Bericht über Geheimdienstaktivitäten Deutschland im Fokus der NSA?

Stand: 30.06.2013 11:20 Uhr

Deutschland ist möglicherweise eines der NSA-Hauptziele. Nach Angaben des "Spiegels" überprüft der US-Geheimdienst hierzulande monatlich eine halbe Milliarde Verbindungen. Damit werde Deutschland weit stärker überwacht als andere EU-Länder.

Die Überwachung Deutschlands durch den US-amerikanischen Geheimdienst NSA ist offenbar viel umfangreicher als bislang angenommen: Die NSA sei in Deutschland so aktiv wie in keinem anderen EU-Land, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Geheimdokumente zeigten, dass sie systematisch einen Großteil der Telefon- und Internetverbindungsdaten kontrolliere und speichere.

Laut einer internen NSA-Statistik würden in Deutschland monatlich rund eine halbe Milliarde Kommunikationsverbindungen überwacht. Darunter versteht die NSA Telefonate, Mails, SMS oder Chat-Beiträge.

Bis zu 60 Millionen Telefonverbindungen am Tag abgehört?

Die NSA speichere in ihrem Hauptquartier im US-Bundesstaat Maryland die Metadaten, also wann welcher Anschluss mit welchem Anschluss verbunden war. Die Statistik, die der "Spiegel" nach eigenen Angaben einsah, weise für normale Tage bis zu 20 Millionen Telefonverbindungen und um die zehn Millionen Internetdatensätze aus. An Heiligabend 2012 hätten die Amerikaner rund 13 Millionen Telefonverbindungen und halb so viele Daten von Internetverbindungen überprüft und gespeichert. An Spitzentagen wie dem 7. Januar 2013 habe der Geheimdienst bei rund 60 Millionen Telefonverbindungen spioniert.

Zum Vergleich: Für Frankreich hätten die Amerikaner im gleichen Zeitraum täglich im Durchschnitt gut zwei Millionen Verbindungsdaten verzeichnet.

"Wir können die Signale abgreifen"

Aus einer vertraulichen Klassifizierung gehe hervor, dass die NSA die Bundesrepublik zwar als Partner, zugleich aber auch als Angriffsziel betrachte. Demnach gehöre Deutschland zu den sogenannten Partnern dritter Klasse. Ausdrücklich ausgenommen von Spionageattacken seien nur Kanada, Australien, Großbritannien und Neuseeland, die als zweite Kategorie geführt würden. "Wir können die Signale der meisten ausländischen Partner dritter Klasse angreifen - und tun dies auch", erklärte die NSA in einer Präsentation, die der "Spiegel" einsah.

Nach den geheimen NSA-Unterlagen nehme Frankfurt im weltumspannenden Netz eine wichtige Rolle ein: Die Stadt sei als Basis in Deutschland aufgeführt.

Umfangreiche Spionage bei der EU?

Gestern hatte der "Spiegel" berichtet, die NSA spioniere auch die EU gezielt aus. In EU-Gebäuden in Washington, New York und Brüssel seien unter anderem Wanzen installiert worden, meldete das Magazin unter Berufung auf Dokumente des Ex-US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden. EU-Politiker reagierten empört.

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