Ein bewaffneter Wachposten patrouilliert am Grenzübergang Kerem Shalom, im Hintergrund stehen Lkw mit Hilfslieferungen für den Gazastreifen.
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Krieg in Nahost ++ UNRWA stoppt Hilfen über Hauptzugang nach Gaza ++

Stand: 01.12.2024 22:55 Uhr

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNRWA stoppt aus Sicherheitsgründen Hilfslieferungen über den Hauptgrenzübergang zum Gazastreifen. Bei israelischen Angriffen hat es palästinensischen Angaben zufolge mehrere Tote gegeben. Die Entwicklungen vom Sonntag im Liveblog.

01.12.2024 • 22:55 Uhr

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Die israelische Armee ist eigenen Angaben zufolge trotz der herrschenden Waffenruhe von einer Kirche im Südlibanon aus unter Feuer der Schiitenmiliz Hisbollah geraten. Die Hisbollah-Kämpfer seien getötet worden. Unter der Kirche hätten die israelischen Soldaten anschließend einen Tunnel mit Waffen und Wohnräumen der Hisbollah entdeckt, teilte die Armee mit. Der Vorfall habe sich schon am Samstag ereignet. Wo genau sich die Kirche befand, blieb offen.

Nach der Einnahme der Stadt Aleppo durch Rebellen hat Syriens Machthaber Baschar al-Assad den von Islamisten angeführten Kräften den Kampf angesagt. Die "Zerschlagung des Terrorismus" diene der Stabilität und Sicherheit der gesamten Region, sagte Assad nach Angaben der syrischen Präsidentschaft bei einem Treffen mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi in Damaskus. Irans Außenminister sagte Syrien derweil weiterhin Unterstützung dabei zu.

Bei russischen und syrischen Luftangriffen nahe Aleppo hat es syrischen Angaben zufolge Opfer unter oppositionellen Kämpfern gegeben. Dutzende seien "getötet und verletzt" worden, meldete die Staatsagentur Sana unter Berufung auf syrische Armeekreise. Damaskus habe die Angriffe auf den Stadtrand eines Ortes südöstlich von Aleppo zusammen mit Moskau ausgeführt. Die genaue Opferzahl war zunächst unklar. Einwohner der betroffenen Stadt Al-Safira sagten der Nachrichtenagentur dpa, Rebellen hätten den rund 25 Kilometer von Aleppo entfernten Ort inzwischen auch eingenommen.

Nach dem überraschenden Vormarsch von Aufständischen in Syrien hat Russland Kriegsbloggern zufolge seinen für das Land verantwortlichen General Sergej Kisel entlassen. Über die Absetzung des 53-Jährigen berichteten der dem russischen Verteidigungsministerium nahestehende Telegram-Kanal Rybar und der Blog Voenny Osvedomitel (Militärischer Informant). Unbestätigten Berichten zufolge soll Kisel durch Generaloberst Alexander Chaiko ersetzt werden. Eine Stellungnahme des Verteidigungsministerium dazu gab es zunächst nicht. Russland hat aber auch im Ukraine-Krieg seine Militärstrukturen umgebaut, ohne dies öffentlich bekannt zu geben.

Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir hat die Polizei angewiesen, Lautsprecher zu beschlagnahmen, die für den Ruf zum muslimischen Gebet benutzt werden. Es gehe darum, "unangemessenen Lärm" zu unterbinden, der die Lebensqualität der Anwohner beeinträchtige, schrieb Ben-Gvir auf der Plattform X. Zudem sollten Bußgelder bei Zuwiderhandlungen verhängt werden. Die Maßnahme, die Moscheen in Israel und Ost-Jerusalem betrifft, dürfte bei arabischen Israelis für große Verärgerung sorgen. Der oppositionelle arabische Abgeordnete Ahmed Tibi nannte Ben-Gvir einen "Brandstifter", wie die Zeitung Times of Israel berichtete. Der Muezzin ruft fünfmal am Tag zum Gebet. Vor allem den Ruf kurz vor Sonnenaufgang und den letzten in der Nacht empfinden nichtmuslimische Anwohner als Störung der Nachtruhe.

01.12.2024 • 18:23 Uhr

Trump nominiert Nahost-Berater

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den aus dem Libanon stammenden Geschäftsmann Massad Boulos als seinen Nahost-Berater nominiert. "Ich bin stolz, bekanntgeben zu können, dass Massad Boulos als leitender Berater des Präsidenten für arabische und nahöstliche Angelegenheiten dienen wird", erklärte Trump in seinem Onlinenetzwerk Truth Social. Boulos ist der Schwiegervater von Trumps Tochter Tiffany. Boulos hatte Trump bereits im Wahlkampf unterstützt und vor allem um Stimmen arabischstämmiger und muslimischer Wählerinnen und Wähler geworben, von denen viele unzufrieden mit der Nahost-Politik von US-Präsident Joe Biden waren. 

Israels Premier Benjamin Netanyahu hat erklärt, dass sein Land die Entwicklungen in Syrien aufmerksam beobachte. "Wir sind entschlossen, die lebenswichtigen Interessen Israels zu verteidigen und die Errungenschaften des Krieges aufrechtzuerhalten", sagte Netanyahu bei einem Besuch neuer Militärrekruten auf einem Stützpunkt in Zentralisrael.

Die von der Dschihadistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) angeführte Allianz hat ihren Vormarsch in Syrien nach Angaben von Aktivisten fortgesetzt. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien den Nachrichtenagenturen dpa und AFP gegenüber sagte, habe die Regierung die Kontrolle über die Millionenstadt Aleppo verloren.

Die Huthi-Rebellen aus dem Jemen haben eigenen Angaben zufolge ein Ziel in Zentralisrael mit einer Hyperschallrakete angegriffen. Das sagte der Militärsprecher der Huthi, Yahya Sarea in einer Fernsehansprache.

Zuvor hatte das israelische Militär am Sonntag erklärt, ein aus dem Jemen abgefeuertes Projektil sei abgefangen worden, bevor es israelisches Territorium überqueren konnte.

Zehntausende Menschen sind nach Beginn einer Waffenruhe in den vergangenen Tagen von Syrien in den Libanon zurückgekehrt. Wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mitteilte, überquerten mehr als 28.000 Menschen die Grenze zum Libanon. Die Rückkehrbewegung von Syrien in den Libanon nehme Fahrt auf, heißt es in einer Mitteilung des Flüchtlingshilfswerks. Viele Menschen hätten dabei den Wunsch geäußert, in ihre Heimat und ihre Häuser zurückzukehren. Es gebe nur zwei funktionierende Grenzübergänge, an denen sich teils lange Schlangen bildeten.

Boote im Hafen von Tyros im Libanon

Fischer kehren nach Start der Waffenruhe in den Hafen von Tyros im südlichen Libanon zurück.

Der ehemalige israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon hat seinem Land "ethnische Säuberung" im Gazastreifen vorgeworfen. In einem Gespräch mit dem israelischen Kan-Sender bekräftigte er dies. Jaalon sprach von angeblichen Plänen Israels, die palästinensischen Einwohner des nördlichen Gazastreifens zu vertreiben und dort stattdessen israelische Siedlungen zu errichten. 

Jaalon sagte, er spreche im Namen israelischer Kommandeure, die im Norden Gazas im Einsatz seien und sich große Sorgen darüber machten, was dort geschehe. "Sie werden in Lebensgefahr gebracht, sie werden vor moralische Dilemmas gestellt", sagte der Ex-Verteidigungsminister.

Außerdem hätten sie eine Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof zu befürchten. Israel begehe im Gazastreifen Kriegsverbrechen, sagte er. Die rechtskonservative Regierungspartei Likud verurteilte seine Äußerungen als "bösartige Lügen".

Lieferungen von Hilfsgütern in den Gazastreifen, die über den von Israel kontrollierten Hauptgrenzübergang von Kerem Shalom erfolgen, wurden aus Sicherheitsgründen unterbrochen. Das meldete der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA Philippe Lazzarini. Die wichtigste Transitroute für Hilfslieferungen in den Gazastreifen wird nun bis auf Weiteres nicht mehr genutzt.

Als Grund nannte er Plünderungen durch bewaffnete Banden. Schon Mitte November wurde ein großer Konvoi geplündert. Auch gestern sei ein Konvoi mit Lebensmittellieferungen betroffen gewesen, so Lazzarini. Der Stopp sei eine schwierige Entscheidung gewesen, da der Hunger in Gaza rapide zunehme - aber "die Lieferung von humanitärer Hilfe darf niemals gefährlich sein", schrieb der UNRWA-Chef auf X.

Im Gazastreifen sind nach israelischen Angriffen in der Nacht mindestens sechs Menschen gestorben. Mehrere Menschen hätten bei den Luftangriffen im zentralen und im südlichen Teil des Küstenstreifens zudem Verletzungen erlitten, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Unter den Toten seien auch zwei Kinder, die im Bereich einer "humanitären Zone" im Süden des Gazastreifens getroffen worden seien. 

Die Nachrichtenagentur AP zitierte medizinische Offizielle, nach denen die Kinder in einem Zelt in der Muwasi-Region getötet worden seien. Auch die Mutter und ein Geschwisterkind sind nach Angaben des örtlichen Nasser-Krankenhauses verletzt worden. Ein weiterer Angriff habe sich in Rafah nahe der ägyptischen Grenze ereignet. Eine Stellungnahme der israelischen Armee liegt bisher nicht vor.

Bereits am Samstag hatte die israelische Armee mitgeteilt, es sei eine Raketenabschussrampe in einem als humanitäre Zone deklarierten Gebiet von der Luftwaffe angegriffen worden. Nach dem Angriff seien von dem attackierten Ort aus Raketen geflogen, die aber nicht israelisches Gebiet getroffen hätten. 

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Bei einem israelischen Luftangriff nahe Dschenin im nördlichen Westjordanland hat es nach palästinensischen Angaben mehrere Tote gegeben. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete, es sei ein Fahrzeug mit mehreren jungen Männern beschossen worden. Die israelische Armee teilte mit, es seien "Terroristen im Gebiet von Dschenin" aus der Luft angegriffen worden. 

Den Berichten von Wafa zufolge blockierten mehrere israelische Militärfahrzeuge den Ort des Angriffs und verhinderten den Zugang von Krankenwagen. 

Das israelische Militär hat eigenen Angaben zufolge ein aus dem Jemen kommendes Geschoss abgefangen - noch bevor es Israel erreicht habe. Zuvor war in Zentralisrael Luftalarm ausgelöst worden. Die Huthis im Jemen haben seit Beginn des Krieges wiederholt Raketen und Drohnen auf Israel abgeschossen. Sie wollten damit ihre Solidarität mit den Palästinensern ausdrücken, erklärten sie.

Eine Delegation der islamistischen Hamas ist in Kairo mit Vertretern des ägyptischen Geheimdienstes zusammengetroffen. In den Gesprächen soll es um eine Waffenruhe mit Israel im Gazastreifen gehen. Das bestätigte ein hochrangiger Funktionär der islamistischen Terrororganisation der Nachrichtenagentur dpa.

Auch Angehörige der noch etwa 100 Geiseln forderten bei einer neuen Demonstration in Tel Aviv eine Waffenruhe und die Freilassung der Verschleppten. Diese würden einen weiteren Winter in den "Terror-Tunneln" im Gazastreifen nicht überleben, so die Angehörigen.

Im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut haben am Samstagabend Hunderte Menschen des vor zwei Monaten durch einen israelischen Luftangriff getöteten Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah gedacht. Sie versammelten sich an dem großen Bombenkrater zu einer Zeremonie, die die pro-iranische Hisbollah-Miliz organisiert hatte, nachdem am Mittwoch eine Waffenruhe im Libanon in Kraft getreten war. 

In und um den Bombenkrater herum waren Kerzen und die gelbe Flagge der Miliz aufgestellt. Über Lautsprecher wurden Reden von Nasrallah abgespielt, durch Lampen wurde die Szenerie in rotes Licht gehüllt. An den durch Bombenangriffe beschädigten Häusern waren riesige Porträts von Nasrallah befestigt. 

"Sayyed Hassan war alles für uns. Wenn doch nur wir tot wären und er noch am Leben wäre", sagte die 30-jährige Lama, die mit ihren fünf und acht Jahre alten Kindern gekommen war. "Er hat eine große Leere hinterlassen", fügte sie hinzu.

Menschen gedenken in Beirut des getöteten Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah.

Zahlreiche Menschen haben sich in Beirut versammelt, um des getöteten Hisbollah-Führers Nasrallah zu gedenken.

Die Hilfsorganisation World Central Kitchen setzt nach der Tötung einer ihrer Mitarbeiter im Gazastreifen ihre Arbeit erneut aus. Trotz der vereinbarten Waffenruhe melden Israel und der Libanon Verstöße gegen das Abkommen.

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