an Treibstoff und Kleidung. Die meisten Menschen hätten ihre Wohnung verloren oder befänden sich auf der Flucht. "Deshalb liegen die Schwerpunkte unserer bedarfsgerechten Hilfe auf medizinischem Material für die Notfallversorgung und Material für Notunterkünfte", so Reuter.

Hilfsgüter des DRK für die Menschen im Gazastreifen werden in Leipzig in ein Flugzeug verladen.

Hilfsgüter des DRK für die Menschen im Gazastreifen werden in Leipzig in ein Flugzeug verladen.

Jordaniens König Abdullah II. hat in einem Gespräch mit US-Außenminister Antony Blinken vor den katastrophalen Auswirkungen einer Fortsetzung des israelischen Militäreinsatzes in Gaza gewarnt. Laut einer Erklärung des königlichen Palastes sagte König Abdullah zudem, Washington müsse Druck auf Israel ausüben, einem sofortigen Waffenstillstand in Gaza zuzustimmen.

Blinken hält sich seit Freitag in der Region auf und bemüht sich um eine Deeskalation der Lage. Vor dem Treffen mit König Abdullah war er bereits mit dem jordanischen Außenminister Aiman Safadi zu Gesprächen zusammengekommen.

Die chinesische Reederei Cosco setzt einem Medienbericht zufolge ihre Transporte nach Israel aus. In dem Bericht des israelischen Finanznachrichtenportals Globes werden keine Details oder eine Begründung dafür genannt. Das Cosco-Büro in Israel lehnte eine Stellungnahme ab. Die israelische Hafenbehörde teilte lediglich mit, sie prüfe den Bericht.

Im Roten Meer, zu dem Israel mit der Hafenstadt Eilat einen Zugang hat, werden immer wieder Frachtschiffe von jemenitischen Huthi-Rebellen angegriffen, die sich solidarisch mit der radikal-islamistischen Hamas im Gazastreifen erklärt haben. Zahlreiche Reedereien wie etwa das dänische Unternehmen Maersk meiden deshalb die wichtige Schifffahrtsroute durch das Rote Meer und nehmen die deutlich längere und damit teurere Route um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas.

In der Nacht hat Israels Armee beim Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, Videos zu dem Einsatz im Norden des Gazastreifens veröffentlicht. Sprecher Daniel Hagari sagte, die Hamas habe vor Kriegsbeginn im Norden über zwei Brigaden mit zwölf Regimentern verfügt. "Insgesamt waren es etwa 14.000 Terroristen", sagte er. Seitdem seien zahlreiche Kommandeure getötet sowie Waffen und Munition zerstört worden. Die Soldaten hätten unterirdische Tunnel gefunden und zerstört.

Karte: Gazastreifen, schraffiert: von der israelischen Armee kontrollierte Gebiete

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee

Allein in der Stadt Dschabaliya wurden laut Hagari acht Kilometer unterirdischer Tunnel sowie 40 Eingänge gefunden. In dem Bereich funktioniere die Hamas nicht mehr auf organisierte Weise. "Es gibt in Dschabaliya immer noch Terroristen, aber jetzt agieren sie ohne Rahmen und ohne Kommandeure", sagte Hagari. Die Armee will sich nach eigenen Angaben nun darauf konzentrieren, die Hamas-Strukturen im Zentrum und Süden des Gazastreifens zu zerstören. Nach Israels Darstellung sind bisher etwa 8.000 Terroristen getötet worden.

Bei einem israelischen Luftangriff im Westjordanland sind dem palästinensischen Gesundheitsministerium zufolge sechs Palästinenser getötet worden. Das berichteten mehrere Medien übereinstimmend unter Berufung auf die Behörde in Ramallah. Eine weitere Person sei schwer verletzt worden. Der Angriff in der Stadt Dschenin traf demnach eine Zusammenkunft von mehreren Anwohnern. Israelischen Angaben zufolge handelte es sich bei den Getöteten um Terroristen.

Bei dem Anti-Terror-Einsatz in der Stadt im Norden des von Israel besetzten Westjordanlands wurde Armeeangaben zufolge auch eine israelische Grenzpolizistin getötet. Ein Wagen der Polizei sei über einen Sprengsatz gefahren. Weitere Einsatzkräfte wurden demnach verletzt. Laut Medienberichten wurden insgesamt drei Sicherheitskräfte bei der Explosion verletzt.

Karte: Dschenin, Westjordanland

Israels Armee hat ein Bild veröffentlicht, das den Chef des bewaffneten Arms der Terrororganisation Hamas, Mohammed Deif, zeigen soll. Auf dem am Samstagabend verbreiteten Foto ist ein grauhaariger, bärtiger Mann zu sehen, der in der linken Hand mehrere Geldscheine und in der rechten Hand einen Plastikbecher mit einer Flüssigkeit hält. Bis zu Beginn des Gaza-Kriegs vor drei Monaten verfügte Israel nur über sehr alte Fotos von dem Mann, der als einer der zentralen Drahtzieher des Terrorangriffs auf Israel vom 7. Oktober gilt.

Bereits im Dezember war ein neueres Bild von Deif aufgetaucht, der jahrelang als Phantom galt und bereits zahlreiche Tötungsversuche Israels überlebt hat. Israel war lange davon ausgegangen, dass Deif mehrere Gliedmaßen verloren hat. Im Dezember berichteten israelische Medien aber bereits, die Armee habe ein Video gefunden, das Deif mit beiden Armen und beiden Beinen zeige.

Die Tötung des Hamas-Anführers Saleh Al-Aruri erschwert aus Sicht des Golfemirats Katar die weiteren Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln. Das berichtete das Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf eine nicht näher genannte israelische Quelle und einen katarischen Beamten. Katar vermittelt zwischen Israel und der Terrororganisation.

Demnach sagte Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani mehreren Familien israelischer Geiseln, die ihn in der Hauptstadt Doha trafen, dass ein neuer Deal nun schwieriger werde. Katar und Ägypten hatten zuletzt daran gearbeitet, Gespräche zwischen Israel und der Hamas über die Freilassung weiterer Geiseln wieder in Gang zu bekommen.

Vor dem Hintergrund des Nahost-Kriegs bricht Außenministerin Annalena Baerbock heute erneut zu einer Reise nach Israel und in andere Länder im Nahen Osten auf. Anschließend fliegt sie weiter nach Südostasien. Zu Beginn ihrer insgesamt einwöchigen Reise wollte die Grünen-Politikerin zunächst ihren neuen Amtskollegen Israel Katz zu einem Gespräch treffen. Geplant war auch eine Zusammenkunft mit dem israelischen Präsidenten Izchak Herzog.

Auf seiner diplomatischen Reise im Nahen Osten ist US-Außenminister Antony Blinken in Jordaniens Hauptstadt Amman angekommen. "Jordanien ist ein entscheidender Partner, um dabei zu helfen, eine Ausweitung des Konflikts in der Region zu verhindern", schrieb Blinkens Sprecher Matthew Miller in der Nacht auf X, vormals Twitter. Die USA seien dem an Israel grenzenden Königreich dankbar für dessen führende Rolle bei den Hilfslieferungen an Zivilisten im Gazastreifen.

Blinken ist erneut in der Region unterwegs, um mit mehreren Ländern über eine Deeskalation in dem Konflikt zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas zu sprechen. Neben Jordanien will Blinken noch Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien sowie Israel, das Westjordanland und Ägypten besuchen. Vor seiner Ankunft in Jordanien war der US-Außenminister am Samstag in der Türkei und auf der griechischen Insel Kreta.

Bei einem Besuch im Libanon hat der EU-Außenbeauftragte Borrell die Notwendigkeit betont, den Nahost-Konflikt nicht eskalieren zu lassen. US-Außenminister Blinken hat mit dem türkischen Präsidenten Erdogan gesprochen. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.

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