Symbole markieren Parkplätze mit einer öffentlichen Ladesäule für Elektroautos an einem Einkaufszentrum.

Ziele der Bundesregierung Wie steht es mit der E-Auto-Offensive?

Stand: 04.08.2024 12:27 Uhr

Die Bundesregierung will bis zum Jahr 2030 mindestens 15 Millionen E-Autos auf den Straßen sehen. Eine Million Ladepunkte sind versprochen, die Kaufprämien wurden allerdings kassiert. Wie läuft die E-Auto-Offensive?

Von Lissy Kaufmann, ARD-Hauptstadtstudio

Die Mittagspause nutzt Anja Weihpratitzky, um Energie zu tanken. Raus aus dem Homeoffice, runter zum E-Auto - und ab zur Ladestation. "Direkt vor der Haustür laden ist noch nicht drin, die nächste Ladestation ist 600 Meter entfernt", erzählt sie.

Die 30-jährige Berlinerin wohnt zur Miete im Zentrum der Stadt, in einem Mehrfamilienhaus, ohne eigenen Parkplatz, ohne Ladebox. Für Berlin selbst braucht sie eigentlich gar kein Auto. Wenn sie zu ihrem Pferd raus nach Brandenburg fährt aber schon. "Ich muss immer planen, muss genau wissen, wann fahre ich wohin." Sie muss vorher rechtzeitig laden - und hoffen, dass die Ladestation nicht schon belegt ist. Sonst kann es sein, dass der Akku nicht reicht.

E-Auto aus Überzeugung

Zwar will die Bundesregierung die Infrastruktur ausbauen: eine Million Ladepunkte bis 2030. Bislang gibt es aber nur rund 130.000. Für Menschen ohne eigene Ladestation zu Hause ist das oftmals schwierig. Auch Anja Weihpratitzky hat schon öfter gedacht, dass ein Verbrenner viel praktischer wäre.

Das E-Auto bleibt für sie aber Überzeugungssache - und eine Herzensangelegenheit. "Mein Großvater war Professor für Elektrotechnik. Er war einer der ersten, der sich mit 90 Jahren ein E-Auto gekauft hat. Als er gestorben ist, habe ich das Auto übernommen und war begeistert. Für mich gab es danach kein Zurück mehr."

Weniger Zulassungen seit dem Wegfall der Prämie

15 Millionen E-Autos bis 2030 ist das Ziel der Bundesregierung. Mehrere Jahre lang hat sie den Kauf von E-Autos mit einem Umweltbonus gefördert, bis zum abrupten Stopp im Dezember 2023. Mit Folgen: Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden etwa 16 Prozent weniger E-Autos neu zugelassen als im Vorjahreszeitraum.

Erwan Naveau hat das zu spüren bekommen. Er unterstützt deutschlandweit beim Einbau von Ladeboxen. Seine Kunden sind jetzt hauptsächlich Dienstwagenfahrer: "Das ist das Segment, das derzeit nicht so sehr leidet. Die Flotten werden umgerüstet, die Unternehmen haben Ziele, was Emissionsreduzierung angeht."

Nach Italien mit dem E-Auto

Einer dieser Dienstwagenfahrer ist Matthias N. Seit einem halben Jahr fährt er elektrisch. Und sieht bisher nur Vorteile. "Es ist kinderleicht, man kann zu Hause laden, mit der entsprechenden Wallbox."

Der 35-Jährige wohnt mit seiner Familie in Brandenburg, im Eigenheim mit eigener Ladestation. Seine Ladeerfahrungen sind gut. So gut, dass er jetzt mit der Familie sogar nach Italien fährt. "Wir planen einfach mehr Zeit ein, fahren gemächlicher, um Energie zu sparen", erzählt er. Theoretisch müsse das Fahrzeug alle 300 Kilometer eine halbe Stunde bis 40 Minuten geladen werden. "Mit kleinem Kind passen solche Pausen eh, um sich die Füße zu vertreten."

Weniger Steuern für E-Dienstwagen

Auch finanziell sieht er Vorteile: Für das elektrische Dienstauto zahlt er weniger Steuern, als er es für einen Verbrenner tun müsste. 

Matthias N. ist ein Beispiel dafür, dass aus Dienstwagenfahrern am Ende Überzeugungstäter werden können. "Wenn ich dieses Geschäftsauto nicht von meiner Firma bekommen hätte, hätte ich länger überlegt. Aber jetzt, nachdem ich das ein halbes Jahr fahre, würde ich es auch privat kaufen."

Thema Class="sendungsbezug Utschlandfunk Uhr über Programm: Thema Title">dieses Berichtete