Die Minister Habeck, Stark-Watzinger und Wissing informieren über die Beschlüsse zur Wasserstoffstrategie

Unabhängigkeit von fossilen Energien Regierung verdoppelt Ziel für Wasserstoffproduktion

Stand: 26.07.2023 12:38 Uhr

Das Kabinett hat die Fortführung der "Nationalen Wasserstoffstrategie" von 2020 beschlossen - und neue Ziele festgelegt. Bis 2030 soll die heimische Produktionskapazität von fünf auf zehn Gigawatt ansteigen.

Die Bundesregierung hat die bisherige Strategie zur verstärkten Nutzung von Wasserstoff aktualisiert. Statt bisher fünf Gigawatt sollen bis 2030 Erzeugungskapazitäten von mindestens zehn Gigawatt entstehen. Die dafür nötigen Anlagen, Speicher und Leitungen werden demnach in den kommenden Jahren deutlich ausgebaut, neue Technologien gefördert.

2020 hatte die Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel und mit Federführung von CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier die erste Nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet - mit dem Ziel, den Anforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität 2045 gerecht zu werden. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 plant die jetzige Regierung, die Abhängigkeit von fossilen Energien schneller zu beenden.

Bis spätestens 2028 soll ein deutsches Wasserstoffnetz von mehr als 1.800 Kilometern Leitungen entstehen. Europaweit sind den Angaben nach in dem Zeitraum rund 4.500 Kilometer vorgesehen, davon 3.000 Kilometer umgenutzte Erdgasleitungen.

Import soll weiteren Bedarf decken

"Bis 2030 werden Wasserstoff und seine Derivate insbesondere bei Anwendungen in der Industrie, bei schweren Nutzfahrzeugen sowie zunehmend im Luft- und Schiffsverkehr eingesetzt", heißt es in dem Strategiepapier. Weil Deutschland aber bei weitem nicht genug eigenen Wasserstoff herstellen kann, soll eine weitere Strategie zum Import folgen. Weil vor allem aus Norwegen erhebliche Mengen Wasserstoff importiert werden sollen, ist auch der Betrieb von Pipelines geplant.

Viel Strom für Produktion nötig

Wasserstoff gilt angesichts der fortschreitenden Erderwärmung als Baustein für klimaverträglicheres Wirtschaften, weil im Produktionsprozess keine Treibhausgase anfallen und er fossile Brennstoffe wie Gas oder Öl ersetzen kann. Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Es sollen dann also nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen als wieder gebunden werden können.

Allerdings ist für die sogenannte Elektrolyse, bei der Wassermoleküle in Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt werden, viel Strom nötig. Dieser soll nach dem Willen der Bundesregierung zunehmend aus erneuerbaren Energien kommen.

Was Wasserstoff von Wasserstoff unterscheidet
Grauer Wasserstoff
Der aktuell in Deutschland produzierte Wasserstoff ist meistens grau. Das heißt, er wird aus fossilen Brennstoffen wie Erdgas gewonnen. Beim Herstellungsverfahren, das "Dampfreformierung" heißt, fällt unter anderem Kohlendioxid an. Es entweicht in die Atmosphäre und wirkt als Treibhausgas. Wasserstoff kann auch mit Hilfe von Strom erzeugt werden. Bei dem Verfahren der sogenannten Elektrolyse wird Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Wird dabei Strom verwendet, der durch Verbrennung fossiler Brennstoffe erzeugt wurde, gilt der Wasserstoff ebenfalls als grau.

Blauer Wasserstoff
Von blauem Wasserstoff spricht man, wenn das bei der Herstellung aus fossilen Energieträgern anfallende Kohlendioxid aufgefangen und unterirdisch gespeichert wird, etwa in früheren Gas- und Öllagerstätten. Der Fachbegriff dafür ist "Carbon Capture and Storage", abgekürzt CCS.

Nach Einschätzung der Gaswirtschaft kann mit diesem Verfahren Wasserstoff nahezu klimaneutral hergestellt werden. Das Umweltbundesamt sieht blauen Wasserstoff hingegen kritisch. So würden bei Förderung und Transport von Erdgas weiterhin die Treibhausgase Methan und Kohlendioxid ausgestoßen. Auch sei eine vollständige Abscheidung des CO2 aus dem Abgas nach der Dampfreformierung erforderlich, was aber technisch nicht zu 100 Prozent möglich sei.

Grüner Wasserstoff
Als grün wird Wasserstoff bezeichnet, der per Elektrolyse aus Wasser mit Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Bei der Herstellung von grünem Wasserstoff entsteht kein Kohlendioxid als schädliches Treibhausgas.

Für das Bundeswirtschaftsministerium spielt grüner Wasserstoff eine zentrale Rolle beim Erreichen der Klimaziele: "Klimafreundlich hergestellter Wasserstoff ermöglicht es, die CO2-Emissionen vor allem in Industrie und Verkehr dort deutlich zu verringern, wo Energieeffizienz und die direkte Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien nicht ausreichen."