Ein Abstrichstäbchen für einen Corona-Schnelltest
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Fragen und Antworten Was Schnelltests können - und was nicht

Stand: 04.12.2020 14:22 Uhr

Antigen-Schnelltests auf das SARS-Cov-2-Virus sollen dazu beitragen, insbesondere in Pflegeheimen und Schulen für mehr Sicherheit und Normalität zu sorgen. Ein Allheilmittel sind sie jedoch nicht.

Von Wulf Rohwedder, Redaktion ARD-Faktenfinder

Wie funktionieren Antigen-Schnelltests auf SARS-Cov-2-Viren?

Für Antigen-Schnelltests tief im Nasen- oder Rachenraum eine Probe entnommen. Sind darin Eiweiß-Fragmente des Virus enthalten, wird ein positives Testergebnis angezeigt.

Eine Covid-19-Infektion verläuft in drei Phasen: Zunächst erfolgt die eigentliche Infektion. Danach ist der Betroffene hoch infektiös, muss aber keine Krankheitssymptome zeigen. Zuletzt zeigt er dann möglicherweise Symptome und bildet kaum noch Viren, kann aber noch weiterhin andere Menschen infizieren.

Die Schnelltests weisen Viren in der Phase nach, die für die Weiterverbreitung der Krankheit die wichtigste ist. Ein positives Ergebnis sollte durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negativer Test ist keine Garantie dafür, dass der Proband nicht ansteckend ist.

Was sind die Vorteile des Schnelltests ?

Die Schnelltests sind deutlich kostengünstiger als die PCR-Tests. Sie müssen nicht in ein Labor eingesandt werden, sondern liefern das Ergebnis innerhalb weniger Minuten vor Ort. Dadurch fallen Fehlerquellen wie Transportprobleme oder Verwechslungen weg, die Labore werden entlastet.

Wer kann die Schnelltests durchführen?

Kitas und Schulen beziehungsweise ihre Träger können laut einer neuen Verordnung Antigen-Schnelltests beziehen. Davor war dies offiziell nur Ärzten und Krankenhäusern möglich. Darüber, ob die Tests von Laien den Probanden selbst durchgeführt werden können und sollen, geht die Meinung auseinander: Fehler bei der Entnahme oder Verarbeitung können das Ergebnis verfälschen.

Eine DRK-Mitarbeiterin demonstriert an einer jungen Frau vor dem Zelt der Metropolishalle des Filmparks Babelsberg die Prozedur des Abstrichs für einen Corona-Test.

Schon bei der Entnahme der Testprobe können Fehler passieren, die das Ergebnis verfälschen.

So warnen die niedergelassenen Ärzte vor dem Gebrauch durch medizinische Laien. Dadurch steige das Risiko fehlerhafter Negativ-Ergebnisse und damit die Gefahr durch "Super-Spreader", die sich dann "in trügerischer Sicherheit wiegen", erklärte der NAV-Virchowbund. Nach Expertenmeinung sollten die Tests nur unter sterilen Bedingungen durchgeführt werden, die an den meisten Orten nicht gegeben sind.

Das Robert Koch-Institut (RKI) rät daher, an Kitas und Schulen für die Tests Hygienebeauftragte einzusetzen, die für die Anwendung geschult werden. Das Thüringer Gesundheitsministerium und die Niedersächsische Ärztekammer empfehlen, Schnelltests nur von medizinischem Fachpersonal oder einer vorherigen Schulung anzuwenden. Lehrer-, Patienten- und Pflegeverbände fordern daher eine Unterstützung durch externe Kräfte.

Sind genügend Tests vorhanden?

Deutschland hat sich nach laut Gesundheitsminister Jens Spahn durch Garantie-Verträge mit großen Produzenten und Lieferanten monatlich mehr als 60 Millionen Corona-Schnelltests gesichert. Trotzdem dämpft er im WDR Hoffnungen, dass diese in allen Alten- und Pflegeheimen bis Weihnachten verfügbar seien: Die Lieferungen seien noch nicht überall ausreichend, so Spahn. Das werde sich aber Zug um Zug verbessern.

Jens Spahn

Gesundheitsminister Spahn befürwortet eigenständige Schnelltests an Kitas und Schulen - kann aber die Verfügbarkeit nicht zusichern.

Wie zuverlässig sind Schnelltests?

Die  Schnelltests haben nicht die hohe Genauigkeit der PCR-Tests. Laut dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI), dem Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, liegen sie sogar um "Größenordnungen" darunter. Der Virologe Christian Drosten von der Charité warnt davor, dass dies bei Massentests in der aktuellen Infektionslage zu vielen falsch-positiven Ergebnissen führen kann.

Das PEI hat inzwischen Mindestkriterien für eine mögliche Zulassung der Antigen-Tests entwickelt. Demnach soll die Sensitivität bei 80 und die Spezifität bei 97 Prozent liegen, Das heißt, das 80 von 100 positive Proben als solche erkannt werden müssen und nur drei von 100 Gesunden Probanden falsch als infiziert angezeigt werden. Verbindlich sind diese Anforderungen bisher aber noch nicht.

Nur wenige der mehr als 200 in Deutschland angebotenen Tests wurden bisher unabhängig überprüft. Bei einer vorläufigen Studie des Virologen Drosten lag die Spezifität von sieben getesteten Produkten zwischen 88,24 und 100 Prozent.

Wer kontrolliert die Qualität der Schnelltests?

Für In-vitro-Diagnostika, zu denen auch Antigen-Schnelltests gehören, gibt es keine Pflicht zur Zulassung oder unabhängigen Überprüfung. Bis diese, wie geplant, eingeführt ist, müssen sich Anwender auf die Angaben der Hersteller verlassen.

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