Ein toter Blei liegt am frühen Morgen bei Lebus (Brandenburg) im flachen Wasser vom deutsch-polnischen Grenzfluss Oder.

Fischsterben in der Oder 25 bis 50 Prozent der Fische verendet

Stand: 23.08.2022 17:45 Uhr

Die Ursache für das Fischsterben in der Oder ist weiter unklar. Bei der Umweltkatastrophe sind 25 bis 50 Prozent der Fische verendet, schätzen Experten. Polen will noch in diesem Jahr Gesetze zum Schutz des Flusses verabschieden.

Bei der Umweltkatastrophe in der Oder sind nach Schätzungen 200 bis 400 Tonnen Fische getötet worden. Laut dem Institut für Binnenfischerei handelt es sich dabei um 25 bis 50 Prozent der Fische in der Oder.

"Beim Fischsterben findet man nicht jeden toten Fisch, wir müssen davon ausgehen, dass zwei- bis viermal so viel Fische gestorben sind, wie geborgen und entsorgt worden sind", sagte Uwe Brämick, der wissenschaftliche Direktor des Instituts, im Umweltauschuss des brandenburgischen Landtags. Ihm zufolge leben rund 50 verschiedene Arten in der Oder.

Die Verluste der Fischereibetriebe an der Oder bezeichnete Brämick als drastisch. "Wir gehen davon aus, dass es zwei bis vier Jahre dauern wird, bis sich die Potenziale der Bestände wieder so entwickelt haben, wie es vor dieser Entwicklung der Fall war." Er sprach sich für ein längerfristiges Monitoring aus. Normalerweise würden zwölf Fischereibetriebe rund 50 bis 60 Tonnen Fisch in der Oder fangen und damit 80 Prozent ihrer Erlöse einnehmen.

Mehrere Faktoren als Ursache?

Die Ursache für das Fischsterben in der Oder ist weiterhin unklar. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel wies darauf hin, dass erhöhte Salzwerte auch in vergangenen Jahren gemessen worden waren - ohne ein solches Fischsterben auszulösen. "Hinzu kamen diesmal ein extremes Niedrigwasser und extrem hohe Temperaturen", erläuterte der Grünen-Politiker. Auch das Wachstum der gefundenen Algenart, die für Fische giftig ist, habe das Fischsterben alleine nicht auslösen können, so Vogel.

Die Oder weise zudem alle möglichen schädlichen Stoffe auf, betonte der Umweltminister. Er forderte eine bessere Katastrophenprävention durch einen überarbeiteten Warn- und Alarmplan für die Oder.

Illegale Abflüsse in der Oder

Auch Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus betonte einen dringenden Handlungsbedarf. Neben den genehmigten Einleitungen in die Oder gebe es 170.000 ungenehmigte Einleitungen. Er hoffe, dass die Bundesregierung zusammen mit der EU und Polen in den Dialog eintritt, um diese Zustände abzuschaffen, so der SPD-Politiker.

Nach eigenen Angaben hat Polens Wasserbehörde in der Oder zuletzt 282 Abwasserabflüsse ohne Genehmigung entdeckt. Es werde derzeit geklärt, von wo aus diese Leitungen zur Oder gelegt wurden und wem sie gehören, sagte der designierte neue Chef der Wasserbehörde, Krzysztof Wos. In 57 Fällen sei bereits die Polizei informiert worden.

Die polnische Regierung will angesichts der Katastrophe noch in diesem Jahr Gesetze zum Schutz der Oder in Kraft setzen. Danach solle das Wasser der Oder ständig überwacht werden, sagte der stellvertretende Infrastrukturminister Marek Grobarczyk. Auch seien neue Kläranlagen geplant, um sicherzustellen, dass Abwässer das Ökosystem des Flusses nicht gefährden.