Menschen und Rettungskräfte suchen nach Überlebenden nach israelischen Beschuss der Al-Nassr-Schule in Gaza-Stadt.
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Krieg in Nahost ++ Berichte über Tote bei Angriffen in Gaza ++

Stand: 04.08.2024 23:56 Uhr

Laut palästinensischen Medienberichten sollen bei Angriffen Israels auf zwei Schulgebäude in Gaza-Stadt Dutzende Menschen getötet worden sein. Jordaniens Außenminister reist zu Gesprächen in den Iran. Die Entwicklungen im Liveblog.

04.08.2024 • 23:56 Uhr

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Das israelische Militär hat eigenen Angaben zufolge unter der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten einen drei Meter hohen Tunnel entdeckt. Dazu kam es in der Grenzstadt Rafah bei der Suche nach unterirdischen Passagen, wie die Streitkräfte mitteilten. Dabei seien Soldaten vor einigen Tagen auf jenen besonders gut ausgebauten Tunnel gestoßen. 

Die islamistische Hamas, die bis zum Kriegsbeginn am 7. Oktober 2023 den gesamten Gazastreifen kontrollierte, habe durch diese unterirdische Passage sogar Fahrzeuge schicken können, hieß es. Das Militär zerstöre diese Anlagen und treffe Vorkehrungen, dass sie nicht wieder neu angelegt werden könnten, erklärte die Armee. Dazu teilte sie Bilder, die den Tunnel zeigen sollen. Die Angaben lassen sich aktuell nicht unabhängig überprüfen.

Großbritannien zieht die Familien des Botschaftspersonals in Beirut wegen der instabilen Sicherheitslage im Libanon ab. "Wir sind zutiefst besorgt über die hochgradig instabile Sicherheitslage im Libanon", sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Zusätzliche Konsularbeamte, Grenzschutzbeamte und Militärangehörige seien in die Region entsandt worden. "Wir haben auch die Familien der in der britischen Botschaft in Beirut tätigen Beamten vorübergehend abgezogen." Alle britischen Staatsangehörigen sollten den Libanon jetzt verlassen, solange es noch kommerzielle Routen gebe, hieß es.

Die G7-Außenminister haben alle im Nahost-Konflikt beteiligten Parteien aufgefordert, eine weitere Eskalation zu verhindern. "Wir rufen die betroffenen Parteien auf, von jeder Initiative Abstand zu nehmen, die den Weg des Dialogs und der Mäßigung behindern und eine neue Eskalation fördern könnte", hieß es in einer Erklärung der Gruppe.

Während einer Videokonferenz äußerten die G7-Minister "große Besorgnis über die jüngsten Ereignisse, die zu einer weiteren regionalen Ausbreitung der Krise führen könnten, beginnend mit dem Libanon". In der Erklärung wird auch der Abschluss eines Waffenstillstandsabkommens im Gazastreifen und die Freilassung der israelischen Geiseln gefordert. Zudem kündigten die Außenminister an, die humanitäre Hilfe zu verstärken.

Die Huthi-Rebellen haben nach eigenen Angaben erstmals seit zwei Wochen wieder einen Frachter mit Raketen angegriffen. Ein Sprecher der Huthi sagte in einer im Fernsehen übertragenen Erklärung, das Schiff "Groton" sei von ballistischen Raketen angegriffen worden. Warum die schiitische Gruppe ihre Attacken auf Schiffe in Gewässern im Roten Meer für zwei Wochen unterbrochen hatte, sagte sie nicht.

Bei dem Angriff sei leichter Schaden entstanden, teilte das von der US-Marine geführte Gemeinsame Maritime Informationszentrum mit. Ein vorangegangener Angriff mit einer Rakete habe das Schiff, das unter liberianischer Flagge fahre, verfehlt. Die Crew an Bord sei in Sicherheit, das Schiff sei in einen nahegelegenen Hafen umgeleitet worden. Das Schiff hatte Fudschairah in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Richtung Dschidda in Saudi-Arabien verlassen.

Karte: Jemen mit Golf von Aden, Rotes Meer, Suezkanal und weitere

Israel hat nach eigenen Angaben zwei Schulgebäude in Gaza-Stadt angegriffen. Die Hamas habe die Schulen Hassan Salama und Nasr als Kommandozentralen genutzt, hieß es vom Militär. Nach palästinensischen Medienberichten sollen dabei 25 Menschen getötet worden sein. Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA handelt es sich um geflohene Menschen, die in den Schulen Schutz gesucht hätten.

Israel hat die Hamas wiederholt beschuldigt, zivile Einrichtungen für militärische Zwecke zu nutzen. Die Hamas hat dies zurückgewiesen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die israelische Armee setzt ihre Angriffe auf die islamistische Terrororganisation Hamas im Gazastreifen nach eigenen Angaben fort. Soldaten seien sowohl im zentralen Teil des Küstenstreifens als auch in der Stadt Rafah im Süden im Einsatz, teilte die Armee mit. 

Demnach sind eine ungenannte Zahl von bewaffneten Gegnern getötet und Waffenlager zerstört worden. Seit gestern habe die Luftwaffe zudem rund 50 Angriffe auf Terrorziele geflogen, hieß es weiter. Genauere oder unabhängige Angaben aus dem umkämpften Gebiet gab es nicht. Die Berichte lassen sich derzeit auch nicht unabhängig überprüfen.

Aber auch fast zehn Monate nach dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel und der bald darauf begonnenen Bodenoffensive Israels feuern Extremisten immer noch sporadisch Raketen auf Israel ab. Fünf Geschosse seien Richtung Aschkelon abgefeuert worden, hätten aber keine Schäden angerichtet, teilte die Armee mit.

Vor dem Hintergrund einer befürchteten militärischen Eskalation zwischen dem Iran und Israel wird der jordanische Außenminister Ayman Safadi zu einem seltenen Besuch in Teheran erwartet. Safadi reise in die iranische Hauptstadt, "um Meinungen mit iranischen Vertretern über bilaterale, regionale und internationale Angelegenheiten auszutauschen", meldete die amtliche jordanische Nachrichtenagentur Irna. Safadi werde seinen iranischen Amtskollegen Ali Bagheri treffen. 

Das jordanische Außenministerium bestätigte die Reise und teilte mit, Safadi werde auch eine Nachricht von König Abdullah II. für den iranischen Präsidenten über "die Situation in der Region und die bilateralen Beziehungen" überbringen. Zudem werde er "vertiefte Gespräche" mit seinem iranischen Kollegen führen. Jordanien ist ein wichtiger Partner der USA im Nahen Osten. 1994 schloss Jordanien einen Friedensvertrag mit dem Nachbarland Israel.

Der CDU-Außenpolitiker Kiesewetter hat eine Beteiligung der Bundeswehr an einer von den USA angeführten Schutzkoalition für Israel gefordert. "Angesicht der drohenden iranischen Attacke muss die Bundesregierung endlich aufwachen und Israel auch militärischen Beistand zur Abwehr anbieten", sagte er dem Nachrichtenmagazin Spiegel.

Denkbar sei die Betankung von Kampfjets befreundeter Nationen, aber auch der Einsatz von eigenen Eurofightern der Bundeswehr, zum Beispiel zur Abwehr von iranischen Drohnen, so Kiesewetter weiter.

"Wenn Israels Sicherheit wirklich deutsche Staatsräson ist, muss die Bundesregierung, insbesondere das Bundeskanzleramt, endlich Realpolitik betreiben, statt weiter romantische Hoffnungen zu pflegen", sagte der CDU-Politiker. "Deswegen sollte die Bundesregierung nicht warten, bis sie von Israel um Hilfe gebeten wird, sondern diese aus eigenem Antrieb anbieten und bereits jetzt im Bundestag dafür werben."

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte indes am Samstag gesagt, eine deutsche Beteiligung an einem Einsatz zum Schutz Israels angesichts der verschärften Spannungen in Nahost sei aktuell kein Thema.

Bei einem Messerangriff in der israelischen Stadt Holon sind zwei Menschen getötet und zwei weitere verletzt worden. Ein Palästinenser hatte am frühen Morgen Menschen in der Nähe einer Tankstelle und eines Parks mit dem Messer attackiert. Er soll von den israelischen Sicherheitskräften erschossen worden sein, sagte Polizeisprecher Eli Levi gegenüber einem israelischen Fernsehsender. Vor Ort werde unter anderem mit einem Hubschrauber nach möglichen Komplizen des Angreifers gesucht, hieß es weiter.

Die Karte zeigt Israel mit den Orten Tel Aviv, Holon, Beit Hillel und Libanon mit dem Ort Kafr Kila

Frankreich hat seine Staatsbürger im Libanon aufgefordert, das Land wegen der Gefahr einer militärischen Eskalation im Nahen Osten zu verlassen. Dies teilt das Außenministerium in Paris in einer neuen Reisewarnung mit. Das Ministerium bekräftigte zudem, dass es von Reisen in den Libanon abrät. Auch andere Länder wie etwa Deutschland und Großbritannien haben ihre Staatsbürger bereits zur Ausreise aus dem Libanon aufgefordert.

Die Tötung von Hamas-Anführer Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran könnte es nach Einschätzung von US-Präsident Joe Biden erschweren, ein Abkommen über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln in der Hand der islamistischen Hamas zu erreichen. Auf eine entsprechende Frage antwortete Biden im Gespräch mit Journalisten laut "New York Times": "Das hat nicht geholfen."

In einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu habe Biden die Ansicht vertreten, dass die Tötung von Hanija zu einem ungünstigen Zeitpunkt erfolgt sei, berichtet die Zeitung unter Berufung auf einen US-Beamten. 

Die Tötung sei genau in dem Moment erfolgt, von dem die USA gehofft hätten, die Gespräche abschließen zu können. Darüber hinaus habe Biden die Befürchtung geäußert, dass die Durchführung der Operation in Teheran einen größeren regionalen Krieg auslösen könnte, den er zu verhindern versucht habe.

Drei Tage nach der Ermordung von Ismail Hanija, dem Gesicht der internationalen Hamas-Diplomatie, in Teheran, kündigt die radikal-islamische Hamas einen "umfassenden Konsultationsprozess" zur Wahl eines neuen Anführers an. Iran und Hamas geben Israel die Schuld am Tod von Ismail Hanija und versprechen Vergeltung. Israel hat die Verantwortung weder bestätigt noch dementiert.

Die islamistische Hisbollah-Miliz im Libanon hat nach eigenen Angaben Dutzende Raketen auf den Norden Israels abgefeuert. "Der Islamische Widerstand hat die Siedlung Beit Hillel zu seiner Liste der Ziele hinzugefügt und sie zum ersten Mal mit Dutzenden Raketen beschossen", hieß es in einer Erklärung der vom Iran unterstützten und mit der Hamas verbündeten Miliz.

Es handele sich um eine Reaktion auf die israelischen Angriffe auf die Ortschaften Kfar Kela und Deir Siriane im Libanon, bei denen Zivilisten verletzt worden seien, hieß es weiter. Zuvor hatte die Miliz gemeldet, dass zwei ihrer Kämpfer getötet worden seien. 

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Im Gazastreifen sind bei einem israelischen Luftangriff nach jüngsten palästinensischen Angaben mindestens 17 Menschen getötet worden. Der Sprecher der von der militant-islamistischen Hamas kontrollierten Behörde sprach der Nachrichtenagentur AFP gegenüber von "17 Märtyrern und mehreren Verletzten" nach dem Angriff auf die Hamama-Schule in der Stadt Gaza.

Das israelische Militär bestätigte den Angriff und erklärte, dabei sei eine Kommandozentrale getroffen worden. Der Zivilschutz-Sprecher erklärte, in dem Gebäude seien im Zuge des Gaza-Kriegs vertriebene Palästinenser untergebracht gewesen. Der israelischen Armee zufolge wurde es von Hamas-Kämpfern zur Waffenherstellung und als Versteck für "Terroristen" genutzt. Israel wirft der Hamas vor, Schulen, Krankenhäuser und andere öffentliche Einrichtungen für militärische Zwecke zu nutzen, und erklärte, die Angriffe richteten sich gegen "Terroristen". Die Hamas streitet die Anschuldigungen ab.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Die USA und Großbritannien haben ihre Bürger im Libanon dazu aufgerufen, das Land so rasch wie möglich zu verlassen. Bei Angriffen und Kämpfen im Westjordanland sollen neun Palästinenser getötet worden sein.

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