Bewohnerinnen eines Pflegeheims sitzen in Rollstühlen um einen Tisch.

Sozialverband VdK Kritik an hohem Eigenanteil bei der Pflege

Stand: 14.01.2024 14:34 Uhr

Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, doch die Unterbringung in einem Heim wird immer teurer. Der Sozialverband VdK fordert nun eine grundlegende Reform. Die Pflege werde zunehmend zu einem privaten Risiko.

Der Sozialverband VdK hat die hohen Eigenanteile bei der Unterbringung in einem Pflegeheim kritisiert. "Ein monatlicher Eigenanteil im ersten Jahr von rund 2.500 Euro karikiert den Begriff Versicherung", erklärte VdK-Präsidentin Verena Bentele. "Das darf eine Gesellschaft, die Pflege als wichtige Aufgabe schätzt, nicht hinnehmen."

Die Unterbringung im Pflegeheim werde immer teurer, kritisierte Bentele. Immer höhere Personal- und Sachkosten seien die Ursache für diese Preissteigerungen, welche nicht mehr durch die staatlichen Zuschüsse gedeckt werden könnten. Durch die Kostenexplosion werde Pflege immer weiter zu einem privaten Risiko - "und die Politik sieht zu und steuert nicht ausreichend dagegen", so Bentele.

Nachhaltiges Finanzierungskonzept gefordert

Die VdK-Präsidentin betonte, dass immer weiter ansteigenden Eigenanteile unweigerlich wieder auf den Staat zurückfallen würden: wenn die betroffenen Menschen Sozialhilfe und damit eine steuerfinanzierte Leistung beantragten. Sie forderte stattdessen ein nachhaltiges Finanzierungskonzept für die Pflegeversicherung.

Diese müsse sich zu einer Vollversicherung für alle pflegebedingten Kosten entwickeln. "Dabei muss die Pflegeversicherung wieder alle Kosten, die durch die Pflege entstehen, übernehmen und refinanzieren."

Experten erwarten steigende Pflegebeiträge

Angesichts weiter steigender Ausgaben der gesetzlichen Pflegeversicherung sagen Gesundheitsexpertinnen und Gesundheitsexperten für die nächsten Jahre weitere deutliche Beitragserhöhungen voraus. Wie "Bild" am Samstag meldete, rechnet der Düsseldorfer Ökonom Jürgen Wasem bis 2040 mit einem Anstieg der Sätze um deutlich mehr als ein Viertel.

"Die Kostenlawine in der Pflege kommt. Klar ist, dass der Beitragssatz weiter deutlich steigen wird in den nächsten 15 Jahren: auf mehr als fünf Prozent", sagte Wasem. Grund sei eine Verdoppelung der Pflegekosten auf mehr als 100 Milliarden Euro im Jahr.

Der Münchner Gesundheitsökonom Günter Neubauer rechnet laut Zeitung bis 2040 sogar mit einem Anstieg des Beitragssatzes auf bis zu 6,25 Prozent. Grund sei der starke Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen.

FDP will private Vorsorge zur Pflege stärken

Unterdessen wandte sich die FDP gegen eine Belastung der Arbeitgeber bei neuen Formen privater Vorsorge. Eine paritätische Finanzierung von privaten Pflegebeiträgen durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer sei mit der FDP nicht zu machen, sagte der pflegepolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Jens Teutrine, der "Bild"-Zeitung.

"Klar ist, dass es gerade in der aktuellen Situation keine Mehrbelastung für die Wirtschaft und einseitige Lasten für jüngere Generationen geben darf." Die FDP wolle die private Vorsorge zur Pflege stärken, aber "zum Beispiel über bessere Absetzbarkeit von Pflegebeiträgen und einer steuerlichen Gleichstellung der Betriebspflege zur Betriebsrente", sagte Teutrine.

Im Koalitionsvertrag hatten sich SPD, Grüne und FDP darauf geeinigt, eine paritätische Finanzierung privater Pflegebeiträge zu prüfen, um eine finanzielle Überbelastung im Alter zu verhindern. Eine Expertenkommission arbeitet derzeit an einem Konzept. Man sei gespannt auf die Ergebnisse der Expertinnen und Experten und die Vorschläge des Gesundheitsministers, sagte Teutrine.

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