Johannes Volkmann

Vor dem CDU-Bundesparteitag Er will nicht nur der Kohl-Enkel sein

Stand: 05.05.2024 17:02 Uhr

Beim CDU-Bundesparteitag wird auch der Bundesvorstand der Partei neu gewählt. Zur Wahl stellt sich unter anderem Johannes Volkmann, der Enkel von Altbundeskanzler Kohl.

Der Medienrummel um Johannes Volkmann ist immens. Die Berichterstattung über ihn und die Interviews mit ihm erinnern an Tauziehen. Volkmann will über sich und seine politischen Ideen sprechen, die Journalisten über seine Familie.

"Damit muss man ja rechnen", sagt er. "Aber ich bin überzeugt davon: Je mehr die Öffentlichkeit mich kennenlernt, desto mehr werde ich zu Johannes Volkmann statt Kohls Enkel. Das lief auf kommunaler Ebene ähnlich."

Auf die Frage, ob er trotz oder wegen seines Großvaters in die Politik gegangen ist, antwortet er: "Mein Großvater ist jetzt seit sieben Jahren tot. Für mich leben viele seiner politischen Werte weiter, allen voran sein Bekenntnis zur europäischen Einigung und zu Frieden und Freiheit in Europa. Das sind Überzeugungen, die ich teile."

Geboren, als sein Großvater Kanzler war

Johannes Volkmann ist 27 Jahre alt. Als er geboren wurde, war sein Großvater noch Kanzler. Er ist in der Nähe von Wetzlar aufgewachsen und schon in der Jugend in die Junge Union eingetreten.

Abitur in Gießen, Studium am Bodensee: Volkswirtschaftslehre, Politikwissenschaften und Soziologie. Auslandsaufenthalte führten ihn unter anderem nach Shanghai, Peking und Russland. Heute leitet er das Büro eines Europaabgeordneten und ist Vorsitzender des Kreistags im Lahn-Dill-Kreis. 

Nun wird es für ihn spannend. Die CDU wählt ihren Vorstand neu. Volkmann erzählt, dass er sich auf den Parteitag freut: "Ich bitte die Delegierten um das Vertrauen und dafür werde ich werben. Es wird mehr Kandidaten geben als Plätze im Vorstand."

Starker Staat und Generationengerechtigkeit

Johannes Volkmann steht für einen starken Staat, "der seine Bürger und ihre Freiheit schützt", sagt er im Interview mit tagesschau.de. Themen, die ihm wichtig sind: die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas, Generationengerechtigkeit und eine bessere Finanzierung der Kommunen. Die Teil-Legalisierung von Cannabis hält er für einen Fehler. "Taurus"-Marschflugkörper würde er liefern.

Im Entwurf des CDU-Grundsatzprogramms, das auf dem Parteitag verabschiedet werden soll, heißt es, dass man auf die Option Atomkraft nicht verzichten könne. Volkmann sagt: "Ich halte den Atomausstieg, wie er von der Ampel vollzogen wurde, für einen Fehler."

Volkmann will auch bei der nächsten Bundestagswahl kandidieren. Zur Positionierung der CDU hat er folgende Meinung: "Wir sollten unabhängig von jeder Wahltaktik grundsätzlich jede Form von politischer Zusammenarbeit mit der AfD ausschließen." 

In die Bundespolitik möchte Volkmann, weil sie einen großen Hebel habe, um das Land zu gestalten. Seine Erfahrung auf europapolitischer und kommunaler Ebene werde ihm helfen:

Auf beiden Ebenen bekommt man einen Einblick in die Funktionsweise unseres Gemeinwesens, eine Art Maschinenraum der Demokratie. Im Europäischen Parlament gibt es keine permanente Regierung-Opposition-Struktur, anders als wir es auf nationaler Ebene gewohnt sind. Mehrheiten finden sich bei jedem Thema neu und müssen von den Fraktionen ausgehandelt werden.

Das Erbe des Großvaters

Eine Journalistin, die über Volkmann geschrieben hat, titelte: "Hat er das Kanzler-Gen?" Eine Frage, mit der er wenig anfangen kann: "Mein Großvater hat viele Verwandte. Ich bin der Einzige, der in die Politik geht. Das hat mit persönlichen Interessen zu tun."

Helmut Kohl war 52, als er Bundeskanzler wurde. Volkmann ist jetzt 27. Wo sieht er sich in 25 Jahren? Er lacht und sagt: "Ich kann Ihnen sagen, wo ich mich in fünf Jahren sehe. Da hoffe ich, dass ich den Lahn-Dill-Kreis im Bundestag vertreten darf."

Volkmann weiß, worauf er sich einlässt, wenn er eine Karriere als Berufspolitiker einschlägt. Seine Eltern haben ihm den Nachnamen "Kohl" gegeben und erst später, allerdings noch vor der Grundschule, in "Volkmann" geändert.

Er wurde 1996 geboren. 1998 verlor sein Großvater die Wahl, die Parteispendenaffäre kochte hoch. Kohl weigerte sich, die Namen der mutmaßlichen Spender zu nennen, verlor an Ansehen, wurde in CDU-Kreisen zur persona non grata. Auf die Frage, ob seine Namensänderung etwas mit der Spendenaffäre zu tun hatte, antwortet Volkmann knapp: "Sicherlich."

Auf seiner Webseite steht, seine Hobbys seien Schach, Literatur und Reisen. Schach ist ein Einzelsport. Volkmann sagt: "Man hat aber auch eine Mannschaft, wenn man im Verein Schach spielt. Man gewinnt wie bei anderen Teammannschaften als Mannschaft." Er selbst bezeichnet sich als Teamplayer. Um im Team Bundesvorstand mitzuspielen, will er am Montag gewählt werden.

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