Tino Chrupalla und Alice Weidel
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AfD-Politiker Was über die Fälle Chrupalla und Weidel bekannt ist

Stand: 05.10.2023 18:40 Uhr

AfD-Chef Chrupalla war kurzzeitig im Krankenhaus, seine Parteikollegin Weidel hält sich derweil auf Mallorca auf, möglicherweise aus Sicherheitsgründen. Was ist über die Vorfälle bekannt? Und was sagen Polizei und Behörden dazu?

Warum war Chrupalla im Krankenhaus?

Der Parteivorsitzende der AfD war am Mittwoch in ein Ingolstädter Krankenhaus eingeliefert worden. Sein Büro erklärte, er sei zu diesem Zeitpunkt ansprechbar gewesen, habe aber auf der Intensivstation gelegen.

Inzwischen hat Chrupalla die Klinik wieder verlassen. "Tino Chrupalla konnte mittlerweile Ingolstadt verlassen und wird sich in weiterführende ärztliche Behandlung begeben", hieß es in einer Pressemitteilung der AfD. Alle geplanten Wahlkampftermine in Bayern seien abgesagt worden.

Die AfD bleibt bisher bei ihrer ursprünglichen Darstellung, dass es einen "tätlichen Vorfall" gegeben habe. Im Krankenhaus habe man eine "Stichverletzung" diagnostiziert. "Herr Chrupalla litt darüber hinaus unter starken Schmerzen und Übelkeit."

Was ist passiert?

Was genau zur Krankenhaus-Einweisung führte, ist immer noch unklar. Der AfD-Chef hatte am Mittwoch eine Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt besucht. Vor Beginn einer geplanten Rede musste er hinter der Bühne medizinisch versorgt werden und kam dann in die Klinik.

Wie das ARD-Hauptstadtstudio aus Chrupallas Umfeld erfuhr, soll er kollabiert sein, habe starkes Unwohlsein gehabt und nur schwer laufen können. Die Polizei hatte mitgeteilt, dass zu diesem Zeitpunkt "eine offensichtliche Verletzung" nicht erkennbar gewesen sei. Die AfD-Bundesgeschäftsstelle hatte dennoch von einem "tätlichen Vorfall" gegen Chrupalla gesprochen.

Polizei und Staatsanwaltschaft erklärten, Chrupalla habe Schmerzen im Oberarm verspürt und sei "wegen weiterer gesundheitlicher Beschwerden" ins Krankenhaus gebracht worden. Dort sei eine "oberflächliche Rötung bzw. Schwellung" festgestellt worden. Es sei eine Blutprobe entnommen worden. Zudem soll seine Kleidung untersucht werden.

Was sagt die Polizei dazu?

Laut Polizei und Staatsanwaltschaft gibt es keinerlei Hinweise auf einen Angriff. Zwar hätten "nach dem derzeitigen Kenntnisstand mehrere Personen Selfies mit Herrn Chrupalla gefertigt, bei denen es zu einem leichten Körperkontakt kam", teilten die Ermittler am Donnerstag mit. "Es liegen zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Erkenntnisse vor, dass Herr Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde."

Der BR erfuhr aus bayerischen Ermittlerkreisen, die Polizei habe vor Ort auch keine medizinischen Spritzen oder Ähnliches gefunden, sondern lediglich zwei Pin-Nadeln. Diese seien aber "nichts Ungewöhnliches" an einem Ort, an dem in den vergangenen Tagen mehrere Wahlkampf-Veranstaltungen abgehalten wurden. Zudem habe auch der Personenschutz von Chrupalla keinen Angriff wahrgenommen, heißt es seitens der Ermittler.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt dennoch wegen einer möglichen Straftat. Das Verfahren laufe gegen unbekannt, Verdächtige gebe es nicht, sagte eine Sprecherin der Behörde in Ingolstadt. Bereits bei einem Anfangsverdacht werde ein solches Ermittlungsverfahren eingeleitet, erklärte die Sprecherin.

Wo befindet sich Weidel?

Alice Weidel hatte am Dienstag, dem Tag der deutschen Einheit, einen Wahlkampfauftritt in Mödlareuth aus Sicherheitsgründen abgesagt. Auf der Veranstaltung wurde offiziell erklärt, Weidel und ihre Familie seien "von der Polizei aus ihrer privaten Wohnung evakuiert und an einen sicheren Ort verbracht (worden), da sich die Hinweise verdichteten, dass auf sie ein Anschlag inklusive Familie geplant wird." Die AfD-Politikerin dürfe "nicht aus diesem Safehouse raus, sie muss untergetaucht bleiben bis auf Weiteres".

Nun kam durch Recherchen des Magazins "Der Spiegel" heraus, dass sie sich auf Mallorca aufhält. Am Dienstag wurde sie an der Ostküste in einem Strandrestaurant gesehen - im Urlaub am Meer, gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin, wie es in dem Bericht heißt. Auf Nachfrage bestätigte Weidels Sprecher, dass sich seine Chefin auf der Urlaubsinsel aufhalte. Er widersprach damit den AfD-Äußerungen auf der Wahlkampfveranstaltung. Offenbar hält sich Weidel bereits seit Sonntag auf der Insel auf.

Unbeantwortet ließ Weidels Sprecher laut "Spiegel" die Frage, wie der Mallorca-Trip und der Besuch eines öffentlichen Strandrestaurants mit der angeblichen Bedrohungslage gegen ihre Person und den damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen vereinbar sei.

Was ist passiert?

Laut AfD hatte es am 23. September einen "sicherheitsrelevanten Vorfall" gegeben. Die Schweizer Polizei bestätigte einen Einsatz im Bezirk Einsiedeln. Weidel und ihre Familie haben im Kanton Schwyz einen Wohnsitz. Aus "polizeitaktischen Gründen können wir jedoch keine weiteren Angaben dazu machen", erklärte ein Sprecher gegenüber dem ARD-Studio Genf. Bedeckt hielt sich der Sprecher auch auf die Frage, woher der Hinweis für den Einsatz gekommen sei.

Was genau zu der Einschätzung führte, dass es einen Anschlag auf Weidel geben könne, wie die AfD behauptet, ist also bislang unklar. Auch, warum die Sicherheitslage es offenbar zuließ, dass Weidel zwischenzeitlich im Bundestag auftrat. Dort sind mehrere Zwischenrufe von ihr im offiziellen Protokoll des Parlaments notiert.

Gibt es Hinweise auf eine Gefährdung Weidels?

Das für den Personenschutz von Politikern zuständige Bundeskriminalamt (BKA) teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP mit, die Absage von Weidels Teilnahme an der Veranstaltung am Dienstag sei "nicht auf Veranlassung oder Empfehlung des BKA" erfolgt. Darüber hinaus könne die Behörde "zu taktischen Maßnahmen oder Gefährdungsmomenten keine Auskunft geben". 

Gab es in der Vergangenheit Angriffe auf AfD-Politiker?

Angriffe auf AfD-Politiker und Parteieinrichtungen gab es schon mehrfach. So wurde im August der Vorsitzende der AfD Augsburg, Andreas Jurca, nach eigenen Angaben überfallen und schwer verletzt. Er habe unter anderem einen Bruch des Sprunggelenks erlitten. Im Februar wurde in Leipzig ein Stadtrat der AfD bei einem Angriff verletzt, in Fürth gab es Ende April einen Faustschlag ins Gesicht eines AfD-Mitarbeiters am Wahlkampfstand.

Bereits länger her ist der Fall Frank Magnitz. Der Bremer AfD-Politiker wurde 2019 angegriffen. Seine Partei hatte unmittelbar danach behauptet, Magnitz sei mit einem Kantholz bewusstlos geschlagen worden; die Täter hätten danach gegen seinen Kopf getreten, als er am Boden lag. Es wurden Bilder von Magnitz aus dem Krankenhaus veröffentlicht, die ihn mit schweren Blessuren zeigten.

Diese Version der Geschehnisse stellte sich jedoch als stark übertrieben heraus - die Staatsanwaltschaft widersprach der AfD-Darstellung. Videoaufnahmen des Vorfalls zeigten eindeutig, dass kein Gegenstand im Spiel war und auch niemand gegen Magnitz' Kopf getreten habe. Vielmehr habe ein Mann Magnitz angesprungen, woraufhin dieser gestürzt und offenbar ungebremst mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen sei. "Wir gehen davon aus, dass die gesamten Verletzungen allein dem Sturz geschuldet sind", sagte ein Sprecher der Bremer Staatsanwaltschaft.