Neue Synagoge in Berlin
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Tödliche Schüsse in Halle Was über den Anschlag bekannt ist

Stand: 10.10.2019 18:58 Uhr

Zwei Tote, mehrere Verletzte: Der Generalbundesanwalt spricht von Terror. Was bislang über den Anschlag eines mutmaßlich Rechtsextremen in Halle bekannt ist - ein Überblick.

Was ist geschehen?

In Halle (Saale) hat ein schwer bewaffneter Mann am Mittwochmittag zunächst versucht, die Tür der Synagoge im Paulusviertel nördlich der Innenstadt zu zerschießen. Zudem platzierte er Sprengsätze vor der Tür. In dem Gotteshaus befanden sich am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur 70 bis 80 Menschen. Die Türen, die die Besucher der Synagoge zusätzlich von innen verbarrikadierten, hielten jedoch stand.

Anschließend verletzte der Mann wenige Meter vom Gotteshaus entfernt eine Frau durch Schüsse in den Rücken tödlich. Dann erschoss er einen Mann in einem nahe gelegenen Dönerimbiss.

Nach seinen Taten war der Mann zunächst auf der Flucht. Dabei gab der 27-Jährige im nahe gelegenen Landsberg Schüsse auf ein Ehepaar ab, wechselte das Auto und setzte seine Flucht mit einem gekaperten Taxi Richtung München fort. Auf der B91 hatte er dann einen Unfall. Daraufhin wurde der Mann in ein Krankenhaus gebracht.

Welches Ziel hatte der mutmaßliche Täter?

Laut Generalbundesanwalt Peter Frank wollte der Mann in die Synagoge von Halle eindringen, um dort ein "Massaker" anzurichten. Das Gebäude stand zu diesem Zeitpunkt nicht unter Polizeischutz, es wurde nur unregelmäßig bestreift.

Frank zufolge wollte B. mit seiner Tat "weltweite Wirkung erzeugen": B. filmte seine Tat. In dem rund 35-minütigen Video äußert er sich mehrfach antisemitisch, leugnet den Holocaust. Seine Angriffe wurden nach Angaben der Livestreaming-Seite Twitch auf dieser per Echtzeit-Video übertragen.

In Foren, in denen sich Rechtsextreme austauschen, kursiert außerdem ein Manifest. Darin schreibt B., er habe eigentlich einen Angriff auf eine Moschee oder ein linkes Zentrum geplant, sich dann aber für die Synagoge entschieden, weil Juden aus seiner Sicht die Regierung in Deutschland steuerten und daher attackiert werden müssten.

Frank erklärte weiter, der Mann habe "Nachahmer im doppelten Sinne" sein wollen: Er habe vergleichbare Taten, die vorher begangen worden seien, nachgeahmt, und "er wollte nach unserer Erkenntnis auch andere zu solchen Taten zur Nachahmung anstiften".

Was wissen wir über den mutmaßlichen Täter?

Es handelt sich um den Deutschen Stephan B. Der 27-Jährige stammt aus dem sachsen-anhaltischen Eisleben. B. soll den Sicherheitsbehörden vor der Tat unbekannt gewesen sein. Bundesinnenminister Horst Seehofer erklärte, nach Einschätzung des ermittelnden Generalbundesanwalts gebe es "ausreichende Anhaltspunkte für einen möglichen rechtsextremistischen Hintergrund".

Nach Erkenntnissen der Ermittler war B. ein Einzeltäter. Dabei fiel er bisher weder geheimdienstlich noch durch Ermittlungsverfahren auf. Noch sei auch unklar, wie sich der Tatverdächtige radikalisierte und warum er sich zu der Tat entschloss.

Im Zuge der Ermittlungen wurde die Wohnung von B. durchsucht. Sichergestellte "Asservate" und auch die Waffen und Sprengmittel des mutmaßlichen Täters würden nun kriminaltechnisch untersucht - ebenso wie die gesamte Kommunikation des Mannes. Daneben werde ermittelt, ob es eventuell Unterstützer, Mitwisser oder andere gebe, die ihn vielleicht angestachelt hätten.

Frank beantragte inzwischen Haftbefehl wegen zweifachen Mordes, neunfachen Mordversuchs und weiterer Straftaten.

Wer sind die Opfer?

Bei der Toten nahe der Synagoge in der Humboldtstraße handelt es sich um eine 40 Jahre alte Frau aus Halle. Sie war eine zufällig vorbeikommende Passantin. Der getötete Mann im Dönerimbiss war ein 20 Jahre alter Mann aus Merseburg.

Bei dem in Landsberg durch Schüsse verletzten Ehepaar handelt es sich um eine Frau und einen Mann im Alter von 40 und 41 Jahren. Die zunächst Schwerstverletzten wurden im Uniklinikum operiert und schweben inzwischen nicht mehr in Lebensgefahr.

Welche Konsequenzen wurden bislang gezogen?

Sachsens Innenminister Roland Wöller kündigte nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle eine Verstärkung von Schutzmaßnahmen jüdischer Gebäude und Einrichtungen an. Neben dem bereits bestehenden 24-Stunden-Polizeischutz solle die Sicherheitstechnik verbessert werden, sagte Wöller nach einem Treffen mit Vertretern der jüdischen Gemeinde in Dresden. Das Landeskriminalamt sei dazu bereits seit einiger Zeit mit den jüdischen Gemeinden im Gespräch. Zudem müssten bautechnische Probleme immer wieder neu auf den Prüfstand gestellt werden.

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