Mutter von zwei Kindern arbeitet am Laptop

Kritik an Bundesregierung Zu wenig Augenmerk auf Kinder und Eltern?

Stand: 29.04.2020 09:41 Uhr

Sozialverbände und Kinderärzte sehen Familien in der Corona-Krise von der Politik zu wenig beachtet: Sie fordern zum Wohl der Kinder die zügige Öffnung von Schulen und Kitas - und einen Rettungsschirm für Eltern.

Medizinern und Sozialverbänden kommen Kinder und Eltern mit ihren Interessen bei der Bewältigung der Coronakrise zu kurz.

"Wir fordern von der Politik, dass sie mehr Rücksicht auf die Kinder nimmt, dass sie den Blick der Kinder annimmt, dass sie Berater zur Seite nimmt, die spezifisch Kinderinteressen vertreten", sagte Jakob Maske vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte bei RTL/ntv.

Abstandsregeln und Kontaktsperren bedeuteten für Kinder tiefe Einschnitte: "Wir als Kinderärzte sagen, dass es sehr schrecklich ist für die meisten Kinder, ihre gesamten sozialen Kontakte aufgeben zu müssen. Nicht nur zu den Freunden, sondern auch zu den Erziehern - das sind ja enge Bindungen, die da aufgebaut werden", sagte Maske.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte befürworte aus diesem Grund eine Rückkehr aller Kinder in Schulen und Kitas unter Einhaltung von Hygieneregeln. Erkrankungen, die gut eingestellt seien, stellten aus der Sicht des Verbands kein zusätzliches Risiko für eine Coronavirus-Infektion dar - das gelte auch für Atemwegserkrankungen wie Asthma.

VdK fordert breitere Entschädigungsansprüche

Weil in der Corona-Pandemie zeitweise alle Kitas und Schulen in Deutschland geschlossen waren und Großeltern nicht zur Kindesbetreuung infrage kommen, mussten berufstätige Eltern innerhalb kurzer Zeit eine Lösung finden: Im Homeoffice Kinder nebenbei betreuen, Überstunden und Urlaubstage abbauen oder ihre Kinder in eine Notbetreuung geben.

Nur wenn ihnen keine andere Möglichkeit bleibt, als nicht zu arbeiten, haben Eltern einen Anspruch auf Entschädigung. Der Sozialverband VdK fordert, diese Entschädigungsansprüche auszuweiten: "Wenn die meisten Kinder und Jugendlichen nicht wieder in die Kita oder in die Schule gehen können, fragen wir uns, wo der Rettungsschirm für die Eltern bleibt", sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Die Voraussetzungen dafür seien "unnötig schwer", der Nachweis dafür solle entfallen, forderte der VdK. Zudem solle die Entschädigung von 67 Prozent auf 80 Prozent des entgangenen Nettoeinkommens angehoben werden und auch während der Ferien gelten. In einem Positionspapier des Verbands, aus dem die Zeitung zitiert, heißt es außerdem, auf die Entschädigung angewiesene Eltern sollten vom Kündigungsschutz profitieren.

Giffey fordert Kita-Öffnung vor August

Bislang haben die Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder und das Bundesfamilienministerium sich auf eine Wiederaufnahme der Kindertagesbetreuung in vier Phasen geeinigt: Demnach sollen zuerst auf die Erweiterung der aktuellen Notbetreuung eine erweitere Notbetreuung, ein eingeschränkter Regelbetrieb und die Rückkehr zum Normalbetrieb erfolgen. Die stufenweise Öffnung der Kindertagesbetreuungsangebote soll zudem von breit angelegten Studien unter Berücksichtigung des sozialen Kontextes begleitet werden. Entscheidend sei, dass das Infektionsgeschehen weiterhin verlangsamt werde und dass im Fall von Infektionen alle Betroffenen umgehend identifiziert werden können.

Ein konkretes Zieldatum für die Wiederaufnahme des Kita-Betriebs nannten sie aber nicht. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hatte wiederholt gefordert, die Interessen von Kindern und Eltern in der Corona-Krise nicht "hintenunter fallen" zu lassen und Kitas vor August wieder zu öffnen. Dies sei auch im Interesse der Kindesentwicklung.

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