Tino Chrupalla und Alice Weidel unterhalten sich im Bundestag mit Stephan Brandner,
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Auftrittsverbot für Krah Totalschaden mit Ansage für die AfD

Stand: 22.05.2024 17:48 Uhr

Korruptionsvorwürfe, Spionageverdacht und nun ein Auftrittsverbot für den Spitzenkandidaten Krah: Die AfD ist mit Vollgas gegen die Wand gefahren. Und Krah ist in der Partei kein Einzelfall.

Ein Kommentar von Jim-Bob Nickschas, ARD-Hauptstadtstudio

Die AfD ist mit Vollgas gegen die Wand gefahren und hat dabei nicht mal die Augen zugemacht. Mit 65,7 Prozent hatten die Delegierten auf der Europawahlversammlung der Partei im vergangenen Sommer Maximilian Krah zum Spitzenkandidaten gewählt. Knapp zwei Drittel fanden also, dass der Europaabgeordnete und Höcke-Vertraute der Richtige für den Job sei - eine glatte Fehleinschätzung.

Dabei gab es schon damals begründete Zweifel. Krahs Mitgliedschaft in der ID-Fraktion in Brüssel war da gerade zum zweiten Mal für mehrere Monate ausgesetzt worden. Es gab Manipulationsvorwürfe und schon damals die Befürchtung: Da könnte noch was nachkommen.

Ganz abgesehen von Krahs offenen Sympathien für Russland und China, die sich auch in seinem Abstimmungsverhalten zeigten: Nicht wenige in der AfD hielten Krah auch charakterlich für ungeeignet, die Partei in den Europawahlkampf zu führen.

Spitzenkandidat, der untragbar geworden ist

Doch die kritischen Stimmen konnten oder wollten sich nicht gegen das dominierende Lager um Björn Höcke durchsetzen. Auch die Parteispitze stellte sich hinter Krah und führte die AfD damit sehenden Auges in die Katastrophe. Nun muss sie mit einem Spitzenkandidaten in die Europawahl gehen, der untragbar geworden ist.

Rechtlich geht es nicht anders. Ein Rückzug würde die gesamte Wahlliste ungültig machen, und auch für einen Ausschluss reicht es nicht. So steht Krahs Name zwar nun auf jedem Wahlzettel, doch im Wahlkampf muss er sich unsichtbar machen. Grotesker geht es kaum, doch das hat sich die AfD selbst zuzuschreiben. Allen voran die Parteivorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla.

Deren Umgang mit den Entwicklungen der vergangenen Wochen wirkte zunehmend hilflos. Korruptionsvorwürfe gegen Spitzenkandidaten, ein Spionageverdacht, das Urteil aus Münster zur Einstufung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz - alles nur Teil einer Kampagne gegen die AfD?

AfD-Spitze griff erst spät durch

Diese Erzählung stößt zunehmend an ihre Grenzen. Das zeigt auch die Reaktion von Marine Le Pen auf Krahs neueste Provokation. Wenn selbst die engsten Freunde sich abwenden, wäre es höchste Zeit zum Umdenken.

Umso bemerkenswerter ist, dass die AfD-Spitze erst jetzt gegen Krah durchgegriffen hat und auch nicht verurteilt, was er im Interview mit der italienischen Tageszeitung La Repubblica verharmlosend über die SS sagte. Stattdessen ist von einem "massiven Schaden für die Partei" die Rede, für den Krah den Vorwand geliefert habe.

Hier liegt dann auch die Erklärung für den Totalschaden mit Ansage, den die AfD mit Krah erlitten hat. Sie wusste es nicht nur nicht besser. Sie wollte es nicht besser wissen. Denn Krah ist zwar ein Einzelgänger, aber in der AfD kein Einzelfall.

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