Ein Streufahrzeug vom Winterdienst ist auf der Autobahn 6 bei Bad Rappenau in Baden-Württemberg unterwegs.

Wintereinbruch in Deutschland Glatte Straßen, Schulausfälle, gestrichene Flüge

Stand: 17.01.2024 15:05 Uhr

Das Winterwetter sorgt auf Deutschlands Straßen, Schienen und im Flugverkehr für massive Probleme und Unfälle. Noch bis morgen warnt der Deutsche Wetterdienst vor Glatteis und Schneefall.

Schnee und Glätte haben am Morgen auf zahlreichen Straßen in Deutschland zu Unfällen und Beeinträchtigungen im Verkehr geführt. Bislang ist es aber zumeist bei Blechschäden geblieben. Von der Mitte bis zum Süden galt eine Unwetterwarnung vor Glatteis - zum Beispiel in Teilen Thüringens, Sachsens, Nordrhein-Westfalens, in allen Regionen Baden-Württembergs und Bayerns.

In Baden-Württemberg sorgte das Glatteis gleich auf mehreren Autobahnen für Unfälle und Staus. Betroffen waren laut Polizei unter anderem die A8, die A7 und die A5. Zudem wurden in den Morgenstunden allein im Raum Konstanz rund 30 Unfälle gemeldet, auch im Raum Freiburg habe es Dutzende Unfälle gegeben, wie der SWR berichtete. Mehrere Menschen wurden demnach leicht verletzt, auch Fußgänger und Radfahrer stürzten auf den glatten Straßen.

In Schleswig-Holstein musste die A1 bei Lübeck am Morgen zwischenzeitlich voll gesperrt werden, nachdem ein Lkw von der Straße abgekommen und gegen die Leitplanke geprallt war.

Im Saarland musste die A6 auf Höhe St. Ingbert nach einem Unfall mit mehreren Fahrzeugen teilweise gesperrt werden. Insgesamt wurden aus dem Saarland am Morgen etwa 25 Unfälle gemeldet, zwei Personen wurden laut Polizei leicht verletzt.

Bevölkerung über Warn-Apps informiert

In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wurde die Bevölkerung auch über die Warn-App Nina und das Handy-Warnsystem Cell Broadcast vor der Wetterlage gewarnt und dazu aufgerufen, wenn möglich auf Autofahrten zu verzichten. Straßen könnten teils unpassierbar sein, Bäume unter der Last des Schnees zusammenbrechen, hieß es in der in Nordrhein-Westfalen versendeten Warnung. In Rheinland-Pfalz galt am Morgen noch die höchste Warnstufe bezüglich der Gefahr von Glatteis, wegen des angekündigten Schneefalls war die dritthöchste Warnstufe ausgerufen worden.

Eine Gefahr stellt die Glätte auch für Fußgänger dar, denn oft sind vor allem die Gehwege glatt.

Tipp für Fußgänger: Experten empfehlen den "Pinguin-Gang"
Stürze lassen sich oft vermeiden oder zumindest abmildern, wenn man sich den Gang von Pinguinen abschaut. Ähnlich wie die Tiere sollten Fußgänger bei Glätte ihre Füße nicht abrollen, sondern platt und etwas breitbeinig nach außen aufsetzen, rät Unfallchirurg Christopher Spering. Das mache den Gang stabiler. Damit man nicht auf den Hinterkopf oder Rücken falle, wenn es doch zu einem Sturz kommt, empfiehlt er zudem einen leicht nach vorne gebeugten Oberkörper. Die Hände sollten während des Gehens nicht in den Jackentaschen stecken. Am besten sei es, sich entlang des Weges festzuhalten, zum Beispiel an Zäunen oder Ampeln.

Der watschelnde "Pinguin-Gang" sei zwar nicht der eleganteste: "Aber lieber etwas doof aussehen als später in der Notaufnahme liegen", so der Leiter der Sektion Prävention der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie weiter. Die beste Präventionsmaßnahme bei extremer Glätte sei aber: "Gar nicht erst rausgehen."

Schulausfälle in einigen Regionen

In mehreren Bundesländern wie Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen blieben Schulen teils vorsorglich geschlossen. In NRW und Bayern sollte der Unterricht, falls möglich, digital stattfinden. Wie das Kultusministerium in München mitteilte, betrifft der Schulausfall zahlreiche Landkreise. Darunter zum Beispiel Altötting, Tirschenreuth und Ansbach.

In Baden-Württemberg teilte das Kultusministerium mit, dass Schülerinnen und Schüler nicht am Präsenzunterricht teilnehmen müssten, wenn sie wegen ausgefallener Verkehrsverbindungen nicht zur Schule kommen könnten. In solchen Fällen müssten aber die Eltern die Schule informieren.

Unwetterwarnung gilt teils bis Donnerstag

Der Deutsche Wetterdienst warnt für den Tagesverlauf vor allem im Süden und Südwesten des Landes vor extremen Glatteis. Darüber hinaus müsse in weiten Teilen Deutschlands mit Frost und gefrierender Nässe und Glätte gerechnet werden. Erst in der Nacht zu Donnerstag soll das Risiko von Glatteis wieder abnehmen.

Im Westen Deutschlands sowie in der Landesmitte sagte der DWD zudem starken Schneefall vorher. Von der Eifel und dem Raum Köln über das Rothaargebirge bis nach Thüringen sei binnen 24 Stunden mit bis zu 30 Zentimeter Neuschnee zu rechnen. Auch in der kommenden Nacht prognostizierte der DWD für Rheinland-Pfalz und Südhessen bis nach Thüringen und Sachsen teils bis zu 15 Zentimeter an Neuschnee. Am Donnerstag könne es im Süden gebietsweise bis zu zehn Zentimeter Neuschnee geben.

Die Aussichten für die kommenden Tage sehen laut DWD aber wieder besser aus. "Zum Wochenende können wir uns dann verbreitet auf kaltes Winterwetter mit Sonnenschein freuen", hieß es. Schon für Donnerstag kündigte der DWD für die zentralen Mittelgebirge "bestes Ski- und Rodelwetter" an.

Hunderte Flugverbindungen gestrichen

Das Wetter wirkte sich auch auf den Flugverkehr aus. Am Frankfurter Flughafen mussten von 1.047 geplanten Verbindungen knapp 600 gestrichen werden. Am frühen Nachmittag teilte der Flughafenbetreiber Fraport mit, dass wegen anhaltenden Eisregens überhaupt keine Starts von Maschinen mehr möglich seien, da die Flugzeuge vor dem Abheben nicht mehr sicher enteist werden könnten. Voraussichtlich noch bis Donnerstag könne nur ein stark eingeschränkter Flugverkehr stattfinden, teilte die Betreibergesellschaft Fraport mit. Passagieren empfehle man, sich vorab bei den Airlines über ihre Flüge zu informieren und bei Streichungen nicht zum Flughafen zu kommen.

Auch auf dem Flughafen in München mussten von rund 650 geplanten Verbindungen mehr als 250 annulliert werden. Auch hier könnten je nach Wetterlage weitere Flüge gestrichen werden. Der eingeschränkte Betrieb in Frankfurt und München wirkt sich auch auf andere Flughäfen aus. Am Berliner Hauptstadtflughafen BER wurden bereits am Dienstag 20 Flüge nach und aus Frankfurt gestrichen sowie zehn Flüge von und nach München. Wie der NDR berichtete, musste auch der Hamburger Flughafen 30 Verbindungen aufgrund der Wetterlage streichen.

Der Flughafen Saarbrücken hatte schon am Dienstagabend angekündigt, dass er seinen Flugbetrieb am Mittwoch komplett einstellt.

Bahn rechnet mit Zugausfällen und Verspätungen

Der Bahnverkehr laufe bislang noch weitgehend regulär, teilte die Deutsche Bahn am Vormittag mit. Die Lage sei beherrschbar. Der Wintereinbruch werde die Bahn auf Grundlage von Prognosen des Deutschen Wetterdienstes ab den Mittagsstunden am meisten treffen, sagte eine Sprecherin. "Dann rechnen wir im Laufe des Tages auch mit Zugausfällen und Verspätungen."

ICE-Züge dürfen lediglich mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h unterwegs sein. Da auch Frankreich von der Wetterlage betroffen sei, kommt es laut der Bahn bereits zu Ausfällen auf den Strecken zwischen Stuttgart und Paris sowie zwischen Frankfurt am Main, Mannheim und Paris.

Reisende, die ihre Fahrt wegen des Wetters verschieben, können die gebuchten Tickets laut Deutscher Bahn zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung sei aufgehoben worden.