Özil überreicht Erdogan ein Trikot

Treffen mit Erdogan Özil verteidigt Foto und geht Kritiker an

Stand: 22.07.2018 18:44 Uhr

Jetzt hat er sich zu Wort gemeldet: Mesut Özil rechtfertigte das Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan. Mit Politik habe das nichts zu tun gehabt. Seine Kritiker ging er scharf an.

Fußball-Nationalspieler Mesut Özil hat sein umstrittenes Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verteidigt. Die vergangenen Wochen hätten ihm Zeit gegeben nachzudenken, schrieb Özil auf Twitter. Die auf Englisch verfasste Erklärung ist seine erste öffentliche Äußerung seit dem Bild im Mai.

Özil verwies auf seine türkischen Wurzeln: "Ich habe zwei Herzen, ein deutsches und ein türkisches." Seine Mutter habe ihm in seiner Kindheit beigebracht, immer respektvoll zu sein und nie zu vergessen, woher er komme. An diese Werte denke er bis heute.

"Keine politischen Absichten"

Er wisse, dass das Bild mit Erdogan ein großes Echo in den deutschen Medien ausgelöst habe. "Das Bild hatte keine politischen Absichten", schrieb Özil - auch wenn ihn vielleicht einige Leute der Lüge oder der Täuschung bezichtigen. Ein Bild mit Erdogan habe für ihn nichts mit Politik oder Wahlen zu tun gehabt, er habe damit seinen Respekt "gegenüber dem höchsten Amt im Land seiner Familie" ausdrücken wollen.

"Es ging um Fußball"

"Mein Beruf ist Fußballspieler und nicht Politiker - und unser Treffen war keine Billigung irgendeiner Politik", schrieb Özil. Im Gespräch mit Erdogan sei es um Fußball gegangen - wie bei früheren Treffen. Mit Erdogan habe er sich erstmals 2010 getroffen, nachdem dieser zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel das Länderspiel zwischen Deutschland und der Türkei in Berlin besucht habe.

Sich nicht mit Erdogan zu treffen, hätte bedeutet, die Wurzeln seiner Vorfahren nicht zu respektieren, erklärte Özil. "Für mich ging es nicht darum, wer Präsident war, es ging darum, dass es der Präsident war." Wie auch immer das Ergebnis dieser Wahl oder der Wahl davor gewesen wäre, er hätte das Bild auf jeden Fall gemacht.

Ilkay Gündogan, Mesut Özil, Recep Tayyip Erdogan und Cenk Tosun

Stein des Anstoßes: Özil und Gündogan beim Treffen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan

Erklärung von Özil in drei Teilen

Özil griff die Medien und einen Sponsor der Fußball-Nationalmannschaft für ihr Verhalten scharf an. Er warf "bestimmten deutschen Zeitung" vor, das Foto für rechte Propaganda zu nutzen, "um ihre politischen Interessen voranzutreiben". Die Doppelmoral in der Berichterstattung seit enttäuschend.

Einem DFB-Sponsor warf er vor, er habe ihn nach den umstrittenen Bildern aus Werbekampagnen entfernt. Alle weiteren PR-Aktivitäten, für die er eigentlich vorgesehen war, seien gestrichen worden: "Für sie war es nicht länger gut, mit mir gesehen zu werden. Sie nannten diese Situation 'Krisenmanagement'". Den Namen des Sponsors nannte er nicht.

Auch eine geplante Benefiz-Aktion in seiner früheren Schule in Gelsenkirchen kam laut Özil nicht zustande. Seine Partner für die Aktion hätten ihm wenige Tage vorher gesagt, sie wollten derzeit nicht mehr mit ihm arbeiten. Auch von der Schule habe es eine Absage gegeben. "Ganz ehrlich, das tat wirklich weh", schrieb Özil.

Grünen-Politiker Cem Özdemir kritisierte Özils Erklärung: "Es ist sehr bedauerlich, wie sich Özil jetzt äußert", sagte er. "Damit spielt er denen einen Steilpass zu, die unsere Demokratie ablehnen hier wie dort."

Gündogan äußerte sich - Özil schwieg

Das umstrittene Foto zeigt Özil, DFB-Teamkollege Ilkay Gündogan und Erdogan bei einem Treffen in London wenige Wochen vor der Fußball-WM. Während Gündogan noch vor WM-Beginn öffentlich Stellung bezog, schwieg Özil bisher.

Nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Mannschaft bei der Fußball-WM forderten Teammanager Oliver Bierhoff und DFB-Präsident Reinhard Grindel, Özil solle sich öffentlich erklären. Beiden wurde daraufhin vorgeworfen, sie machten den 29-Jährigen nach dem WM-Aus zum Buhmann.

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