Berliner Runde
Analyse

CDU-Strategie Durchwursteln oder Tempo machen?

Stand: 29.09.2021 00:05 Uhr

Die Unions-Parteichefs operieren nach der Bundestagswahl mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten: Während CSU-Chef Söder auf schnelle Entscheidungen drängt, scheint sein CDU-Kollege Laschet auf Zeit zu spielen.

Eine Analyse von Kirsten Girschick, ARD Berlin

Irgendwie durchkommen, irgendwie Zeit gewinnen - das scheint Armin Laschets Strategie derzeit zu sein. Weiter Tempo machen, weiter treiben, so geht dagegen Markus Söder vor.

Für heute hat es erst mal geklappt. Ralph Brinkhaus ist Fraktionschef der Union. Doch er ist ein Fraktionschef auf Abruf. Zwar ist er nicht bloß ein paar Wochen im Amt, wie es Armin Laschet wollte, aber auch nicht ein ganzes Jahr, wie er es selber wollte.

Armin Laschet hält sich damit weiter eisern an dem Strohhalm fest, doch noch Kanzler werden zu können in einem Jamaika-Bündnis. Nach Angaben von Teilnehmern sagte er in der Unionsfraktion. "Die, die uns gewählt haben, sagen: Gebt das nicht so schnell auf mit Jamaika." Laschet hofft dabei auf die Tragfähigkeit seines engen Drahts zu FDP-Parteichef Christian Lindner.

Dabei wächst der Druck auf Laschet, die Wahlniederlage der Union einzugestehen. Kaum verklausuliert wurden in der Unionsfraktion auch mindestens zwei Rücktrittsforderungen formuliert.

CSU drängt auf Entscheidungen

Unterdessen erhöht die Schwesterpartei den Druck. Die CSU-Landesgruppe hat ihren Vorsitzenden Alexander Dobrindt für vier Jahre wiedergewählt. Dobrindt ist also in seinem Posten sicher aufgestellt. Von der CDU fordert er jetzt, innerhalb von einer Woche müsse Personal und Positionen geklärt sein.

Und Markus Söder bringt sich als Kanzlerkandidat im Nachhinein in Stellung. Oder wie soll man es werten, dass er sich heute nicht zu "Mein Platz ist in Bayern" bekennen will. Wir erinnern uns: Mit dem Umschiffen der Nachfragen zu diesem Satz begann zuletzt der Versuch Söders, sich die Kanzlerkandidatur zu sichern.

Söder als Jamaika-Kanzler?

In Berlin kursieren Gerüchte, Söder werde aus der CDU gedrängt, Jamaika-Verhandlungen und die Kanzlerschaft zu übernehmen. Bei einer heutigen Pressekonferenz will er solche Ambitionen nicht bestätigen. betont, Sondierungen müssten CDU und CSU gemeinsam machen. "Alles andere ist Spekulation.“

Drei Sätze später erzählt er dann davon, dass die CSU sich auf Jamaika-Verhandlungen vorbereite. Es werde bereits eine "Matrix" vorbereitet. Tenor: Die CSU ist organisiert und bereit, während die CDU noch nicht mal aufgestellt ist.

Brinkhaus-Wahl bringt Stabilität - erstmal

Mit der Wahl von Brinkhaus zum Fraktionschef - und der Vermeidung einer Kampfabstimmung etwa mit Jens Spahn, Friedrich Merz oder Norbert Röttgen - ist nun zumindest etwas Stabilität bei der CDU eingekehrt. Damit kann vorsondiert werden, ob Jamaika in Frage kommt und Laschet doch noch Kanzler werden kann.

Und sollte Laschet doch den Rat derer annehmen, die Konsequenzen für die Wahlniederlage von ihm fordern - dann steht zumindest der Fraktionschef noch als Ansprechpartner für Jamaika zur Verfügung. Es könnte nun aber doch recht schnell klar sein, ob Jamaika überhaupt eine Chance hat. Zwischen Frust in der Partei und dem Machtanspruch des CSU-Chefs ist es eben auch Laschets letzte Chance für politisches Überleben.

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