Die Kandidaten für den Grünen-Parteivorsitz: Anja Piel (links), Annalena Baerbock und Robert Habeck
Hintergrund

Wahl der Doppelspitze Aus Drei mach Zwei

Stand: 27.01.2018 03:58 Uhr

Annalena Baerbock, Anja Piel, Robert Habeck - sie bewerben sich um den Platz an der Parteispitze der Grünen. Doch wer sind diese drei Kandidaten? Ein kurzer Blick auf ihren bisherigen Werdegang.

Von Andrea Müller, ARD Berlin

Der Poetische aus Schleswig-Holstein

Zum Parteinachwuchs gehört er schon lange nicht mehr. Trotzdem wirkt Robert Habeck mit seinen 48 Jahren immer noch wie ein großer Junge. Naturbursche - dieses Image kultiviert er. Strubbelhaare, Denkerfalten auf der Stirn, barfuß in der Ostsee, mit Outdoorjacke in den Viehställen.

"Draußenminister" nennt er seinen Job in Schleswig-Holstein. Das Umweltministerium gibt er nicht gerne auf: "Weil ich das Ministerium, dass ich jetzt ja im sechsten Jahr führe, geradezu liebe."

Robert Habeck

Robert Habeck stellt sich gern als Naturbursche dar.

Gerade mal 16 Jahre ist Habeck Mitglied der Grünen. Davor hat er Philosophie und Germanistik studiert, vier Söhne großgezogen und geschrieben, gemeinsam mit seiner Frau. Und wenn Habeck über Politik redet, dann klingt es immer noch ein wenig poetisch, selbst nach dem Scheitern von Jamaika auf Bundesebene: "Wir stehen hier, ich stehe hier - mit gutem Papier und leeren Händen. Und diese Ohnmacht ist jetzt das, was sich breit macht bei mir."

Habeck will aus den Grünen eine gesellschaftliche Gesamtbewegung machen: linksliberal verortet, aber bereit zu pragmatischen Kompromissen.

Die Lebhafte aus Brandenburg

Dunkle, kinnlange Haare, 37 Jahre alt: Annalena Baerbocks blauen Augen blitzen, wenn sie über ihre bisher stärkste Rolle redet: als Mitsondiererin von Jamaika: "Wir waren so tief in diesen Diskussionen, im Ringen drin, dass ich persönlich mal zwischendrin in Tränen ausgebrochen bin, weil ich gedacht habe: Oh Gott, das ist so hart, dieses Ringen."

Annalena Baerbock

Vom Leistungssport in die Politik: Annalena Baerbock

Baerbock ist Grünen-Bundestagsabgeordnete, aufgewachsen in einem Dorf bei Hannover. Jetzt lebt sie in Potsdam in Brandenburg - Grüne Diaspora. Umso mehr hängt sie sich rein, wirbt ausgerechnet in der Lausitz für den Kohleausstieg. Ihre Zeit als Leistungssportlerin auf dem Trampolin war da eine gute Schule. "Man springt beim Trampolin bis zu fünf Meter hoch. Und da braucht's ein bisschen Mut und auch keine Angst, dass man mal fällt."

Baerbock zählt zu den Realos bei den Grünen. Sie verspricht, die Partei zusammenzuhalten. Das alte Flügeldenken ist überholt, sagt sie, viel wichtiger sei, um die richtigen Konzepte zu ringen.

Die Ruhige aus Niedersachsen

Einen Generationenwechsel bekommen die Grünen mit Anja Piel nicht. Sie ist 52 Jahre alt - genauso alt wie die scheidende Parteivorsitzende Simone Peter. In Niedersachsen kennt man die Frau mit den kurzen, dunklen Haaren. Woanders muss sie sich noch vorstellen, auch bei den Grünen. "Anja Piel, zwei Kinder, zwei Hunde und einen Mann. Mein Mann ärgert sich immer, dass er am Ende genannt wird. Aber den habe ich schon am längsten - vielleicht deshalb."

Seit 20 Jahren ist Anja Piel bei den Grünen. Die Anti-Atom-Bewegung hat sie schon als Schülerin politisiert. Die Frauenpolitik überzeugte sie schließlich von der Partei. Die gelernte Industriekauffrau macht eine klassische Karriere bei den Grünen: Aus der Kommunalpolitik in den Landtag. Sie war Landesvorsitzende in Niedersachsen, jetzt ist sie Fraktionschefin. Sie ist kann tough verhandeln, bescheinigen ihr SPD-Politiker aus rot-grünen Regierungszeiten in Hannover.

Auf den ersten Blick aber strahlt Anja Piel vor allem eins aus: Ruhe und Gelassenheit. "Ich kann auch sehr angriffslustig sein, wenn es um die Verteidigung harter Positionen geht. Das haben wir in der Koalition natürlich meistens hinter verschlossenen Türen gemacht. Ich werde jetzt lernen müssen, solche konfrontativen Dinge auch auf der offenen Bühne zu machen. Und das wird mir auch Spaß machen, glaube ich."

Anja Piel sagt, die Grünen können mehr als Umwelt und Klimaschutz. Ihr geht es vor allem um Antworten auf soziale Fragen. Die haben wir, sagt Piel, wir müssen nur raus damit an die Öffentlichkeit.

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