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Neuer Hauptmoderator der tagesthemen "Die Nachricht ist das Wichtigste"

Stand: 20.10.2016 12:01 Uhr

Am Montag kehrt Ingo Zamperoni zu den tagesthemen zurück. Im Gespräch mit tagesschau.de spricht er über seine Zeit als Korrespondent in Washington D.C., seine künftige Rolle als Moderator und die Notwendigkeit neuer Anzüge.

tagesschau.de: Sie waren gerade Anzüge für  Ihren neuen Job als tagesthemen-Moderator einkaufen. Schlüpfen Sie leicht in diese neue Rolle?

Ingo Zamperoni: Als US-Korrespondent habe ich tatsächlich seltener Anzüge gebraucht. Dort bin ich mehr im Mississippi geschwommen, über Feldwege gewandert und habe versucht, heil aus den Straßenschlachten in Ferguson herauszukommen. Da war der Anzug eher weniger an der Tagesordnung. Das wird jetzt anders. Bisher war ich Zulieferer, jetzt bin ich derjenige, der die tagesthemen nach außen vertritt und verkauft.  

Ingo Zamperoni
Zur Person
Zamperoni wurde in Wiesbaden geboren. Er studierte bis 1999 Amerikanistik, Jura und Geschichte in Konstanz, Berlin und Boston. Seit 2005 übernahm Zamperoni die Moderation aktueller Sendungen im NDR Fernsehen. Mehrfach vertrat er ARD-Korrespondenten in den Studios Washington und London. 2012 wurde Zamperoni fester Vertreter für die tagesthemen-Moderation. Im Februar 2014 wurde er Fernsehkorrespondent im ARD-Studio Washington. Seit Oktober ist er Hauptmoderator der tagesthemen. Seine Familie lebt noch in den USA.

tagesschau.de: Sie tauschen einen Korrespondentenjob in Washington gegen das Studio in Hamburg. Wird Ihnen das Reporterdasein fehlen?

Zamperoni: Das ist sicher eine andere Form von Journalistenleben als sich draußen die Schuhe dreckig zu machen, aber es ist genauso spannend. Wir können aus Hamburg die ganze Breite des weltweit einmaligen ARD-Korrespondentennetzes nutzen, um unseren Zuschauern das Wichtigste des Tages nach Hause zu bringen. Das ist eine tolle Aufgabe, gerade weil sie so abwechslungsreich ist.

tagesschau.de: Was nehmen Sie aus Ihrer Zeit in Washington mit?

Zamperoni: Ich kannte Washington noch von früher. Vor 15 Jahren habe ich schon einmal eine längere Zeit dort gelebt. Im Vergleich zu damals haben sich die USA spürbar verändert. Die Polarisierung der Gesellschaft hat zugenommen, viele Menschen diskutieren nur noch mit Gleichgesinnten. Ähnliche Entwicklungen sehe ich mittlerweile auch in Europa. Was ich allerdings auch mitnehme, ist eine ordentliche Portion des typisch-amerikanischen Grundoptimismus. Davon kann man auch in Deutschland gar nicht genug haben.

tagesschau.de: Die Anchormen der amerikanischen Hauptnachrichtensendungen hatten in der Vergangenheit großen Einfluss auf die Meinungsbildung in den USA. Konnten Sie sich von diesen Vorbildern etwas abschauen?

Zamperoni: Die Gelassenheit, die viele amerikanische Moderatoren an den Tag legen, würde ich auch gern im Studio ausstrahlen. Es gibt allerdings  spürbare Unterschiede zwischen deutschem und amerikanischem Fernsehen. Die Berichterstattung der amerikanischen Sender ist deutlich personalisierter. Der Anchor und die Reporter stehen viel mehr im Mittelpunkt. Das hat den Vorteil, dass sie eine direkte Verbindung zum Zuschauer aufbauen können, aber oft wird dann auch etwas zur Nachricht erklärt, einfach weil Anderson Cooper vor Ort ist. Davor sollten wir uns hüten. Es ist immer noch die Nachricht das Wichtigste, nicht Ingo Zamperoni.

tagesschau.de: Sie kehren in ein Deutschland zurück, in dem das Misstrauen gegenüber den etablierten Medien deutlich zugenommen hat. Können Sie die zunehmende Skepsis verstehen?

Zamperoni: Diese Verschwörungstheorien, dass wir alle von irgendwelchen dunklen Mächten gesteuert seien, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Bei mir hat noch nie ein Politiker oder ein Konzern angeklopft, um Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen. Ich weiß nicht, woher diese Vorstellung kommt. Natürlich passieren Fehler. Aber wir sind auch nur Menschen. Dahinter steckt keine Absicht oder der Versuch, etwas auszublenden. Vielleicht müssen wir besser erklären, wie Nachrichten gemacht werden. Und natürlich immer die bestmögliche Arbeit abliefern.

tagesschau.de: Alle tagesthemen-Moderatoren brachten einen eigenen Stil mit ins Studio. Was unterscheidet Sie von Ihren Vorgängern?

Zamperoni: Man kann nur man selbst sein. Jeder Moderator und jede Moderatorin muss versuchen, das Publikum mit dem eigenen Stil zu überzeugen und hoffen, dass die Zuschauer das annehmen. Ich denke, das neue Studio wird mir einige Möglichkeiten geben, meinen eigenen Stil zu entwickeln. Bisher habe ich die Tagesthemen ja nur im Sitzen moderiert. Im Stehen kann man sich viel mehr bewegen. Da freue ich mich drauf.  

tagesschau.de: tagesthemen-Moderator mit 42: Was kann danach eigentlich noch kommen?

Zamperoni: Bis zur Rente habe ich noch ein Vierteljahrhundert, da kann noch einiges passieren. Aber jetzt lassen Sie mich doch erstmal anfangen. Ich bin bisher immer gut damit gefahren, offen für Neues zu sein, aber auch immer einen Schritt nach dem nächsten zu machen.

Das Interview führte Julian Heißler, tagesschau.de.

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