Bülent Ucar (l), Wissenschaftlicher Direktor des Islamkolleg Deutschland (IKD), überreicht Absolvent Markus Ismail Reinke (r) das Zertifikat bei der Abschlussfeier für die ersten Absolventen der Imam-Ausbildung.

Islamkolleg in Osnabrück Erste Imame schließen deutsche Ausbildung ab

Stand: 30.09.2023 16:13 Uhr

Es sind die ersten Imame, die ihre Ausbildung in deutscher Sprache am Islamkolleg Deutschland abgeschlossen haben: 26 Absolventen erhielten ihre Abschlussurkunde. Nun hoffen sie auf gute Berufsaussichten.

Sie nahmen zwei Jahre lang an einer Ausbildung zum Imam teil - jetzt haben die ersten 26 Absolventen des Islamkollegs Deutschland ihre Abschlusszertifikate erhalten. Altbundespräsident Christian Wulff, der Vorsitzender des Kuratoriums des Kollegs ist, sprach von einem historischen Tag. "Das erste Mal werden Imame ihre Ausbildung in Deutschland in deutscher Sprache abschließen, das hat es zuvor nicht gegeben", sagte Wulff. Das sei längst überfällig.

Das Islamkolleg Deutschland wurde Ende 2019 mit Sitz in Osnabrück gegründet. Im Sommer 2021 nahmen die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Ausbildung auf. Voraussetzung für die Imam-Ausbildung ist in der Regel der Abschluss eines wissenschaftlichen Studiums der islamischen Theologie in Deutschland. Das Kolleg wird vom Bundesinnenministerium gefördert.

Schwierige Suche nach Anstellung

Noch sind die Berufsaussichten allerdings offenbar schwierig. Wulff äußerte sich zuversichtlich, dass auch die derzeit noch bestehenden Schwierigkeiten der Absolventen, eine Anstellung zu finden, in den kommenden Jahren gelöst werden könnten. Er sieht große Chancen im Ausbau der islamischen Wohlfahrtspflege. Diese könne wie bei Caritas und Diakonie durch den Staat finanziert werden und biete Jobs auch für Seelsorgerinnen und Seelsorger. Zudem gebe es positive Signale aus dem Bundesverteidigungsministerium, dass künftig auch in der Bundeswehr muslimische Seelsorger eingestellt werden könnten.

Auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, äußerte sich erfreut über die ersten Absolventen. Es gebe einen großen Bedarf an qualifizierten Imamen, die für einen aufgeklärten Islam stünden. Es müsse aber klar sein, dass der Staat weder direkt noch indirekt das religiöse Personal finanzieren dürfe, betonte Mazyek, dessen Verband zu den Gründungsmitgliedern des Kollegs gehört.

Staat in der Pflicht?

Der Direktor des Islamkollegs Deutschland, Bülent Ucar, wünschte sich, dass die Ausbildung von Imamen an Einrichtungen wie dem Islamkolleg zum Mainstream werde. Er sei zuversichtlich, dass sich deren Berufsaussichten verbessern werden. Anders als Mazyek sieht Ucar neben den Muslimen auch den Staat in der Pflicht. Da dieser in Deutschland auch andere Religionen mittelbar finanziell unterstütze, sollte das auch für die Muslime möglich sein.

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