Ein freiwilliger Helfer holt im August diesen Jahres mit einem Kescher tote Fische aus dem Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder.

"Dinosaurier des Jahres" Negativpreis für Fischsterben in der Oder

Stand: 28.12.2022 15:09 Uhr

Für den Naturschutzbund Deutschland war es "die größte Umweltsauerei des Jahres": das massenhafte Fischsterben im August in der Oder. Die Umweltkatastrophe ist deshalb mit dem NABU-Negativpreis "Dinosaurier des Jahres" ausgezeichnet worden.

Im Zusammenhang mit dem massenhaften Fischsterben im Sommer hat der Naturschutzbund Deutschland (NABU) den deutsch-polnischen Grenzfluss Oder mit einem Negativpreis bedacht. Bei einer Veranstaltung in Berlin erhielt der Fluss die Auszeichnung "Dinosaurier 2022". "Wer in diesem Jahr nach der größten Umweltsauerei sucht, hat sofort die Umweltkatastrophe an der Oder vor Augen", erklärte NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Der Preis stehe "stellvertretend für die kritische Situation an vielen anderen Flüssen in Deutschland".

Massensterben im Sommer

An der Oder hatte sich im Sommer eine Umweltkatastrophe historischen Ausmaßes ereignet. Auf polnischer und deutscher Seite waren im August massenhaft Fische verendet. Auch andere Flusstiere starben. Experten gehen davon aus, dass Salzeinleitungen ein wesentlicher Grund waren, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart.

Mit dem Negativpreis für den Grenzfluss solle beispielhaft auf den schlechten Zustand vieler Flüsse in Deutschland aufmerksam gemacht werden, so NABU-Präsident Krüger. Mit einer Online-Petition will seine Organisation Druck auf die Umweltministerien der Länder machen. Ziel ist es, alle schädlichen Umwelteinflüsse an deutschen Flüssen zu stoppen. Für die Oder müssten zudem auch "instandsetzende Unterhaltungsmaßnahmen“ überprüft werden. Angesichts der sich rapide beschleunigenden Klimakrise und sinkenden Artenvielfalt müssten Oberflächengewässer jetzt in Rekordzeit an lange Trockenperioden sowie Starkregen angepasst werden, betonte Krüger.

Kritik gibt es weiter an der Begradigung von Flussläufen, Uferbefestigungen und Fahrrinnenvertiefungen. Das führe zu höheren Fließgeschwindigkeiten und zerstöre wichtige Lebensräume für Tiere. "Flüsse verlieren an Widerstandsfähigkeit", sagte Krüger.

Zum 30. Mal verliehen

Der NABU verlieh zum 30. Mal den "Dinosaurier des Jahres". Die 2,6 Kilogramm schwere Nachbildung einer Riesenechse geht seit 1993 an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, "die sich durch besonders rückschrittliches öffentliches Engagement in Sachen Natur- und Umweltschutz hervorgetan haben". Seit 2020 werden nicht mehr Personen, sondern konkrete Projekte ausgezeichnet.

Preisträger 2020 war das Autobahnprojekt A26 Ost, im Jahr 2021 wurde das Baugebiet Conrebbersweg in Emden stellvertretend für Flächenfraß in ganz Deutschland ausgezeichnet.