Ein Panzer fährt im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Gazastreifen
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Krieg in Nahost ++ Israel hat offenbar Pläne für Pufferzone ++

Stand: 02.12.2023 00:23 Uhr

Insidern zufolge soll Israel entlang der Grenze eine Pufferzone zur Demilitarisierung des Gazastreifens planen. Nach libanesischen Angaben sind zwei Zivilisten durch israelischen Beschuss getötet worden. Alle Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

02.12.2023 • 00:23 Uhr

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Der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, James Elder, hat in den tagesthemen ein dramatisches Bild von der Lage im Gazastreifen gezeichnet. "Die Verzweiflung der Menschen ist grenzenlos, nach sieben Woche Hölle", sagte Elder, der sich zur Zeit selbst im Gazastreifen aufhält. Es fehle an Wasser, Nahrung und Medizin. Die Krankenhäuser, die noch funktionierten, seien komplett überfüllt. Die Arbeit der Hilfsorganisation sei "lebensgefährlich". Nur ein Waffenstillstand könne "das Sterben der Kinder stoppen", so Elder.

Israel will nach Angaben der Vereinten Nationen das Visum für die UN-Koordinatorin für humanitäre Angelegenheiten in den palästinensischen Gebieten, Lynn Hastings, nicht verlängern. Die UNO sei von den israelischen Behörden darüber informiert worden, dass Hastings Visum nicht über das Ablaufdatum hinaus verlängert werde, sagte Guterres' Sprecher Stéphane Dujarric in New York. Die israelische Regierung wirft Hastings vor, im aktuellen Konflikt zwischen Israel und der islamistischen Hamas parteiisch zu sein.

UN-Generalsekretär António Guterres hatte die Kanadierin im Dezember 2020 zur stellvertretenden Sondergesandten für den Friedensprozess im Nahen Osten und humanitären Koordinatorin vor Ort für das Westjordanland und den Gazastreifen ernannt. Ihr Visum für Israel läuft den Angaben zufolge noch in diesem Monat ab. Guterres habe weiterhin "volles Vertrauen" in Hastings, sagte der UN-Sprecher. Er wollte keine Angaben dazu machen, ob Hastings, die derzeit von Jerusalem aus arbeitet, ersetzt werden oder künftig von einem anderen Einsatzort aus arbeiten soll.

01.12.2023 • 20:49 Uhr

Hamas: Drei Journalisten getötet

Nach der Wiederaufnahme der Kämpfe zwischen Israel und der radikal-islamistischen Hamas nach einer einwöchigen Feuerpause wurden laut Hamas drei Journalisten bei israelischen Angriffen getötet. Wie die Hamas-Regierung im Gazastreifen mitteilte, handelte es sich um einen Kameramann, der für die türkische Nachrichtenagentur Anadolu arbeitete, seinen Bruder und einen weiteren Kameramann. Damit seien seit Beginn des Krieges am 7. Oktober 73 Journalisten getötet worden. 

Laut dem Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) starben mindestens 57 Journalisten und Medienmitarbeiter seit Kriegsbeginn.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die israelische Armee hat am Freitag den Tod von fünf Geiseln bestätigt, die von der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas in den Gazastreifen verschleppt worden waren. Die Angehörigen seien informiert worden und der Leichnam einer Geisel sei nach Israel zurückgekehrt, teilte Armeesprecher Daniel Hagari mit. 

In den vergangenen Tagen hätten Armee und Polizei die Familien der Geiseln Elijahu Margalit, Maja Goren, Ronen Engel und Arje Zalmanovitz über deren Tod informiert, sagte Hagari. Israelische Soldaten hätten zudem den Leichnam von Ofir Tsarfati zurückgebracht.

In einer Pressemitteilung hieß es, Soldaten und Mitglieder des Geheimdienstes Schin Bet hätten Tsarfatis Leichnam "in den vergangenen Tagen" in Gaza ausfindig gemacht und zur Beisetzung nach Israel gebracht. Seine Familie sei am Mittwoch informiert worden. Tsarfati hatte an einer Raveparty in der Nähe des Gazastreifens teilgenommen, als hunderte Hamas-Terroristen am 7. Oktober nach Israel eindrangen und Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübten.

Nach Angaben der radikal-islamistischen Hamas sind seit Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen 178 Menschen getötet worden. Die von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden gaben die Zahl der Verletzten mit 589 an.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

In den Gesprächen über eine Verlängerung der Waffenruhe und weitere Geisel-Freilassungen hat die Hamas nach eigenen Angaben die Übergabe der sterblichen Überreste einer entführten Mutter und ihrer zwei kleinen Söhne angeboten. "Hamas hat auch angeboten, die Leichen der Familie Bibas zu übergeben und ihren Vater für die Beerdigung freizulassen, zusammen mit zwei zionistischen Gefangenen", teilte die radikalislamische Palästinenserbewegung am Freitag mit. Das Schicksal der verschleppten Familie bewegt die Menschen in Israel besonders wegen des erst zehn Monate alten Babys. Der bewaffnete Arm der Hamas hatte Mitte der Woche erklärt, das Baby sei gemeinsam mit seiner Mutter und seinem vierjährigen Bruder bei einem israelischen Luftangriff getötet worden, bevor die Feuerpause in Kraft getreten sei.

Die israelische Armee erklärte, sie prüfe die Information, bestätigte die Angaben der Hamas bislang jedoch nicht. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu sagte der Nachrichtenagentur AFP, Israel werde sich "nicht mit auf Propaganda basierenden Berichten der Hamas befassen". Die israelische Armee hatte zuvor erklärt, die Hamas trage "die volle Verantwortung für die Sicherheit aller Geiseln".

Israel hat Insidern zufolge mehrere arabische Staaten über Pläne in Kenntnis gesetzt, nach dem Krieg im Gazastreifen eine Pufferzone um das Palästinenser-Gebiet einzurichten. Diese Zone solle auf palästinensischer Seite liegen, wie die Nachrichtenagentur Reuters aus ägyptischen und anderen Kreisen in der Region erfuhr. Drei Insidern zufolge wurden Ägypten, Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien davon in Kenntnis gesetzt. Auch die nicht-arabische Türkei sei informiert worden.

Der außenpolitische Berater des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, Ophir Falk, sagte Reuters, eine Pufferzone könne Teil einer geplanten Demilitarisierung des Küstenstreifens sein. Israel hatte angedeutet, dass es die Errichtung einer Pufferzone prüfe. Den Insidern zufolge wurden die Pläne nun den genannten Staaten als Teil einer zukünftigen Sicherheitslösung für den Gazastreifen präsentiert. "Israel will diese Pufferzone zwischen dem Gazastreifen und Israel vom Norden bis zum Süden, um zu verhindern, dass die Hamas oder andere Extremisten nach Israel eindringen oder Israel angreifen", sagte ein Vertreter regionaler Sicherheitsbehörden. Er gehörte zu drei Insidern, die um Vertraulichkeit auch bezüglich ihrer Nationalität baten.

Von den genannten arabischen Staaten und der Türkei lagen keine Stellungnahmen vor. Ein US-Vertreter sagte, Israel habe den Pufferzonen-Plan vorgelegt. Er sagte jedoch nicht, wem dieser unterbreitet wurde. Von Reuters angesprochen auf die Zone, sagte Netanyahus Berater Falk, der Plan sei detaillierter. Es sei ein dreistufiges Verfahren vorgesehen, das die Zerstörung der Hamas sowie eine Entmilitarisierung und Entradikalisierung des Gazastreifens beinhalte. "Eine Pufferzone könnte Teil des Entmilitarisierungsprozesses sein", sagte er.

Aus hochrangigen israelischen Sicherheitskreisen verlautete, eine Pufferzone werde geprüft. Dabei seien die Ausmaße einer etwaigen Zone unklar, etwa ob sie einen oder zwei Kilometer oder Hunderte Meter in den Gazastreifen hineinragen sollte. Dieser ist etwa 40 Kilometer lang und zwischen fünf und zwölf Kilometer breit. Dort leben 2,3 Millionen Menschen.

Das Ende der Feuerpause zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas bedeutet für die Zivilisten im Gazastreifen nach Ansicht des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) eine erneute "albtraumhafte Situation". Die Menschen "leiden, sind zerstört, haben Angst und leben unter schwierigsten Bedingungen", sagte IKRK-Chef Robert Mardini am Rande der UN-Klimakonferenz in Dubai der Nachrichtenagentur AFP.  "Die Menschen sind kurz vor dem Zusammenbruch, die Krankenhäuser sind vor dem Zusammenbruch, der ganze Gazastreifen ist in einem prekären Zustand", sagte Mardini weiter. "Es gibt keinen sicheren Ort, zu dem die Menschen gehen könnten."

Auch die Hilfsorganisation Oxfam zeigte sich sehr besorgt um "das Leben und die Zukunft der mehr als zwei Millionen Menschen im Gazastreifen". Ihnen drohe nun erneut "der Tod durch erneuten Raketen- und Bombenbeschuss sowie durch Hunger, Durst und Krankheit". Auch israelische Zivilisten seien bedroht, "jetzt, da der Zyklus der Gewalt weitergeht", betonte die Organisation.

Der Krieg zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas hat nach Angaben des jordanischen Königs Abdullah II. die Bedrohung durch den Klimawandel im Gazastreifen verschärft. "Wir können nicht über den Klimawandel sprechen, ohne die humanitären Tragödien zu berücksichtigen, die sich um uns herum abspielen", sagte Abdullah II. auf der UN-Klimakonferenz COP28 in Dubai. "In Gaza sind 1,7 Millionen Palästinenser aus ihren Häusern vertrieben worden. Zehntausende sind verletzt oder getötet worden in einer Region an vorderster Front des Klimawandels", sagte er weiter.

"Die massive Zerstörung des Krieges macht die Umweltbedrohungen durch Wasserknappheit und Ernährungsunsicherheit noch gravierender." Im Gazastreifen "leben unsere Leute mit wenig sauberem Wasser und dem absoluten Minimum an Nahrungsmitteln, während Klimabedrohungen die Zerstörung des Krieges verstärken". Derzeit läuft in den Vereinigten Arabischen Emiraten die UN-Klimakonferenz COP28. Delegationen aus aller Welt versuchen in Dubai, ein neues Abkommen zur Bewältigung der Klimakrise auszuhandeln. Der Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas ist ein wichtiges Gesprächsthema.

Nach dem Ende des Waffenstillstandes im Gazastreifen gibt es neue Feuergefechte zwischen Israel und radikalen Islamisten mit Stellungen im Libanon. Der Vorsitzende des Stadtrates von Hula im Südlibanon, Schakib Koteich, sagt der Nachrichtenagentur Reuters, es seien zwei Zivilisten durch israelischen Beschuss getötet worden.

Die Hisbollah-Miliz gab mehrere Angriffe auf israelische Militärstellungen bekannt. Die Armee berichtete ihrerseits von gezieltem Artilleriebeschuss auf den Ursprungsorte der Angriffe.

01.12.2023 • 16:36 Uhr

Raketenalarm in Zentralisrael

Die islamistische Hamas hat nach Ende der Kampfpause im Gazastreifen eigenen Angaben zufolge erstmals wieder Raketen auf das Zentrum Israels abgefeuert. Dort wurde Alarm ausgelöst, wie die israelische Armee laut der Nachrichtenagentur dpa mitteilte. Im Zentrum der Küstenstadt Tel Aviv waren aus der Ferne dumpfe Explosionen zu hören. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.

Zudem sei auch mehrfach Raketenalarm in Orten in der Nähe des Gazastreifens und dem Norden Israels ausgelöst worden. Die Armee berichtete, auch aus dem Libanon seien Raketen in Richtung Israel abgefeuert worden.

Eine zwischen Israel und der Hamas vereinbarte Feuerpause war am Morgen ohne eine weitere Verlängerung ausgelaufen. Seither wurden Medien zufolge rund 50 Raketen aus dem Gazastreifen auf israelische Ortschaften abgefeuert. Auch schon vor Ende der Waffenruhe hatte die Hamas nach Angaben der israelischen Regierung eine Rakete auf israelisches Gebiet abgefeuert. Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober wurden israelischen Armeeangaben zufolge Tausende Raketen aus dem abgeriegelten Küstenstreifen auf Israel abgeschossen.

Die israelische Armee hat nach dem Ende der Waffenruhe mit der radikalislamischen Hamas eigenen Angaben zufolge mehr als 200 Terrorziele im Gazastreifen getroffen. "In den vergangenen Stunden griffen Boden-, Luft- und Seestreitkräfte Terrorziele im Norden und Süden des Gazastreifens an, unter anderem in Chan Yunis und Rafah", teilte das israelische Militär mit.  

Es seien "mit Sprengstoff präparierte Gebiete, für terroristische Zwecke genutzte Tunnel, Abschussrampen für Raketen sowie Operationskommandozentralen" der Hamas getroffen worden, hieß es weiter. Das von der Terrororganisation kontrollierte Gesundheitsministerium meldete derweil, seit dem Ende der Feuerpause seien mehr als 100 Palästinenser getötet worden. Aus dem Gazastreifen wurden Dutzende Raketen auf Israel abgefeuert.

Nach der Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen dringen die USA auf eine erneute Feuerpause. "Wir arbeiten weiter mit Israel, Ägypten und Katar an Bemühungen, die humanitäre Pause im Gazastreifen zu verlängern", erklärte der Nationale Sicherheitsrat des Weißen Hauses.

Die israelische Regierung hat Angaben zu den 137 Geiseln gemacht, die noch im Gazastreifen festgehalten werden. Darunter seien 115 Männer, 20 Frauen sowie zwei Kinder, sagte Regierungssprecher Eylon Levy. Dabei zählt die Regierung auch eine Frau und ihre beiden kleinen Söhne mit, die die militant-islamistische Hamas vor wenigen Tagen als tot angegeben hatte. Nach Angaben eines Militärsprechers ist ihr Tod jedoch nicht bestätigt. Die Hamas hatte behauptet, sie seien bei israelischen Angriffen getötet worden - die israelische Armee erklärte daraufhin, die Angaben auf ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen.

Unter den Geiseln sind laut Levy 126 Israelis sowie 11 Ausländer. Bei den Ausländern handelt es sich demnach um acht Thailänder und jeweils einen Staatsbürger aus Nepal und Tansania. Eine Geisel habe zudem die französische sowie die mexikanische Staatsbürgerschaft. Nach Angaben der Familien haben acht israelische Geiseln auch den deutschen Pass.

Nach Angaben der radikal-islamistischen Hamas sind seit Ende der Feuerpause 109 Menschen getötet worden. Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium erklärte, es habe zudem "Dutzende Verwundete bei Luftangriffen auf Zivilisten" gegeben. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten, die Verletzten seien in die überfüllten Krankenhäuser der Stadt Gaza gebracht worden, während andere Bewohner gleichzeitig zu Blutspenden eintrafen.

In mehreren nordisraelischen Orten nahe der Grenze zum Libanon ist Luftalarm ertönt. Bewohner versuchten sich in Sicherheit zu bringen. Das israelische Militär machte zunächst keine Angaben dazu, was die Sirenen ausgelöst hat.

Die Bundesregierung "respektiert" die Fortsetzung des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen. Israel habe von Anfang an angekündigt, seine Militäraktion gegen die Hamas fortzusetzen, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann in Berlin. Die Bundesregierung respektiere das - "zumal nach dem Anschlag gestern in Jerusalem, bei dem ja auch Israelis getötet wurden, durch Terroristen der Hamas".

Der iranische Außenminister Hussein Amirabdollahian hat eine Fortsetzung der Feuerpause gefordert. Es gebe keine andere Lösung als die Aufrechterhaltung des Waffenstillstands, die massive Entsendung humanitärer Hilfe nach Gaza und eine Vereinbarung über den Austausch von Gefangenen, so der Minister auf der Online-Plattform X (vormals Twitter). Der Iran gilt als wichtiger Unterstützer der militant-islamistischen Hamas.

Die US-Regierung bereitet nach Informationen der Nachrichtenagentur AP Einreiseverbote gegen extremistische israelische Siedler vor. Solche Verbote sollten gegen Siedler verhängt werden, die an Angriffen auf Palästinenser im Westjordanland beteiligt gewesen seien, sagte eine Gewährsperson demnach. Außenminister Antony Blinken habe dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu am Donnerstag gesagt, Washington erwarte von Israel, dass es die Siedler für solche Angriffe zur Rechenschaft ziehe. Man werde aber auch selbst handeln.

Nach Darstellung eines hochrangigen Hamas-Funktionärs hat Israel "mehrere Angebote, Initiativen und Vorschläge" für eine Verlängerung der Feuerpause abgelehnt. Chalil Al-Haja sagte dem arabischen TV-Sender Al-Dschasira: "Wir waren bereit, uns mit drei Vorschlägen zum Austausch (von Geiseln und Gefangenen) zu befassen, aber die Besatzung (damit ist Israel gemeint) lehnte sie ab." Israel habe sich stattdessen darauf vorbereitet, die Angriffe im Gazastreifen fortzusetzen.

"Wir standen bis heute Morgen mit den Vermittlern in Kontakt, aber die Gespräche über eine Feuerpause endeten, als die Bombenangriffe anfingen", so der Hamas-Funktionär. Er warf Israel vor, den Vermittlern böswillig eine Liste mit Namen übergeben zu haben, die sich "allesamt als weibliche Soldaten" herausstellten. Israel habe sich außerdem geweigert, über den Austausch von erwachsenen palästinensischen Gefangenen gegen erwachsene Geiseln zu diskutieren. Al-Haja sagte, die Hamas habe den Vermittlern mitgeteilt, sie seien weiterhin bereit, Geiseln gegen Gefangene auszutauschen, bis ein Waffenstillstand erreicht sei.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Angehörige der von der Hamas freigelassenen Geiseln haben israelischen Medienberichten zufolge von deren schlimmen Erlebnissen aus der Zeit der Gefangenschaft im Gazastreifen berichtet. Zwei zwölf und 16 Jahre alte Jungen, die auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, sollen von Terroristen unter Drogen gesetzt worden sein, meldete die israelische Zeitung "Haaretz" unter Berufung auf ihren Onkel. Die Entführer hätten auch jeweils ein Bein der Jungen in ein Auspuffrohr eines Motorrads gesteckt, um so eine Markierung zu hinterlassen, damit sie im Fall einer Flucht identifiziert werden können. Beide seien in der Geiselhaft sehr schlecht behandelt worden.

Eine freigelassene französisch-israelische Frau wurde nach Schilderung ihrer Tante trotz Verletzung nicht angemessen medizinisch behandelt, hieß in dem Bericht der "Haaretz" weiter. Ein Tierarzt soll demnach die durch Schüsse verwundete Hand der jungen Frau operiert haben. Ihre Hand tue noch immer weh. Sie erzählt den Angaben nach kaum etwas aus der Zeit der Geiselhaft. Auf Fragen ihrer Verwandten zu antworten, falle ihr sehr schwer.

Der Vater eines neun Jahre alten israelisch-irischen Mädchens berichtete laut "Haaretz" zudem davon, dass seine Tochter und ihre 13 Jahre alte Freundin in einem Haus im Norden des Gazastreifens festgehalten wurden. Als Israels Armee sich genähert habe, seien die Kinder unter Beschuss in andere Häuser getrieben worden. Die Neunjährige hat nach Angaben ihrer Schwester auch die Tötung eines Mannes gesehen. Unklar ist, wer der Mann war und von wem er getötet wurde. Die Entführer hätten Essen mit den Mädchen geteilt. Mehr Details aus der Zeit ihrer Geiselhaft wurden nicht genannt. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf ägyptische Sicherheitskreisen, dass Lastwagen mit Hilfsgütern und Treibstoff für den Gazastreifen am ägyptischen Grenzübergang Rafah gestoppt werden. Vertreter von Hilfsorganisationen bestätigten diese Angaben demnach.

Die Terrorgruppe Hamas ist nach Darstellung eines ranghohen Mitglieds zu Gesprächen über die Freilassung weiterer ziviler Geiseln bereit. Voraussetzung sei eine neuerliche Feuerpause, sagte Chalil al-Hajeh dem Fernsehsender Al-Dschasira. Al-Hajeh erklärte, Verhandlungen über die Freilassung von Militärangehörigen aus der Gewalt der Hamas seien nur im Rahmen eines umfassenden Waffenstillstands möglich. Eine Kampfpause reiche dafür nicht.

"Dies ist eine komplizierte Angelegenheit, die an verschiedene Bedingungen geknüpft ist", sagte er über die Freilassung von Soldaten. "Aber wenn es um Zivilisten geht, sind wir offen für jede neue Waffenruhe, um den Fall der zivilen Geiseln zu schließen."

Nach dem Ende der Feuerpause hat Israel massive Angriffe gegen die Hamas angekündigt. Die militant-islamistische Palästinensergruppierung werde "jetzt die Mutter aller Schläge einstecken", sagte Regierungssprecher Eylon Levy vor Journalisten. Levy schrieb die Schuld für das Ende der Waffenruhe der Hamas zu, weil diese "nicht alle entführten Frauen freigelassen" habe. Er sagte, die Terrormiliz habe vor Ablauf der Feuerpause am Freitagmorgen keine neue Liste von Geiseln übergeben, die freigelassen werden sollen. Zudem habe sie vor Ende der Waffenruhe eine Rakete auf israelisches Gebiet abgefeuert. 

Das UN-Nothilfebüro OCHA fordert trotz der neuen Kämpfe im Gazastreifen freien Zugang für Hilfskonvois. "Die humanitäre Hilfe muss ohne Vorbedingungen weitergehen", schrieb die OCHA-Vertreterin vor Ort, Lynn Hastings, auf X (vormals Twitter). Ebenso müsse die Palästinenserorganisation Hamas bedingungslos alle Geiseln freilassen.

In den vergangenen Tagen der Waffenruhe seien Tausende Tonnen an Nahrungsmitteln, Wasser, Treibstoff, Medizin und Decken für Palästinenser verteilt worden, berichtete OCHA-Sprecher Jens Laerke in Genf. Doch seit Freitagmorgen sei der Gazastreifen erneut "die Hölle auf Erden", sagte Laerke. Die Fortsetzung der Lieferungen sei nun ungewiss.

Zwei von der Hamas freigelassene arabisch-israelische Jugendliche sind wieder mit ihrer Familie vereint. Israelische Medien veröffentlichten am Freitag Fotos des Wiedersehens. Eine 17-Jährige ist darauf lächelnd in den Armen eines nicht näher beschriebenen Verwandten zu sehen. Auch ihr 18 Jahre alter Bruder wird bei einer Umarmung mit einem Angehörigem gezeigt. Die Fotos wurden den Angaben zufolge beim Wiedersehen am Donnerstagabend in der Klinik aufgenommen, in der die Geschwister, die zu einer Beduinengemeinschaft gehören, nach ihrer Freilassung untersucht wurden.

Der Vater der beiden sowie ein weiterer, 22 Jahre alter Bruder sind israelischen Medien zufolge weiter in der Gewalt der Hamas. Die vier hätten während des Massakers am 7. Oktober in einem Kibbuz nahe des Gazastreifens gearbeitet. Die arabische Familie ist demnach in der Landwirtschaft tätig. Sie seien Muslime, betonten Mitglieder der Großfamilie israelischen Medien zufolge.

Aus Protest gegen die Teilnahme von Vertretern des israelischen Staates hat die iranische Delegation nach Medienberichten die Verhandlungen bei der UN-Klimakonferenz in Dubai verlassen. Der iranische Energieminister, Ali Akbar Mehrabian, erklärte als iranischer Delegationsleiter nach Angaben der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna, dass die Teilnahme der Israelis "den Zielen und Leitlinien der Konferenz zuwider" liefen. Deshalb verlasse die iranische Delegation die Konferenz. Zuvor hatte die iranische Agentur bereits gemeldet, dass der iranische Präsident Ebrahim Raisi "wegen der Einladung von Vertretern des zionistischen Regimes" nicht an der UN-Klimakonferenz teilnehmen werde.

Die Weltgesundheitsorganisation hat sich extrem besorgt über die Wiederaufnahme der Kämpfe gezeigt. Der Gazastreifen könne es sich nicht leisten, weitere Krankenhauskapazitäten zu verlieren, sagte der WHO-Vertreter im Westjordanland und im Gazastreifen, Rik Peeperkorn, bei einem UN-Briefing. 18 der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen seien nur noch teilweise arbeitsfähig, einige könnten Patienten fast gar nicht mehr versorgen. Die Gesamtbettenkapazität sank laut seinen Angaben von 3500 vor dem Krieg auf jetzt noch 1500. Kliniken, die noch arbeiteten, seien deutlich überlastet.

Peeperkorn erklärte, die WHO sei zudem sehr besorgt über den Ausbruch von Krankheiten, die massive Überbelegung von Unterkünften und die große Zahl von Atemwegsinfektionen und Durchfallerkrankungen im Gazastreifen.

01.12.2023 • 12:02 Uhr

Guterres hofft auf neue Feuerpause

UN-Generalsekretär António Guterres hat tiefes Bedauern über die Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen ausgedrückt. "Die Rückkehr zu Feindseligkeiten zeigt nur, wie wichtig es ist, einen echten humanitären Waffenstillstand zu haben", schrieb er auf der Plattform X (vormals Twitter). "Ich hoffe immer noch, dass es möglich wird, die Pause, die eingerichtet worden war, zu erneuern."

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat das Auslaufen der Waffenruhe als "katastrophal" bezeichnet. Er forderte alle Seiten auf, für die Einhaltung einer Feuerpause zu sorgen. Die Bemühungen um eine Waffenruhe müssten aus humanitären und menschenrechtlichen Gründen verdoppelt werden.

Das palästinensische Radio berichtet, dass seit der Wiederaufnahme der israelischen Luftangriffe im Gazastreifen 54 Menschen getötet worden seien. Früher am Tag hatte die militant-islamistische Hamas gemeldet, dass in den ersten Stunden seit dem Auslaufen der Waffenruhe mindestens 29 Menschen ums Leben gekommen seien.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

In Israel sind nach Angaben einer israelischen Menschenrechtsorganisation mehr als 2800 Palästinenser ohne Anklage inhaftiert. Dies sei die höchste Zahl von Palästinensern in sogenannter Administrativhaft seit mehr als drei Jahrzehnten, teilte die Organisation HaMoked mit, die sich auf Statistiken der israelischen Gefängnisbehörden stützt. Die Zahl dieser Häftlinge stieg demnach in nur einem Monat um 800 und macht nun fast 40 Prozent aller von Israel festgehaltenen Palästinenser aus.

Die israelischen Behörden halten die gegen die Gefangenen erhobenen Vorwürfe oft geheim und erschweren so eine Verteidigung. Nach Ansicht von Menschenrechtsgruppen stellt dieses Vorgehen einen schwerwiegenden Verstoß gegen ein rechtsstaatliches Verfahren dar. Die Inhaftierungen können von einigen Monaten bis zu Jahren dauern, und die Behörden verlängern sie oft aus unbekannten Gründen. Israel bezeichnet die Administrativhaft als wichtiges Instrument, um Angriffe militanter Palästinenser zu verhindern. Die Anschuldigungen müssten geheim gehalten werden, um die Sicherheit ihrer Quellen zu gewährleisten.

Nach aktuellen Angaben der israelischen Koordinationsstelle für Vermisste und Entführte befinden sich noch 137 Geiseln im Gazastreifen, darunter elf Ausländer. Unter den Geiseln seien 20 Frauen, zwei Kinder unter 18 Jahren sowie zehn Personen über 75 Jahren. Sieben weitere Personen gelten seit dem 7. Oktober als vermisst.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef fordert eine dauerhafte Waffenruhe im Gazastreifen. Untätigkeit komme der Billigung der Tötung von Kindern gleich, erklärte ein Unicef-Sprecher in einem Video.

Im Schaltgespräch mit tagesschau24 erklärt ARD-Korrespondent Christian Limpert in Tel Aviv, warum die Verlängerung der Feuerpause gescheitert ist. "Zum Einen hat die israelische Regierung gesagt, dass die Vereinbarungen rund um den Geiselfreilassung gebrochen wurde", so Limpert.

Es seien in den vergangenen Tagen nicht so viele Geiseln freigelassen wie vorab vereinbart worden sei. Zudem habe die Hamas bis heute früh nicht die Namensliste mit den heute zu entlassenden Geiseln vorgelegt. Hinzu kam dann noch ein Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen. Dies habe schließlich zu einer Wiederaufnahme der Angriffe Israels auf den Gazastreifen geführt.

"Die Sorge der Angehörigen um die Menschen, die noch im Gazastreifen sind, ist wieder groß, weil mit dem Aufnehmen der Kampfhandlungen das Schicksal der Geiseln wieder unklar ist", so Limpert. Eine Verlängerung der Feuerpause wäre bis maximal Sonntag möglich gewesen. Bei möglichen neuen Verhandlungen über eine Feuerpause, bei denen es auch um die Freilassung männlicher Geiseln oder Soldaten geht, dürfe die Hamas den Preis deutlich in die Höhe treiben, so Limpert.

Das israelische Militär hat eine Karte mit sicheren Gebieten für eine Evakuierung veröffentlicht. In einer Mitteilung verlinkte die Armee zu einer Webseite in arabischer Sprache, die eine Karte der Evakuierungszone zeigt. Ein Video auf Arabisch sei in den sozialen Netzwerken veröffentlicht worden und die Karte werde von der Armee im Gazastreifen verbreitet. Auf dieser würden Orte gezeigt, wo sich die Bewohner bei Bedarf in Sicherheit bringen könnten, teilt das Militär mit.

Nach Aussagen des Vermittlers Katars laufen die Verhandlungen zu einer möglichen Fortsetzung der Feuerpause im Gaza-Krieg trotz der erneuten Kämpfe weiter. "Das Außenministerium bestätigt, dass die Verhandlungen zwischen der palästinensischen und der israelischen Seite mit dem Ziel der Rückkehr zur Feuerpause fortgesetzt werden", hieß es in einer Erklärung.

Die "anhaltenden Bombardierungen des Gazastreifens in den ersten Stunden nach Ende der Feuerpause" erschwerten jedoch die Verhandlungen. Katar forderte die internationale Gemeinschaft auf, schnell zu handeln, um die Kämpfe zu beenden.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock mahnt zu einer Verlängerung der temporären Waffenruhe. "In diesen Minuten müssen wir alles dafür tun, dass die humanitäre Feuerpause fortgeführt wird." Dies sei geboten, um alle Geiseln freizubekommen und das Leid der Palästinenser zu lindern, erklärte die Grünen-Politikerin in Berlin. Klar sei: "Israel wird niemals in Sicherheit leben können, wenn der Terror nicht bekämpft wird. Und zugleich kann es nur Sicherheit für Israel geben, wenn auch die Palästinenser eine Zukunftsperspektive haben."

Das könne aber nur gelingen, "wenn der Vernichtungsterror der Hamas keine Chance mehr hat, sich neu zu formieren". Von der Hamas dürfe keine Existenzgefahr mehr für Israel ausgehen. Die Hamas müsse ihre Waffen niederlegen. "Nur so kann sich auch ein politischer Horizont für eine Zwei-Staaten-Lösung öffnen, ... so unrealistisch das gerade heute Morgen auch erscheinen mag."

Die radikal-islamistischen Al-Kuds-Brigaden haben sich dazu bekannt, israelische Städte am Morgen angegriffen zu haben. Dies sei die Antwort auf "Verbrechen gegen unser Volk", teilte der militärische Arm des Palästinensischen Islamischen Dschihad mit.

In den ersten Stunden seit dem Auslaufen der Waffenruhe im Gazastreifen sind nach Angaben der Terrororganisation Hamas mindestens 29 Menschen bei israelischen Angriffen getötet worden. Unter den Opfern seien mehrere Kinder, teilte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium in dem Küstengebiet mit. Das Ministerium meldete sieben Tote in Dschabaliya und der Stadt Gaza, zwölf Tote in Chan Yunis und Rafah im Süden des Gazastreifens sowie zehn weitere Tote im Flüchtlingslager al-Maghasi im Zentrum des Gazastreifens.

Israel hat die Bewohner des südlichen Gazastreifens aufgefordert, ihre Häuser östlich der Stadt Chan Yunis zu verlassen. Anwohner berichteten, entsprechende Flugblätter seien über Teilen des Küstengebiets abgeworfen worden. Darin wurde auch gewarnt, dass Chan Yunis nun eine gefährliche Kampfzone sei. Die Flugblätter signalisierten, dass Israel eine Ausweitung seiner Offensive vorbereitete, die sich bisher weitgehend auf den nördlichen Teil des Gazastreifens konzentrierte. Hunderttausende Menschen waren zu Beginn des Gaza-Krieges aus dem nördlichen Gazastreifen geflohen, viele haben in Chan Yunis und anderen Städten im Süden Schutz gesucht.

Bei israelischen Angriffen nach Auslaufen der vorübergehenden Waffenruhe sind nach Angaben der Hamas-geführten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen 14 Palästinenser getötet worden. In den ersten zwei Stunden nach Ende der Feuerpause seien zudem Dutzende verletzt worden.

Trotz der Wiederaufnahme der Kämpfe im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas werden die Gespräche über eine erneute Feuerpause nach Angaben aus Verhandlungskreisen fortgesetzt. "Die Verhandlungen mit den katarischen und ägyptischen Vermittlern dauern trotz der Wiederaufnahme der israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen an", sagte eine mit den Gesprächen vertraute Quelle der Nachrichtenagentur AFP.

01.12.2023 • 07:58 Uhr

Gefechte in Chan Yunis gemeldet

Unmittelbar nach Auslaufen der vorübergehenden Waffenruhe gibt es aus dem Gazastreifen Hinweise auf schwere Kämpfe. Aus Khan Younis im Süden des Küstengebiets berichtete ein Zeuge, es seien Geräusche zu hören, die auf schweren Beschuss schließen ließen. Über dem Osten der Stadt steige Rauch auf. Menschen seien auf der Flucht in Lager westlich von Chan Yunis. Der Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete, es habe Tote und Verletzte gegeben. Das israelische Militär erklärte, es greife Ziele der Hamas im Gazastreifen mit Kampfjets an.

Nach der Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen hat Ministerpräsident Benjamin Netanyahu die Ziele Israels bekräftigt. Dies seien die Befreiung der Geiseln im Gazastreifen und die Vernichtung der Hamas, ließ er über sein Büro erklären. Es müsse sichergestellt werden, dass die Hamas nie wieder eine Bedrohung für israelische Bürger darstelle. Netanyahu warf der Terrororganisation vor, gegen Vereinbarungen der am Morgen ausgelaufenen Waffenruhe verstoßen zu haben. Die Hamas habe nicht wie vereinbart alle weiblichen Geiseln freigelassen und zudem Raketen auf Israel abgefeuert.

Nach dem Auslaufen der Waffenruhe im Gazastreifen sind nach Angaben der Terrororganisation Hamas und eines Arztes insgesamt acht Menschen bei israelischen Angriffen getötet worden. Mindestens sechs Menschen seien bei einem Luftangriff auf die Stadt Rafah im Süden des Küstengebiets getötet worden, teilte das von der militant-islamistischen Palästinenserorganisation kontrollierte Gesundheitsministerium am Morgen mit. Bei Luftangriffen auf die Stadt Gaza seien zudem zwei Kinder getötet worden, sagte ein Arzt des Ahli-Arab-Krankenhauses der Nachrichtenagentur AFP.

In mehreren israelischen Orten in der Nähe des Gazastreifens ertönten die Alarmsirenen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Hinweise auf einen geplanten Großangriff der islamistischen Hamas lagen Israel laut einem Bericht der "New York Times" mehr als ein Jahr vor dem 7. Oktober vor. Demnach gab es einen umfassenden Austausch israelischer Behörden zu einem 40 Seiten langen Dokument mit dem Codenamen "Jericho-Mauer", das einen Gefechtsplan der Hamas skizzierte. Dieser soll bis ins Details dem Angriff geähnelt haben, den Hamas-Terroristen dann Anfang Oktober aus dem Gazastreifen heraus ausführten.

Das Szenario sei von israelischen Militär- und Geheimdienstmitarbeitern als zu anspruchsvoll und schwierig in der Ausführung abgetan worden, berichtete die US-Zeitung. "Es gibt keinen Zweifel, dass der Angriff vom 7. Oktober ein Versagen unsererseits war. Natürlich war es ein Versagen", sagte Israels Regierungssprecherin Tal Heinrich in Bezug auf den Bericht dem US-Sender CNN. Israel werde das Geschehene genau untersuchen und daraus lernen. Auf die Frage, inwiefern Israels Premier Benjamin Netanyahu von dem Angriffsszenario gewusst beziehungsweise die Dokumente gelesen habe, sagte Heinrich: "Wir werden Untersuchungen anstellen. Der Ministerpräsident hat auch darüber gesprochen. Wenn es an der Zeit ist, wird er mehr sagen."

Das israelische Militär hat die Kämpfe im Gazastreifen gegen die Terrororganisation Hamas wieder aufgenommen. Das teilte die Armee am Morgen nach Ablauf der insgesamt einwöchigen Feuerpause mit. Die Hamas habe gegen die Feuerpause verstoßen und darüber hinaus auf israelisches Gebiet geschossen, erklärte die Armee. Sie hatte kurz vor Ablauf der Frist für die Feuerpause nach eigenen Angaben einen mutmaßlichen Raketenangriff aus dem Gazastreifen abgewehrt.

Der arabische Fernsehsender Al-Dschasira berichtete unter Berufung auf Augenzeugen von schweren Kämpfen in der Stadt Gaza und anderen Gebieten im Norden des Gazastreifens. Im Zentrum des Gazastreifens gebe es nahe der Flüchtlingslager Nuseirat und Bureidsch zudem Panzerbeschuss, hieß es. Die BBC meldete zudem unter Berufung auf die Hamas Luftangriffe auch im Süden des Gazastreifens. Eigene Quelle hätten dies bestätigt, berichtete der britische Sender.

Das im Gaza-Krieg vereinbarte Fristende für die Feuerpause ist ohne Ankündigung einer Verlängerung ausgelaufen. Die Feuerpause war bis 06.00 Uhr MEZ befristet.

Im Norden des Gazastreifens sind einem Agenturbericht zufolge Schüsse und mehrere Explosionen zu hören. Das berichtete die als Hamas-nah geltende Nachrichtenagentur Shehab auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Details nannte Shehab nicht. Der Bericht konnte nicht unabhängig überprüft werden.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Israel hat kurz vor Ablauf der Frist für die Feuerpause nach eigenen Angaben einen Angriff aus dem Gazastreifen abgewehrt. Wie die israelische Armee am Morgen bekanntgab, habe die Flugabwehr eine mutmaßliche Rakete aus dem Gazastreifen abgefangen. Kurz zuvor hätten nahe des abgeriegelten Küstengebiets die Sirenen geheult. Israel und die Terrororganisation Hamas hatten eine bis Freitagmorgen (06.00 Uhr MEZ) befristete Feuerpause vereinbart. Ob sie ein zweites Mal verlängert wird, war kurz vor Ablauf der Frist ungewiss.

Das "Wall Street Journal" hatte in der Nacht unter Berufung auf ägyptische Vermittler von einer Einigung auf eine erneute Verlängerung der Feuerpause um einen Tag berichtet. Eine Verlängerung der Waffenruhe ist bislang von keiner Seite bestätigt. Von der Hamas gibt es keine Stellungnahme.

Seit Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg haben nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds 310 Lastwagen mit Hilfsgütern erfolgreich den massiv von Israel bombardierten Norden des abgeriegelten Küstenstreifens erreicht. Wie die Hilfsorganisation in der Nacht auf X (vormals Twitter) bekanntgab, konnten auf diese Weise wichtige Güter wie Lebensmittel, Babynahrung und Decken für Tausende Menschen in Not bereitgestellt werden. Allein am Vortag hätten 56 Lastwagen mit Hilfsgütern die Stadt Gaza und die nördlichen Gebiete des Gazastreifens erreicht, hieß es in der Mitteilung.

Ein Zivilist, der bei dem Terroranschlag in Jerusalem die Attentäter beherzt angriff, ist laut Medienberichten versehentlich von israelischen Soldaten erschossen worden. Er sei einen Tag vor seinem 38. Geburtstag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen, berichteten mehrere israelische Medien am Abend unter Berufung auf die behandelnde Klinik.

Der Mann habe gesehen, wie die Attentäter an einer Bushaltestelle auf Menschen schossen, sei spontan aus dem Auto gesprungen und habe mit seiner eigenen Waffe auf die Angreifer geschossen. Auch die Soldaten eröffneten das Feuer auf die Palästinenser, hielten jedoch auch den Mann irrtümlicherweise für einen Attentäter und schossen auf ihn.

US-Außenminister Blinken hat bei einem Besuch in Tel Aviv auf eine Verlängerung der Feuerpause gedrängt. Aus Empörung über Spaniens Regierungschef Sánchez zieht Israel seine Botschafterin aus Madrid ab. Alle Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.