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Kritik an Windkraftanlagen Keine Ressourcenfresser und Giftschleudern

Stand: 11.10.2022 11:03 Uhr

Ressourcenverschwendung und schädliche Klimagas-Emissionen - Windkraftanlagen stehen aktuell erneut in der Kritik. Dabei sind sie ein wichtiger Teil der Energiewende. Was ist an den Vorwürfen wirklich dran?

Es bräuchte "jeden Tag zehn Windkraftanlagen", um die Energieziele von Wirtschaftsminister Robert Habeck bis 2030 zu erreichen, behauptete der Präsident des Chemieverbands VCI, Markus Steilemann, jüngst gegenüber der "Bild"-Zeitung. Weiter führte er aus: "Eine davon braucht 4000 Tonnen Stahl; das ist ein halber Eiffelturm. Das heißt: fünf Eiffeltürme jeden Tag. Und das für die nächsten 8 Jahre".

Die Zahlen, die Steilemann angibt, sind jedoch nicht nachvollziehbar: Zunächst einmal gibt es verschiedene Turm- und Mastformen für Windenergieanlagen. Am meisten Material wird für Stahlrohrtürme gebraucht. Laut dem Bundesverband Windenergie werden nach neuesten Berechnungen für die Energieziele sechs Windkraftanlagen benötigt, in denen - jeweils mit Turbine, Turm und Fundament - circa 500 bis 600 Tonnen Stahl verbaut werden, also deutlich weniger als von Steilemann angegeben.

Nur Drittel-Eiffelturm statt fünf

Der Eiffelturm wiegt zudem mehr als 10.000 Tonnen. Selbst wenn ausschließlich die größten Windkraftanlagen gebaut würden, wären es nicht fünf Eiffeltürme, sondern gut ein Drittel-Eiffelturm bei sechs neuen Windkraftanlagen pro Tag. Auf das Jahr gerechnet wären dies maximal 1.314.000 Tonnen, was gut drei Prozent der jährlichen deutschen Stahlproduktion im Mittel der vergangenen Jahre entspräche.*

Steilemann hat seinen Irrtum inzwischen eingestanden und auf Twitter korrigiert. Auf "bild.de" wurden die Aussagen ebenfalls korrigiert.

Der Klimakiller im Turm?

Das ARD-Wirtschaftsmagazin plusminus schlug vor einigen Wochen wegen eines anderen Themas Alarm: In Windkraftanlagen wird Schwefelhexafluorid (SF6) verwendet, das für das Klima gefährlichste Treibhausgas überhaupt. Ein Kilogramm des Gases hat in etwa die Klimaschädlichkeit von 22,8 Tonnen Kohlendioxid (CO2). Gelangt es in die Atmosphäre, dauert es mehr als 3200 Jahre, bis es sich wieder zersetzt.

Allerdings wird das Schwefelhexaflourid nicht, wie anderweitig mehrfach behauptet wurde, von den Windkraftanlagen ausgestoßen, sondern verbleibt während der gesamten Lebensdauer in dem System - genauer gesagt in den Schaltanlagen, wie man sie auch in zahlreichen anderen Energietechniksystemen findet.

Nur geringe Mengen

Laut dem norwegischen Forschungsinstitut SINTEF befinden sich in einer typischen Windkraftanlage weniger als drei Kilogramm des Treibhausgases. Selbst wenn diese durch einen Unfall oder Manipulation entweichen sollten, würde dies die CO2-Einsparung der Windanlage wieder wettmachen, die diese in zweieinhalb Tagen erwirtschaftet, wenn man mit einer CO2-Einsparung von 10.000 Tonnen pro Jahr rechnet.

In Bezug auf die Gesamtproduktion von Schwefelhexafluorid spielt der Anteil von Windkraftanlagen zudem keine Rolle, erst recht nicht bei den Emissionen in die Umwelt: Diese ist laut Umweltbundesamt bei der Entsorgung von alten Schallschutzfenstern am höchsten, bei dem das Gas nicht recyclelt wird.

Inzwischen wurden Alternativen zu Schwefelhexafluorid entwickelt, die sich jedoch erst langsam durchsetzen werden. Sie erfordern eine weniger kompakte Bauart der Schaltanlagen, was bei Anwendungen in der Windkraft zunächst als problematisch angesehen wurde. Inzwischen gibt es aber auch hier technische Lösungen.

* Der Beitrag wurde mit neueren Berechnungen des Bundesverbands Windenergie aktualisiert.

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