Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE.

Reaktionen auf Döpfner-Äußerungen "Wie Dreck behandelt"

Stand: 14.04.2023 12:22 Uhr

"Geschichtsvergessen", "respektlos", "diffamierend": Vor allem im Osten Deutschlands ist die Empörung über die veröffentlichten Chatnachrichten und Mails von Springer-Chef Döpfner groß.

Von Uwe Jahn, ARD-Hauptstadtstudio

Was Mathias Döpfner den Enthüllungen der "Zeit" zufolge in Chatnachrichten oder Mails geschrieben hat, lässt wenig Interpretationsspielraum: Zum Beispiel, dass "Ossis" "entweder Kommunisten oder Faschisten" seien. "Dazwischen tun sie es nicht. Eklig." Und das ist nur ein Zitat von vielen.

Eine weitere Behauptung des Springer-Vorstandsvorsitzenden ist laut "Zeit", dass Ostdeutsche nie Demokraten würden, dabei beruft sich Döpfner ausgerechnet auf seine Mutter. Ein andermal schlägt er vor, aus der ehemaligen DDR eine Agrar- und Produktionszone mit Einheitslohn zu machen.

Welle der Empörung

Der Vorstandsvorsitzende hat inzwischen erklärt, er habe keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands. Außerdem soll es sich bei den Zitaten um aus dem Zusammenhang gerissene Text- und Gesprächsschnipsel handeln. Ein Versuch der Schadensbegrenzung. Dabei gibt es längst eine Welle der Empörung.

Paula Piechotta, Bundestagsabgeordnete der Grünen aus Leipzig sagt: Abfällige Bemerkungen hätten ihrer Meinung nach alle Ostdeutschen schon hundertfach gehört. Entweder im Westen oder sogar im Osten, von ihren Chefs, die meistens aus Westdeutschland gekommen sind. Piechotta analysiert, dass die Vorurteile à la Döpfner handfeste Konsequenzen hätten: "Weil diese Vorurteile ja dafür stehen, dass Ostdeutschen nichts zugetraut wird. Und deswegen eben auch Ostdeutsche, die qualifiziert sind, nicht Karriere machen können. Und deswegen wir als Ostdeutsche in den ostdeutschen Eliten auch deutlich unterrepräsentiert sind."

Geschichtsvergessener Döpfner?

Das sieht auch der CDU-Abgeordnete Sepp Müller aus Sachsen-Anhalt so. Besonders ärgert Müller sich darüber, dass Döpfner den Menschen zwischen Ostsee und Sächsischer Schweiz die demokratische Gesinnung abspricht. Geschichtsvergessen nennt Müller das, weil es die Verdienste der Menschen ignoriert, die sich mit der friedlichen Revolution die Demokratie erkämpft haben.

Müller erinnert daran, dass es auch in westdeutschen Ländern rechte Parteien wie Republikaner oder auch die DVU gegeben habe. Er hoffe, dass die AfD-Erfolge nicht von langer Dauer seien, weil viele Menschen im Osten die AfD nur aus Protest wählen würden. Der Protest richtet sich dabei nach seiner Lesart vor allem gegen die Ungleichheit der Vermögens- und Einkommensverhältnisse.

Entschuldigung gefordert

Für den SPD-Abgeordneten Erik von Malottki zeigen die Äußerungen des Springer-Chefs vor allem Respektlosigkeit und Ahnungslosigkeit. Von Malottki fordert eine Entschuldigung Döpfners bei den Ostdeutschen. Denn die meisten in seiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern würden demokratisch denken und wählen. Da sei er sich sicher, sagt er - und verweist auf die Wahlergebnisse.

Für Tino Chrupalla von der AfD zeigt Döpfner mit seinen Äußerungen hier die "Arroganz, die Ostdeutsche an manchen Westdeutschen stört". Die Ostdeutschen seien weder Kommunisten noch Faschisten, aber suchten ihr Glück eben nicht in der "Unterwerfung unter den globalen Westen".

Die Linke, die im Osten besonders stark ist, verurteilt die Döpfner-Zitate ebenfalls. Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen, empört sich darüber, dass "die Menschen, die die Einheit erkämpft haben, wie Dreck behandelt werden". Parteichef Martin Schirdewan geht noch einen Schritt weiter: Er fordert die Ostdeutschen sogar dazu auf, die "Bild"-Zeitung zu boykottieren, bis Döpfner seinen Posten geräumt hat.

"Diffamiert eine ganze Bevölkerungsgruppe"

Auch Jan Hollitzer, Chefredakteur der "Thüringer Allgemeinen", wird deutlich. "Herr Döpfner diffamiert so eine ganze Bevölkerungsgruppe, er beleidigt einen großen Teil des Landes. Das ist eines so einflussreichen Medienmanagers unwürdig." Dem Nachrichtenportal "t-online" sagte er: "Als ostdeutscher Springer-Mitarbeiter würde ich mir ernsthafte Gedanken machen. Für einen Chef mit einer solchen Einstellung zu arbeiten, kann nicht leicht sein."

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, SPD, hält den Vorstandsvorsitzenden des Springer-Konzerns für nicht mehr tragbar. Das liege nicht nur an den abfälligen Sprüchen Richtung Osten. Schneider wirft Döpfner vor, eine ganze Menschengruppe, nämlich Ostdeutsche, zu verachten. Außerdem versuche Döpfner, Wahlen zu beeinflussen. Schneiders Fazit: "Als Aktionär würde ich eine klare Entscheidung treffen und das ist, Herrn Döpfner zu entlassen."

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