Rauch steigt nach einem Luftangriff über dem nördlichen Gazastreifen auf
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Nach Großangriff auf Israel ++ Israel will Luftangriffe verstärken ++

Stand: 21.10.2023 23:56 Uhr

Nach Angaben ihres Sprechers will die israelische Armee die Luftangriffe verstärken. Mehrere UN-Organisationen fordern eine Feuerpause und uneingeschränkten Zugang zum Gazastreifen für humanitäre Hilfe. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.

21.10.2023 • 23:56 Uhr

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Die Hamas wollte nach eigenen Angaben zwei weitere Geiseln freilassen. Israel habe es aber abgelehnt, die Geiseln in Empfang zu nehmen, teilte ein Sprecher der Miliz in einer kurzen Erklärung mit. Die militant-islamistische Hamas habe Katar am Freitag über ihre Absicht informiert, die beiden Personen freizulassen. Unabhängig überprüfen lässt sich die Aussage der Terrororganisation nicht.

Israel dementierte die Behauptung der radikal-islamischen Hamas. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu teilte mit, dass Israel alle entführten und vermissten Menschen nach Hause bringen wolle. Die Äußerungen der Hamas seien Propaganda.

21.10.2023 • 21:40 Uhr

Erdogan spricht mit Hamas-Chef

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat mit dem Chef der militant-islamistischen Hamas, Ismail Hanija, telefoniert und sich mit diesem über die Lage im Gazastreifen ausgetauscht. Wie der Pressedienst der türkischen Regierung auf der Plattform X mitteilte, betonte Erdogan dabei, dass sich die Türkei weiter für eine baldmögliche Waffenruhe in der Region einsetzen werde. Auch wollte sich Erdogan um weitere humanitäre Hilfe für den Gazastreifen bemühen.

Die USA setzen sich nach Worten von Präsident Joe Biden dafür ein, dass die Zivilbevölkerung im Gazastreifen weiterhin Zugang zu Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung hat. "Wir werden weiterhin mit allen Parteien zusammenarbeiten, um den Rafah-Grenzübergang in Betrieb zu halten, damit die Hilfsgüter, die für das Wohlergehen der Menschen im Gazastreifen unerlässlich sind, weiter transportiert werden können", sagte Biden. Die Hilfsgüter dürften jedoch nicht von der Hamas umgeleitet werden.

Israel will die Luftangriffe auf den Norden des Gazastreifens ab sofort verstärken. Das sagte Armeesprecher Daniel Hagari auf einer Pressekonferenz. Damit solle der Druck auf die militant-islamistische Hamas erhöht werden. "Wir müssen in die nächste Phase des Krieges unter bestmöglichen Bedingungen eintreten", sagte Hagari. Die Bewohner des Gazastreifens forderte er auf, sich in den Süden zu begeben, um der Gefahr zu entgehen. "Zu Ihrer eigenen Sicherheit sollten Sie sich in den Süden begeben, denn wir werden die Angriffe im Gebiet von Gaza-Stadt fortsetzen und verstärken."

Die Luftangriffe sind eine Reaktion auf den am 7. Oktober erfolgten Großangriff der Hamas.

Die Vereinten Nationen hoffen, dass am Sonntag ein zweiter Lastwagenkonvoi in den Gazastreifen geschickt wird. "Ich habe heute Nachmittag gehört - aber wir verhandeln gerade darüber - dass wir morgen vielleicht einen weiteren Konvoi bekommen, vielleicht sogar etwas größer, 20 bis 30 Lastwagen", sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths in einem Interview am Rande der Nahost-Konferenz in Kairo. Es sei unglaublich wichtig, dass es keine Lücke in der Hilfe gebe, die über die Grenze gehe. Nach Angaben der Vereinten Nationen werden täglich 100 Lastwagen für die Grundbedürfnisse der Menschen im Gazastreifen benötigt.

Mehrere UN-Organisationen haben zu einem Waffenstillstand aufgerufen. Zudem verlangten sie uneingeschränktem Zugang für humanitäre Hilfe im gesamten Gazastreifen. "Wir fordern einen humanitären Waffenstillstand und einen sofortigen, uneingeschränkten Zugang für humanitäre Hilfe im gesamten Gazastreifen, damit die humanitären Akteure die Zivilbevölkerung in Not erreichen, Leben retten und weiteres menschliches Leid verhindern können", hieß es in der gemeinsamen Erklärung von UNDP, UNFPA, UNICEF, WFP und WHO.

Die Zahl der Todesfälle könne wegen Krankheitsausbrüchen und mangelnder Versorgung sprunghaft steigen, warnten die Organisationen. "Mehr als 1,6 Millionen Menschen brauchen dringend humanitäre Hilfe. Es gibt eine alarmierende Sterberate unter Kindern, und ihnen wird das Recht auf Schutz, Essen, Wasser und Gesundheitsversorgung verwehrt."

In mehreren deutschen Städten hat es pro-palästinensische Demonstrationen gegeben, bei denen teilweise israelfeindliche und antisemitische Parolen gerufen wurden. In Berlin hielt die Polizei dabei nach eigenen Angaben einen Demonstrationszug wegen israelfeindlicher Aufrufe an. Die Kundgebung sei angehalten worden, "um dem Verantwortlichen sowie auch den Teilnehmerinnen und Teilnehmern über unsere Lautsprecherwagen mitzuteilen, dass israelfeindliche Ausrufe nicht länger geduldet werden", so die Polizei.

Die Düsseldorfer Polizei meldete ihrerseits ein "intensives Einsatzgeschehen" mit mehreren Demonstrationen und insgesamt Tausenden Teilnehmern. Bei einer Versammlung mit rund 6.900 Teilnehmenden seien mehrere Strafanzeigen gestellt worden - "unter anderem wegen Volksverhetzung, dem Aufruf zu Straftaten sowie des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und Beleidigung von Polizeibeamten".

Auch aus Nürnberg, Münster, Kassel und Hannover wurden Kundgebungen gemeldet. Diese verliefen nach Polizeiangaben allesamt friedlich.

Von den seit dem Terrorangriff der Hamas getöteten Menschen in Israel sind Berichten zufolge 1.033 Zivilisten. Das meldeten israelische Medien unter Berufung auf die israelische Polizei. Von den zivilen Opfern sei bislang gut ein Viertel noch nicht identifiziert worden. Aufgrund der schweren Verbrennungen und Schändungen der Getöteten sei dies oftmals schwierig, hieß es in dem Bericht weiter.

Nach Armeeangaben starben zudem 307 Soldaten. Beide Zahlen zusammen gerechnet ergibt 1.340 Tote. Laut Israels Gesundheitsministerium starben jedoch mindestens 1.400 Menschen. Warum die Zahlen voneinander abweichen, blieb zunächst unklar.

Außenministerin Baerbock hat Forderungen strikt zurückgewiesen, weitere deutsche Hilfe für die Menschen im Gazastreifen nach dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel zu stoppen. "Humanitäre Hilfe für Menschen in Not ist ein Gebot der Menschlichkeit", sagte die Grünen-Politikerin nach dem Nahost-Gipfel in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Baerbock ergänzte: "Es geht hier nicht um abstrakte Debatten am grünen Tisch, sondern es geht um Menschen. Ja, es geht im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod."

Die von Ägypten kurzfristig einberufene Nahost-Konferenz in Kairo ist ergebnislos beendet worden. Die eingeladenen Staats- und Regierungschefs sowie die Außenminister einigten sich nicht auf eine gemeinsame Erklärung. Die arabischen Staats- und Regierungschefs verurteilten bei dem Gipfeltreffen die israelische Bombardierung des Gazastreifens. Die Europäer forderten indes, dass die Zivilbevölkerung geschützt werden sollte.

21.10.2023 • 19:18 Uhr

Pro-Palästina-Demo in Düsseldorf

Mehrere tausend Menschen haben in Düsseldorf an einer Pro-Palästina-Demonstration teilgenommen. Ein Polizeisprecher am Zug schätzte die Teilnehmerzahl laut der Nachrichtenagentur dpa auf 5500. "Für Frieden, Gerechtigkeit, Menschenwürde in Palästina" stand auf einem Transparent. "Gegen Krieg, Gewalt und Aggression in Gaza", hieß es auf einem anderen Transparent. Viele Teilnehmer schwenkten Palästina-Fahnen.

Es seien deutlich mehr Menschen gekommen als angemeldet, sagte eine Polizeisprecherin. Dennoch habe es bis zum Nachmittag keine Zwischenfälle gegeben.

Ägypten setzt sich auch nach dem Gipfeltreffen zum Krieg in Nahost für eine Zwei-Staaten-Lösung zwischen Israelis und Palästinensern ein. Ein "unabhängiger palästinensischer Staat" müsse in kurzer Zeit entstehen, wenn die aktuelle Krise zu einem "neuen politischen Geist" geführt habe, teilte das ägyptische Präsidialamt in Kairo mit. "Die Palästinenser müssen alle Rechte genießen, die andere Menschen genießen" - allem voran ein Staat, der ihre Identität verkörpere.

Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat ein weiterhin hartes Vorgehen gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas angekündigt. "Wir werden die Infrastruktur der Hamas völlig zerstören. Wir werden die Führung der Hamas eliminieren", sagte er beim Deutschlandtag der Jungen Union. Es stehe ein langer Krieg bevor, für den einzig die Hamas verantwortlich sei, so Prosor.

Ein führender Mitarbeiter des katarischen Außenministeriums äußert sich in der "Welt am Sonntag" zuversichtlich über eine Freilassung weiterer von der Hamas festgehaltener Zivilisten. "Wir arbeiten derzeit an einer Vereinbarung, nach der zunächst alle zivilen Geiseln freigelassen werden sollen", sagte Majed Al-Ansari, Berater des Außenministers und Sprecher des katarischen Außenministeriums. "Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass dies heute oder morgen oder übermorgen geschehen wird. Aber wir sind auf einem Weg, der sehr bald zur Freilassung der Geiseln, insbesondere der Zivilisten, führen wird."

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni warnt vor eine unüberwindlichen Spaltung von Israelis und Palästinensern und wirbt für eine Zweistaatenlösung. Die Geschehnisse im Gazastreifen dürften nicht "zu einem weit größeren Konflikt, einem religiösen Krieg, einem Kampf der Kulturen" werden, sagte Meloni bei der Nahostkonferenz in Kairo. Sie habe den Eindruck, dass genau as das Ziel des Großangriffs der Hamas auf Israel gewesen sei. "Wir dürfen nicht in diese Falle tappen", sagt Meloni. Sie warb für eine Koexistenz zweier Staaten von Israelis und Palästinensern.

Im Berliner Stadtteil Neukölln sind zahlreiche Geschäftsinhaber einem Streikaufruf aus Protest gegen Israels Vorgehen im Gazastreifen gefolgt. In der normalerweise belebten Geschäftsstraße Sonnenallee seien rund 80 Prozent der Ladengeschäfte geschlossen geblieben, teilte die Polizei mit. Zuvor hätten "Personengruppen" in der Straße Flyer verteilt, die Geschäftsinhaber aufforderten, ihre Geschäfte zum Zeichen des Protests geschlossen zu lassen.

In London haben nach Polizeiangaben rund 100.000 Demonstranten ihre Solidarität mit den Palästinensern zum Ausdruck gebracht. Nach einem Demonstrationszug durch die Innenstadt versammelte sich die Menge vor dem Amtssitz von Premierminister Rishi Sunak in der Downing Street. Teilnehmer forderten "Freiheit für Palästina" und ein Ende der Luftangriffe auf den Gazastreifen. Einige Demonstranten im Stadtzentrum hätten die Parole "From the River to the Sea, Palestine will be free" skandiert, meldete die Nachrichtenagentur PA. Innenministerin Suella Braverman hatte den Slogan als antisemitisch kritisiert und erklärt, er werde von vielen als Aufruf zur Zerstörung Israels verstanden.

Die Polizei hatte vor der Kundgebung betont, dass Gewalt sowie Beifallsbekundungen für die in Großbritannien verbotene Hamas nicht toleriert würden. Die britischen Behörden hatten die Demonstranten zudem aufgefordert, den Schmerz und die Besorgnis der jüdischen Gemeinde nicht aus dem Blick zu verlieren.

Israels Armee hat nach erneutem Beschuss aus dem Libanon eigenen Angaben zufolge zwei "Terrorzellen" im Süden des Nachbarlandes angegriffen. Dabei habe es Treffer gegeben, teilte das Militär mit. Ob es Tote oder Verletzte gab, ist unklar.

Aus dem Libanon waren den Angaben nach mehrere Raketen auf verschiedene Gegenden in Israel abgefeuert worden. Israelische Medien meldeten unter Berufung auf den Rettungsdienst Magen David Adom zwei Verletzte durch Granatsplitter. Auch der von der Hisbollah geführte libanesische Fernsehsender Al-Manar meldete den Beschuss auf israelische Ziele aus dem Libanon heraus.

Die israelische Armee setzt nach eigenen Angaben die Vorbereitungen für die "nächste Phase des Kriegs" im Gazastreifen fort. Dies schließe auch Einsätze am Boden ein, hieß es in einer Mitteilung des Militärs. In den vergangenen Tagen seien "Pläne zur Ausweitung der operativen Einsätze" gebilligt worden. Einheiten der Armee seien vor Ort stationiert und trainierten.

Vom Friedensgipfel in Kairo ist laut ARD-Korrespondentin Claudia Buckenmaier "nichts Konkretes" im Hinblick auf Friedensverhandlungen zu erwarten - vor allem, weil Israel nicht mit am Tisch sitze. Allerdings lerne man die Positionen der einzelnen Teilnehmer besser kennen.

Außenministerin Annalena Baerbock hat Israel volle Solidarität im Kampf gegen die Hamas zugesichert. Der Kampf müsse allerdings "mit größtmöglicher Rücksichtnahme" auf die humanitäre Lage geführt werden, sagte die Grünen-Politikerin beim Nahost-Gipfel in Kairo. Klar sei, "dass die Täter dieses Terrors nicht für das palästinensische Volk sprechen. Man müsse "zwischen Terroristen und der Zivilbevölkerung unterscheiden". Hass dürfe nicht geschürt werden - denn genau das wolle die Hamas.

Zugleich forderte sie die internationale Gemeinschaft zu mehr Unterstützung für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen auf. Baerbock sprach sich für einen neuen Friedensprozess aus, der es beiden Seiten ermöglichen solle, friedlich und sicher Seite an Seite in zwei unabhängigen Staaten zu leben. "Das mag heute weit weg klingen", aber nur eine gerechte und dauerhafte Lösung würde auch die endgültige Niederlage der Hamas bedeuten.

Die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen ist nach Angaben des von der Terrorormiliz Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums zuletzt um mehr als 200 Opfer auf 4.385 angestiegen. Darunter seien 1.756 Kinder und Jugendliche. Zudem seien insgesamt 13.561 Menschen verletzt worden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Auch Frankreich hat nach den ersten Hilfslieferungen über die ägyptische Grenze eine Feuerpause im Gazastreifen gefordert. "Dieser Zugang muss dauerhaft sein, um den gesamten humanitären Bedarf der Zivilbevölkerung in Gaza zu decken", teilte das Außenministerium in Paris mit.

Nach Evakuierungsaufrufen an die Zivilbevölkerung im nördlichen Gazastreifen sind nach israelischen Militärangaben bereits etwa 700.000 Palästinenser in den Süden des Küstenstreifens geflohen. Armeesprecher Daniel Hagari sagte, man rufe die in Gaza-Stadt und im Norden des Palästinensergebiets verbliebenen Zivilisten dazu auf, sich zu ihrem eigenen Schutz ebenfalls in das Gebiet südlich von Wadi Gaza zu bewegen. Israel werde die Angriffe auf Hamas-Ziele im nördlichen Abschnitt des Gazastreifens noch verstärken.

Jordaniens König Abdullah II. hat Israels Angriffe im Gazastreifen scharf kritisiert. Das "unerbittliche Bombardement in Gaza" sei "auf jeder Ebene grausam und skrupellos", sagte er beim Gipfeltreffen zum Nahost-Konflikt in Kairo. Es sei "eine kollektive Strafe für eine belagerte und hilflose Bevölkerung" und "ein eklatanter Bruch des humanitären Völkerrechts". Es sei "ein Kriegsverbrechen". Abdullah II. übte auch Kritik an der Weltgemeinschaft, die zum Konflikt schweige. Die Botschaft an die arabische Welt sei klar: "Palästinensische Leben sind weniger wert als israelische."

Nach israelischen Militärangaben ist etwa ein Fünftel der in den vergangenen 24 Stunden aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuerten Raketen im Palästinensergebiet eingeschlagen. Seit Beginn des Krieges vor zwei Wochen seien mehr als 550 Raketen, die militante Palästinenser abgefeuert hätten, im Gazastreifen eingeschlagen, sagte Militärsprecher Daniel Hagari.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

UN-Generalsekretär António Guterres hat beim Nahost-Gipfeltreffen in Kairo eine Feuerpause im Gazastreifen gefordert. Er nannte drei Ziele: die ungehinderte humanitäre Hilfe für die Zivilisten im Gazastreifen, die sofortige und bedingungslose Freilassung aller aus Israel entführten Geiseln und engagierte Bemühungen, die Gewalt einzudämmen, um eine Ausweitung des Konflikts zu verhindern. Mit Blick in die Zukunft sagte Guterres, der Konflikt könne nur mit einer Zweistaatenlösung befriedet werden, einen für Israelis und einen für Palästinenser.

21.10.2023 • 12:52 Uhr

Abbas: "Wir werden niemals gehen"

Die palästinensische Bevölkerung wird nach Worten von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Nahost-Konflikt bis zum Schluss ausharren. "Wir werden niemals gehen. Wir werden niemals unser Land verlassen. Wir werden aufrecht auf unserem Land stehen bis zum Ende", sagte er beim Gipfeltreffen in Kairo. Das "wehrlose palästinensische Volk" müsse einen heftigen Krieg durchstehen. "Der Strudel der Gewalt erneuert sich ständig, weil es an Rechten für die Palästinenser mangelt und diese vernachlässigt werden", sagte Abbas.

Ein entscheidender Durchbruch in Richtung Frieden sei vom Gipfeltreffen in Kairo nicht zu erwarten, sagt ARD-Korrespondent Ramin Sina. Dafür fehlten die entscheidenden Akteure wie Israel und die Hamas.

UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths geht davon aus, dass dem ersten humanitären Konvoi mit 20 Lastwagen für den Gazastreifen zügig weitere folgen. Er sei "zuversichtlich, dass diese Lieferung der Beginn einer nachhaltigen Anstrengung sein" werde. "Die Menschen im Gazastreifen leiden seit Jahrzehnten. Die internationale Gemeinschaft kann sie nicht weiter im Stich lassen."

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat den aktuellen Konflikt in Nahost als "beispiellose Krise" bezeichnet. "Die Menschen der Welt schauen heute genau auf uns", sagte er zur Eröffnung des "Gipfels für den Frieden" in der Nähe von Kairo. Er bedauere das kollektive Schweigen der Weltgemeinschaft, während 1,5 Millionen Menschen im Gazastreifen "belagert, kollektiv bestraft und gewaltsam vertrieben" würden. An dem Gipfel nehmen mehrere Staats- und Regierungschefs der Nahostregion sowie Vertreter der UN und westlicher Staaten teil. Israel ist nicht dabei und wurde nach eigenen Angaben auch nicht eingeladen.

Der isrealische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat ein weiter hartes Vorgehen gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas angekündigt. "Wir werden die Infrastruktur der Hamas völlig zerstören. Wir werden die Führung der Hamas eliminieren", sagte er beim Deutschlandtag der Jungen Union. Es stehe ein langer Krieg bevor, für den einzig die Hamas verantwortlich sei. Prosor bezeichnete den 7. Oktober als "dunkelsten Tag in der Geschichte des Staates Israel".

21.10.2023 • 12:27 Uhr

Bundeswehr verlegt weitere Kräfte

Die Bundeswehr hat angesichts von Spannungen an der israelisch-libanesischen Grenze weitere Kräfte für eine mögliche militärische Evakuierung deutscher Staatsbürger nach Zypern verlegt. Dies diene dazu, die eigene Reaktionsfähigkeit zu erhöhen, teilte das Verteidigungsministerium auf der Plattform X (ehemals Twitter) mit. Eine kommerzielle Ausreise aus dem Libanon sei weiter möglich. Das Verteidigungsministerium und das Auswärtige Amt bekräftigten die Ausreiseaufforderung für das Land. Dahinter steht die Befürchtung, dass sich die Hisbollah-Miliz vom Libanon aus in den Konflikt einschaltet.

Außenministerin Annalena Baerbock hat die ersten Hilfslieferungen in den Gazastreifen als "Zeichen der Hoffnung in diesen schwierigen Stunden" bezeichnet. "Wir danken allen, die dazu beigetragen haben und arbeiten weiter mit Hochdruck an der Ausweitung der Lieferungen", schrieb die Grünen-Politikerin auf der Plattform X (früher Twitter).

Am Vormittag haben mehrere Lkw von Ägypten aus erste Hilfsgüter in den Gazastreifen transportiert. Laut UN-Welternährungsprogramm (WFP) befanden sich auf dem Konvoi 60 Tonnen Lebensmittel. Dosen mit Thunfisch, Weizenmehl, Nudeln, Bohnen und Tomatenpaste sollen nun so schnell wie möglich an die Bedürftigen verteilt werden. WFP-Exekutivdirektorin Cindy McCain appellierte an alle Seiten, weitere Konvois zuzulassen und dafür zu sorgen, dass die humanitären Helfer bei der Verteilung geschützt werden. Das WFP habe weitere 930 Tonnen Lebensmittel auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs.

21.10.2023 • 11:52 Uhr

Israel meldet mehr als 1.400 Tote

Das israelische Militär hat eine aktuelle Bilanz der Opferzahlen veröffentlicht. In Folge der Angriffe von Hamas-Terroristen seien mehr als 1.400 Tote zu beklagen, mehr als 4.600 Menschen seien verletzt worden, hieß es in einem Post auf der Plattform X (vormals Twitter). Mehr als 200 Geiseln seien in den Händen der Hamas.

Die Armee habe inzwischen mehr als 6.900 aus dem Gazastreifen abgefeuerte Raketen gezählt, mehr als 450 davon seien innerhalb des Gazastreifens eingeschlagen. Nach Militärangaben wurden Dutzende Hamas-Anführer eliminiert und mehr als 1.000 Hamas-Terroristen - auch auf israelischem Gebiet - neutralisiert. Mit neutralisiert dürfte zumeist getötet gemeint sein.

Seit dem Angriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel sind im Gazastreifen mindestens 17 Mitarbeiter des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) getötet worden. Das teilte UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini mit. Die tatsächliche Zahl sei "wahrscheinlich" noch höher als die bestätigten Todesopfer. Laut Lazzarini wurden einige Mitarbeiter "in ihren Häusern getötet", wo sie mit ihren Familien schliefen.

Bislang sind den Angaben zufolge mindestens 35 Gebäude der UN-Organisation getroffen worden, "einige davon durch direkte Treffer". Lazzarini betonte, dass das UNRWA "allen beteiligten Parteien" regelmäßig die satellitengestützte Ortsbestimmung zur Verfügung stelle.

Auf pro-palästinensischen Kundgebungen in Deutschland kommt es immer wieder zu antisemitischen Vorfällen. Studien zeigen, dass Antisemitismus in bestimmten migrantischen Kreisen weit verbreitet ist - ebenso wie in rechtsextremen.

Nahe der israelischen Botschaft in Zyperns Hauptstadt Nikosia ist ein kleiner Sprengsatz explodiert, der keinen Schaden anrichtete. Die Polizei nahm vier Männer im Alter zwischen 17 und 21 Jahren in Gewahrsam, wie der zyprische Rundfunk unter Berufung auf die Behörden berichtete. Der Sprengsatz sei von geringer Leistung gewesen.

Er explodierte demnach am frühen Samstagmorgen rund 30 Meter vom Eingang der Botschaft entfernt. Der Sprengsatz bestand aus einem metallischen Gegenstand, der mit Material gefüllt war, das auch für Feuerwerk benutzt wird, wie es in Berichten zyprischer Medien hieß. Die vier in Gewahrsam genommenen Männer sollen aus Syrien stammen, berichteten örtliche Medien weiter.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat das Anlaufen von Hilfslieferungen in den Gazastreifen begrüßt. "Es ist gut und wichtig, dass jetzt erste humanitäre Hilfe für die Menschen in Gaza kommt. Sie brauchen Wasser, Nahrung und Medikamente - wir lassen sie nicht allein", schrieb Scholz auf der Plattform X (früher Twitter). Die Bundesregierung setze sich weiter über alle Kanäle dafür ein, das Leid in diesem Konflikt zu lindern, schrieb der SPD-Politiker.

Erste Hilfslieferungen in den Gazastreifen sind angelaufen. Einige Lastwagen fuhren am Samstag von Ägypten in den palästinensischen Bereich des Grenzübergangs Rafah, wie auf Bildern im ägyptischen Fernsehen zu sehen war. Demnach sollen Güter von 20 Lastwagen mit Arzneimitteln in den Gazastreifen geliefert werden. Noch fehlt eine offizielle Bestätigung über die Grenzöffnung.

Auch ARD-Korrespondentin Hanna Resch berichtete von den angelaufenen Hilfslieferungen. "Da sind vor allem medizinische Hilfsmittel drauf", sagte sie in der tagesschau. Das heiße: Benzin werde heute nicht erwartet. "Obwohl das das Material ist, das vor allem für die Krankenhäuser und die Wasseraufbereitung in Gaza gerade sehr nötig wäre."

Israel hat seine Staatsbürger aus Sorge vor Vergeltungsangriffen dazu aufgerufen, die arabischen Nachbarländer Ägypten und Jordanien umgehend zu verlassen. Das israelische Außenministerium veröffentlichte eine entsprechende Empfehlung des Nationalen Sicherheitsstabs. Die Alarmstufe für die Länder sei auf die höchste Warnstufe (hohe Bedrohung) erhöht worden. Dies schließe auch die Sinai-Halbinsel ein, ein beliebtes Tourismusziel für viele Israelis.

Für Marokko gelte wie für Jordanien und Ägypten die Empfehlung, auf nicht essenzielle Reisen dorthin zu verzichten. Eine Reisewarnung gelte auch für andere Länder der Region wie die Türkei sowie die Golfstaaten und andere muslimische Länder.

Der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten könnte der US-Botschaft in Israel zufolge heute geöffnet werden. Die US-Vertretung erklärte in einem Beitrag in den sozialen Medien, sie habe Informationen erhalten, nach denen es um 10 Uhr Ortszeit (9 Uhr MESZ) so weit sein könnte.

Die Botschaft signalisierte, dass damit Ausländer das von Israel abgeriegelte Küstengebiet verlassen könnten. "Wir wissen nicht, wie lange er (Rafah) für ausländische Bürger geöffnet bleiben wird, um den Gazastreifen zu verlassen", heißt es weiter.

Die israelische Luftwaffe hat ihr Bombardement der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen auch in der Nacht fortgesetzt. Kampfflugzeuge griffen zahlreiche Stellungen der Islamisten in dem gesamten Gebiet an, wie das israelische Militär auf Telegram mitteilte. Dazu gehörten Kommandozentralen, Abschussrampen für Panzerabwehrraketen und strategische Infrastruktur der Hamas, die für Terrorzwecke genutzt werde. Auch Scharfschützen- und Beobachtungsposten der Hamas, die sich in mehrstöckigen Gebäuden befänden, seien bombardiert worden.

Nach antisemitischen Vorfällen und pro-palästinensischen Demonstrationen in Deutschland hat die Grünen-Parteivorsitzende Ricarda Lang davor gewarnt, Muslime pauschal zu verdächtigen. "Wir sollten uns davor hüten, alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen", sagte Lang der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Viele Muslime in Deutschland verurteilen den Hamas-Terror ebenfalls", fügte sie hinzu. Es gebe viele Stimmen aus der islamischen Gemeinschaft, die sich klar gegen die Hamas positioniert hätten.  Allerdings hätte sie sich ein "klareres Statement vonseiten der Islamverbände gewünscht", erklärte Lang. Diese hätten eine Verantwortung, dem Antisemitismus entgegenzutreten. Lang sprach sich für ein "gesellschaftliches Bündnis gegen Antisemitismus" aus.

Die EU-Kommission fordert Ägypten und Israel auf, ab sofort regelmäßige Hilfslieferungen in großem Stil in den umkämpften Gaza-Streifen zu lassen. "Es ist wichtig, dass die humanitären Konvois nach Gaza jetzt starten, ohne jede weitere Verzögerung. 20 Lastwagen sind allerdings nur wie ein Tropfen in einem Ozean, verglichen mit dem ungeheuren Bedarf, den die Menschen in Gaza haben", sagt der für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic der "Welt am Sonntag" einem Vorabbericht zufolge. Es sei, "eine rechtsverbindliche Verpflichtung gemäß dem humanitären Völkerrecht" und kein Luxus, den Menschen in Gaza Zugang zu lebenswichtigen Gütern zu gewähren.

US-Präsident Joe Biden sieht eine mögliche Annäherung zwischen Israel und Saudi-Arabien als einen der Gründe für den Großangriff der Hamas auf Israel vor zwei Wochen. "Einer der Gründe, weshalb die Hamas gegen Israel vorgegangen ist, war, dass sie wussten, dass ich mich mit den Saudis zusammensetzten wollte", sagte Bidenbei einer Wahlkampfveranstaltung. "Die Saudis wollten Israel anerkennen, den Nahen Osten vereinen", erklärte der US-Präsident. Nachdem sich Israel und Saudi-Arabien Jahrzehntelang feindlich gegenüberstanden, hatten sich zuletzt die Anzeichen einer Annäherung verstärkt.

Eine Woche nach dem Großangriff der Hamas auf Israel verkündete Saudi-Arabien, die Gespräche über eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel unter Vermittlung der USA auszusetzen. 

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hat mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman über die Lage in Israel, im Westjordanland und im Gazastreifen gesprochen. Das teilte Trudeaus Büro mit. "Die beiden Staatsoberhäupter brachten ihre tiefe Besorgnis über die humanitären Auswirkungen des Konflikts im Gazastreifen zum Ausdruck und betonten, wie wichtig es sei, dass alle Parteien die Zivilbevölkerung schützen und den humanitären Zugang zu den betroffenen Gebieten sicherstellen", hieß es.

Die Explosion auf einem Klinikgelände im Gazastreifen ist nach einer Einschätzung des französischen Militärgeheimdiensts wahrscheinlich von einer womöglich fehlgezündeten palästinensischen Rakete ausgelöst worden. Diese habe eine Sprengladung von rund fünf Kilogramm aufgewiesen, teilte ein ranghoher französischer Offizier laut der Nachrichtenagentur AP mit. Etliche Raketen im Arsenal der militant-islamistischen Hamas hätten Sprengsätze mit einem solchen Gewicht, darunter eine aus iranischer und eine weitere aus palästinensischer Produktion. Es gebe keine geheimdienstlichen Erkenntnisse, die auf einen israelischen Luftangriff auf das Al-Ahly-Krankenhaus in Gaza-Stadt hindeuten würden.

Die Einschätzung des französischen Militärgeheimdiensts beruht den Angaben zufolge auf vertraulichen Informationen, Satellitenbildern, frei verfügbaren Informationsquellen und Erkenntnissen, die andere Staaten geteilt hätten.

Etwa 90 Nobelpreisträger haben die Hamas eindringlich zur Freilassung aller Kinder aufgerufen, die sie bei ihrem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober in den Gazastreifen entführt haben. Kinder gefangen zu halten, stelle "ein Kriegsverbrechen und ein schlimmes Verbrechen gegen die Menschlichkeit selbst dar", heißt es in einer von den Nobelpreisträgern unterzeichneten Petition.

Die Genfer Konvention zum Schutz von Zivilisten in Kriegssituationen erwähne Kinder 19 Mal. Das Schicksal der von der Hamas verschleppten Kinder gehe allerdings über jegliches Szenario hinaus, das in dem Abkommen ausgemalt werde. "Kinder sollten niemals als Faustpfänder auf dem Kriegsschauplatz betrachtet werden", heißt es in der Petition weiter. "Es ist unsere heilige Pflicht, die Unschuldigen zu schützen." Der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan übergab die Petition an die Vereinten Nationen.

Nach Angaben des US-Präsidialamtes hat US-Präsident Joe Biden telefonisch mit den beiden amerikanischen Geiseln gesprochen, die von der Hamas freigelassen wurden. "Er teilte mit, dass sie die volle Unterstützung der US-Regierung haben werden, wenn sie sich von dieser schrecklichen Tortur erholen“, hieß es in einer Erklärung. Demnach sprach Biden auch mit ihren Familien.

Die EU und die USA haben bei einem Gipfeltreffen in Washington ihre Geschlossenheit in der Unterstützung für Israel und die Ukraine bekräftigt. "Diese Konflikte zeigen, dass Demokratien zusammenstehen müssen", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei dem Treffen mit US-Präsident Joe Biden und EU-Ratspräsident Charles Michel im Weißen Haus.  "Wir standen zusammen, um die mutigen Menschen der Ukraine angesichts der Aggression von (dem russischen Präsidenten Wladimir) Putin zu unterstützen", sagte Biden. "Wir stehen jetzt zusammen, um Israel nach dem entsetzlichen Terrorangriff der Hamas zu unterstützen." 

Michel sagte, die EU und die USA würden eine "vereinte Front" bilden. "Die Welt steht heute vor riesigen Herausforderungen. Und die Welt braucht heute mehr denn je ein starkes Bündnis zwischen der EU und den USA, um diese Herausforderungen anzugehen."

US-Präsident Biden hat Katar und Israel für ihre gemeinsamen Anstrengungen zur Freilassung von zwei US-Geiseln gedankt. Die Lufthansa bietet weiter keine Flüge nach Israel und in den Libanon an. Die Entwicklungen im Liveblog.

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