Ein Fachbesucher betrachtet auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA ein Flugabwehr-Waffensystem vom Typ IRIS-T SLS der Firma Diehl.
Hintergrund

Flugabwehrsystem Warum IRIS-T SLM so wichtig ist

Stand: 13.10.2022 10:18 Uhr

Deutschland hat der Ukraine das Flugabwehrsystem IRIS-T SLM übergeben. Es soll ukrainischen Städten Schutz vor russischen Angriffen durch Flugzeuge, Hubschrauber und Raketen bieten. Wie funktioniert es?

Kurz nach den neuen Raketenangriffen Russlands auf Dutzende ukrainische Städte hat Deutschland das Flugabwehrsystem IRIS-T SLM an das Land übergeben. Damit löst die Bundesregierung ein Versprechen ein, das Bundeskanzler Olaf Scholz Anfang Juni im Bundestag gegeben hatte.

Nach Angaben der Bundesregierung handelt es sich bei der Waffe um das modernste Flugabwehrsystem Deutschlands. Selbst die Bundeswehr verfügt darüber noch nicht. Es wird direkt vom Hersteller an die Ukraine geliefert. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow sprach bei Twitter von einer "neuen Ära der Luftverteidigung".

Eine Art Schutzschirm

IRIS-T SLM ist ein bodengestütztes Luftabwehrsystem und wurde maßgeblich vom deutschen Unternehmen Diehl Defence entwickelt. Das jeweils 140 Millionen Euro teure System besteht aus mehreren Komponenten: Radaranlage, Gefechtsstand und drei auf Lastwagen montierte Raketenwerfer.

Es feuert eine Rakete zur Abwehr von Hubschraubern, Flugzeugen sowie Marschflugkörpern und Raketen. Das Radar ermittelt die Richtung des Angriffs; am Schluss des Anflugs übernimmt der auf Infrarot, also Wärmestrahlung, reagierende Suchkopf der Rakete.

Die Reichweite des Systems ist deutlich größer als jene von schultergestützten Flugabwehrraketen wie die ebenfalls von Deutschland an die Ukraine gelieferten Stinger-Flugabwehrraketen. IRIS-T SLM kann auf Ziele bis 20 Kilometer Flughöhe und 40 Kilometer Reichweite feuern. Es wird also eine Art Schutzschirm über einer Fläche gespannt.

"Besonders die bodengebundene Luftverteidigung ist in der Lage, Räume über längere Zeit dauerhaft zu schützen", schreibt der Hersteller. Eines dieser Systeme kann eine mittlere Großstadt wie etwa Nürnberg oder Hannover schützen.

Das Luftabwehrsystem ist mobil und kann seinen Standort schnell wechseln, wenn es vom Gegner ausgekundschaftet wurde. Die Anlage ist dann in kurzer Zeit wieder feuerbereit. Einen 100-prozentigen Schutz gibt es aber nicht. So können Täuschkörper eine einzelne Rakete ablenken oder eine Überzahl angreifender Objekte die Sensoren oder das ganze System zahlenmäßig überfordern.

Einführung bei Bundeswehr erst ab 2025

Ukrainische Soldaten wurden in Deutschland schon an dem Waffensystem ausgebildet. Die Industrie übernahm die technische Betreuung. Spezialisten der Luftwaffe übernahmen das taktische Training.

Insgesamt will Deutschland der Ukraine vier der Systeme des bodengestützten Typs zur Verfügung stellen. Die Auslieferung drei weiterer Systeme hängt wohl auch davon ab, ob Ägypten einer späteren Auslieferung einer schon erfolgten Bestellung zustimmt. In der Bundeswehr selbst soll das bodengebundene System erst von 2025 an eingeführt werden.