Andy Grote und Nancy Faeser mit einem Blumenkranz beim Besuch des Tatorts des Amoklaufs in Hamburg.

Nach Amoktat in Hamburg Faeser fordert erneut schärferes Waffenrecht

Stand: 10.03.2023 20:35 Uhr

Nach dem Amoklauf in Hamburg hat Innenministerin Faeser erneut für eine geplante Verschärfung des Waffenrechts plädiert. Zudem solle ein Verbot halbautomatischer Pistolen geprüft werden, sagte sie im Interview mit den tagesthemen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat nach dem Amoklauf in Hamburg mit acht Toten ihre Pläne für ein verschärftes Waffenrecht bekräftigt. Bereits bei den Anschlägen in Halle und Hanau habe man gesehen, dass es beim Waffenrecht Handlungsbedarf gebe, sagte Faeser bei einem Besuch des Tatorts.

Ein Gesetzentwurf für ein schärferes Waffenrecht wird in der Bundesregierung vorbereitet, es gibt aber Unstimmigkeiten mit der FDP. Im Interview mit den tagesthemen sagte Faeser, man müsse nach den Schüssen von Hamburg schauen, ob der Entwurf noch ausreichend sei.

Bislang ist darin unter anderem vorgesehen, dass halbautomatische Langwaffen verboten werden sollen, weil sie für Terror- und Amoktaten eine hohe Relevanz hätten.

Der Täter in Hamburg schoss mit einer halbautomatischen Pistole, die er als Sportschütze legal besaß. Ob auch solche Waffen verboten werden sollten, werde man nun prüfen, sagte Faeser. "Wir werden das sicher diskutieren."

Der Gesetzentwurf sei unter dem Eindruck der Anschläge von Halle und Hanau entstanden, wo die Täter Langwaffen genutzt hatten. "Es ist ja erst ein Entwurf, insofern werden wir das jetzt prüfen." Es müsse die Balance gewahrt werden, denn normale Sportschützen wolle man nicht behelligen.

Kaum Waffenkontrollen wegen Personalmangels

Faeser verwies auf Schwierigkeiten bei Waffenkontrollen. "Wir haben eine Zeit in Deutschland gehabt, wo wir sehr viel Verwaltung abgebaut haben, es war en vogue zu sparen. Und jetzt wundert man sich, dass man die Kontrollen nicht mehr durchführen kann." Im Waffenbereich brauche es aber viel Kontrolle, wenn man diejenigen finden wolle, die psychologisch beeinträchtigt seien oder Waffen falsch oder zu viele lagerten.

Entwurf sieht strengere Prüfung von Neuanträgen vor

In dem Gesetzentwurf sind strengere Überprüfungen für Neuanträge von Waffenbesitzkarten vorgesehen, sagte Faeser. Geplant sei, dass bei der Beantragung ein ärztliches Attest vorgelegt werden müsse.

Vorgesehen sei auch eine Austauschmöglichkeit der Waffenbehörden, um bei den Behörden an früheren Wohnorten nach Erkenntnissen fragen zu können, die gegen die Erteilung einer Waffenerlaubnis sprächen.

Erteilte Waffenerlaubnisse schwieriger zu kontrollieren

Komplizierter sei dagegen die Frage, wie eine Überprüfung bei schon erteilten Waffenbesitzkarten aussehen könnte. "Da sind wir genau an der Schwierigkeit, wen belasten wir am meisten damit. Es geht ja vor allem darum, wenn wir Hinweise haben und Tatsachen vorliegen, die sowas rechtfertigen. Dann sollte das auch erfolgen." Ohne Hinweise auf eine mögliche Nichteignung sei es aber "sehr, sehr schwierig", sagte Faeser. "Sie werden in einem Rechtsstaat nicht immer alles verhindern können."

Hinweis auf Hamburger Täter

Beim Täter in Hamburg hatte es Hinweise gegeben: Im Januar hatte die Hamburger Polizei ein anonymes Schreiben erhalten, in dem eine Überprüfung der Waffenfähigkeit des Täters gefordert wurde. Dieser leide an einer psychischen Erkrankung, so der anonyme Schreiber, und pflege eine besondere Wut auf alles Religiöse - insbesondere auf die Zeugen Jehovas, die er aus freien Stücken, aber nicht im Guten verlassen habe.

Eine unangekündigte Kontrolle der Polizei bei ihm habe aber keine Hinweise geliefert, die das anonyme Schreiben bestätigt hätten, erklärte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. Demnach habe der Mann die Vorschriften zur Aufbewahrung der Waffe eingehalten, und sich kooperativ verhalten. Eine Verwarnung habe es gegeben, weil er ein einzelnes Projektil außerhalb des Tresors aufbewahrt habe. "Die rechtlichen Möglichkeiten der Beamten waren damit ausgeschöpft", sagte Meyer.

Bestürzung und Anteilnahme

Von dem Amoklauf hatten sich die Spitzen des Staates tief bestürzt gezeigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reagierte "mit großem Entsetzen". Er sei überzeugt, dass viele Menschen in Deutschland aufrichtiges Mitgefühl empfänden und wünschte den Verletzten baldige Genesung. Ebenso äußerte sich Bundestagspräsidentin Bärbel Bas "tief erschüttert".

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich fassungslos. "Meine Gedanken sind in den schweren Stunden bei den Opfern und ihren Angehörigen", sagte der SPD-Politiker. "Wir trauern um diejenigen, die so brutal aus dem Leben gerissen wurden." Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher bekundete per Tweet sein "tiefes Mitgefühl" mit den Angehörigen der Opfer.

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