Ein ICE der Deutschen Bahn fährt am Morgen vor der Dresdner Altstadtkulisse über die Marienbrücke.

Deutsche Bahn Fernzüge 2024 so unpünktlich wie seit 21 Jahren nicht

Stand: 03.01.2025 16:42 Uhr

Die Fernzüge der Deutschen Bahn waren 2024 besonders oft unpünktlich: 37,5 Prozent der Halte wurden mit einer Verspätung von mindestens sechs Minuten erreicht, wie der Konzern mitteilte. Grund sei meist die veraltete Infrastruktur.

Mehr als jeder dritte Fernzug der Deutschen Bahn war im vergangenen Jahr nicht pünktlich: 37,5 Prozent der Halte wurden mit einer Verspätung von mehr als 5:59 Minuten erreicht; 62,5 Prozent der ICE- und IC-Züge seien pünktlich unterwegs gewesen, teilte ein Sprecher des Unternehmens mit. Damit war die Deutsche Bahn laut der Nachrichtenagentur dpa so unpünktlich unterwegs wie seit mindestens 21 Jahren nicht.

Der Konzern stellte demnach auf Anfrage Zahlen bis zurück ins Jahr 2003 zur Verfügung. Bislang lag der Tiefstwert demnach bei 64 Prozent im Jahr 2023 nach 65,2 Prozent im Jahr zuvor. Bestwert waren 84,3 Prozent im Jahr 2004. "80 Prozent aller Verspätungen im Fernverkehr sind auf die veraltete und störanfällige sowie überlastete Infrastruktur zurückzuführen", sagte der Sprecher. 

Laut Definition wird ein Halt pünktlich erreicht, wenn der Zug weniger als 6:00 Minuten Verspätung hat. Im Regionalverkehr war das bei 90,3 Prozent der Züge der Fall - im Vergleich zu 91,0 Prozent im Jahr 2023. Im Jahr 2020 wurden noch 95,6 Prozent der Halte im Regionalverkehr und 81,8 Prozent im Fernverkehr rechtzeitig angefahren

Knapp 17 Milliarden in Infrastruktur investiert

Zugleich wies der Sprecher auf das aktuelle Sanierungsprogramm der Bahn hin. Bis 2030 will der Konzern 41 viel befahrene Korridore grundlegend sanieren. Den Anfang machte die Bahn 2024 mit dem Abschnitt zwischen Frankfurt und Mannheim - der sogenannten Riedbahn. Die Generalsanierungen sollen auch für pünktlichere Züge sorgen. "Bis Ende 2027 will die DB die Pünktlichkeit der ICE- und IC-Züge auf 75 bis 80 Prozent steigern", sagte der Sprecher.

Die Hoffnung der Fahrgäste auf eine schnelle und breite Wirkung der Riedbahn-Sanierung im Fernverkehr hatte der zuständige Manager der Deutschen Bahn, Philipp Nagl, zuletzt im Gespräch mit der dpa jedoch gedämpft. Der Effekt auf den Nahverkehr werde zwar merklich sein. Mit Blick auf die Fernverkehrszüge und die 10.000 Schienenkilometer, die sie befahren, sagte er jedoch: "Da werden die 70 Kilometer natürlich jetzt nicht die Welt verändern. Aber sie sorgen für eine gute Portion Stabilität im System."

Die Deutsche Bahn habe 2024 knapp 17 Milliarden Euro in die Infrastruktur investiert, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bahn-Infrastrukturgesellschaft InfraGo. Das sei so viel wie seit Jahren nicht. "Wenn wir jetzt die nächsten zwei, drei Jahre auf diesem Niveau weiter investieren, dann wird man im ganzen Netz in der Breite spüren, dass die Störanfälligkeit der Infrastruktur sinkt und die Qualität des Zugverkehrs zunimmt."

Wenige Störungen über Weihnachten

Zumindest über die Weihnachtsfeiertage lief der Bahnverkehr dem Unternehmen zufolge weitgehend stabil und reibungslos - und überraschend pünktlich. Am 24. und 25. Dezember lag die Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr früheren DB-Angaben zufolge bei mehr als 80 Prozent. Die Züge waren also deutlich pünktlicher als im Jahresmittel. Grund dafür dürfte vor allem das geringere Baugeschehen während der Feiertage sowie weniger Güterverkehr gewesen sein, mit dem sich die Fernzüge die Gleise teilen.

Verspätungen kosten die Deutsche Bahn auch viel Geld. Bahn-Chef Richard Lutz sagte dem "Tagesspiegel" kürzlich, für Entschädigungen an Fahrgäste werde 2024 "ein deutlich dreistelliger Millionenbetrag" fällig.

Im Juni fast jeder zweite Zug verspätet

Besonders unpünktlich war die DB im Juni. In dem Monat war fast jeder zweite Zug verspätet. Die Pünktlichkeitsquote lag bei 52,9 Prozent. Weil in diesem Monat die Fußball-Europameisterschaft begann, kam es auch in deren Verlauf zu Vorfällen. So musste die niederländische Mannschaft etwa wegen einer mehr als zweistündigen Verspätung kurzfristig statt mit dem Zug per Flieger zum Halbfinale reisen. Zu Beginn des Turniers strandeten zeitweise Hunderte österreichische Fans in Bayern, weil eine Baustelle anders als geplant nicht rechtzeitig fertig wurde.

Als Grund für den schwachen Auftritt im Juni nannte die Bahn, dass es gleich in mehreren Regionen zu Überflutungen, Dammschäden und Hangrutschen gekommen sei, die sich auch auf den Bahnverkehr auswirkten.

Bis wieder deutlich mehr Züge der Deutschen Bahn pünktlich halten, dauert es noch. Zunächst müssen die Fahrgäste wegen der vielen Bauarbeiten Umleitungen in Kauf nehmen. Ab August wird für die Generalsanierung die wichtige Fernverkehrsstrecke zwischen Berlin und Hamburg für neun Monate gesperrt. Die Umleitung über Uelzen (Niedersachsen) und Salzwedel (Sachsen-Anhalt) verlängert die Fahrzeit um mindestens 45 Minuten.

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