Stop-Schild vor Atomreaktor

Klimadebatte Deutliche Werbung für Atomausstieg

Stand: 28.12.2019 02:55 Uhr

Deutschland verabschiedet sich 2022 von der Atomkraft. Angesichts der Klimadebatte wird in Teilen der Union über einen Ausstieg vom Ausstieg diskutiert. Der Chef der Atommüll-Behörde verteidigte das Atom-Aus nun.

Atomkraftwerke stoßen im Gegensatz zu Kohle- und Gaskraftwerken kein klimaschädliches CO2 aus. Angesichts der Klimadebatte hat dieser Umstand für eine politische Diskussion gesorgt. Ist der deutsche Atomausstieg bis 2022 der richtige Weg?

Befeuert wurde die Debatte durch den Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA Rafael Grossi, den Potsdamer Klimaforscher Johan Rockström und den wirtschafts- und energiepolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Joachim Pfeiffer. Sie hatten sich mehr oder weniger deutlich dafür ausgesprochen, den Atomausstieg zu überdenken.

Auch der Chef der Jungen Union, Tilman Kuban, ist der Auffassung, dass der kurzfristige Atomausstieg ein Fehler war. In der Klima-Debatte wirbt auch die AfD für eine Renaissance der Kernenergie.

"Gesellschaftlichen Großkonflikt befriedet"

In einem Interview mit der Funke-Mediengruppe reagierte nun der Chef der Behörde für den Umgang mit Atommüll auf die jüngsten Äußerungen. Der Ausstieg sei richtig, bekräftigte Wolfram König. Die Atomkraft werfe zentrale Sicherheitsfragen auf, es würden "Hochrisikostoffe" erzeugt, die auch Basis für eine nukleare Bewaffnung sein könnten.

"In Deutschland hat es über Jahrzehnte einen gesellschaftlichen Großkonflikt gegeben über die Nutzung der Atomenergie, den wir mit dem Ausstieg befrieden", sagte König. Nach den Erfahrungen von Tschernobyl und Fukushima seien die richtigen Schlussfolgerungen getroffen worden. König leitet das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE), das unter anderem für die Themen End- und Zwischenlager sowie Atomtransporte zuständig ist.

Wolfram König, Präsident des Bundesamts für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE,r) redet in Ulm mit Umweltschützern

Wolfram König, Präsident des Bundesamts für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE,r) redet in Ulm mit Umweltschützern

"Atomkraft löst kein einziges Problem"

Ähnlich hatte sich zuvor auch Umweltministerin Svenja Schulze geäußert: "Gerade in Zeiten, in denen einzelne die Atomkraft als vermeintlichen Klima-Retter propagieren, ist es wichtig zu betonen: Die Atomkraft löst kein einziges Problem, aber sie schafft neue Probleme für eine Million Jahre", sagte die SPD-Politikerin. Der Atomausstieg mache Deutschland sicherer.

Grünen-Chef Robert Habeck nannte die Debatte um eine Laufzeitverlängerung oder einen Ausbau der Atomenergie, die vor allem innerhalb der CDU entfacht werde, "falsch". "Statt über Atomausbau zu schwadronieren, sollten die Vertreter der Regierungsparteien lieber sehen, dass sie den Windausbau wieder in Gang bringen und nicht weiter Zehntausende Industriearbeitsplätze der Zukunft zerstören", sagte Habeck. Außerdem solle nicht vergessen werden,
dass sich die Atomenergie nicht gerechnet habe.

Die Geschäftführerin des Energieverband BDEW, Kerstin Andreae, nannte die Gedankenspiele "unfassbar". Deutschland habe den Atomausstieg aus guten Gründen beschlossen.

Letztes AKW wird 2022 abgeschaltet

Ende Dezember geht das Kernkraftwerk im badischen Philippsburg vom Netz, bis Ende 2022 steigt Deutschland komplett aus der Atomkraft aus. Als letzte Kraftwerke werden Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 abgeschaltet. Die Bundesregierung hatte den Atomausstieg 2011 beschlossen.

Vor Weihnachten hatte die Bundesregierung Spekulationen über eine Abkehr vom Atomausstieg wegen des Klimaschutzes eine klare Absage erteilt. "Der Ausstieg wird wie geplant vollzogen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Als Ersatz für die wegfallenden Energiekapazitäten will Deutschland bis 2030 den Anteil von Ökostrom am Bruttostromverbrauch auf 65 Prozent steigern. 2019 waren es nach BDEW-Zahlen 43 Prozent.

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