Sigrid Kaag
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Nahost-Krieg ++ Niederländerin soll UN-Gaza-Hilfe koordinieren ++

Stand: 26.12.2023 22:44 Uhr

Die niederländische Politikerin Kaag soll ab Januar für die UN die humanitäre Hilfe für Notleidende im Gazastreifen koordinieren. Israels Militär hat zur Evakuierung im zentralem Gazastreifen aufgerufen. Der Liveblog vom Dienstag zum Nachlesen.

26.12.2023 • 22:44 Uhr

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Das US-Militär hat im Süden des Roten Meeres nach eigenen Angaben zwölf Angriffsdrohnen und fünf von den Huthi-Rebellen im Jemen abgefeuerte Raketen abgeschossen. Dabei seien unter anderem Kampfflugzeuge des Typs "F/A-18 Super Hornet" einer US-Flugzeugträgergruppe im Einsatz gewesen. Kein Schiff in dem Gebiet sei zu Schaden gekommen und man habe keine Kenntnis von Verletzten, teilte das US-Regionalkommando für den Nahen Osten (Centcom) auf der Plattform X, vormals Twitter, mit. Die Huthis hätten die Kamikaze-Drohnen, drei ballistische Anti-Schiffsraketen und zwei Marschflugkörper in einem Zeitraum von etwa zehn Stunden abgefeuert.

Die französische Regierung hat sich besorgt zur israelischen Strategie im Kampf gegen die militant islamische Hamas im Gazastreifen geäußert. Frankreich sei "ernsthaft besorgt" über die Ankündigung Israels, seinen Militäreinsatz "zu intensivieren und zu verlängern", teilte das Außenministerium in Paris mit. Es erneuerte die Forderung nach einer "sofortigen Waffenruhe" und beklagte die zivilen Opfer bei der "systematischen Bombardierung" des Gazastreifens in den vergangenen Tagen. Israel müsse "konkrete Maßnahmen ergreifen, um das Leben der Zivilbevölkerung" in dem Gebiet zu schützen.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, hat der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, einen Anruf von US-Präsident Joe Biden erhalten. In dem Gespräch sei es um die neuesten Entwicklungen im Gazastreifen und aktuelle gemeinsame Vermittlungsbemühungen für einen dauerhaften Waffenstillstand gegangen.

Die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen haben nach eigenen Angaben ein weiteres Handelsschiff im Roten Meer angegriffen. In einer Erklärung der pro-iranischen Gruppe hieß es, die Schiffsbesatzung der "MSC United" hätte mehrere Warnungen ignoriert. Daraufhin sei das Schiff mit Raketen angegriffen worden. Ob es dabei Verletzte oder Schäden gab, blieb zunächst unklar. Auch wann sich der Vorfall ereignete, wurde nicht näher ausgeführt. Websites zu Schiffsdaten zeigten im Roten Meer ein unter der Flagge Liberias fahrendes Containerschiff mit sehr ähnlichem Namen - "MSC United VIII". Es blieb zunächst unklar, ob es sich dabei um das angegriffene Schiff handelte.

In ihrer Erklärung reklamierten die Huthis auch Angriffe auf Israel für sich. Auf das Gebiet um Eilat im Süden Israels und weitere Ziele "im besetzten Palästina" sei "eine Reihe von Drohnen" abgefeuert worden, hieß es. Das israelische Militär teilte mit, im Gebiet des Roten Meeres ein feindliches Luftobjekt abgefangen zu haben, das in Richtung Israel abgefeuert worden sei. Auch Ägyptens Luftverteidigung hatte Militärkreisen zufolge eine Drohne nahe dem Urlaubsort Dahab am Roten Meer abgeschossen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Telekommunikationsdienste im umkämpften Gazastreifen sind erneut ausgefallen. Die im Westjordanland ansässigen palästinensischen Kommunikationsunternehmen Jawwal und Paltel meldeten dies auf der Plattform X, vormals Twitter. Grund sei die "fortwährende Aggression" Israels. Gaza sei erneut von der Außenwelt abgeschnitten.

Seit Beginn des Kriegs sind die Kommunikationsnetze in dem abgeriegelten Küstengebiet schon mehrfach ausgefallen. Verbindungen nach außen waren dabei nur noch mit Satellitenhandys und mitunter von hohen Gebäuden im Süden des Gazastreifens mit israelischen Sim-Karten möglich.

Die niederländische Politikerin Sigrid Kaag soll ab Januar für die Vereinten Nationen die humanitäre Hilfe für Notleidende im Gazastreifen koordinieren. UN-Generalsekretär António Guterres verkündete die Besetzung der Stelle mit der 62-Jährigen.

Kaag, die den neu geschaffenen Posten ab 8. Januar antreten soll, war zuletzt Vize-Ministerpräsidentin der Niederlande und die erste Frau an der Spitze des Finanzministeriums. Die Personalie folgt auf Verlangen des Weltsicherheitsrates in einer kurz vor Weihnachten verabschiedeten Resolution. Darin hatte das mächtigste UN-Gremium die Aufstockung der humanitären Hilfe für etwa zwei Millionen Notleidende im Gazastreifen gefordert.

Israel hat die Leichen von 80 Palästinensern übergeben, die bei Kämpfen im nördlichen Gazastreifen getötet worden waren. Die sterblichen Überreste wurden mit einem Lastwagen über den Grenzübergang Kerem Schalom zurück in den Gazastreifen gebracht, wie palästinensische Kreise bestätigten. Sie sollten in Rafah im südlichen Gazastreifen beigesetzt werden. Die Leichen waren nach Medienberichten während des Gaza-Kriegs im Norden des Gazastreifens und in der Stadt Gaza von der israelischen Armee mitgenommen und in Israel aufbewahrt worden.

Nach der Ausweitung israelischer Angriffe auch auf den zentralen Abschnitt des Gazastreifens bleibt nach UN-Angaben noch weniger Raum für palästinensische Binnenflüchtlinge. Der Gaza-Direktor des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Thomas White, schrieb auf der Plattform X: "Die Menschen in Gaza sind wieder zum Umzug gezwungen. Mehr Menschen auf weniger Raum." Er stellte dazu Videoaufnahmen einer langen Schlange von Fahrzeugen, die schwer mit Habseligkeiten wie etwa Matratzen beladen waren.

White schrieb weiter, dass die Stadt Rafah im Süden des schmalen Küstenstreifens nun "aus den Nähten platzt". Es gebe für die Einwohner Gazas keine Atempause, beklagte er und forderte erneut eine humanitäre Feuerpause.

Israels Generalstabschef Herzi Halevi erwartet nach eigenen Angaben noch eine Fortsetzung des Kriegs im Gazastreifen "um viele Monate". "Es gibt keine Abkürzungen bei der Auflösung einer Terroristenorganisation, nur entschlossenen und beharrlichen Kampf", sagte Halevi bei einem im Fernsehen übertragenen Besuch an der Grenze zum Gazastreifen. "Wir werden auch die Hamas-Führung erreichen, egal ob es eine Woche oder Monate dauert."

Zwei Monate nach Beginn der Bodenoffensive im Gazastreifen bereitet sich die israelische Armee einem Medienbericht zufolge auf einen Strategiewechsel vor. Der israelische Sender N12 berichtete unter Berufung auf Militärkreise, die Truppen würden sich im nächsten Schritt überwiegend in eine etwa einen Kilometer breite Pufferzone im Gazastreifen in der Nähe des Grenzzauns zu Israel zurückziehen.

In der neuen Phase - für die kein Zeitplan genannt wurde - seien eher punktuelle Einsätze von Boden- und Marinetruppen sowie der Luftwaffe gegen die Hamas geplant. Die meisten Reservisten sollten in der Phase wieder in den Alltag entlassen werden. Den Krieg gegen die Hamas sollten dann vor allem die regulären Truppen fortsetzen, berichtete der Sender.

Das israelische Militär hat die Bewohner im zentralen Gazastreifen aufgefordert, ihre Häuser und Notunterkünfte zu verlassen. Alle Zivilisten, die sich in dem festgelegten Territorium befänden, sollten in die nahe gelegene Stadt Deir al-Balah fliehen, teilte das Militär mit. Teil der Evakuierungszone war auch das Flüchtlingslager Bureidsch, das nach Angaben von Bewohnern bereits in der Nacht mit Kampfflugzeugen und Artilleriegeschützen angegriffen worden war. Die Evakuierungsanordnung legte die Vermutung nahe, dass das israelisch Militär seine Bodenoffensive auf dieses Gebiet ausweiten will.

Bei einem Angriff aus dem Libanon hat nach israelischen Militärangaben eine Panzerabwehrrakete eine Kirche im Norden Israels getroffen. Dabei sei in dem Ort Ikrit auch ein Zivilist verletzt worden, hieß es in der Mitteilung der Armee. Nach Medienberichten handelt es sich um den rund 80 Jahre alten Wächter der heiligen Stätte. Soldaten und Sanitäter seien vor Ort, um medizinische Hilfe zu leisten.

Die Armee machte die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah für den Vorfall verantwortlich. Die mit dem Iran verbündete Miliz hatte zuvor mitgeteilt, sie habe militärische Ziele in Israel beschossen und dabei "Volltreffer" erzielt. Auch bei Schomera habe sie israelische Soldaten getroffen. Die griechisch-orthodoxe Kirche in Ikrit liegt südwestlich von Schomera.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Das UN-Menschenrechtsbüro ist nach Angaben eines Sprechers höchst besorgt über die fortgesetzten israelischen Bombardierungen im mittleren Gazastreifen. Dabei seien seit Heiligabend allein in zwei Flüchtlingslagern 137 Menschen ums Leben gekommen, teilte das Büro unter Berufung auf Angaben der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" mit. Am 24. und 25. Dezember seien Berichten zufolge mehr als 50 Luftschläge ausgeführt worden. Getroffen worden seien nach diesen Berichten drei Flüchtlingslager beziehungsweise -siedlungen. Alle Straßen zwischen den Lagern seien zerstört worden, was die Versorgung mit Hilfsgütern deutlich erschwere.

Die Versorgungslage sei auch vorher schon katastrophal gewesen. Das UN-Menschenrechtsbüro erinnerte daran, dass die israelischen Streitkräfte zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts alles tun müssen, um zu vermeiden, dass Zivilisten zu Schaden kommen. "Warnungen und Evakuierungsanordnungen entbinden sie nicht von allen Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts."

Ägyptens Luftverteidigung hat Militärkreisen zufolge eine Drohne nahe dem Urlaubsort Dahab abgeschossen. Demnach wird vermutet, dass die Drohne von den Huthi-Rebellen im Jemen abgefeuert wurde. Sie sei abgeschossen worden, weil sie sich im Luftraum Ägyptens befunden und damit die Sicherheit des Landes gefährdet habe, hieß es. Die Huthis haben sich bisher nicht geäußert. Dahab grenzt an das Rote Meer.

Zuvor hatte bereits eine britische Schifffahrtsbehörde zwei Explosionen im Roten Meer westlich von Hodeidah vor der Westküste Jemens gemeldet. Vor den Explosionen seien zwei Raketen gesichtet worden, teilte die britische Maritime Trade Operations Authority mit. Inwiefern diese Vorfälle mit denen in Ägypten in Verbindung stehen, ist unklar.

Die Huthis greifen Israel seit Beginn des Nahost-Krieges immer wieder unter anderem mit Drohnen und Raketen an. Zuletzt haben sie auch Schiffe im Roten Meer attackiert.

Karte Jemen mit Hodeidah

Die Zahl der Toten im Gazastreifen seit dem Angriff der israelischen Armee ist nach Angaben der von der radikal-islamischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf 20.915 gestiegen. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien 241 Menschen getötet worden. Insgesamt seien 54.918 Menschen durch die Kämpfe verletzt worden.

Die Zahlen lassen sich gegenwärtig nicht prüfen. Die UN und andere Beobachter weisen darauf hin, dass sie sich in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die palästinensische Parlamentsabgeordnete Chalida Dscharrar von der radikalen Palästinensergruppe Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) ist von der israelischen Armee im Westjordanland festgenommen worden. Die israelischen Soldaten seien am Morgen in das Haus der Familie in Ramallah eingedrungen und hätten seine Frau festgenommen, sagte ihr Ehemann Ghassan Dscharrar der Nachrichtenagentur AFP. Die israelische Armee bestätigte die Festnahme der 60-Jährigen. Zur Begründung hieß es, sie sei die "Chefin der PFLP" im Westjordanland und werde "wegen Terrorismus gesucht". Die von den USA und der EU als terroristisch eingestufte PFLP sprach von einer "groß angelegten Verhaftungswelle".

Dscharrar war seit 2007 Abgeordnete des später von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas aufgelösten palästinensischen Parlaments in Ramallah. 2019 war sie nach einem tödlichen Angriff auf eine 17-jährige Israelin festgenommen worden, den Israel der radikalen PFLP zuschrieb. 2021 wurde Dscharrar nach zweijähriger Haft in einem israelischen Gefängnis freigelassen. 

Karte Israel Westjordanland Gazastreifen

Im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon haben sich die Hisbollah und die israelische Armee wieder gegenseitig unter Feuer genommen. Die mit dem Iran verbündete Schiitenmiliz teilte mit, sie habe militärische Ziele in Israel beschossen und dabei "Volltreffer" erzielt. Nach Angaben der israelischen Armee wurde die Region Har Dov auf den Golanhöhen, auch als Scheeba Farmen bekannt, vom Libanon aus angegriffen. Die Armee habe zurückgeschossen. Am Morgen sei zudem eine Boden-Luft-Rakete aus dem Libanon auf ein israelisches Flugzeug abgeschossen worden, das jedoch nicht getroffen worden sei. Israelische Kampfjets hätten Stellungen der Hisbollah bombardiert. Die Angaben beider Seiten lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Trotz des Nahost-Kriegs sind seit dem 7. Oktober 2.662 Juden neu nach Israel eingewandert. Die meisten von ihnen kamen aus Russland (1.635), gefolgt von den USA (218), der Ukraine (128) und Frankreich (116), wie israelische Medien meldeten. Gegenüber dem Vergleichszeitraum von 2022 seien die Einwandererzahlen deutlich gesunken. Damals kamen 16.400 Menschen an, die meisten aus der Ukraine.

Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant hat Vergeltungsmaßnahmen gegen weitere Länder angedeutet. "Wir befinden uns in einem Mehrfrontenkrieg und werden aus sieben Schauplätzen angegriffen: Gaza, Libanon, Syrien, Judäa und Samaria (Westjordanland), Irak, Jemen und Iran", sagte er israelischen Medien zufolge vor Abgeordneten. "Wir haben bereits in sechs dieser Bereiche reagiert und gehandelt und ich sage hier in aller Deutlichkeit: Jeder, der gegen uns vorgeht, ist ein potenzielles Ziel, es gibt keine Immunität für irgendjemanden."

In der Nacht sind nach Angaben von Bewohnern mehrere Orte im zentralen Gazastreifen vom israelischen Militär bombardiert worden. In den Flüchtlingssiedlungen Nuseirat, Maghasi und Bureidsch seien Raketen und Artilleriegeschosse eingeschlagen, berichteten Einwohner der Nachrichtenagentur AP am Telefon. "Das Bombardement war sehr heftig", sagte der Lehrer Radwan Abu Scheitta. Er äußerte die Vermutung, dass die israelische Bodenoffensive dort ausgeweitet werden solle. "Es sieht so aus, als ob sie näherkommen."

Ein weiterer Bewohner, Essel-Din Mohammed Abdallah al-Masri, sagte der AP: "Wir konnten wegen der Bomben nicht schlafen." Der Fischer war mit seinen fünf Kindern und anderen Angehörigen aus dem Norden des Gazastreifens nach Nuseirat geflohen. "Die Kinder haben entsetzliche Angst. Wir haben entsetzliche Angst." Das israelische Militär hatte zuvor mitgeteilt, ihr Bombardement von Zielen im Gazastreifen fortgesetzt zu haben.

Karte Gazastreifen mit den von der israelischen Armee kontrollierten Gebieten

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee

Die jordanische Luftwaffe hat zu Weihnachten eine Hilfslieferung für Christen im Gazastreifen abgeworfen. Es sei bereits die siebte derartige Aktion auf Anweisung von König Abdullah, meldeten jordanische Medien am Montagabend. Ein Flugzeug der Royal Air Force habe die Hilfsgüter transportiert, um den in der orthodoxen Porphyrius-Kirche eingeschlossenen Menschen beizustehen, hieß es in einer offiziellen Erklärung. Den Angaben zufolge wurden Pakete für die rund 900 Christen per Fallschirm über dem Gotteshaus abgeworfen. Damit wolle Jordanien "eine Botschaft der Solidarität mit unseren christlichen Brüdern" senden.

Der Iran hat Israel nach dem Tod eines Generals der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) in Syrien erneut mit Vergeltung gedroht. "Die Zionisten (Israel) müssen sich auf die Konsequenzen ihres Verbrechens gefasst machen (…) und die werden schmerzhaft sein", drohte der Sprecher des iranischen Verteidigungsministerium, Resa Talaei-Nik, laut Nachrichtenagentur Tasnim. Israel habe mit dem Angriff nicht nur die territoriale Integrität Syriens verletzt, sondern auch die bereits spannungsgeladene Lage noch weiter eskaliert.

Bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf einen Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus war am Montag der IRGC-General Sejed-Rasi Mussawi getötet worden. Laut Informationen der "New York Times" soll er dabei geholfen haben, die Lieferung von Raketen und anderen Waffen an die libanesische Hisbollah-Miliz zu überwachen. Am Montagabend hatte Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant angekündigt, die Anstrengungen gegen die mit dem Iran verbündete Hisbollah im Libanon verstärken zu wollen. Seit Beginn des Nahost-Krieges am 7. Oktober haben sich vor allem die Spannungen an der libanesisch-israelischen Grenze verschärft.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben das Auto einer getöteten Geisel am indonesischen Krankenhaus im Norden des Gazastreifens gefunden. Die Armee sehe das als neuen Beweis für die Nutzung ziviler Einrichtungen durch die Hamas. "In dem Fahrzeug wurden Reste einer Panzerfaust und Blutspuren gefunden, die als die einer anderen Geisel identifiziert wurden", erklärte die Armee. Der Fund bringe das Krankenhaus "direkt mit den brutalen Ereignissen vom 7. Oktober in Verbindung". Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Der Toyota Corolla mit israelischem Kennzeichen gehört nach Angaben des Militärs der Familie von Samer El-Talalka, eine von drei versehentlich von israelischen Soldaten getöteten Geiseln. Die drei jungen Männer im Alter zwischen 25 und 28 Jahren waren Mitte Dezember im Gazastreifen getötet worden, obwohl sie eine weiße Fahne trugen und auf Hebräisch um Hilfe riefen. 

Die israelische Armee hat ihr Bombardement von Zielen im Gazastreifen fortgesetzt. Dutzende Kampfflugzeuge hätten im Verbund mit den Bodentruppen erneut mehr als 100 Ziele angegriffen, teilte die Armee am Morgen mit. Es seien unter anderem Tunnelschächte der Hamas und Militäranlagen attackiert worden.

In der Nacht sei eine Terrorzelle in Dschabalia ausgeschaltet worden, die versucht habe, Sprengstoff nahe eines israelischen Panzers zu platzieren. Die Truppen hätten die Terroristen bekämpft. Ein Kampfflugzeug habe sie dann getötet.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
26.12.2023 • 04:37 Uhr

Raketenalarm in Israel

Während Israels Armee verstärkt gegen die Hamas im Gazastreifen vorgeht, hat es auf israelischer Seite erneut Raketenalarm gegeben. Wie die israelische Armee in der Nacht zum Dienstag meldete, heulten an der Grenze zum Gazastreifen erneut die Sirenen. Am Montag wurden aus dem Gazastreifen bereits mehrere Raketen auf Israel abgefeuert, die meisten von ihnen wurden aber von der Luftverteidigung abgefangen. 

Die Zerschlagung der islamistischen Hamas und eine Entmilitarisierung des Gazastreifens sind für den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu Voraussetzungen für Frieden in dem Gebiet. "Die Hamas muss zerstört werden, der Gazastreifen muss entmilitarisiert und die palästinensische Gesellschaft muss entradikalisiert werden. Dies sind die drei Voraussetzungen für einen Frieden zwischen Israel und seinen palästinensischen Nachbarn im Gazastreifen", schrieb Netanyahu in einem Gastbeitrag für die Zeitung "Wall Street Journal".

Die mehrfach Vertriebenen im Gazastreifen finden nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) keinen sicheren Platz mehr in dem Küstenstreifen. "Es gibt keinen sicheren Ort im Gazastreifen", sagte Gemma Connell, Leiterin des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten.

Viele Palästinenser seien den Evakuierungsbefehlen der israelischen Armee gefolgt und hätten sich in den ausgewiesenen Gebieten in Sicherheit gebracht, um dann festzustellen, dass es in dem dicht besiedelten Gebiet nur noch wenig Platz gebe. Es sei ein "menschliches Schachbrett" auf dem Tausende von Menschen, die bereits mehrfach vertrieben worden seien, erneut auf der Flucht seien, ohne dass es eine Garantie gebe, dass ihr Ziel sicher sei.

Israels Minister für Strategische Fragen, Ron Dermer, will nach einem Medienbericht mit dem Verbündeten USA über den Nahost-Krieg reden. Dermer werde am Dienstag in Washington zu Gesprächen im Weißen Haus und im Außenministerium erwartet, meldete das Nachrichtenportal "Axios" unter Berufung auf zwei israelische und US-Beamte.

Dermer wolle Israels Pläne für die Phase geringer Intensität in dem Krieg erörtern, die nach israelischen Angaben bis Ende Januar beginnen soll, hieß es. Dermer werde zudem die Vorstellungen von Israels Ministerpräsidenten Netanyahu besprechen, was nach Beendigung des Krieges in Gaza geschehen soll, einschließlich der Frage, wer das Gebiet langfristig regieren soll.

Der Politiker werde hierzu mit dem nationalen Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, US-Außenminister Tony Blinken und Mitgliedern des Kongresses zusammentreffen, hieß es. Die USA pochen auf den Beginn einer neuen Phase im Krieg mit weniger Bombardements und mehr gezielten Operationen.

Mit Blick auf das Flüchtlingslager al-Maghasi im Zentrum des Gazastreifens hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärt, ihre Mitarbeiter hätten bei einem Besuch in einem Krankenhaus vom Gesundheitspersonal und von Überlebenden "erschütternde Berichte" über den Angriff auf das Flüchtlingslager gehört. "Ein Kind hat seine ganze Familie bei dem Angriff auf das Lager verloren. Eine Krankenschwester im Krankenhaus hat den gleichen Verlust erlitten", schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag im Onlinedienst X, früher Twitter.

Laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium sollen bei dem Luftangriff auf das Flüchtlingslager mindestens 70 Menschen getötet worden sein.

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat eine Ausweitung des Militäreinsatzes gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen angekündigt. Netanyahu sagte laut einer Erklärung seiner Partei Likud, die Armee werde ihre Kämpfe "in den kommenden Tagen intensivieren". Der Krieg werde "lang sein" und sei "nicht nah am Ende", sagte Netanyahu nach Angaben seiner Partei bei einem Treffen mit Abgeordneten des Likud.

Nach Angaben der Hamas wurden bei israelischen Luftangriffen seit Sonntag mehr als hundert Menschen getötet.

Die Terrormiliz Hamas hat erklärt, dass sie eine kurze Feuerpause ablehnt. Stattdessen fordert sie einen dauerhaften Waffenstillstand. Dem Iran zufolge wurde ein General der Revolutionsgarden bei einem israelischen Angriff in Syrien getötet.

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